Seite 1 von 1

Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Mi 6. Dez 2006, 13:42
von KMH
Guten Tag,
bin erstmaliger Nutzer dieses Forums. 1997 habe ich am Wannsee einen Backdecker (nach Verkäuferangaben "Engelbrecht", LWL 10.00, B 3.25, Tg ca 0.90) erworben. Liegeplatz war ein Bootshaus am Wannsee. Der ca. 1994 verstorbene Bootshausbesitzer war der Voreigner. Ersteigner soll ein "Butterfabrikant" aus Berlin gewesen sein. Boot fuhr auf dem Wannsee unter dem Namen "Uwe" (eventueller vorheriger Name nicht bekannt). "Uwe" hatte einen weißen Rumpf mit einem nachträglich aufgebauten Stahlsteuerstand und Holzachterkajüte.
Baujahr soll 1936 oder 1938 sein.
Wer kann zur Geschichte meines Bootes etwas sagen ?
"Uwe" ist fast vollständig restauriert und wird 2007 wieder zu Wasser gehen.
Vielen Dank
KMH

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Sa 3. Mär 2007, 18:02
von backdecker
Hallo,

hier Infos zu bekommen ist immer der reine Zufall, selbst ältere Leute haben da meist keine Erinnerungen mehr, bzw. wer liest schon von den damaligen Werftmitarbeitern, welche heute meist 70-90 Jahre sind, das Internet, und für Motorboote gabs mangels Regatten o.ä. eh kaum Aufzeichnungen in den Clubs.
Auch wurden diese Boote durch Aufbauten teilweise so umgestaltet, daß auch kein optischer Erinnerungswert mehr besteht.
Da aber hier in der Region Berlin-Potsdam doch viele Backdecker fahren, ist der erste Schritt wohl der Informationsaustausch vor Ort, sinnvoll wäre da sicher ein Austausch von Infos (Fotos) zum Boot.
Dabei fällt mir auf, daß die Breite von 3,25m bei 10m Länge sehr sehr ungewöhnlich für die 30 er Jahre wäre, Backdecker dieser Größe waren eigentlich immer um die 2,50m, in den alten Yachten finden sich die Breiten von über 3m in den 30 Jahren eher bei 16m Schiffen, wobei ich hier die LWL gleich Bootslänge gesetzt habe, da die Backdecker alle vorn und hinten nahezu senkrecht ins Wasser abfielen.
Wenn die Achterkajüte außen noch original sein sollte könnte man daraus evtl. auch Rückschlüsse auf das Alter ziehen. Ist der Rumpf denn noch genietet?

Viele Grüße
Walter



Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Di 16. Sep 2008, 15:29
von Thomas Fox
Hallo KMH,
habe gerade deinen Beitrag im Forum gelesen. Ich habe auch einen Backdecker gekauft und suche in Berlin eine Möglichkeit Reparaturen und Restaurierungen vornehmen zu lassen. An wen hast Du dich gewendet?
Gruß
Thomas

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Sa 20. Sep 2008, 23:10
von sterack
Hallo, Thomas,

melde dich mal im Forum bei www.oldieboote.de.
Es gibt dort einige Backdecker-Freunde und einiges an Infos über verschiedene Boote.

Grüße,

Stefan

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: So 28. Sep 2008, 17:43
von janger
Hallo Thomas,

ich lasse gerade meinen Backdecker restauriern und ich bin mit den Ergebnis ganz zufrieden.

Allerdings brauchte es mehr Zeit und Geld, als gedacht. Aber das ist wohl immer so....

Schreib mir, wenn Du Interesse am diesem Kontakt hast.

Gruß Janger

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Mo 29. Sep 2008, 19:34
von Sinti
HI, wenn Du Deine "UWE" von Hrn. Waller, bzw. den Erben gekauft hast, dann ist die Hälfte aller Berliner Wassersport-Freunde bereits mit Deinen Boot gefahren, ich auch... Herr Waller war Fahrschullehrer für Motorboot- Führerscheine.

Mit freundlichen Grüßen, Sinti

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Mo 14. Feb 2011, 23:49
von Bootsliebhaber
Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt: Spezialisten beim Thema Engelbrecht Backdecker ist die Bootsmanufaktur in Oberschöneweide http://www.bootsmanufaktur.com - Hier werden regelmäßig Engelbrecht Backdecker restauriert und/oder umgebaut. Meines Wissens verfügt der Inhaber Nils Clausen auch über eines der größten Archive von Zeichnungen, Fotos und Geschichte von Engelbrecht Backdeckern.

Re: Engelbrecht Backdecker

Verfasst: Di 15. Feb 2011, 14:12
von backdecker
Liebe Freunde der 20/30er Jahre Motorboote,

da ein solcher Forum-Eintrag offensichtlich wohl immer wieder mal auftaucht und die "Backdecker-Scene" wächst, hier einmal etwas ausführlicher zum Thema "Backdecker" aus meiner heutigen Sicht.

Das Wort "Backdecker" scheint im Berliner Raum offensichtlich untrennbar mit "Engelbrecht verbunden.
Betrachtet man dazu allerdings die Yachtzeitschriften aus den 20er/30er Jahren oder das Buch "Motorboot und Motoryacht" (Tiller-Haeder) von 1931, welches einen sehr guten Überblick über die wichtigsten Motorbootmodelle und der Erbauer gibt, dann sieht man, dass "Engelbrecht" eher wenig erwähnt wird, auch in den Werbeanzeigen dieser Zeit ist "Engelbrecht" nur unterdurchschnittlich vertreten.
Dafür ist z.B. viel von der "Brumm-Werft" die Rede. Brumm? Nicht mal Leute die schon seit langem in der Scene der 20/30 Jahre-Boote sind können damit oft etwas anfangen.
Ok, "Franz" kennt man schon noch, aber "Brumm"?.
Dabei gab es neben "Franz" und "Brumm" noch viele weitere große Werften, u.a. in Berlin-Spandau oder Potsdam oder außerhalb wie "Lürssen" bei Bremen.

"Engelbrecht" war offensichtlich nur eine von vielen Werften und wohl, zumindest bis Anfang 1931, bei weitem nicht die bedeutenste Werft.


Noch zu den Restaurationen:

Wenn jemand beim einem historischen Segelschiff sämtliche Kajüt-Aufbauten entfernt um daraus einen offenen "Daycruiser" zu machen, wird er in der historischen "Segelscene" damit wohl mehr skeptische Blicke als "Anerkennung" oder Preise ernten.

Bei Motorbooten scheint derzeit noch alles erlaubt.

Aus jedem Boot mit der prinziell geeigneten Rumpfform wird ein "Backdecker-Nachbau", eher Typ "Partyboot" für 20 Leute am Sonntagnachmittag, historische Aufbauten oder ehemalige Achterkajüten stören da eher bzw. nehmen da nur Platz weg.
Was da an historischer Substanz schon einmal vernichtet wird, ist mehr als traurig.

Dafür gibt es meist "Windschutzscheiben", welche es bei Backdeckern eigentlich nie gab.
Diese sind fast schon Standard, so dass jeder glaubt das war einmal so.

Im Moment dient der "Backdecker" mit seinen meist sehr klaren, schönen Linien oft eher zur Selbstdarstellung seines Besitzers, und wird nach eigenen Vostellungen entsprechend gestaltet, mit "Restaurierung" im eigentlichen Sinne hat dies wohl weniger zu tun.

Also, Feunde der Motorbootklassiker aus den 20/30 Jahren, es gibt ein tolles Yachtsportarchiv.

Wenn ihr wirklich restaurieren wollt, macht Euch die Mühe dort, z.B. in der Yacht, sowohl die eigentlichen Bauwerften, als auch die historischen Backdecker-Vorbilder zu recherchieren.

Nur wer sich halbwegs am "Original" orientiert, wird langfristig auch finanzielle und historische "Werte" schaffen.

Ok, es werden sich auch für einen offenen 15m "Party-Backdecker" später einmal Käufer finden, das sind auch nicht die Leser dieses Forums, da geht es eigentlich nicht um Historie sondern um "Fun" unter dem Deckmantel der Historie.

Aber langfristig werden nur die halbwegs originalen Restaurierungen bestehen und Anerkennung finden, so wie bei Auto-Oldtimern und alten Segelschiffen.

Na klar, es gibt eigentlich keine origialen Motoren oder Instrumente mehr, darum muss es erst einmal auch nicht gehen, es geht aber darum den Character der Boote zu erhalten.

Auch bautechische Abweichungen vom Original wie das Schweissen der genieteten Rümpfe ist wohl nicht zumeiden, der Austausch von genieteten Stahlplatten ist eine solche "Schweinearbeit" , dass dies wohl nie mehr Restaurierungsstandard werden wird.

So, Freunde das wars, nutzt das Yachtsportarchiv zur Info und macht Euch ein eigenes Bild zum Backdecker der 20er/30er Jahre und versucht dies bitte bei einer Restaurierung umzusetzen.

Ansonsten ist jeder Dialog willkommen, hier oder auch gern mit ohne Boot am Schwielowsee.

hochwasserliche Havelgrüssse

Walter