Moin, Moin,
ich weiß nicht, ob das bei allen Verstellschrauben so ist, schließlich werden diese auch in der Berufsschiffahrt eingesetzt. Meine persönliche Erfahrungen waren zumindest durchwachsen.
Also:
- Sind Sie mit Ihrem Schiff auch zufrieden...?
Die Kievit820 war in meinem "anderen Leben" jetzt habe ich eine wunderschöne, schnelle Vampire-22 aus feinstem Mahagonie

Spaß beiseite:
Als ich das Boot vom Vorbesitzer übernahm, erklärte er mir, daß der Hauptvorteil sei, ohne Unterbrechung von Voll Voraus auf Voll Zürück gehen zu können. In der Anfangszeit funktionierte das auch, nach der folgenden notwendigen Reparatur (s.u.) nicht mehr so - später mußte ich gleichzeitig das Gas zurücknehmen, man war also immer mit beiden Hebeln zugange.
Der Vortrieb vor- wie - zurück war hervorragend, gleichzeitig ließ sich beim Segeln die Schraube in eine widerstandssparende Segelstellung bringen.
So trivial es klingt: man muß sich im Klaren sein, daß die Schraube bei laufendem Motor permanent im Vortrieb ist. Dies wirkt sich nicht nur bei einem evtl. Mann-über-Bord-Manöver aus: Einen richtigen Leerlauf gibt es nicht, das Ganze ist immer ein "labiles Gleichgewicht" mit leicht zurück oder leicht voraus. Wer einmal mit so einer Schraube den Konvoi auf der Staande-Masten-Route nachts durch Amsterdam gemacht hat, weiß, wovon ich rede: wo andere den Leerlauf reinschieben, ist man laufend am korrigieren.
- Wie funktioniert der überhaupt?Gibt es tech. Zeichnungen?
Techn. Zeichnungen habe ich leider nicht. Das Ganze beruhte bei uns auf einer Welle mit einer Längsverzahnung, ca. 10cm lang, diese Welle wird in der Längsachse verschoben, auf der Verzahnung sitzen die beiden Schraubenblätter mit einer eigenen Verzahnung, durch dieses Zahnwerk werden dann die Blätter verdreht und so auf Vortrieb, "Neutral", Zurück verstellt.
Da die Welle sich bewegt, gibt es keine richtige Stopfbuchse (man hat also immer ein wenig "Dreckwasser" in der Bilge.
Damit die Welle auch in der Schraube Bewegungsplatz zum Verstellen hat, ist nach achtern von den Blättern noch eine Art hohler Konus aufgeschraubt, in den sich die Welle bei der Verstellbewegung hineinbewegt.
- Wie muß man so einen Antrieb warten? Welche Reparaturen sind möglich?
Die Wartung ist einfach, aber ich fange einmal damit an, was passiert, wenn man es nicht macht: man landet vor einer Betonwand in Lemmer
Grund dafür war: die Längsverzahnung der Welle war durch das Seewasser weggefressen worden, weil die Schraube durch den Kfz-Meister,der das Boot zuvor besaß, nicht hinreichend gewartet wurde, und die Schraube blieb dadurch auf voll voraus. Eine neue Welle mit dieser Verzahnung ist eine teure Einzelanfertigung und in Holland bedeutet "in zwei Wochen Freitag fertig": irgendwann am Ende eines schönen Sommers fertig - weiß ich seitdem.
Dabei sind die Wartungsarbeiten recht primitiv: man nehme walk- und seewasserfestes Fett und schmiere es von Zeit zu Zeit dick um den Wellenaustritt im Rumpf, damit weniger Wasser durchtritt.
Die Schraube wartet man, indem man mit einem großen Schraubenschlüssel den beschriebenen Konus abdreht. Dann reinigt man die Teile vom alten Fett, schmiert die verzahnten Blattansätze wieder dick ein (aber seewasser- und walkfestes Fett, nicht 08/15-Mercedes-Abschmierfett, siehe oben), füllt den Konus satt mit Fett, und schraubt diesen wieder auf, damit die Welle geschützt in einem Fettbad läuft.
Das wären im Groben so meine Erfahrungen.
Mit Gruß,
Ulrich Mewes
SY Tanja