Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

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Thomas Frautschi
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Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von Thomas Frautschi » Di 2. Mai 2017, 08:40

Guten Tag,

Ich bin seit letzter Woche Eigner einer 40m2 Berg-Ketch.

Länge: 8 m
Breite: 2.65 m
TG: 1.60 m
A-Segel: 40 m2
Jahrgang: 1939

Das Schiff habe ich im WWW gefunden, oder das Schiff mich, und habe es von Rom nach Schönried gezügelt.
Zurzeit bin ich daran herauszufinden wie ich das Schiff am besten renoviere. Wenn es dann so weit ist, wird es im Thunersee wieder ins Wasser gelassen und gesegelt.
Der Zustand ist zum Teil ganz gut und zum anderen Teil sehr trocken da es seit 2015 nicht mehr im Wasser war und vor sich hin trocknete.

Meine bisherigen Recherchen haben ergeben, dass es sich um ein besonderes Schiff handeln muss. Es gibt ein dänisches Buch, "bogen om spidsgatteren" und da ist das Schiff erwähnt und dargestellt.
Das Ruder geht bei der Aegir nicht über den Achternsteven bis übers Deck, sondern kommt in einem Kielrohr aus dem Achterdeck hervor.

Ich wäre um jeden Hinweis dankbar den jemand machen kann über das Schiff resp. über die Geschichte.

Vielen Dank im Voraus.

Freundliche Grüsse

Thomas Frautschi

th.frautschi@bluewin.ch


Mehr Infos:
https://www.facebook.com/Spitzgatter-Ke ... 516036794/
André bauer
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von André bauer » Mi 3. Mai 2017, 19:07

Hallo Thomas,

Edit: Glückwunsch zum Schiff erstmal!

Wenn ich die Bilder richtig interpretiert habe, steht das Schiff im Freien unter der Überdachung des Holzlagers.
Und so wie der Lack auf dem Rumpf aussieht, wird das ein Projekt über längere Zeit.
Je nachdem, ob Du professionelle Bootsbauer holst oder in Eigenregie arbeiten willst, sicher mehr als 1 bis zu 10 und mehr Jahre.
Dafür ist der Platz aus vielen Gründen mehr als ungeeignet. Schon für ein Jahr.
- Im Winter oder bei Regen kann kaum gearbeitet werden, Temperaturen unter 10° lassen keine Verleimungen zu
- Eis in offenen Plankennähten drückt alles kaputt
- Das Boot trocknet durch die Zugluft viel zu sehr aus, es sei denn es soll ausgeleistet und mit Epoxi/GFK beschichtet werden. Dafür kann das Holz bis auf 8% runter trocknen.
- Der Lagerplatz zieht das Projekt aus all diesen Gründen zusätzlich in die Länge
- Platz ist auch der Motivation nicht zuträglich, außer bei Sonnenschein
- Die Beleuchtung kann nur mangelhaft sein, um saubere Arbeit machen zu können braucht es gleichmäßige Beleuchtung in Tageslichtqualität aber das zu allen Jahres- und Uhrzeiten

Auch ein Zelt über dem Boot ist für die scheinbare Projektgröße ungeeignet.
Das Eis in den Fugen entfällt, alle anderen Punkte bleiben.
Und vor dem Holzlager ist ein Zelt auch wohl nicht geplant?

Ich habe selbst ein extrem langfristiges Projekt (deutlich über 10 Jahre) und es ist nicht mein Erstes.
Mein Boot steht in einer Halle mit Kreissäge, Hobel, Bandsäge, selbstgebauten Deckenkränen und Massen von Handwerkzeug. Dennoch dauert es.
Wenn man für jeden Schnitt viele Meter laufen oder gar fahren muss, hat man selbst und die Helfer/Bootsbauer sehr schnell die Nase voll.

Ich hoffe, ich hab den entscheidenden Hinweis übersehen...

Grüße,
André
Gruß,
André

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Thomas Frautschi
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von Thomas Frautschi » Mi 3. Mai 2017, 23:02

Lieber André,
Vielen Dank für Deine Bemerkungen. Wenn ich nicht schon alles gewusst hätte, wären Sie ganz lehrreich. Wo und wie ich unsere AEgir renoviere las mal meine Sorge sein. Das Schiff musste noch vor anfangs Mai vom Standplatz in Italien weg, da sie mir sonst eine weitere Monatsmiete in Rechnung gestellt hätten. So habe ich das Schiff mal hingestellt wo mir der Platz gut schien dafür. Der entgültige Platz ist noch nicht bezugsbereit. Aber was muss ich mich eigentlich rechtfertigen, ich wollte nur etwas über die Geschichte des Schiffes wissen.
André bauer
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von André bauer » Do 4. Mai 2017, 20:19

Wenn das schon ein Angriff auf Dein Selbstverständnis war...
Niemand muss sich rechtfertigen, es sei denn er fühlt sich ertappt.
Wollte nur helfen, aber bleibe er doch wo der Pfeffer wächst.
Gruß,
André

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eckhard
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von eckhard » Do 11. Mai 2017, 12:27

Wir müssen doch davon ausgehen, dass jeder in diesem Forum begeistert im wahrsten Sinn des Wortes für den Erhalt klassischer Yachten ist.
Ein schnell geschriebenes Wort muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Insofern lebt ein derartiges Forum auch davon, dass sich jeder mit seinem Wissen und seiner persönlichen Erfahrung einbringt. Keiner will dem Anderen etwas vorschreiben, keiner möchte besserwisserisch sein, sondern jeder von uns wird geleitet von der Freude an unseren Schiffen.
Insofern gefällt mir gerade der Ton nicht. Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn nur ein Einziger aus unserer Runde das Gefühl hätte, hier missachtend behandelt zu werden.
Gruß,
Eckhard
André bauer
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von André bauer » Do 11. Mai 2017, 18:21

Hallo Eckhard,

genau so seh ich das auch. Aber wie es in den Wald hinein ruft...

Gruß,
André
Gruß,
André

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holzbleibtholz
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von holzbleibtholz » Fr 26. Mai 2017, 21:29

Hej Thomas,

willkommen im Forum von einem intensiven Spitzgatter-Freund und -kenner, da die Ægir ja im von Dir genannten Buch erwähnt wird, geht es Dir historienmäßig ja schon besser als vielen anderen Eignern eher durchschnittlich dokumentierter Kollegen. In einem Punkt möchte ich nicht Wasser in den Wein gießen, sondern die Begrifflichkeiten präzisieren: Ægir ist mit ihrem untergehängten, in einem Stevenrohr geführten Ruder natürlich ein Doppelender, kenntlich u.a. andem konstruktiv bedingten Vorteil einer deutlich steiler stehenden Ruderachse, was das Manövrieren mit dem Schiff wesentlich einfacher macht als bei reinrassigen Spitzgattern.
Spitzgatter haben mit ihren angehängten Rudern in der Regel einen extrem kleinen möglichen resultierenden Ruderwinkel von (bei meinem Schiff z.B.) effektiv ca. 8 Grad, da muss man sich die Hafenmanöver schon gut überlegen.
Aber zunächst geht es ja bei Ægir auch nicht um's Steuern, sondern um Bootsbau - und dafür wünsche ich ein gutes Händchen. Wäre doch schön, wenn dieses Kleinod dänischer Bootsbaukunst auf dem Thuner See auch wirklich unverfälscht Zeugnis von der Höhe des Entwicklungsstandes seines Schöpfers ablegen könnte... Falls Du z.B. Übersetzungshilfe bei dänischen Quellen benötigst, frage gern...

med venlig hilsen

Jens
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Thomas Frautschi
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Re: Historie Berg Spitzgatter Ketch "Ægir"

Beitrag von Thomas Frautschi » Do 10. Aug 2017, 20:15

Hej Jens,

Habe nichts mehr gehört von Dir. Ich hoffe dass es Dir gut geht. Ich habe in der Zwischenzeit mehr über die Geschichte von Ægir erfahren.

Anbei der Bericht den ich vom Vorbesitzer aus Rom erhalten habe. Andrea, so heisst der Vorbesitzer und kommt aus Rom, verbrachte, als seine Kinder noch klein waren, die Skiferien mit seiner Familie hier in Schönried. Ich staunte nicht schlecht, als er uns berichtete dass Seine Tochter bei einer Skilehrerin mit dem Namen Madeleine Frautschi, Skifahren gelernt hatte. Er ebenfalls staunte selber, als ich Ihm bestätigen konnte, dass diese Frau Frautschi meine Mutter selig, war.
Es war ein sehr rührender Moment für uns Alle.

Im Bericht steht auch nicht, dass Andrea Ægir von J. Ploug im Jahr 2002 abgekauft hat und mit ihr durch die Kanäle von Deutschland, Belgien und Frankreich in das Mittelmeer und schliesslich nach Rom schipperte.
Andrea weilt zur Zeit in der Schweiz, und nächsten Samstag kommt er mit seiner Frau uns besuchen. Er wird eine Baustelle vorfinden. Zur Zeit bin ich daran, den Holzkiel zu rekonstruieren. Der Aufwand, die Ægir wieder zurück ins Wasser zu bringen wird gross und erfordert viel Herzblut und etwas Kleingeld. Aber lohnen wird es sich auf jeden Fall, schon nur der Geschichte wegen.
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