Re: FELTZ Werft - Holzboote
Verfasst: So 2. Okt 2022, 15:23
Hier ein Artikel vom Hamburger Abendblatt, der den Stand der Werft 2009 vor der Umwandlung in eine GmbH und dem Verkauf darstellt und unter den neuen Besitzern vermutlich immer noch zutrifft.
Gruss Romeo
Hamburger Abendblatt
FAMILIENFIRMEN in Hamburg. 25.09.2002
Was sind ihre Stärken, wer steckt dahinter?
Heute: die Bootswerft Feltz.
Hamburg. Stahlharte Schiffe für das Eismeer, unsinkbare Barkassen für Rundfahrten im Hamburger Hafen, sogar U-Boote entstehen hier: Die Werft Feltz Boote aus Finkenwerder ist immer gut für Sonderwünsche. Sie baut Boote für Weltumsegler genauso wie Frachter Modelle fürs Museum. Das hat sich unter Kennern herumgesprochen: Die Kunden kommen inzwischen aus der ganzen Welt zu den Hamburgern am Rüschkanal. In den beiden Hallen der Werft nahe dem Airbus-Gelände stehen schon die nächsten Rohbauten. Das große, fast 20 Meter lange Schiff in der Mitte ist so schon einmal 1930 gebaut worden. Jetzt wünscht sich ein Ingenieur aus Frankfurt diesen Oldtimer neu. "Das ist das Faszinierende an unserer Arbeit", sagt Peter Feltz (58), der gemeinsam mit Bruder Karl (56) die Geschäfte führt: "Wir haben manchmal nur ein Foto von einem Schiff und entwickeln dann gemeinsam mit dem Kunden eine ganz neue Konstruktion." Und dann soll das Einzelstück natürlich auch noch gute Segeleigenschaften haben. "Weil wir klein geblieben sind, können wir flexibler auf Kundenwünsche reagieren als manch anderer", sagt Karl Feltz. Außerdem ist die Werft spezialisiert: Die Brüder und sieben Mitarbeiter bauen Stahl- oder Aluboote, meist ohne Ausbauten. Dabei hatte alles mit Holzbooten angefangen: Der inzwischen verstorbene Vater der Brüder, Karl Feltz (*1907 - +2000), hatte die Werft 1946 am Süderdeich, an der Finkenwerder Süderelbe gegründet. In einem zugigen Stallgebäude baute er Holzfischerboote, auch Elb-H-Jollen. Erst später konzentrierte er sich auf Stahlboote und konstruierte die ersten "Skorpione", rundspantige Fahrtenyachten mit langem Kiel und seetauglicher Linie. Viele Weltumsegler verließen sich fortan auf das Können der Hamburger. Sogar die Macher des Films "Das Boot" gehörten zu den Auftraggebern der Werft: Sie bestellten ein U-Boot. Das war mit seinen 12 Meter Länge zwar nur ein Fünftel so lang wie das Original, aber ebenso seetüchtig und wurde für die Außenaufnahmen auf rauer See verwendet. "Es war erstaunlich, welche Konstruktionen mein Vater berechnen konnte. Darauf sprechen mich Messebesucher noch heute an, zwei Jahre nach seinem Tod", sagt Peter Feltz. Trotz ihres guten Rufs hat es die Bootswerft Feltz nicht immer leicht gehabt. Als 1962 nach der Flut die Süderelbe dichtgemacht wurde, also die Verbindung zur Elbe gekappt wurde, saß die Werft plötzlich auf dem Trockenen. Damals seien sie an den Rüschkanal umgesiedelt worden, erinnert sich Karl Feltz junior, und damit begannen die Probleme. "Durch die Elbvertiefung und die Abschottungen saufen wir hier regelmäßig ab." Die Hallen mitsamt Maschinen und Elektroanschlüssen stehen jetzt im Schnitt einmal pro Jahr unter Wasser. "Man kann nur noch sprachlos danebenstehen. Es ist unvorstellbar, wie schnell und wie hoch es kommt", sagt Barbara Feltz, Schwiegertochter des Gründers, die sich um die Geschäftszahlen kümmert. Investitionen lohnen sich da kaum. Nicht nur das. Die privaten Auftraggeber werden immer seltener, da das Chartern von Schiffen zunehme, sagt Barbara Feltz, die für 2001 einen Umsatz von 600 000 Euro errechnet hat. Die Konjunkturschwäche halte zudem so manchen Segler, häufig Aussteiger aus allen Berufen, die sich für Monate freinehmen, davon ab, in ein eigenes Schiff zu investieren. Daher verlegen sich die Feltz' immer mehr auf Schiffe für gewerbliche Zwecke. Für die Hamburger und andere Feuerwehren bauten sie 30 Rettungsboote, und auch die "Anita Ehlers", eine Barkasse für Hafenrundfahrten kommt aus Finkenwerder. Übrigens eine sehr kniffelige Konstruktion: Seit einigen Jahren müssen die Barkassen unsinkbar sein - also mit großen Lufttanks ausgestattet. Zugleich aber müssen sie flach gebaut werden, um unter den Brücken durchfahren zu können. Außerdem muss der Fußboden oberhalb der Wasserlinie liegen und die Passagiere sollen dennoch unter den Brücken stehen können. . . Peter Feltz: "Das ist fast schwerer, als einen Eisbrecher zu bauen." "Eine neue Barkasse zu bauen, ist fast schwerer als einen Eisbrecher."
Mi, 25.09.2002, 00.00 Uhr
Gruss Romeo
Hamburger Abendblatt
FAMILIENFIRMEN in Hamburg. 25.09.2002
Was sind ihre Stärken, wer steckt dahinter?
Heute: die Bootswerft Feltz.
Hamburg. Stahlharte Schiffe für das Eismeer, unsinkbare Barkassen für Rundfahrten im Hamburger Hafen, sogar U-Boote entstehen hier: Die Werft Feltz Boote aus Finkenwerder ist immer gut für Sonderwünsche. Sie baut Boote für Weltumsegler genauso wie Frachter Modelle fürs Museum. Das hat sich unter Kennern herumgesprochen: Die Kunden kommen inzwischen aus der ganzen Welt zu den Hamburgern am Rüschkanal. In den beiden Hallen der Werft nahe dem Airbus-Gelände stehen schon die nächsten Rohbauten. Das große, fast 20 Meter lange Schiff in der Mitte ist so schon einmal 1930 gebaut worden. Jetzt wünscht sich ein Ingenieur aus Frankfurt diesen Oldtimer neu. "Das ist das Faszinierende an unserer Arbeit", sagt Peter Feltz (58), der gemeinsam mit Bruder Karl (56) die Geschäfte führt: "Wir haben manchmal nur ein Foto von einem Schiff und entwickeln dann gemeinsam mit dem Kunden eine ganz neue Konstruktion." Und dann soll das Einzelstück natürlich auch noch gute Segeleigenschaften haben. "Weil wir klein geblieben sind, können wir flexibler auf Kundenwünsche reagieren als manch anderer", sagt Karl Feltz. Außerdem ist die Werft spezialisiert: Die Brüder und sieben Mitarbeiter bauen Stahl- oder Aluboote, meist ohne Ausbauten. Dabei hatte alles mit Holzbooten angefangen: Der inzwischen verstorbene Vater der Brüder, Karl Feltz (*1907 - +2000), hatte die Werft 1946 am Süderdeich, an der Finkenwerder Süderelbe gegründet. In einem zugigen Stallgebäude baute er Holzfischerboote, auch Elb-H-Jollen. Erst später konzentrierte er sich auf Stahlboote und konstruierte die ersten "Skorpione", rundspantige Fahrtenyachten mit langem Kiel und seetauglicher Linie. Viele Weltumsegler verließen sich fortan auf das Können der Hamburger. Sogar die Macher des Films "Das Boot" gehörten zu den Auftraggebern der Werft: Sie bestellten ein U-Boot. Das war mit seinen 12 Meter Länge zwar nur ein Fünftel so lang wie das Original, aber ebenso seetüchtig und wurde für die Außenaufnahmen auf rauer See verwendet. "Es war erstaunlich, welche Konstruktionen mein Vater berechnen konnte. Darauf sprechen mich Messebesucher noch heute an, zwei Jahre nach seinem Tod", sagt Peter Feltz. Trotz ihres guten Rufs hat es die Bootswerft Feltz nicht immer leicht gehabt. Als 1962 nach der Flut die Süderelbe dichtgemacht wurde, also die Verbindung zur Elbe gekappt wurde, saß die Werft plötzlich auf dem Trockenen. Damals seien sie an den Rüschkanal umgesiedelt worden, erinnert sich Karl Feltz junior, und damit begannen die Probleme. "Durch die Elbvertiefung und die Abschottungen saufen wir hier regelmäßig ab." Die Hallen mitsamt Maschinen und Elektroanschlüssen stehen jetzt im Schnitt einmal pro Jahr unter Wasser. "Man kann nur noch sprachlos danebenstehen. Es ist unvorstellbar, wie schnell und wie hoch es kommt", sagt Barbara Feltz, Schwiegertochter des Gründers, die sich um die Geschäftszahlen kümmert. Investitionen lohnen sich da kaum. Nicht nur das. Die privaten Auftraggeber werden immer seltener, da das Chartern von Schiffen zunehme, sagt Barbara Feltz, die für 2001 einen Umsatz von 600 000 Euro errechnet hat. Die Konjunkturschwäche halte zudem so manchen Segler, häufig Aussteiger aus allen Berufen, die sich für Monate freinehmen, davon ab, in ein eigenes Schiff zu investieren. Daher verlegen sich die Feltz' immer mehr auf Schiffe für gewerbliche Zwecke. Für die Hamburger und andere Feuerwehren bauten sie 30 Rettungsboote, und auch die "Anita Ehlers", eine Barkasse für Hafenrundfahrten kommt aus Finkenwerder. Übrigens eine sehr kniffelige Konstruktion: Seit einigen Jahren müssen die Barkassen unsinkbar sein - also mit großen Lufttanks ausgestattet. Zugleich aber müssen sie flach gebaut werden, um unter den Brücken durchfahren zu können. Außerdem muss der Fußboden oberhalb der Wasserlinie liegen und die Passagiere sollen dennoch unter den Brücken stehen können. . . Peter Feltz: "Das ist fast schwerer, als einen Eisbrecher zu bauen." "Eine neue Barkasse zu bauen, ist fast schwerer als einen Eisbrecher."
Mi, 25.09.2002, 00.00 Uhr