Karweelrumpf abdichten

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Joachim
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Karweelrumpf abdichten

Beitrag von Joachim » Mo 25. Aug 2008, 16:45

Hallo zusammen,

stehe nun nach 6 langen Jahren Restaurierungsarbeit im kommenden Winter / Frühjahr vor der Aufgabe meinen Rumpf abzudichten um anschließend das Boot wieder in sein Element zu entlassen.
Zum Boot: 8,90 /2,50 / 1,60, Karweelbeplankung Mahagoni (ca. 25mm) auf gebogenen Eichenspanten (ca. 40 / 30mm).
Abdichtung: früher Baumwollfäden (je nach Fuge 1 – 5 fach, abgespachtelt mit Bleiweiß, (max. Tiefe 10mm, meist weniger)
Dank meiner feuchten Halle sind die Schrumpfungsrisse (nur in den Nähten, nie in der Planke) sehr gering geblieben. Wenige Planken im Überwasserbereich haben eine offene Fugenbreite von außen 2-3mm, im Unterwasserbereich max. 1mm. Plankennähte Urzustand 1,5-3mm. Alle Nähte weisen zumindest Haarrisse auf.

Grundsätzlich, denke ich, müssen alle Füllungen einschl. der Fäden raus. Die Flanken müssen sauber und staubfrei sein.

Und dann...?
1. Wieder traditionell kalfaten - kann man sich das aneignen - learning by doing, kann man das erforderliche Werkzeug leihen / mieten ??? oder besser unter professioneller Mitwirkung machen lassen?
Wie lange braucht ein Bootsbauer mit meiner Mitwirkung, gute Vorarbeit vorausgesetzt ?
Fugenfüllung mit Sika, Panterra, MS, ... o.a. kann man dann wieder selber machen.
Ist kalfaten für solche Boote noch Stand der Technik, oder nur etwas für Fischkutter?

2. Oder nur mit Polymermasse die Fugen füllen

Bedenken:
· Das alte Bleiweiß war wunderbar plan zur Plankenoberfläche.
· Wird die Polymermasse beim Quellen der Planken nicht erhaben an der Oberfläche hervortreten, - der Lack womöglich reißen! Alle Plankengänge sichtbar werden?
· Dient der Baumwollfaden nur als Füllschnur, zur Dichtung oder auch verdichtet eingeschlagen zur Steifigkeit der Beplankung?
· Verfügt jemand über ein „ ranking iron“ (=? Fugenkratzer - deutscher Ausdruck ist mir nicht bekannt) das ich mir ausleihen / mieten könnte. Damit kann man vermutlich am einfachsten die alte und trockene Masse entfernen. (notfalls kenne ich den Trick mit der umgebogenen Feile.)

Für den Fall, dass sich ein Fachmann /frau angesprochen fühlt, - die Baustelle liegt in der Nähe von Münster /Westf. !
Tel. 0170 1806239

Ich weiß, dass sind schon recht viele Fragen die ich da aufwerfe. Sie sind meines Wissens noch nicht besonders behandelt und betreffen doch wohl viele Hobbybootsbauer.
Ich hoffe Ihr könnt mir etwas Klarheit verschaffen.

Joachim
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c.raddatz
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Re: Karweelrumpf abdichten

Beitrag von c.raddatz » Di 26. Aug 2008, 09:14

Hallo,

bei der Ausgangssituation und Breite der Plankennähte würde ich ganz konventionell kalfatern. Vor allem aufgrund der hohen Plankendicke ist das wohl das Beste. Außerdem bleibt der Rumpf dabei elastisch in seinen Verbänden, was in der Welle nicht schlecht ist.
Polymere in den Nähten drücken sich beim Quellen der Planken raus und reißen an den Klebungen ein oder ab. Folge: schwer lokalisierbare Undichtigkeiten.

Alternative wäre Ausleisten, dazu müssen die übrigen Verbände des Rumpfes aber ausreichend stabil sein, sonst holt man sich eine neue Baustelle ins Boot: Die verleimte Außenhaut bewegt und arbeitet anders als das nicht verleimte Spantengerüst. Rein mechanisch sind die Folgen leicht vorstellbar.

Kalfatern ist nicht so schwer zu lernen, wenn man einem Könner über die Schulter schaut und tüchtig übt, geht das schon. Als Übungsobjekt würde ich nicht gerade mein eigenes Boot nehmen ;-). Kalfatern braucht Zeit, Geduld und Sorgfalt, wenn das Boot dicht sein und dabei nicht zersört werden soll. Klopft man nämlich zuviel Werg in die Nähte, sprengt man die Verbände beim dichtquellen, bei zu wenig leckt der Kahn. Daher ist der Auftrag als Werftleistung nix für finanziell zaghafte.

Halbe Sachen machen Ärger und das Schiff kaputt. Man muß also schon überlegen was man tut und läßt.

Gruß
CR
Passera
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Re: Karweelrumpf abdichten

Beitrag von Passera » Mi 27. Aug 2008, 10:35

du hast ein wirklich schönes Schiff Joachim!

zum Kalfattern: Du musst dir unbedingt einen Bootsbauer suchen, der das kann!!! nicht mit leraning by doing. Wie schon vorher beschrieben, neigt man dazu, zu viel vom Werg mit dem Kalfateisen in die Fugen zu klopfen und dann hat man den Mist.
Dann gibt es noch etwas zu bedenken: wenn dein Boot zu lange am Trockenen steht, vergrössern sich die Plankenfugen - ergo: wieder zu viel Werg - wieder Probleme!

So, wie dein Schiff aussieht, braucht es doch keine neue Kalfatterung. die alte scheint doch noch OK zu sein.

Im UW Bereich solltest du mit Fassdichte die Fugen zuschmieren, wenn es beim Quellen etwas herausgedrückt wird, so stört das eigentlich nicht sonderlich. Im ÜW Bereich wird nicht viel quellen. Da hast du eher das Problem, dass sich die Planken in warmen Sommern zusammenziehen und dadurch Risse entstehen können. (Dem entgeht man mit viiiiiel segeln).

Ausleisten: Ich habe mein Boot (Mahagoni auf Eiche BJ 49) ausleisten müssen. Dazu sollte aber das Holz unter 15% Feuchtigkeit haben, denn sonst ist diese Arbeit "für die Katze"
Ausleisten ist toll! viel viel Arbeit, ein schönes Ergebnis, ein von aussen absolut dichtes Boot, a b e r: wehe es kommt Wasser ins Boot hinein.... :-(

Mein Rat an dich: restauriere nicht zu viel! Was noch gut ist - so lassen wie es ist und nur schützen.

LG Peter


p.s. Holzboote gehören ins Wasser - an Land werden sie nur krank!
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