1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

André bauer
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von André bauer » Mo 27. Okt 2008, 12:11

Moin,
das man beide nicht zusammen verarbeiten kann, stimmt so nicht.
Man darf nur nicht erst mit 1K anfangen und dann mit 2K weitermachen wollen.
Fast alle 2K Lacke lösen die Untergründe an, die Folge für Untergründe aus 1K Lacken ist, das sie Lösungsmittel "inhaliert" bekommen, für die sie nicht gemacht sind.
Da muß man sich nicht wundern, wenn die Lackierung alle Viere von sich streckt.

Fängt man mit 2K an und arbeitet mit 1K als Decklack weiter, solltze es keine Probleme geben.
Ein Test empfiehlt sich aber immer.

Gruß,
André
Gruß,
André

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cassiopeia
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von cassiopeia » So 16. Nov 2008, 20:22

Moin !

Auch ich kann nur von positiven Erlebnissen mit 2k-Lack berichten und würde, erst recht bei einem formverleimten Rumpf auf jeden Fall dazu raten. In Sachen Farbtreue sind sie nicht zu schlagen (siehe auch test in der YACHT im frühjahr) und die verarbeitung erscheint mir sogar besser. Bei meinem ist die mögliche verarbeitungstemperatur sogar geringer als die beim klassichen 1k. zum Thema elastizität. Mein Rumpf ist geplankt und die lackoberfläche wird von jahr z Jahr besser. Das boot bekommt jeden Winter einen erhaltenden Anstrich und ses ist keine verfärbung spürbar. Das anmischen ist mit einer kleinen Haushaltswaage eine Sache von Sekunden. meine sperrholzjolle lackierte ich vor 6 jahren z.b. mit Ultravar 2000, anschließend lag das Boot lange Jahre draußen. Jetzt habe ich das boot wieder aufgearbeitet, aber ein Abziehen war gar nicht nötig. ein tiefer Anschliff, zwei Schichten Perfection neu drauf und das Ding glänzt wie neu.

MArtin
Reimund Willig
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von Reimund Willig » Mi 10. Dez 2008, 11:40

Danke für die Antworten.

Habe jetzt in einem amreikanischen Forum gelesen, man solle 2K Lacke nicht(!) an Regentagen selbst in geschlossenen Räumen verarbeiten.

Hat von euch jemand soetwas schon gehört?

Gruß
Reimund


viele Grüße

Reimund
Garrett50
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von Garrett50 » Mi 10. Dez 2008, 16:00

Moin Jens ,

in Oplenitz will man n´richtigen Berg bauen , in den man dann laut Video hinsegeln und das Boot überwintern lassen könnte .
Also keine Farbprobleme mehr !

Würde doch stets ein recht nettes Treffen mit anschliessendem Klönschnack der Forumsteilnehmer abgeben - so Bord-an-Bord mit nem bisschen Punsch , oder so . . . ?
Wer dann noch kann , fährt Brettl . . .

Viele Grüße von der kalten Flensburger Förde
Garrett
nvonholdt

Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von nvonholdt » Mi 10. Dez 2008, 17:12

Hallo Herr Willig,

die Aussage, daß man an Regentagen auch in geschlossenen Räumen nicht lackieren sollte, beinhaltet m.E. den Hinweis, daß die relative Luftfeuchtigkeit im Lackierraum einzuhalten ist.
Nicht nur während der Lackierung, sondern auch bereits vor der Lackierung, um die optimalen Oberflächenbedingungen herzustellen. Die relative Luftfeuchtigkeit muß bis zum Ende der Lackaushärtung eingehalten werden.
Das bedeutet, daß in einer normalen Bootshalle dieses nicht zu bewerkstelligen ist. Sollte es z.B. während des Regens in der Halle wärmer sein, dann wird die Raumluft versuchen Feuchtigkeit aufzunehmen. Diese Feuchtigkeitsprobleme werden sich in der Qualität der Lackierung niederschlagen.
Der Zeitaufwand, um das optimale Lackierklima herzustellen ist nicht zu unterschätzen.
Das Schiff muß vor dem Lackieren bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagert werden, damit die zu lackierenden Oberflächen dem Raumklima entsprechend sind.
Des weiteren benötigen Sie die konstanten Bedingungen während des Lackierens und während der Aushärtung. Somit müssen diese Bedingungen ca. 7-14 Tage eingehalten werden.
Aus diesem Grund ist eine gute 2K Lackierung nur in einer Lackierhalle mit Raumklimaüberwachung möglich und das Lackieren in einer normalen, einfachen Halle bei unterschiedlichen Klimabedingungen fast nicht durchführbar.

Gruß
Niels von Holdt
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von Reimund Willig » Do 11. Dez 2008, 12:54

Hallo und vielen Dank,
bedeutet das, dass dann 1k Lacke diesbezüglich einfacher zu verarbeiten sind und auch eher in Eigenregie durchzuführen!? Mein Eindruck allerdings war, dass einige Mitglieder dieses Forums durchaus eine gute 2K Lackierung selbst hinbekommen haben.

Gruß
Reimund


viele Grüße

Reimund
holzbleibtholz
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von holzbleibtholz » Do 11. Dez 2008, 14:34

Moin noch mal, Reimund,

ich kann meinerseits die von Niels gemachten, kaum je realistisch einzuhaltenden Vorbedingungen für eine gute 2-K-Lackierung in der Tat nicht bestätigen, vielmehr erscheint mir der Abschluss des Beitrages insoweit paradox, als dass ein wesentlicher Vorteil bei 2-K-Lackierungen ja gerade ist, dass der Aushärteprozess um ein Vielfaches schneller vonstatten geht als bei den traditionell langsamer durchhärtenden 1-K-Lacken. (Ich kann auf meinen 8 mal frischlackierten Oberflächen schon am nächsten Tag herumlaufen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen - mach das mal bei 1-K!)
Die beschleunigte Aushärtung bei 2-K bedeutet nach meiner langen Erfahrung zwei wesentliche Vorteile: Deutlich geringeres Staubanhaftungsrisiko und weniger Anfälligkeit für Luftfeuchtigkeit, die auf der Fläche während des Aushärtens kondensiert. Letztere ist natürlich, da gebe ich Niels recht, sehr stark von den Temperaturverhältnissen von Bootsoberfläche und Luft (Stichwort Taupunkt) abhängig, und man muss natürlich für ausgeglichene Verhältnisse sorgen - aber eben nur relativ kurze Zeit.
Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang noch einmal, auch auf das Siliconproblem hinzuweisen, das nach meiner Meinung viel schwerer wiegt als das Luftfeuchteproblem und zudem alle betrifft - 2- wie 1-K-Lackierer.

Med venlig hilsen

Jens
nvonholdt

Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von nvonholdt » Do 11. Dez 2008, 15:20

Hallo Reimund,
natürlich ist es möglich, eine gute 2K Lackierung auch mit einfachen Mitteln hinzubekommen, wobei der Begriff "einfach" sehr dehnbar ist.
Ich wollte nur den eigentlich sehr typischen amerikanischen Hinweis erläutern, der letztendlich auf den Satz: "Trocknen Sie ihren Hund nicht in der Mikrowelle" hinaus läuft.
Jeder Lackhersteller wird sich von Reklamationen frei halten wollen und dann ist es eben nicht verwunderlich, daß das Lackieren in der Halle bei Regenwetter als nicht tragbar, nicht empfehlenswert, beschrieben wird.
Auch der Begriff "gute Lackierung" ist relativ. Ein kleines Bespiel, als Fahranfänger kostete es auch mal einen Kotflügel. Der ließ sich am besten im Winter lackieren. Den Lack bei Frost auftragen und dann mit einem Infrarotstrahler nacharbeiten war ein probates Mittel. Die Lackierung sah spitzenmäßig aus, leider fiel diese nach einem Jahr wieder ab.....
Die Lackierung war zuerst sehr gut, nach einem Jahr nicht mehr.
Eine generelle Aussage, ob die Verarbeitung von 1K den 2K Lacken vorzuziehen ist, ist nicht zu treffen. Für jede Art der Lackierung müssen Sie die Verarbeitungsvorschriften einhalten.
Entscheident ist, ob das Beschichtungsmaterial, der Lack, richtig ausgewählt wurde.
Für diese Auswahl gelten sehr viele Kriterien.
Untergrund
Umwelteinflüsse
Arbeitsaufwand zur Lackiervorbereitung
Möglichkeiten der Lackierung (Streichen/Rollen/Spritzen)
Arbeitsbedingungen
Aushärtungsbedingungen
Ihre Erwartungen zum Finish und zur Lebensdauer

Ich habe mich mit mehreren Beschichtungsexperten lange beruflich auseinander gesetzt, um das optimale System zur Beschichtung/Lackierung von Alumasten zu finden. Jedes dieser Gespräche begann mit der Frage, was können und was wollen sie.
Einen universellen Lack gibt es nur im Baumarkt. Dieser enthält so viel Lösungsmittel, so daß die Vorarbeit des Untergrundes minimiert werden kann. Nur müssen Sie sich im klaren sein, daß das Ausgasen des Verdünners den Lack offnet und somit die Beständigkeit sehr gering ist.

Ich kann Ihnen nur raten, daß Sie sich eine Liste mit Ihren Wünschen und Ihren Möglichkeiten erstellen und diese mit Beschichtungsherstellern zu diskutieren. Das ist Aufwändig/Zeitraubend, aber sicher Ihren Erwartungen entsprechend.

Gruß
Niels von Holdt
nvonholdt

Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von nvonholdt » Do 11. Dez 2008, 17:06

Moin Jens,
meine grobe Zeitkalkulation ist natürlich davon abhängig wie die Lackierung und Vorarbeit in der zur Verfügung stehenden Freizeit zu bewerkstelligen ist.
Ich gebe dir Recht, daß die Aushärtung schneller abläuft, aber diese Zeit ist nicht allein entscheidend.
Wenn ich deinen Beitrag richtig gelesen habe, dann hast du die 8 Schichten in einem Tag aufgebracht.
Das ist meines Erachtens auch mit einem Spritzverfahren ein flottes Arbeitstempo.
Ich habe sehr viel mit AWL Grip gearbeitet.
Für die notwendige Schichtdicke waren 4 Spritzgänge notwendig. Jeder Spritzgang dauerte für einen 12m Mast, der in etwa der Fläche eines 8-9m Bootes über Wasser entsprach ca 45min zzgl 20min Ablüftzeit. Somit waren nur für das Top Coat 4 Stunden minimum notwendig. Die Aushärtungszeit betrug mind. 48 Stunden bei 20°C. Also nur die Decklackierung mit Aushärtung nahm ca 3 Tage Hallenzeit in Anspruch. Die Masten wurden vorher grundiert und geschliffen. Auch dieses nahm zwischen 2 und 3 Tagen in Anspruch. Also die komplette Lackierung zwischen 5 und 6 Tagen Hallenzeit.
Ich setze den Fall, daß es nicht immer möglich ist, die Beschichtung mittels Spritzen aufzubringen. Meines Erachtens nach ist es bei einer Rollen/Pinsellackierung notwendig Zwischenschliffe auszuführen, da die notwendige Schichtdicke ja nicht in einem Gang aufgebracht werden kann.
Wenn ich die erforderlichen Lackiergänge per Rolle/Pinsel, Aushärtungszeit und Zwischenschliffe mit meiner Freizeit in Relation setze, dann benötige ich die von mir geschätzte Zeit. Diese wird sich sicherlich noch Verlängern, da zur Zeit in einer Bootshalle nicht die optimalen Temperaturen vorherrschen.
Sicher ist aber auch, daß die Verarbeitung mit Aushärtung von 1K Lacken noch länger dauern wird.
Mich interessiert nun, wie du die 2K Beschichtung, mit welchen technischen Mitteln, aufgebracht hast. Denn diese ist in allen Beiträgen noch nicht zur Sprache gekommen.
Gruß
Niels
André bauer
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Re: 1K oder 2K Lack für den Neuaufbau - Für und Wider?

Beitrag von André bauer » Do 11. Dez 2008, 20:18

Hallo,
habe mein altes Boot zweimal mit Awlgrip lackiert, in zwei verschiedenen Hallen.
Auch wenn ich nicht mehr viel von 2K Lacken halte, das Lackieren war an sich problemlos.
Die erste Lackierung hab ich im Verein gemacht, in einem mehr oder weniger zugigen Holzschuppen.
Die Zweite erfolgte letztern Februar in unserer Bootsbauhalle, mit Heizstrahlern von insgesamt 12KW, so das wir die Temperatur zum Aushärten des Epoxy von 6° Hallentemperatur auf 30° im Folienzelt gebracht haben.
Die Luftfeuchtigkeit in der Halle beträgt bei 6° immer so um die 75% !!
Dementsprechend nahm natürlich auch die warme Luft die Feuchtigkeit auf.
Lackiert wurde normal mit Rolle und Pinsel, wobei der Lack so gut läuft, das das Ergebnis ohne nachziehen mit dem Pinsel fast besser aussah, weil der Lack eben so schnell anzieht.
Lackiert haben wir natürlich bei normaler Raumtemperatur, also 20°.
Zwischengeschliffen habe ich nur, wenn die letzte Lackierung länger als 48 Std. her war, oder es war zuviel Staub eingeschlossen.
Das Ergebnis seht Ihr unten...
Gruß,
André

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