Restaurierung Waarschip 725

Matz
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Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Matz » So 13. Nov 2011, 14:29

Hallo,

durch eine Erbschaft sind wir an ein Waarschip 725 gekommen, dieses würde ich gerne restaurieren. Der Gesamtzustand ist nicht schlecht, zwei Punkte bereiten mir jedoch etwas Sorgen:
1. In der Bilge stand einige Wochen Wasser, dadurch ist das Sperrholz innen im Bereich des Kiels an einigen Stellen etwas aufgequollen, jeweils ca. 20 cm lang und 3-4 cm breit. Das Holz selber ist fest, von aussen ist nichts zu sehen und zu spüren.

2. Vorm Kiel war ein ca. 20 cm langes keilförmiges Holzstück angeklebt, nach Abnehmen desselben zeigt sich eine rotte Stelle im Kiel (oder ist das Totholz?), ca. 10 *5 cm, 3 cm tief.

Wie lassen sich diese Stellen am besten reparieren? Beulen im Sperrholz mit Epoxy unterspritzen oder die betroffenen Stellen austauschen??

Viele Grüße, Matthias

http://imageshack.us/photo/my-images/405/dsc03962g.jpg/

http://imageshack.us/photo/my-images/69/dsc03952bs.jpg/

bob57
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von bob57 » So 13. Nov 2011, 16:58

Hallo Matthias,

ich fahre ebenfalls ein Sperrholz-Schiff und kenne daher deine Probleme.

Zu 1.
Ich würde die aufgequollene Stelle dezent auschleifen und eine Lage Matte mit Epoxid einkleben.
Ist keine grosse Sache.
Viel wichtiger: Ganz offensichtlich ist die Bilge der Feuchtigkeit schutzlos ausgesetzt. Und das ist tatsächlich ein ernstes Problem, das du in Angriff nehmen solltest.

Zu 2
Das könnte ein ernsthafteres Problem sein, offensichtlich ist der Rott schon älter und fortgeschritten.
Jetzt kommts drauf an, wie sich das Holz in geschliffenem Zustand zeigt. Zieht sich die Geschichte untern Ballast, muß selbiger runter. Aber erst mal nachsehen.

Gruß
Bob
Gruß vom
Bob

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eule
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Di 15. Nov 2011, 23:18

Hallo Matthias,

das sieht wirklich nicht gut aus!
Von 2..3 Wochen Wasser in der Bilge delaminiert ein Waarschip-Rumpf nicht.
Und der Rott am Kielbalken sieht bedenklich für die Stabilität aus.
Da muss schon länger was im Argen sein.

Ich würde großzügig austauschen.

Aber bist Du sicher, dass das ein W725 ist? Der Kiel sieht nicht so aus.

Uwe
Matz
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Matz » Mi 16. Nov 2011, 23:14

Hallo und Danke für die Antworten.
Eine 725 ist es ganz sicher, mein inzwischen verstorbener Schwiegervater hat sie selber ausgebaut, leider sind die Pläne nicht mehr aufzufinden.
Da es ein Familienschiff ist, sollte es eigentlich auch in der Familie bleiben, aber nicht um jeden Preis.
Wie lange und wie oft in den ganzen letzten Jahren Wasser in der Bilge stand, kann ich natürlich nicht sagen; möglich, dass der Schaden schon älter ist. Dafür würde auch sprechen, dass das Holz eigentlich einen trockenen, festen Eindruck macht, nur eben mit einigen kleinen Wellen, bei denen sich scheinbar nur die obere Schicht des Sperrholzes etwas abgehoben hat. Das Wasser, welches die letzten Wochen im Boot war, kann wirklich nur relativ kurz eingewirkt haben, da das Schiff vorher recht sicher abgedeckt war. Undichte Stellen gibt es sonst nicht, das Wasser ist definitiv durch eine nicht richtig geschlossene Luke eingedrungen.
Komplett delaminiertes und rottes Holz würde ich natürlich austauschen (oder das Schiff abgeben), aber es sind eben nur ein paar kleine Stellen, die auch keinen weichen Eindruck machen, sich mit dem Finger nur wenig eindrücken lassen.
Mehr Sorgen, wie gesagt, bereitet mir die rotte Stelle am Kielbalken.
Uwe, Du scheinst Dich mit Waarschips auszukennen, mich würde interessieren, wie der Querschnitt des Kiels in diesem Bereich aussieht und wie die angrenzenden Sperrholzplatten an ihm befestigt sind. Kann man den rotten Bereich des Kielbalkens austauschen und ein neues Stück einschäften?
Bin zwar handwerklich nicht ungeschickt, denke aber, dass meine Fähigkeiten für diese Arbeiten nicht ausreichen, es sei denn, ihr könnt mich überzeugen, dass es so aufwendig nicht ist. Falls nicht, müsste ich prüfen, ob eine professionelle Reparatur noch wirtschaftlich wäre.
Viele Grüße, Matthias
eule
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Do 17. Nov 2011, 14:08

Eine Zeichnung vom Kiel habe ich leider auch nicht, ich nehme aber an, dass es ungefähr wie in der Skizze unten aussieht.
Die Frage, ob eine professionelle Reparatur wirtschaftlich ist, ist sehr schwer zu beantworten. Ein Werftaufenthalt dürfte üblicherweise den aktuellen Marktpreis übertreffen.
Auf der anderen Seite hat man aber nach einer fachgerechten Reparatur, ganz egal ob in Eigenarbeit oder bei einem guten Bootsbauer, ein sehr schönes Schiff, dass hervorragend segelt und im Hafen oft bewundert wird. Ob man für das gleiche Geld ein vergleichbar gutes Schiff bekommt (zumindest wenn man Waarschips mag), bleibt zu bezweifeln.

Ich würde es selbst versuchen zu reparieren und neues Holz an Kiel und Planken einzuschäften und im Zweifel die Planken an den Schäftungen aufzudoppeln.
Dazu, und zur Diagnose, ist es vermutlich sinnvoll, den Balastkiel abzunehmen

Außerdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ein Waarschip von innen furztrocken sein und bleiben muss. Ein Dichtquellen wie bei Vollholzschiffen gibt es bei Sperrholzschiffen nicht. Alle Nähte, Stöße, Schäftungen und Überlappungen müssen fest und dicht verleimt sein. Wenn Sperrholz in den Außenlagen Wasserschäden zeigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Wasser in den Innenlagen weitergezogen ist und das Sperrholz großflächiger beschädigt ist.

Ich würde in Deinem Fall davon ausgehen, dass die Leimung und das Holz des Kielgangs / der untersten Planke zum Kiel hin, sowie der Kiel selber zumindest in einigen Bereichen verrottet ist.

Verrottete Stellen können übrigens durchaus trocken wirken, lassen sich aber einfach mit dem Fingernagel wegkratzen (Trockenfäule). Man hört den Unterschied zwischen gesundem und geschädigtem Holz aber, wenn man mit dem Griff eines Schraubendrehers o.ä. darauf klopft.

Gruß
Uwe

[IMG]http://img189.imageshack.us/img189/9822/kiela.jpg[/IMG]

Garrett50
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Garrett50 » Do 17. Nov 2011, 14:18

Moin Matthias ,

eine 725 wurde in unserer Familie 1977/78 als Bausatz erworben und ausgebaut . Nach intensiver Suche finden sich leider keine Zeichnungen mehr . Dimensionen vom Rumpf , Steven , usw. waren m.E. eh´ nicht darin vermerkt . Ich meine , daß der Kiel etwa 85 mm stark war . Die Bodenplatten waren an den seitlichen Falzen des Kiels aufgeklebt und verschraubt .
Bei der hier gezeigten Schadenstelle würde ich mit 2o bis 3o mm Fäulnistiefe rechnen , d.h. , der Kiel muss ausgewechselt werden .
1. Problem : Um die untere Beplanung vom Kiel zu lösen , muss höchstwahrscheinlich auch der darüber befindliche Plankengang gelöst werden , d.h. zeitlich hoher Aufwand und anschließende Dichtigkeitsprobleme
2. Problem : Je nach Baujahr muss man leider damit rechnen , daß Waarship Normalstahlschrauben verwendet hat - Edelstahlschrauben gab es nur in den `guten ´ Jahren dieser Werft ( ich habe 2o1o in Egernsund /DK ein Waarship vom Typ Ten-Ten gesehen , dessen Beplankung und Aufbauten rund-um mit Normalstahlschrauben verschraubt war ) .
3. Problem : Die von Waarship verwendeten Bynzeel-Bootsbauplatten hatten ( und haben ) relativ dicke Innenlagen , die bei Dauerleckagen aufquellen können . Dabei lösen sich die Furnierlagen gerne voneinander ab . Hier muss sehr sorgfältig geprüft werden , was die von Dir erwähnte `Welligkeit ´ letztendlich für Auswirkungen hat ?

In jedem Fall sollte sich das Boot ein guter Bootsbauer ansehen und Rat geben .

Mit freundlichem Gruß
Garrett
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Fr 18. Nov 2011, 09:39

Garrett50 schrieb:
-------------------------------------------------------
> 1. Problem : Um die untere Beplanung vom Kiel zu
> lösen , muss höchstwahrscheinlich auch der darüber
> befindliche Plankengang gelöst werden , d.h.
> zeitlich hoher Aufwand und anschließende
> Dichtigkeitsprobleme


Hallo Garrett,
das Waarschip hat nur wenige Halbschotten und Spanten. Die Stabilität kommt eigentlich aus dem auf einer Helling verleimten Rumpf. Es ist also fast so etwas, wie ein formverleimter Rumpf.
Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, wie es funktionieren könnte, den darüber liegenden Plankengang zu lösen, um den darunter befindlichen zu ersetzen und dabei auch noch die Form des Schiffes zu erhalten. Außer vieleicht so:
Von innen Mallen einpassen und verschrauben, den entsprechenden Stringer entfernen und dann den Rumpf umdrehen und sorgfältig gerade auf dem Deck aufpallen. Dann kann man evtl. die alte Planke rauskratzen und eine neue, sorgfältig angepasste Planke unter die alte fädeln.
Wenn Kiel oder Kielplanke nur stückweise (<= 1.5m) ersetzt werden müssen, würde ich versuchen, diese lokal auszustechen und einzuschäften.
Alternativ könnte man stark gebogene, nicht zu große Flächenstücke aus einzelnen Furnierlagen mit Epoxy und Vakuum-Hilfe formverleimen. Dabei macht man jede Lage ca. 10mm größer (mit Oberfräse oder Stecheisen) und erreicht damit eine Schäftung.

Natürlich sollte man bei allem wissen, was man tut, insbes. im Kielbereich, und im Zweifelsfall einen Fachman zu Rate ziehen.

Gruß
Uwe
Matthias Hinkel
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Matthias Hinkel » Fr 18. Nov 2011, 17:04

moinsen Matthias,

ich restauriere auch gerade eine w 725. die gleichen probleme hatte ich aber auch bei meiner w 600. ich habe die rotten stellen im kielholz sauber und gerade ausgestochen, ein genaues passstück aus mahagoni hegestellt und dann mit angedicktem epoxi eingeklebt. genauso mit den bodenwrangen. die abgelösten lagen vom sperrholz habe ich abgetragen und die fehlstellen mit zwei lagen glasmatte und epoxi aufgefüllt. kiel wieder angebaut und fertig. alles super. hält bestens.

meine w 725 erhält erstmal ein komplett neues deck. das sieht nämlich so aus wie der eine innenbereich bei deiner w 725.

beste grüße matthias
Matz
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Matz » Fr 18. Nov 2011, 17:13

Hallo!
Danke an euch beide, besonders an Uwe für die Zeichnung, die hilft mir doch gewaltig.
Es war wichtig zu erfahren, dass der Kiel aus zwei Teilen besteht, bei mir scheint nur die untere Kielplanke betroffen zu sein, werde mir das natürlich noch genau anschauen. Falls es so ist, ist eine Reparatur wahrscheinlich wesentlich weniger aufwendig, als wenn der ganze Kiel in diesem Bereich ersetzt werden müsste.
Den Ballast nehme ich ab, um auch das Holz in diesem Bereich zu kontrollieren. Die rotte Stelle wurde nur durch dieses aufgeklebte/genagelte Stück Holz vor dem Ballast verursacht, in den sichtbaren Bereichen ist alles fest, Schwiegervater hat das Boot eigentlich immer penibel gepflegt.
Zu den Wellen im Sperrholz: eine von diesen werde ich mal öffnen und kontrollieren, wie weit die Delamination geht, ob eventuell, wie ich annehme, nur die oberste Furnierlage betroffen ist.
Die betroffenen Bereiche sind wirklich so klein und wirken so gesund, dass ein Austausch der gesamten Planke etwas zuviel des Guten scheint. Eine Reparatur durch Entfernung der delaminierten Bereiche bis auf festen Grund und Wiederaufbau durch Schäftung wie von Uwe beschrieben, könnte ausreichen (die Hoffnung stirbt ja zuletzt.....;-)
Viele Grüße, Matthias

Matz
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von Matz » Fr 18. Nov 2011, 17:25

Danke Matthias, habe deinen Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen abgeschickt hatte. Du gibst mir Hoffnung, werde wohl eine Restaurierung starten. Mein Deck erfordert auch noch einige Arbeit, aber da ist eine Reparatur oder ein Austausch betroffener Teile ja deutlich einfacher als im doch sensibleren Unterwasserbereich...
Viele Grüße, Matthias
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