Wird unser Schiff untergehen?

wasserfest
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Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von wasserfest » Fr 20. Jul 2012, 14:54

Hallo zusammen,

als frisch gebackener Klassiker Besitzer habe ich einige wichtige Fragen zum ersten zu Wasser lassen unseres neuen Schiffs. Hier wäre ich für Eure Hilfe sehr dankbar.

Wir haben einen schwedischen Neptun Kryssare, Schärenkreuzer, Bauj. 1966 in Mahagonie auf Eiche , klarlackiert erworben. Dieser ist neu überholt worden, stand aber lt Verkäufer ca. 10 Jahre an Land. Der Zustand ist recht gut, die klar lackierte Außenhaut in hochglanz macht einen homogenen und sauberen Eindruck.

Problem, die Plankenstösse sind teilweise aufgegangen und weisen Abstände von 1-2mm auf.
Teilweise auf der Sonnenseite inzwischen aber auch schon 3-4mm, horror...
Wenn man im Boot ist kann man quasi überall durch die Schlitze das Licht von aussen eindringen sehen.

Nun möchte ich das Schiff natürlich asap ins Wasser bringen, frage mich aber wie ich das Schiff zum Schwimmen bringen soll?
Denn durch die Stöße wird ja viel Wasser eindringen und sich frage mich nun wie lange es wohl dauern wird bis das Schiff so dicht gequollen ist, das es auch eigenständig schwimmt und ich es alleine lassen kann?

Nun habe ich folgendes vor:

- Wässern des Bootes, aussen nass halten und innen mit nassen Decken belegen.

- In die offenen Stöße diesen Dichtwachs einspachteln, wie ihn Toplicht anbietet

- Große Abstände mit Tesa bekleben das ich später abziehen kann

- Das Schiff dann ins Wasser slippen und ca. 1-2 tage halb gewässert auf der Slippanlage stehen lassen. Hierbei will ich es innen bis zu den Sitzbänken innen voll laufen lassen.

- Dann hoffen, das das Schiff nach 2 Tagen? so dicht ist, das ich es lenzen kann und die Slipanlage verlassen kann


Was denkt Ihr darüber?
Gibt es noch etwas das ich tun kann?

Wie sehen Eure Erfahrungen aus? Wie lange wird es erfahrungsgemäß dauern bis das Schiff ganz dicht ist?

Und wie bekomme ich die über der Wasserlinie liegenden Plankenstöße dicht?

Für Eure Hilfe und Antworten wäre ich super dankbar.

Grüsse chris















Fischoer
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Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von Fischoer » Sa 21. Jul 2012, 12:18

Hallo Chris,

ich finde, Deine Pläne klingen vernünftig. Wie lange es dauert, bis die Planken dicht gezogen sind, kann man nicht genau vorhersagen, da es z.B. davon abhängt, wie gut die Planken von innen geölt sind. Wenn das Boot strukturell in Ordnung ist, kann es möglicherweise nach ca. 3 Tagen mit einer Tauchpumpe über Wasser gehalten werden und ist nach ca. 10 Tagen dicht.

Wenn Du die Möglichkeit hast, das Boot ggfs. auch ein paar Tage länger auf dem Slip im Wasser stehen zu lassen, würde ich mir den Aufwand mit Decken und Nahtwachs sparen und es gleich ins Wasser schieben. Wenn es nach zwei Wochen nicht dicht ist, kannst Du es wieder raus holen und Nahtwachs dann nur noch in die noch offenen Nähte einspachteln.

Von den 3-4 mm und den 10 Jahren an Land würde ich mich nicht schrecken lassen. Mein Boot lag mal 7 Jahre an Land und hatte noch breitere Fugen (Eichenplanken). Ist aber alles wieder dicht gequollen. Die Nähte über Wasser ziehen sich vermutlich auch wieder zu (höhere Luftfeuchte als in der Halle).

Grüße, Björn
danebrog

Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von danebrog » Sa 21. Jul 2012, 20:55

Hallo Chris!

Als ich mein Boot, dass 3 Jahre an Land verbracht hatte, wieder ins Wasser ließ, machten die Hafenmeister folgendes: Das Boot als Letztes an den Kran und dann am Haken bis etwa Wasserlinie über Nacht einwassern und kräftig volllaufen lassen. Morgens mit einer kräftigen Tauchpumpe abpumpen und gucken, was noch kommt. Das ist aber natürlich alles von Boot zu Boot sehr individuell.
Für die nächste Saison würde ich rechtzeitig das Boot gleich im Garten mit Frischwasser bis zu den Bodenbretter füllen und mir vor allem eine neue Bilgepumpe mit Automatik gönnen. Aufpassen, dass nicht zu viel Gekrümel in der Bilge ist, was die Pumpe zusetzt - wie bei mir.

Toi, toi, toi! und immer Handbreit UNTERM Schiff
Dagmar
susa
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Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von susa » So 22. Jul 2012, 12:12

danebrog schrieb:
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> Für die nächste Saison würde ich rechtzeitig das
> Boot gleich im Garten mit Frischwasser bis zu den
> Bodenbretter füllen und mir vor allem eine neue
> Bilgepumpe mit Automatik gönnen. Aufpassen, dass
> nicht zu viel Gekrümel in der Bilge ist, was die
> Pumpe zusetzt - wie bei mir.
>
> Toi, toi, toi! und immer Handbreit UNTERM Schiff
> Dagmar


Oh, Dagmar, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie viel Druck du dann auf deine Planken aufbringst wenn du so viel Wasser bis zu den Bodenbrettern einfüllst.
Ich glaube, mit so einer Technik sprengst du alle Planken vom Boot ab.
Mein Jolli habe ich in`s Wasser rein geschoben und dann mit Wasser aus dem Gartenschlauch befüllt. Ich sag dir nur, da geht ganz schön viel Wasser rein und 1 Liter ist 1 Kilogramm.
danebrog

Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von danebrog » So 22. Jul 2012, 20:58

Hallo Susa!

Du hast ja recht! Den "Gegendruck" hatte ich völlig außer acht gelassen. Also doch feuchte Lappen. Danke für den Klapps auf den Hinterkopf.

Grüße
Dagmar
yolskipper
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Registriert: Mi 1. Aug 2007, 16:32

Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von yolskipper » Mo 23. Jul 2012, 09:55

Die beste Methode wurde schon beschrieben, auf der Slipanlage oder im Kran über Nacht oder wenn es geht länger im Wasser hängen lassen. Meine YOL war mal 3 Monate auf dem Trockenen, und zwar in der Mittelmeersonne. Beim Kranen sprudelten überall kleine Silberbächlein an der Innenseite der Planken hervor. Ich blieb über Nacht an Bord, aber o Wunder, nach ein paar Stunden war alles vorbei. Mit der Bilgenpumpe gelenzt und anschließend auf den Liegeplatz verholt, nach 24 Std nochmal abgepumpt, es waren nochmal etwa 30 l Wasser im Boot, anschließend war alles Dicht,
Jürgen
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danebrog

Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von danebrog » Mo 23. Jul 2012, 15:02

Hallo!

Nachtrag: Ich hatte mein Boot vor dem Einwassern von allem überflüssigen Dingen befreit, um es leichter zu machen. Das war wahrscheinlich ein vermeidbarer Fehler, denn nach dem Beladen und mit Crew dürfte jetzt nochmals Wasser eindringen. Aber man soll ja bekanntlich aus Fehlern lernen ...
Grüsse
Dagmar
André bauer
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Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von André bauer » Mo 23. Jul 2012, 21:21

Hallo Chris,
Dein Plan ist soweit in Ordnung.
Alternativ zum Nahtwachs (teuer) kann man auch Fassdichte nehmen. Das ist im Prinzip das Gleiche.
Über der Wasserlinie kann man sich auch mit Decken behelfen, dazu Wassereimer ins Schiff stellen, bevor es auf den Slip geht.
Das Schiff soll natürlich nicht in der Sonne stehen, Außenplätze mag kein Holzschiff, nie nicht. :-)
Auf dem Slip kann man von außen über Wasser mit dem Schlauch/Eimer nachhelfen.
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
S413
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Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von S413 » Mo 23. Jul 2012, 23:17

Guten Abend Chris,

untergehen wird das Boot nicht. Holz schwimmt immer. Am besten legst Du das
leere Boot mit langen Festmachern in die Box. Danach wird es bis zum Deck
absaufen. Irgendwann sollte es dann so dicht sein, dass es sich mit einer Tauch-
pumpe heben lässt.

Ein Problem könnte sein, dass das Boot schon so lange trocken war. U. u. können
die Verbände nach so langer Zeit nicht mehr richtig dicht quellen. Geduld hilft hier viel.

Viel Spass von einem, der Holzboote mag und pflegt, sich aber mit so etwas niemals
ausseinander setzen möchten. Auch das geht. ;-))

Frank
manfjacob

Re: Wird unser Schiff untergehen?

Beitrag von manfjacob » Di 24. Jul 2012, 12:19

Moin Frank,
so dachte ich auch mal, bis mich ein alter Bootsbaumeister die Probleme dieser Methode erläuterte.
Las dein Boot nicht vollständig absaufen, die Probleme:
1. Die neu aufgetragene Farbe auf der Außenhaut ist auch zwischen die Planken gelaufen. Beim Absaufen drücken die Planken diese Farbe wieder raus. Das sieht erstens nicht hübsch aus, zweitens sorgt auch diese Farbe für eine dichte Außenhaut, die dann fehlt.
2. Beim Absauen kommt die Dreck von außen ins Boot (auf jeden fall in der Elbe). Du musst das Boots auch noch von innen säubern, nachdem das Wasser wieder draußen ist

Hallo Chris,
Ich halte vorheriges Wässern mit alten Lumpen und beim sSippen das Dichten mit Faßdichte für sehr gut geeignet um das absaufen zu verhindern. Am besten du bist beim Abslippen im Boot. Du siehst sehr gut , wo das Wasser eindringt. Das dichtest du direkt von innen mit Faßdichte ab. Ein zusätzliche el. Pumpe kann größere Probleme verhindern.

Viel Erfolg
Manfred
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