Fuge zwischen Totholz und Ballast

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Klaus-Peter
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Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von Klaus-Peter » Mi 17. Okt 2012, 13:49

Hallo allerseits,

bei meinem 5,5-KR-Kreuzer macht die Fuge zwischen Totholz und Ballast Probleme.
Der Rumpf ist verleimt (Mahagoni auf Eiche), hat keine offenen Plankennähte
und ist völlig dicht. Das Bild wird aber getrübt durch die genannte Fuge,
die sich seit einigen Jahren durch einen feinen Riss im UW-Farbaufbau sowie
Rostspuren bemerkbar machte. Auch sammelt sich, wenn das Boot bewegt wird,
(wenig) Wasser an der tiefsten Stelle der Bilge, das "unsichtbar" von unten kommt
(keine Rinnsale zu erkennen).

Daraufhin wurde in der Werft die Fuge etwas erweitert und mit SIKA 291 geschlossen.
Als das Boot jetzt aus dem Wasser kam, hing die Hälfte dieser Abdichtung lose
herum. Ich nehme an, dass das Totholz nie richtig trocken wird - auch während
der 6 Wintermonate in der Halle nicht - so dass das Sika nicht halten kann.
Ich fürchte, das mein Boot von unten her zu gammeln anfangen könnte.
Was tun?

Mit Dank im voraus für fachlichen Rat grüßt

Klaus-Peter

André bauer
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von André bauer » Mi 17. Okt 2012, 14:21

Hallo Klaus Peter,
die einzige Lösung, die ich sehe ist den Ballast jetzt direkt nach dem Einlagern abzunehmen und das Totholz / die Kielsohle trocknen zu lassen.
Dann im Frühjahr den Ballast frisch konserviert von allen Seiten, eventuell sogar gesandstrahlt mit komplett neuer Beschichtung unter die ebenfalls konservierte Kielsohle.
Je nach Zustand der Bolzen müssen auch diese neu.
Zum Bolzenmaterial habe ich gerade einen Beitrag geschrieben: http://www.fky.org/forum-neu/read.php?5,28623

Deine Bedenken, dass das Boot Schaden nimmt sind berechtigt.
Vor allem, wenn eine feuchte Kielsohle mit Sikaflex abgedichtet wird und die Feuchtigkeit auch im Winter nicht mehr raus kann.
Das ist ja jetzt bei Dir nur teils der Fall, die andere Hälfte sollte auf jeden Fall sofort entfernt werden.

Wenn der Ballast wieder mit Dichtungsmasse versiegelt werden soll, auf jeden Fall mehrere Ringe Sika legen,
damit Wasser nicht nur die eine Barriere überwinden muss.
Auch jeden Bolzen einzeln versiegeln, sowohl am Kopf wie auch auf der Ballastfläche.
Aber eine flächige Versiegelung mit Dichtungsmasse wie Sika ist nur mit Schneidedraht wieder lösbar.
Hier im Forum war auch mal eine Dichtungsmasse erwähnt worden, die nicht am Holz klebt.
Ansonsten ist das altbewährte Mittel Teerfilz.

Gruß,
André

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fifi
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von fifi » Mi 17. Okt 2012, 21:20

hallo klaus peter ,
diese probleme hab ich bei mir auch - eiche und metall und rost der sich vermutlich zwischen balast und holz gebildet hat halten den prozess am laufen
sika ist da keine dauerhafte lösung - schau dir mal genau die eiche an auch von innen um die kielbolzen herum und unter den wrangen an wenn alles fest aussieht (auch mal mit einem kleinen schraubenzieher prüfen) kannst du auch kalfatern
wenn nicht kann es notwendig sein den balast neu anzubolzen -aber vorher soltest du definitiv einen fachmann zu rate ziehen
lg fifi

teerfilz oder pappe ist zwischen eiche und metall funktioniert gut
bolzen vorsichtig erwärmen und mit teer die zwischenräume der bolzen auszugießen kann auch noch mal helfen aber vorher sollte der zustand realistisch beurteilt werden
André bauer
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von André bauer » Do 18. Okt 2012, 12:00

Hallo,
Teer als Dichtmittel halte ich für nicht gut, es ist spröde.
Daher wird die geklebte Verbindung zwischen Teer und Bolzen, Ballast oder Holz über kurz oder lang aufbrechen und Du hast wieder Wasser drin.
Zumindest zwischen Kielsohle und Ballast.
Ich habe bei mir im Schiff in Bereich der achteren Bilge unter dem Maschinenfundament auch mit Teer vergossene Bereiche gefunden,
die allesamt Wasser in Hohlräumen hatten, insgesamt ein guter Liter.

Wenn das Holz der Kielsohle schon über längerere Zeit Wasser über das normale Maß hinaus gezogen hat,
muß es auf jeden Fall die Möglichkeit bekommen, wieder auf ein normales gesundes Maß herunterzutrocknen.
Das geht nur indem man dem Holz auf großer Fläche die Chance gibt, ansonsten wird es im Kern nass bleiben.

Ich sehe darum nur die Möglichkeit den Ballast abzunehmen.
Auch weil ich wissen wollen würde, wie der Ballast und die Bolzen aussehen.
Die wichtigen Bolzen im Hauptbereich der Kielsohle waren bei mir alle Ok, aber die durchs Totholz und durch die vorderen 60 cm der Kielsohle gingen waren alle pulverisiert.
Was neue Leckstellen schafft, wenn der Ballast im Seegang arbeitet und die hochbelasteten an den Enden nicht mehr da sind.
Es muß ja Gründe geben, warum die Naht anfing zu lecken.
Entweder der Teerfilz ist einfach nur kaputt, die Bolzen haben sich etwas gelockert,
dann sind die Gewinde zu klein bzw. der Bolzen zu dünn oder sie sind einfach abgerostet.

Bei allen Möglichkeiten ist eine einfache neue Abdichtung der falsche Weg,
denn zumindest die muß bei so einer großflächigen vorausgegagenen Reparatur komplett erneuert werden.
Nicht den Kopf in den Sand stecken, bevor die Schäden größer werden und eine Reparatur der Kielsohle notwendig wird.
Beim Trocknen der Kielsohle ist auch Vorsicht geboten, meine ist in 1 Jahr soweit aufgetrocknet,
das sich große Risse gebildet haben.
Allerdings war auch keine Dichtung mehr dazwischen, so dass das Wasser keine Probleme hatte reinzukommen.
Da Leimen bei der Stärke von 112mm schwierig ist, haben wir eine neue eingesetzt.
Beobachten und fühlen bzw. Messen ist also wichtig, dann zur richtigen Zeit konservieren und alles wird gut.

Grüße,
André
Gruß,
André

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Klaus-Peter
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von Klaus-Peter » Di 30. Okt 2012, 18:59


Ich danke für die kundigen Antworten!
So ähnlich hatte ich mir das gedacht.
Allerdings schrecke ich im Moment noch vor einem größeren Eingriff zurück.
Ich nehme mal an, dass Ballast abnehmen und Totholz ersetzen eine
ziemlich riskante und teure Operation ist.

Besten Gruß,

Klaus-Peter
André bauer
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von André bauer » Do 1. Nov 2012, 18:58

Moin Klaus Peter,
es ist ja gar nicht gesagt, dass das Totholz ersetzt werden muß.
Ich nehme auch mal an, Du meinst die Kielsohle über dem Ballast, nicht das Totholz hinter dem Ballast?
Es kommt drauf an wie gut die Bolzen, der Ballast und das angrenzende Holz noch sind.
In welcher Hinsicht sollte die Operation riskant sein?
Wenn das Schiff nach dem Abnehmen des Ballastes wieder auf dem Bock/Trailer abgesetzt wird und die Kielsohle noch gestützt wird ist alles im Lot.
Das Schiff wird keinen Schaden nehmen, das Gewicht des Ballastes fehlt ja, so kann es auch
auf den Pratzen des Bockes/Trailers kurz stehen, dann wird die Kielsohle abgepallt und gut ist.
Jedenfalls wenn das Boot keine größeren strukturellen Schäden hat.

Den Kopf in den Sand stecken hilft auf jeden Fall nicht weiter.
Notfalls muß den Ballast eine Werft abnehmen und Ihr macht die restlichen Arbeiten, auch in Kooperation mit der Werft.

Im Raum Bremen/Emsland/Hamburg/Hannover biete ich auch gern meine Hilfe an.


Kontakt gern über:
andre punkt bauer (ät) vodafone punkt de oder meine Webseite.
Gruß,
André

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Torsten

Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von Torsten » Do 1. Nov 2012, 19:49

Ich habe bei meinem Kielschwertkreuzer 5,5 KR im letzten Winter den Ballastkiel abgenommen, die Kielbolzen durch neue ersetzt und den Schwertkasten durch einen neuen ersetzt.
Als riskant würde ich die Arbeit nicht einschätzen, aber sehr Zeit- und Materialaufwendig (Materialpreis alles in allem 3000 €). Außerdem habe ich jedes WE am Boot verbracht und ca. 420 Arbeitsstunden (mit Kumpel zusammen) geleistet.
Die Kielbolzen bei mir waren nach 56 Jahren nur noch zur Hälfte vorhanden. Sie waren im Totholz (Eiche) weggerostet, saßen aber trotzdem bombenfest und wasserdicht drin. Im Ballstkiel selbst waren sie noch komplett (samt Verzinkung) erhalten und ebenso fest drin. Das Totholz war bei meinem 5,5 KR noch ok, nur der Schwertkasten war zur Hälfte bis 2/3 durchgefault, ebenso im Schwertschlitzbereich des Kielschweins auf der SB-Seite ca. 1 cm. Warum an der BB-Seite nicht, 3 Fragezeichen ???
Das Wasser was bei mir ein wenig in der Bilge steht kommt vom Plankenstoß Kielschwein zur 1 Planke (Eiche). Werde ich vor dem nächsten zu Wasser lassen kalfatern.
Bei Dir vermute ich, das das Totholz zum Ballastkiel zu sehr arbeiten kann, sprich im Winter trockent es stark aus. Dort hast Du Sika reingedrückt und in der Saison quillt es wieder auf und drückt das Sika wieder raus, was das heraushängen begründen würde.
Persönlich (oder meiner Meinung nach) finde ich eine Abdichtung, so wie bei Dir beschrieben auch nicht in Ordnung, denn der Ballastkiel muss bombenfest am Totholz anliegen. Ein Spiel sollte meiner Meinung nach nicht vorhanden sein, weil das die Befestigung des Ballastkiels am Totholz und Kielschwein beeinträchtigt. Ist das gleiche Prinzip warum man bei karwel gebauten Booten in undichte Plankenstöße kein elastisches Dichtmittel (Sika o.ä.) geben sollte, sondern kalfatern muss. Die Dichtigkeit und die Festigkeit der Planeknstöße und der kompletten Konstruktion kommt vom Druck der Planken aufeinander.

Gruß Torsten
André bauer
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Re: Fuge zwischen Totholz und Ballast

Beitrag von André bauer » Do 1. Nov 2012, 20:20

Korrekt, Torsten hat recht.

Entweder der Ballast arbeitet unter der Kielsohle so stark, das sich das Sika löst oder es ist Feuchtigkeit, die eine Verklebung von Ballast und Kielsohle verhindert.
Auch Beides ist möglich.
Bei arbeitendem Ballast werden die Bolzen nicht nur auf Zug durch Spannung im Gewinde belastet sondern auch mehr als unbedingt ratsam auf Scherung und Biegung.
Bei starker Krängung werden die Bolzen zur Seite gebogen, was zum Verlust des Kiels führen kann.
Der Ballast nimmt durch fehlenden Kontakt zur Kielsohle die Biegekräfte immer weniger auf.
Je nach Schadensstärke natürlich.

Aber Sika ist bei vollflächger Verklebung durchaus ein geeigentes Dichtmittel.
Entscheidend ist immer der Druck pro cm2.
Ein Nachverfugen am undichten Ballast ist daher nur begrenzt ratsam.

Grüße,
André
Gruß,
André

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