Eichenvollholz was nun

Quos-Ego

Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von Quos-Ego » Di 23. Okt 2012, 14:23

Hallo Clemens und Alle,

wenn ich hier so mitlese, dann habe ich ein bisschen Bauchschmerzen.
Eiche arbeitet radial (quer zu den Jahrringen) 0,16 % je 1% Holzfeuchte-Änderung
und tangential (parallel der Jahrringe) 0,36 % je 1% Holzfeuchte-Änderung.
(Siehe auch http://www.schreiner-seiten.de/holzarten/eiche.php)
Ich würde mit einer Holzfeuchteschwankung von ca. 5% (Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung zu Winter und feuchter Luft) rechnen.
Bei einer 120mm breiten Planke macht das 1-2mm Breitenschwankung.
Wenn Du nun alle Planken fest miteinander verbindest dann summiert sich das Spiel schnell in den cm-Bereich.
Ich finde den Ansatz Deines Vorgängers, die vorhandene Kalfaterung durch eine dauerelastische Fuge zu ersetzen, sympathischer.
Das heißt die Fuge auf 4-5mm Breite und Tiefe zu erweitern, unten (wie bei Decksfugen) ein Fugenband rein und mit weißer Fugenmasse zu vergießen.

Ich hoffe keinem zu Nahe getreten zu sein und grüße Euch, Andreas
André bauer
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von André bauer » Mi 24. Okt 2012, 12:25

Moin,
natürlich sind andere Gedanken wllkommen, vor allem wenn sich jemand, wie Andreas hier,
richtig sachlich Gedanken macht und Belege für Thesen sucht.
Man muß einfach zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen unterscheiden.
Die Einen rechnen damit, dass das Holz weiter Feuchtigkeit aufnimmt und arbeitet,
die Anderen packen das Boot so ein, das es nicht mehr arbeitet.
Beides hat große Vor- und Nachteile und beides ist nicht einfach durchzuführen und zu unterhalten.
Vor allem erfordert die moderne Methode Konsequenz, halb einpackte Boote mit schwacher Struktur und offenen Kanten sind schnell kaputter als vorher.
Es gibt aber genügend Beispiele von booten, die seit Jahren keine nennenswerten Arbeiten brauchen.
Z.B. Shamrock, 5mR, Baujahr 1908, vor über 10 Jahren mit Glas-Epoxi eingepackt.
Liegeplatz gegenüber des Stahlwerks Bremen mit dementsprechender Staub- und Schadtstoffentwicklung.
Bis heute keine neue Lackierung der Außenhaut (klarlackiert) notwendig, innen mit normalen Bootslack behandelt.
Es ist alles eine Frage der richtigen Mittel und Arbeitsweisen.

Die traditionelle Methode ermöglicht einfache Reparaturen, bringt aber auch viel Unterhaltungsaufwand mit sich.
Die moderne macht Lackarbeiten (wenn 2K) etwas aufwendiger, aber auch seltender.
Ist hier ein richtiger Schaden (Leck) entstanden ist schnelles Handeln gefragt um tiefere Schäden zu vermeiden.

Mit theoretischen Angaben im Hunderstelprozent Bereich wäre ich bei den verschiedenen Holzqualitäten und Unterarten schon mal sehr vorsichtig.
Stieleiche, Sommereiche, Traubeneiche, Wintereiche werden auch Deutsche Eiche Französische, Englische und Baltische Eiche genannt.
Sicher gibt es Durchschnittswerte, die sind auch soweit richtig, aber eben nur Durchschnitt.
Es kommt drauf, ob der Stamm in Sommer oder Winter gschlagen wurde, wobei die meisten wohl im Winter fallen.
Weiter ist wichtig ob der Baum viel Licht und Nährstoffe bekommen hat oder wenig,
je nachdem ist er schnell gewachsen oder langsam.
Schnell gewachsene Frühholzzellen arbeiten mehr als Spätholzzellen.
Überwiegen die hellen Jahresringe (Frühholz) arbeitet es relativ viel im Gegensatz zu dunkleren, härteren Stücken.
Auch der Standort des Bootes in Winter und Sommer ist wichtig für eine Beurteilung, wieviel % Schwankung realistisch sind.
Klima des Ortes, Binnenland oder Meer, Holzschuppen oder Stein, Betonboden, Holz oder Erde, Ganzpersenning und Zelt oder nur Plane, LKW-Plane oder...

Macht euch frei von den Gedanken, das Holz grundsätzlich immer arbeitet.
Wenn es von großen Feuchtigkeitseinflüssen abgeschlossen ist, arbeitet es auch nicht so viel,
das Leimfugen aufreisen.

Das man für traditionelle Methoden steht ist ja sehr schön, aber man sollte auch neuen Dingen aufgeschlossen sein und eingefahrene Denkweisen verlassen können.
Ich versuche, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren.
Meine Spanten will ich z.B. kochen, die Außenhaut soll aber verleimt und beschichtet werden.
Ob mit oder ohne Glas, klarlackiert oder doch in Weiß, weiß ich noch nicht.

Freue mich auf weitere Beiträge.

Viele Grüße,

André
Gruß,
André

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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von clemxd » Sa 27. Okt 2012, 12:17

...eben, dass ist das was ich Meine: Es gibt zwei Fraktionen, die Epoxy-Fraktion mit dem Motto Nie-wieder-Wasser-an-mein-Holz und die traditionelle mit dem Motto Lass-es-Quellen.

Ich bin kein Holzbootsbauer und daher kann ich natürlich nur bestimmte Arbeiten machen. Ein Stück Planke auswechseln im Kraweelbereich ist noch möglich und einen Spant zu kontern auch noch, aber dann hört es schon langsam auf. Irgendetwas zu biegen nach Dampfbad ist schon nicht mehr so mein Fall. Daher habe ich mich für den Epoxyweg entschieden und für die dauerhafte Konservierung.

Mich machte ja nur stutzig, dass Herr Larson in seinem Buch schreibt, dass für Eichenvollholz die Methode des Ausleistens nicht angewendet werden soll. Ich gehe aber davon aus, da mein Überwasserschiff die ganze Saison trocken blieb, dass ich das dann ohne bedenken ausleisten kann. @ André: Aber, ist es wirklich notwendig zu laminieren oder reicht es mit Epoxy zu streichen?

Nach dem Ausleisten würde ich das Schiff mit DD-extra von Epiphanes grundieren um danach einen 2 k Farblack aufzubringen.

Um die Fugen auszusägen gibt es doch spezielle Nutsägeblätter, die sogar konisch sind. Ich hab ne Metabo Handkreissäge, meint ihr, so etwas gibt es auch für diese? Oder kann ich 2 Sägeblätter aufsetzen, natürlich dürfte die Zähne dann nicht verschränkt sein. Taco Rison von von der Linden meine, man solle ein billiges Sägeblatt nehmen, da die Gefahr besteht, das Nägel oder sonstwas noch in den Fugen sind.

Danke für die Antworten

Grüsse

clemens
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von boyus » Sa 27. Okt 2012, 18:19

Hallo Clemens,
mit Interesse habe ich bisher die Diskussion um Dein Schiff gelesen. Vor einem Jahr stand ich auch vor der Frage nach dem richtigen Weg das Schiff (mit überschaubarem Aufwand) dauerhaft dicht zu bekommen.
Ich habe mich dann nach vielen Überlegungen, Gesprächen mit Autodidakten, erfahrenen Bootsbauern und Lacklieferanten dazu entschlossen den Bereich UW auszuleisten (hast Du ja auch schon getan), die Fläche mit Primocon zu schützen und mit Gelshield200 daran zu hindern Wasser aufzunehmen, dem Holz am Freibord aber Raum zum bewegen zu lassen.
Ich war wg. dem Gelshield auch erst skeptisch da vornehmlich für die Osmosesanierung an GFK-Booten, war die O-Jolle aber sofort UW dicht. Lediglich am Freibord brauchten die Fugen rund eine Woche zum dichtquellen.

Richtig ist das Eiche quillt und schwindet, tangential mehr als radial... mehr als Mahagoni- lass Dich davon nicht verrückt machen. Dein Schiff ist jetzt 50 Jahre auf dem Wasser!

Was spricht dagegen die Fugen auszukratzen und erneut mit Leinölkitt zu dichten? Alternativ mit Sika ausspritzen?

Hast Du die Möglichkeit die Plankenenden am Spriegel freizulegen damit wir uns anhand des Plankenprofil ein Bild machen können was sich der Erbauer damals gedacht hat?

Gruß
Arndt
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von clemxd » Sa 27. Okt 2012, 19:26

klar, kann ich euch die Plankenenden zeigen... hatte ja schon letzten Winter die Freude, diese Enden auszubessern.

Wie ist es denn mit dem Lack. Ich hatte, weil das Oberwasserschiff erst diesen Herbst dran sein sollte, noch mal ne Lackschicht aufgetragen (natürlich vorher Primer), aber diese riss bei den Fugen wieder ein. Das finde ich natürlich nicht so super. Würde das bei Neuverfugung mit Leinölkitt nicht passieren?
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von clemxd » Sa 27. Okt 2012, 19:38

klar, kann ich euch die Plankenenden zeigen... hatte ja schon letzten Winter die Freude, diese Enden auszubessern.

Wie ist es denn mit dem Lack. Ich hatte, weil das Oberwasserschiff erst diesen Herbst dran sein sollte, noch mal ne Lackschicht aufgetragen (natürlich vorher Primer), aber diese riss bei den Fugen wieder ein. Das finde ich natürlich nicht so super. Würde das bei Neuverfugung mit Leinölkitt nicht passieren?
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von clemxd » Sa 27. Okt 2012, 22:32

klar, kann ich euch die Plankenenden zeigen... hatte ja schon letzten Winter die Freude, diese Enden auszubessern.

Wie ist es denn mit dem Lack. Ich hatte, weil das Oberwasserschiff erst diesen Herbst dran sein sollte, noch mal ne Lackschicht aufgetragen (natürlich vorher Primer), aber diese riss bei den Fugen wieder ein. Das finde ich natürlich nicht so super. Würde das bei Neuverfugung mit Leinölkitt nicht passieren?

grüsse

clemens
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von boyus » So 28. Okt 2012, 09:59

Die vorhandenen Fugen sind mit Sika o.Ä. ausgefugt?
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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von André bauer » Do 1. Nov 2012, 19:47

Hallo Clemens,
Larsson schreibt in seinem Buch in erster Linie ja auch über die konventionellen Methoden.
Epoxi verwendet er nur zum Kleben, nicht zum Beschichten.
Daher warnt er davor, Eiche auszuleisten.

Konsequenz ist das Zauberwort.
Auch Leinölkitt ist keine Lösung in Verbindung mit einer Epoxibeschichtung, weil dieser aushärtet und spröde wird nach einigen Jahren.
Die Festigkeit der Fuge ist dann wieder dahin, bei einer Epoxibeschichtung ist die Reparatur dann kein Vergnügen.
Die Beschichtung mit Glasfaser muß dann geflickt oder neu gemacht werden.
Natürlich kann man auch ohne Glasfaser beschichten, aber die Stoßfestigkeit einer reinen Epoxibeschichtung ist lange nicht so gut.

Eine kleine Handkreissäge geht vielleicht, es kommt auf die Bootsgröße und die Krümmungen an, die abzufahren sind.
Trocken mit aufgeholtem Sägeblatt an einer aufgenagelten Testleiste ausprobieren würde ich sagen.
Eine Flachdübelfräse ist aber auch schon günstig zu haben und die Tiefe ist wesentlich genauer einstellbar.
Angesägte Spanten sind eben aucht nicht gerade ratsam...
Die Plankenstärke variiert ja auch meist um einige Millimeter.
Konische, einseitig verklebte Leisten sind nur bei arbeitendem Holz ratsam.

Zu den Fotos:
Schäftungen in den Planken müssen immer mind. 3 Spantfelder auseinander liegen.
Ansonsten ist die Schubübertragung zwischen Planken nicht gegeben und die Ecke kann nach relativ kurzer Zeit aussehen wie vorher.
Das Prinzip ist das Gleiche wie beim beplankten Deck, auch auf Sperrholzdecks.
Die 3 Stöße übereinander werden die Festigkeit des Spiegels deutlich beeinträchtigen.
Besonders bei größeren oder schnellen Booten und rauem Fahrtgebiet ist die Festigkeit enorm wichtig.
Auch Leisten zwischen den neuen Planken könnten die Schubübertragung nicht gewährleisten.
Das muß unbedingt noch geändert werden.

Grüße,
André
Gruß,
André

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Re: Eichenvollholz was nun

Beitrag von clemxd » Do 1. Nov 2012, 23:25

hallo andré,

der spiegel ist 38mm stark und die "flicken" sind keinen stumpfen stösse. die schäftung ist 5:1. meines wissens darf man dann auch "stösse" übereinanderliegend machen?!
die planken sind ebenfalls geschäftet. die mittlere der drei übereinanderliegende stösse ist stumpf. die beiden enden liegen auf einem spant. so war das vorher auch.
alles zusammen habe ich mit epoxy zusammengeklebt, der ja laut hersteller fester sein soll, als das holz.

grüsse
clemens
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