Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

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pooka
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Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von pooka » Do 23. Mai 2013, 21:46

Hallo,
In meinem neuen alten Spitzgatter tropft es von oben. Im Dauerregen der letzten Tage musste ich feststellen, dass das Deck meines Boote leider alles andere als dicht ist. An mehreren Stellen, insbesondere an Kanten und Uebergaengen von Kajuetdach zu Kajuetwand tropft es ordentlich durch. Leider ist das nicht alles, es werden auch einige Decksbretter spuerbar flaechig feucht und saugen sich richtig voll. Offenbar ist das oben aufgelegte und verschraubte Teakdeck nicht mehr dicht. Der Verkaeufer behauptet, dass kein Boot mit Holzaufbau wirklich dicht ist, was ich so ohne weiteres nicht glauben kann. Insbesondere bei den flaechig feucht werdenden Decksbrettern ist bereits spuerbar, dass das Holz oft nass wird und bereits an Stabilitaet nachlaesst.
Mir ist das leider alles bei der Begutachtung nicht aufgefallen, da das Schiff bereits 5 Jahre in der Halle stand. Es ist Baujahr 1985.
Was kann ich tun, um groesseren Schaden zu verhindern und mein Boot wieder dicht zu kriegen ?
Gibt es hier bezahlbare Loesungen ?

Ich freue mich ueber jeden Rat !
Andreas
Pier
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von Pier » Fr 24. Mai 2013, 10:11

moin Andreas,

um hier im Forum brauchbare Hinweise zu bekommen wäre es wichtig den Aufbau von Deck und Kajüte bzw. Kajütdach genau zu beschreiben.
Fotos sind ebenfalls immer sehr hilfreich.
Was für ein Boot ist es also Typ, konkrete Bauweise ( Beplankungsart ... )u.s.w. es gibt ja vieleicht Eigner und Kenner baugleicher Boote.

Wenn das Boot 5 Jahre in ner Halle stand ist sowieso irgend etwas zu weit aufgetrocknet als das es sich bei ein zwei oder auch 4 Regentagen wieder dem Ursprungszustand (quellen) nähert.

Also ran ans Boot, knipsen und beschreiben und einstellen.

Zum Deck:

Teakdeckplanken ( wie stark )sind aufgeschraubt - worauf ?
direkt auf Weichholzplanken ? geht nicht gut ohne Zwischenlage aus Sperrholz und / oder Epoxy denn da hat man 2 arbeitende Plankenschichten - das kann nicht halten.
-für den Fall das es so gemacht wurde > Teakdeck runter > Weichholzdeck ausbessern, Sperrholzzwischenschicht rauf und dann entweder wieder neue Teakleistchen aufpappen oder das Sperrholz als Deck aufbauen ( beshcichten mit epoxy oder Farbe oder beidem ... )
auf Sperrholzdeck oder Sperrholzzwischenschicht - funktioniert wenn die Teakplanken verschraubt und flächig verklebt sind. ( hier kann es sein das sich die Verklebung zwischen Teakplanken und Sperrholz gelöst hat und dort Wasser eingedrungen ist ) Da müsste man das Teakdeck an einigen verdächtigen Stellen aufnehmen und sehen was drunter passiert ist ...
direkt auf die Decksbalken ? also klassische und wie ich finde beste Decksbeplankung da würde man allerdings gut eingrenzen können wo die Lecks herkommen zumindest welche Fuge nachzuarbeiten ist = säubern und neu dichten

du schreibst das man einen Stabilitätsverlust spürt - wie macht sich das bemerkbar ? knarrt es, biegt es durch, federt es ... ?

Zu Kajütdach :
das gleiche wie vor + Verbindung Dach zu Kajütseitenwand mal genauer inspizieren und dann hier berichten

Ahoi
Pier

André bauer
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von André bauer » Fr 24. Mai 2013, 15:25

Hallo,
wenn es tatsächlich so ist, dass das Holz flächig nass ist, würde ich unterstellen, dass das Boot schon naß war, bevor der große Regen kam.
So schnell durchfeuchtet Holz nicht, Sperrholz als Decksunterbau schon gar nicht.
Sperrholz gibt Feuchtigkeit aber auch sehr langsam wieder ab, weil der Leim der einzelnen Schichten dies verhindert.

Grundsätzlich scheint das vorsichtige Abnehmen des Teakdecks nach der ersten Beschreibung sinnvoll zu sein.
Wenn das Holz so naß ist, muß es gut trocknen und dann neu verlegt und verfugt werden.
Außerdem kommen dann auch Schwachstellen der Unterkonstruktion hoch.

Ansonsten finde die von Pier gebrachten Punkte auch schon gut.

Einfach ist das Thema auf jeden Fall nicht abzuhaken.
Aber ich würde je nach Kaufpreis des Bootes auch mal erwägen den Voreigner wegen verdeckter Mängel in Regreß zu nehmen.
Dazu ist allerdings ein Gutachten eines Sachverständigen notwendig.
Wenn das Teakdeck neu muß oder sogar der Unterbau auch, wird das schnell eine Rechnung, die den Kaufpreis des Bootes übersteigt.
Konkrete fachliche Unterstützung kann hier sehr sinnvoll sein.

Richtig ist, das kaum ein Holzschiff wirklich dicht ist, auch von oben nicht.
Eine Tropfsteinhöhle ist aber auch nicht normal.
Da würde ich dem Boot schon mal unbesehen weitere strukturelle Schwächen unterstellen.
Solche Schäden bleiben über Jahre nicht ohne Wirkung auf den Rest des Bootes und seine Festigkeit.

PS: Bei Baujahr 1985 kannste davon ausgehen, das der Unterbau Sperrholz ist.
Stabilität ist die Eigenschaft des Rumpfes sich wieder aufzurichten. (unter dem Winddruck z.B.)
Das andere ist die Festigkeit von Deck und Rumpf.

Gruß,
André
Gruß,
André

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pooka
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von pooka » So 26. Mai 2013, 21:42

Hallo,
Vielen Dank fuer die erste Einschaetzung !
Ich habe nun noch etwas mehr Informationen vom Voreigner und ein paar Bilder:
Teakdeck ist auf Sperrholzplatten (Esche, nicht GL zertifiziert) aufgeleimt und verschraubt. Die Stoesse von Kajuetdach zu Kajuetaufbauwand wurden ueberlaminiert.
Seine Empfehlungen zur Behandlung des Problems waeren wie folgt:
- Das Teakdeck mit Hempel Teak Sealer (nicht finish) einlassen
- Den Kajuetaufbau von aussen mit D1 und D2 behandeln
- Die D1 und D2-Behandlung noch 1-2cm auf das Deck weiterziehen, um die Nahtstellen noch abzudecken

Der Voreigner sagt auch klar, dass das Deck nie 100% dicht war und er auch niemanden kennt, der ein dichtes Holzdeck haette. Er geht davon aus, dass in ca 10-15 Jahren ein neuer Decksaufbau auf den Balken notwendig sein wird, also Sperrholz und Teakdeck.

Die Staerke der Teakplanken ist geschaetzt etwa 15mm, Sperrholz etwa 12mm (siehe Foto von Kreisbohrung im Anhang).
Der Festigkeitsverlust des Decks aeussert sich darin, dass es sich an den Stellen, die von unten spuerbar feucht sind, beim Begehen durchbiegt.

Der Rumpf ist uebrigens aus GFK.

Was ist vom Vorschlag des Voreigners zu halten ?
Was kann ich tun, um zu verhindern, dass ich in 10-15 Jahren tatsaechlich einen neuen Kajuetaufbau brauche ?

Im Moment mache ich mir etwas Sorgen, um mein Schiff und um meinen Geldbeutel, der nach dem Kauf schon recht gepluendert wurde ...

Gruesse
Andreas
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von pooka » So 26. Mai 2013, 21:49

Noch ein paar Anmerkungen zu den Bildern:
Auf dem Bild, das die Kajuetseitenwand zeigt, tropft es an den Stellen oben am Ende der Decksbalken, die mit Kreppklebeband markiert sind.
Hier habe ich noch ein Bild von einer feuchten Sperrholzunterseite angehaengt und in die Hundekoje hinein fotografiert, um den dortigen Aufbau zu zeigen.

Gruesse
Andreas
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von fg-1064 » So 26. Mai 2013, 22:48

Moin Andreas,

so ein Quark, dass es keine trockenen Holzdecks gibt. Gerade bei einer Sperrholz-Unterkonstruktion
ist es wichtig, dass kein Wasser zwischen die einzelnen Lagen läuft, da sonst Rott droht. Auf
unserem früheren Stahlschiff war das Oregon-Deck immer komplett dicht. Und wenn eine der
Fugen Auflösungserscheinungen zeigte, haben wir mit Sika neu verfugt (heute würde ich Pantera
nehmen).

Auch seine Empfehlungen zum Aufbau (D1 und D2) sind meiner Meinung nach nicht sinnvoll, da
keine der beiden für Dichtigkeit bei Leckagen sorgt. Hier wäre die Abdichtung ebenfalls mit Pantera
angesagt - dazu müsste man natürlich den genauen Ort des Lecks kennen...

Da du aber von Festigkeitsverlust und Durchbiegen sprichst, würde ich dir dringend empfehlen,
einen Fachmann (Gutachter) zu Rate zu ziehen, der auch für eine potentielle Auseinandersetzung
mit dem Voreigner belastbare Aussagen liefert. Eine gute Adresse ist hier Uwe Baykowski
( http://www.yacht-survey.de/ ). Einfach mal anrufen und mit ihm beschnacken. Vielleicht gibt es
dann schon einen klaren Fahrplan zu dem, was getan werden muss!

Grüße!
Jan
André bauer
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Re: Kajuetaufbau und Holzdeck undicht

Beitrag von André bauer » Mo 27. Mai 2013, 10:48

Moin,
so seh ich das auch, ein Gutachter muß her und dem Verkäufer muß ein versteckter Mangel angezeigt werden.
Allein, dass das Deck nicht dicht ist, ist ein verschwiegener Mangel.
Abgesehen davon, dass das Deck Festigkeitsprobleme hat.

Esche ist im Bootsbau für den Innenausbau zu gebrauchen, aber niemals als Platte für einen Decksunterbau,
schon gar nicht wenn nicht GL-zertifiziert und damit nicht koch- und seewasserfest verleimt.
Esche ist ein Holz, was schnell fault, wenn die Feuchtigkeit nicht ablüften kann.

Owatrol ist in dem Fall kompletter Unfug. Und auch Abdichten mit anderen Mitteln wird die Festigkeitsprobleme nicht beheben.

Alternative zum Gutachter wäre ein Rücktritt vom Kaufvertrag.
Nach meiner Einschätzung hat er Dich übers Ohr gehauen.

Grüße,
André
Gruß,
André

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