Fall spleissen

helmsman-2

Fall spleissen

Beitrag von helmsman-2 » Sa 23. Nov 2013, 18:47

Die Fallen auf meinem Boot sind aus rostfreiem, 3 mm flexiblem Drahtseil 7x19. Zum Holen und Belegen ist ein 3-kardeeliges geschlagenes Tau mit 10 mm Durchmesser angespleisst.

Ich habe das Drahtseil in dem Bereich, in dem es gespleißt ist, vorher ausgeglüht, da es sonst zum Spleissen zu widerspenstig war.

Das solchermassen gespleisste Fall funktioniert auch sehr gut, ist sicher und sehr langlebig. Es besteht eigentlich kein Grund etwas zu ändern. Aber vielleicht gibt es ja doch etwas Besseres.

Die Schwachstelle des Falls ist die Rolle am oberen Mastaustritt, an der das Drahtseil im aufgeheißten Zustand (unter Last und immer an der gleichen Stelle) steht. Da brechen nun nach langer Benutzungsdauer einzelne Drähte und stehen als Fleischerhaken vor .

Nun ist die Überlegung, das Fall komplett aus einem dieser superstarken, modernen Kunstfasertaue herzustellen. Im Lastbereich (also dem Teil direkt am Segel, der auch über die Rolle geht) soll es wieder 3-4 mm mm Durchmesser haben, im Arbeitsbereich (da wo man an dem Tau zieht und es belegt) soll es aus Handlinggründen wieder dicker sein (ca. 10 mm).
Meine Frage ist nun, welche Tauarten sind dafür geeignet und mit welchem Spleiss stellt man die Verbindung her.

Meine Befürchtung ist, dass sich das dünne Fall an der Fallscheibe möglicherweise schneller als das Drahtseil verschleisst. Das kann allerdings im gefierten Zustand gut kontrolliert werden.

Klaus
André bauer
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Re: Fall spleissen

Beitrag von André bauer » Sa 23. Nov 2013, 22:28

Moin,
Dyneema heißt das Zauberwort, ist stärker als Draht, kann also im gleichen Durchmesser gekauft werden.
Die Fallscheibe darf natürlich nicht scharfkantig sein, dann sollte das ok sein.
Drahtseil verschleißen an Rollen, weil sie für enge Radien nicht gemacht sind, auf Dauer brechen sie, besonders wenn immer die gleiche Stelle auf der Scheibe steht.

Spleißen:
http://www.eggerwinde.de/Splei%DFanleit ... 050412.pdf

Welche Tauart man damit verbindet, kann nicht sagen, normalerweise sollte jedes Fall geeignet sein.
Dyneema hat zu Anfang etwas Reck, das gibt sich aber.

Andere Zauberworte, sind aber auch "Hallo, Moin, Danke im Voraus usw."

Gruß,
André
Gruß,
André

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Reimund Willig
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Re: Fall spleissen

Beitrag von Reimund Willig » So 24. Nov 2013, 15:47

Hallo Klaus,
auch das hier ist eine gute Übersicht, inkl. dem Spleißen von 'High-Tech' Tauwerk. Das Buch kommt zudem mit einer DVD, auf der dann die Arbeiten gezeigt werden:

http://www.emf-sail.com/publikationen.html


Gruß
Reimund


viele Grüße

Reimund
helmsman-2

Re: Fall spleissen

Beitrag von helmsman-2 » So 24. Nov 2013, 18:27

Hallo zusammen,
vielen Dank für die Tips.

Eine gute Spleissanleitung für Hightech Tauwerk habe ich auch hier gefunden: http://www.gleistein.com/assets/downloa ... schweb.pdf

Allerdings auch nicht ganz, was ich suche.

Ich will ja von einem etwa 10 mm dicken Seil auf ein dünneres, von etwa 3-4 mm.

Nun gibt es zwar bei einigen Seilen die Möglichkeit des "Abmantelns", das heißt, den äusseren Mantel entfernen, dann bleibt noch ein inneres, ummanteltes Seil übrig. Ich weiß allerdings nicht (bzw. bezweifle), ob hierbei solche Dickenänderungen möglich sind.

@Raimund: Das Buch besitze ich sogar. Es ist sehr anschaulich (besonders mit der CD) und es enthält auch einen Spleiß Drahtseil zu doppelt geflochtenem (Hightech-)Tauwerk.

Falls ich keine Lösung für das Spleissen von etwa 3-4 mm dickem ummanteltem Tauwerk zu 10 mm (nicht notwendigerweise ) ummanteltem Tauwerk finde, werde ich es vielleicht so machen. Allerdings ist das Spleissen von Draht ziemlich mühsam.

Klaus

woodpecker
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Re: Fall spleissen

Beitrag von woodpecker » Mo 25. Nov 2013, 06:53

Moin Klaus,

Beim "Abmanteln" ist Vorsicht geboten: Bei Hightech- Tauwerk ist der Kern in der Regel nicht UV- Beständig!

Bei einem über 40 jährigem IF-Boot steht nämlich auch der Wechsel des Drahtvorfaches an und da der Baum mit dem Großfall beim Landfall hochgebunden wird kommt diese Lösung doch nicht zum Tragen.

Es sei denn, du fährst verstärkt Regatten - dann wird ja wohl mindestns alle zwei Jahre das laufende Gut ausgetauscht. Wer's braucht :-)
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woodpecker
nvonholdt

Re: Fall spleissen

Beitrag von nvonholdt » Mo 25. Nov 2013, 18:12

Guten Abend,
ich möchte einige Anmerkungen zur Auswahl des Fallmaterials, bzw. der Fallscheiben geben.
Grundsätzlich ist der Fallscheibendurchmesser dem Falldurchmesser anzupassen. Je größer der Fallscheibendurchmesser ist, desto geringer ist die Bruchgefahr eines Kardeels. Die empfohlenen Durchmesser kann man beim Tauwerkhersteller oder Rigger erfragen.
Ebenso ist die Form der Seilrille wichtig.
Für reine Drahtfallen kann man eine V-Form mit einem runden Einstich (1,1x Drahtdurchmesser) am Grund wählen.
Als Kompromis für Tau oder Drahtfallen hat sich einen weicher Einstich, Radius ca. 1,5xSeilscheibenbreite, Einstichtiefe bis links und rechts noch eine Fläche von ca. 1mm stehen bleibt. Also keine scharfen Seilrollenkanten.
Für Dyneema u.ä. verwendet man einen rechteckigen Einstich, der am Einstichgrund links und rechts mit einem Radius (ca. 3mm) versehen ist.

Um das Problem der gebrochenen Kardeele bei Edelstahldraht 7x19 zu umgehen, ist es eventuell möglich auf Stahlseil 7x19, verzinkt auszuweichen. Verzinkter Stahldraht ist lehniger, die Kardeele brechen nicht so schnell. Möglicherweise ist der Drahtseildurchmesser anzupassen, um die gleiche Bruchfestigkeit und Dehnungswerte zu erreichen. Damit kann das Seilrollendurchmesserproblem umgangen werden.

Viele Grüße
N. von Holdt
André bauer
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Re: Fall spleissen

Beitrag von André bauer » Di 26. Nov 2013, 00:35

Moin,
Dyneema wird als Fall ohne Mantel verwendet. Zumindest, wenn es der Durchmesser erfordert.
Ein erfahrener Takler oder Segelmacher wird das bestätigen.

Lenkdrachenleinen sind auch aus Dyneema, sind aber zugebenermaßen nicht die ganze Saison draußen.
Kenne aber mehrere Boote mit nackten Dyneemafallen.

Gruß,
André
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Re: Fall spleissen

Beitrag von woodpecker » Di 26. Nov 2013, 07:10

Moin zusammen!

@ André

Ich habe auch das "nackige" Dyneema als Talje für' s Achterstag verwendet.
Aber ist das "Tauwerk" (also Mantel und Kern) nicht anders beschaffen? Der Kern zumindestens?

Das Dyneem one (nackig) ist irgendwie glatter - beschichtet? -

Wenn du aber Boote mit Dymeema -Fallen kennst und es funktioniert, dann ist es wirklich
eine feine Alternative!
Es lässt sich fein spleissen und hat enorme Bruchlasten. Tausche die Schäkel an den Segeln mittler Weile gegen selbstgespleisste Tauwerkschäkel aus! Kein Aua mehr am Kopf und im Deck!

Schönen Tag noch
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Re: Fall spleissen

Beitrag von André bauer » Di 26. Nov 2013, 16:56

Moin,
auf der Illbruck beim Volvo Ocean Race war das schon 2002 Standard, ich war im Team mit der Konstruktion des AC-Cuppers beschäftigt.
Zumindest einmal um die Welt hälts also.
Ich weiß z.B das Stefan Ernst Schneider in Grodersby bei einer 6,5KR die Fallen in Dyneema gemacht hat. War selbst dabei.
Ob Tauwerk mit Dyneemakern anders behandelt oder beschaffen ist, als Dyneema ohne Mantel ist ne interessante Frage.
Vor ein paar Jahren hat man noch öfter davon gehört, das entmantelter Kern emfindlich sein soll.
Das gilt aber wohl eher für mechanische Beschädingungen, definitiv zieht man ganz leicht Fasern raus, so das Haken entstehen.

Es muss schon mit Vorsicht behandelt werden.

Grüße,
André
Gruß,
André

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Re: Fall spleissen

Beitrag von danebrog » Di 26. Nov 2013, 22:53

Gentlemen!

Danke für Eure Tipps! Ich lese interessiert mit, denn ich möchte für die nächste Saison mein Großfall tauschen.
Das jetzige ist unbestimmten Alters und besteht auch halb aus Draht und Tauwerk. Dummerweise sitzt die Spleißstelle, bedingt durch die Masthöhe, genau auf dem Knarrpoller am Mast. Um sowas in Zukunft zu vermeiden, möchte ich gerne etwas "Durchgehendes", im Sinne von a) durch das "Nadelöhr", d. h. auf der Fallscheibe durch den Mast und b) ohne Spleiß haben.

Und ob mir nun der 4 mm-Draht beim Segelsetzen in die Fingerchen schneidet oder gleichdimensioniertes Tauwerk ist dann wohl auch egal, oder?

Wie würdet ihr das Fall mit dem 15qm-Groß verbinden? Gleich einen Palstek? Oder klassisch Kausch mit Schäkel, der zu gerne gegen den Mast haut?

Viele Grüße
Dagmar
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