Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

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bob57
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Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von bob57 » Mo 16. Dez 2013, 23:14

Moin, Foristi,

am vergangenen Wochenende habe ich mir die Svan, Michaels Folke, genau angesehen.

Außer bei der Beplankung wurde an dem Schiff ausschließlich Kiefer und etwas Eiche (im Kielbereich) verbaut und konsequenter weise sieht es genau da schlecht aus, wo beim Holzzuschnitt etwas "gespart" und Splint/Kernholz verarbeitet wurde.

Der Aufbau der Jahrringe unterscheidet sich nicht, zumindest nicht mit bloßem Auge erkennbar, von den extrem langsam wachsenden Kiefern der Lüneburger Heide.

Deshalb meine Frage:
Wo kauft ihr ein, wenn ihr Vollholz braucht? Beim Säger um die Ecke oder bei den üblichen Verdächtigen des Bootsbauhandels? Wärt ihr bereit, euch für 200 bis 300 Euro zwei Kubikmeter Kiefernbohlen unter Plane hintern Schuppen zu legen und 2 Jahre trocknen zu lassen? Oder lohnt das nicht? Achtet ihr beim Einkauf auf Kernexzentrität, Feinringigkeit usw.?

Gruß vom
Bob

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André bauer
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von André bauer » Di 17. Dez 2013, 12:26

Hallo Bob,

keine Erfahrung mit Kiefernholz in der Richtung, aber Holz sollte doch generell offen unter einem Dach trocknen statt mit Plane?
Kannte ich zumindest so, bei allen Tischlereien liegt das Holz unter einem offenen Dach oder sogar in einem zugigen Schuppen.

Dazu ein Gedanke, der mir dabei gerade kam: Lassen sich mit Plane vielleicht Trocknungsrisse vermeiden bzw. verringern?
Weil es unter einer Plane langsamer trocknet, gerade wenn es frisch geschlagen wurde?
Wenn es so wäre, macht das niemand so, weil es deutlich länger dauert?

Eigentlich kaufen die Tischler ja sowieso nur noch kammergetrocknetes Holz, weshalb natürlich getrocknetes Holz so gut wie nicht zu kriegen ist.

Mit Plane schätze ich die Trocknungszeit aber auch länger als 2-3 Jahre.

Interessante Kieferquelle?:
http://www.markano.de/markano_art_13.htm

Generell sehr informative Seite über Holz: (und Verarbeitung)
http://www.schreiner-seiten.de/holzarten/kiefer.php
http://www.schreiner-seiten.de/holzarten/eiche.php

Zur Trocknung von Kiefer lassen die Seiten sich wenig aus, hier wird gesagt, Kiefer reißt und wirft mäßig: (Seite 68 unten)
http://www.lwf.bayern.de/veroeffentlich ... _57-12.pdf

http://www.holzwurm-page.de/holzarten/h ... kiefer.htm


Grüße,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
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www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Andre R363

Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von Andre R363 » Di 17. Dez 2013, 14:03

Hallo Bob,
wenn du schon so direkt fragst.

Heimische Hölzer hole ich beim Sägewerk.
Der hat auch Holz welches seit vielen Jahren abgelagert ist.
Aber auch kammergetrocknetes ist zu bekommen.
http://www.holzhandlung-koch-lorsch.de/4481.html

Alles andere hole ich beim Spezialitätenhändler.
Dort habe ich sogar mal für die Seitenteile das Aufbaus über 6m lange Mahagonibretter bekommen.
http://www.baumann-holzhandel.de/

Aber all das wird dir wohl nicht weiterhelfen, da du wahrscheinlich nicht hier um die Ecke wohnst.

Gruss
Andre R363
bob57
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von bob57 » Di 17. Dez 2013, 16:12

Moin Andre,
danke für die schnelle Antwort.

Hat dein Säger Bootsbau-Qualitäten gesondert liegen oder musst du aussuchen?

Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
Andre R363

Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von Andre R363 » Di 17. Dez 2013, 16:33

Hallo,

das ist ein super Laden mit sehr viel Charme. Will sagen, den Laden schmeissen zwei ältere Brüder die genau wissen wo sich auf deren grossen Gelände was befindet.

Er hat zB aufgeschnittene Eiche die über 12 Jahre abgelagert ist.
Das sind aber meist Bretter mit 80mm.



bob57
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von bob57 » Mi 18. Dez 2013, 12:27

Mir geht es um Folgendes:

Unsere Heidekiefer wächst auf besonders armen Standorten sehr langsam, damit sehr feinringig und sehr feinastig heran.
Da Kiefer bei uns aber Massenware ist, schnippeln wir diese an sich vermutlich sehr gut im Bootsbau verwendbaren Stämme ins Industrieholz, also die Platte, oder bestenfalls in die Palette. Eigentlich finde ich in jedem Holzpolter einige Stammendstücke von 2,50 oder 3,10 m Länge, bei denen mir das Herz blutet. Sie sind einfach zu schade, um zerspant zu werden.
Der Preis ist für die Qualität eigentlich lachhaft, Palette kostet im Festmeter aktuell etwa 50.- Euro.
Andererseits lohnt es sich nicht, sie auszusortieren, weil a. keine Mengen zusammen kommen und b. es keinen Abnehmer dafür gibt. Bootsbauholz spielt eben mengenmäßig keine Rolle.

Nun sitze ich ja an der Quelle und "meine" Unternehmer tun mir sicher den Gefallen, besonders gute Rollen auszusortieren, aber dummerweise ist mir bis auf die allgemein bekannten Ansprüche an Holzqualität nicht bekannt, nach welchen Kriterien man Bootsbauholz qualifiziert.

Hier fiele mir spontan ein:
- Dichte, abhängig von Boden und Nährstoffangebot des Standortes, auf dem die Kiefer gewachsen ist
- Geradschaftigkeit, abhängig von der Erziehung des Baumes
- Exzentrizität des Stammquerschnittes, abhängig von Pflanzung und Genetik, was kann im Bootsbau toleriert werden?
- Biegefestigkeit, Spannrückigkeit, abhängig vom Kleinklima/Besonnung des Baumes, Konkurrenz mit Nachbarbäumen, was wird voraus gesetzt?
- Verhältnis Kern zu Splint, was wird toleriert? Beeinflusst erheblich die Wertschöpfung

Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, was ich in den letzten Jahren so an auf Booten verbautem Holz gesehen habe, so muss ich feststellen: Da gibt es sehr viel Licht, aber auch jede Menge Schatten. Michaels Svan ist durchaus exemplarisch, das Boot ist von der Substanz her sehr gut und es ist ursprünglich nur da kaputt, wo bei der Auswahl des verwendeten Holzes Zugeständnisse gemacht wurden. Ich bin mir sicher, die Svan würde noch locker 20 und mehr Jahre segeln, wenn es die in der Holzqualität begründeten "Sollbruchstellen" nicht gegeben hätte.

Bei meinem 20er, einem Sammelsurium sämtlicher in der ehemaligen DDR vorkommenden Baumarten, 20 Jahre älter als Michaels Folke, ist es genau anders herum. Als man dieses Boot gebaut hat, war zwar ganz offensichtlich jede Baumart Recht, hingegen hat man bei der Einteilung des zu verbauenden Holzes sehr genau hingesehen und ich gebe für jeden Quadratzentimeter qualitativ von der Norm abweichenden Holzes eine Kiste Sekt aus. Da hat man sich vor 56 Jahren mal richtig Mühe gegeben. (Wirklich kaputt gemacht wurde der 20er, als der Vorbesitzer sinnigerweise das durch eine Kollision beschädigte Schandeck mit einer Fichtenplanke aus dem Baumarkt ersetzt hat und in der Folge die Bordwand von den Spanten gesprengt wurde, als das Holz anfing zu arbeiten.)

Wenn jeder von uns, die wir an Holzbooten arbeiten, seine eigene Bezugsquelle hat, lohnt sich meine Idee nicht. Gäbe es aber einige deutsche Sägewerke, die ganz gezielt hochwertiges Kiefernkonstruktionsholz für den Bootsbau "aussortieren", dann hätte es sinnvoll sein können, sich da mal schlau zu machen und evtl. kleine Mengen schon ab Wald bereit zu stellen, ähnlich wie wir es schon seit Jahren mit Mondphasenholz oder auch Kiefer für die Verwendung als Rammpfähle im Hafenbau machen.
Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von clemxd » Mo 23. Dez 2013, 19:10

Moin zusammen,

ich kaufe mein Holz hier in Magdeburg von Kernholz (Klöpferholz), der Geschäftsführer hat auch ein Mahagoni Schiff. Ich such mir da mein Holz selbst heraus. Dabei handelt es sich überwiegend um Kammer getroknetes Holz, was ich dann ne Weile draussen aber Überdacht liegen lasse, damit es wieder etwas aufgeht. Diesen Tipp hab ich von der Holzbootswerft in Freest bekommen.

Da ich ein Eichenschiff habe, kaufe ich im wesentlichen nur Eichenvollholz. Allerdings hab ich bisher nur kanadische Weißeiche verwendet, da ich nur das in den entsprechenden stärken bekomme.

Das grösste Problem, finde ich, ist die Nachbearbeitung des Holzes. Ich hab zum Glück die Möglichkeit günstig mir das Holz hobeln zu lassen. Wenn ich das nicht hätte, wüßte ich gar nicht, wie ich das machen sollte.

Multiplexplatten und funiertes Sperrholz bekomme ich ebenfalls bei Kernholz natürlcih AW100.

Bis dahin grüsse

Clemens
tomy
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von tomy » Do 30. Jan 2014, 10:48

Moin Bob,

ausgezeichneter Vorschlag!
erst jetzt komm ich zur Antwort - in den letzten Jahren hatte ich mit meiner Liebsten im Sauerland eine kleine "Privatwerft", wo wir unsere Boote gebaut haben, da lag die Quelle sozusagen vor der Tür. Wir hatten immer etliche Meter eingelagert und haben selbst gesägt und dann hobeln lassen.( weil unser Hobel nur 30 breit ist)
Jetzt sind wir in der Elbmarsch angekommen (Endlich) und planen neue Bauprojekte - haben auch (endlich) eine kleine Werkstatt...Können auch im Wasser lagern...
Also wenn du so eine "Rückstellaktion "mit interessanten Stämmen in 3,10 oder länger machen würdest- wir sind dabei! Das Holz müsste nur hinreichende Abmessungen haben
Lass uns in Kontakt treten -

Thomas und Nicola aus der Elbmarsch
Sprunck, Wolf-Dieter
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Re: Rein Interesse halber - wo kauft ihr euer Vollholz?

Beitrag von Sprunck, Wolf-Dieter » Mo 3. Feb 2014, 14:56


Hallo Thomas, wo genau habt Ihr Euch in der Elbmarsch niedergelassen ?
Ich bin mit meiner offenen Orust-Snipa in der Seestermüher Marsch zuhause und
suche gerade ein Stück Weißeiche in den Maßen 2,00 mtr X 30 cm X 20 mm für eine
Ducht. Kann man sowas bei Euch käuflich erwerben?

Wolf-Dieter
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