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von André bauer » Mi 26. Feb 2014, 19:59
Hallo,
da sind noch so viele Optionen in der Vorgehensweise...
Die Gefahr von Trocknungsrissen besteht immer, kann aber drastisch oder gegen Null reduziert werden.
Wichtig sind dabei einige Entscheidungen, die auch vom Bootszustand, von der zukünftigen Nutzung und Lagerung in Winter und Sommer abhängen.
Wird das Boot Sommer wie Winter an Land gelagert, empfhielt sich die zweiseitig verleimte und dazu Epoxidharz beschichtete Variante.
Wird der Rumpf mit einseitig verklebten Leisten versehen, bleibt es eine traditionelle Bauweise, bei der weiter jährlich lackiert werden sollte.
Hier sollten traditionelle 1-Komponentenlacke verwendet werden.
Werden die Leisten beidseitig verklebt, arbeiten die Fugen im ersten Moment weniger, können aber wieder aufreißen, je nachdem wie heiß und trocken es ist.
Das Boot muß bei dieser Variante so trocken wie nur irgend möglich sein, eventuell ist daher eine Saison Pause notwendig.
Bei der zweiseitig verleimten Variante KANN eine Epoxidbeschichtung aufgeracht werden, eventuell mit Glasgewebe.
Das Gewebe macht die Beschichtung stoßfester, wenn dann unter Wasser mal was gegen den Rumpf schlägt, passiert nicht so schnell was.
Je mehr Glas, desto stoßfester, aber auch weniger transparent.
Für Klarlackierung sollte man nicht mehr Gewebe als 220g/m2 aufbringen.
Das Gewebe wird über den gesamten Rumpf gelegt, nicht nur auf die Leisten.
Sinnvollerweise wird auch der Ballast abgenommen und daunter auch laminiert.
Wichtig ist bei der Glas- oder Nur-Epoxivariante, dass das Boot später kein Wasser mehr im großen Mengen aufnehmen kann.
Das Holz kann nach außen keine Feuchtigkeit mehr abgeben, viele sagen deshalb, dass das Boot auch von innen mit Epoxi beschichtet werden muß.
Es gibt also grundsätzlich zwei Möglichkeiten, das Boot weiter jährlich quellen lassen (einseitig verleimt) oder so komplett einpacken in Epoxi, das kein Wasser mehr ans Holz kommt.
Auch kleinste Rammings, vor allem unter Wasser müssen dann sofort ausgebessert werden.
Das Holz saugt über den Kapillareffekt über kleinste Löcher in der Beschichtung sehr viel Wasser und fault unter der Beschichtung.
Das Märchen vom Leichenhemd kommt dabei aber aus Zeiten der Polyesterbeschichtung, die oft selbst gemacht wurde.
Polyesterharz baut aber keine gute Haftung zum Holz auf, es muß ein Haftgrund verwendet werden.
Den haben die ganzen in Eigenregie verkleisterten Boote nicht bekommen und haben daher heute die Probleme.
Wichtig ist noch das Epoxi nicht UV-Beständig ist, soll natur lackiert werden, muß ein Lack mit extrem gutem UV-Schutz verwendet werden.
Und das Epoxi muß von sich schon geeignet sein für klare Beschichtung.
Ob das Boot gedreht werden muß oder nicht, hängt auch vom verwendeten Gewebegewicht ab.
Epoxi hat grundsätzlich eine sehr hohe Nasshaftung, so das ein Drehen bei 220g/m2 Glasgewicht nicht notwendig ist.
Werden mehr Lagen oder schwere Lagen in einem Arbeitsgang aufgebracht, empfhielt sich das Drehen, damit die Lagen nicht runterfallen.
Grundsätzlich ist das Beschichten eines Bootes mit intaktem Deck etwas kritisch.
Die Schwachstelle ist dann der Übergang Deck zum Rumpf, ein Holzdeck ist nie ganz dicht, auch mit Sperrholz drunter nicht.
Zieht das Boot über das Deck oder die Rumpf-Deckverbindung Wasser geht dieses auch in die Planken, wo es nicht wieder raus kann.
Zum Ausdiffundieren (Trocknen) braucht Holz große Oberflächen, die es dann nicht hat.
Wenn es ein klarlackiertes Deck ist, kann dieses und der Kajütaufbau auch mit beschichtet werden, so dass das Boot von außen schon komplett eingehüllt ist.
Innen ist so ein Streitfall... Hängt auch von vielem ab, z.B. ob das Boot eine offene Jolle oder ein geschlossens Kajütboot ist, eine gute Ganzpersenning vorhanden ist, ein richtiges Winterzelt mit einem halben Meter Platz und güter Belüftung rund ums Boot.
Ich halte die Beschichtung innen nicht für unbedingt notwendig, wichtig ist das NIE Wasser in großen Mengen und über längere Zeit im Boot steht.
Immerhin bedeutet die Beschichtung innen die restlose Entfernung aller Farben, das ist verdammt viel Arbeit.
Fazit, wenn das Deck mit Teak belegt ist und auch ein Refit braucht, kann man sehr gut mit Epoxi beschichten.
Ein klarlackiertes Deck sowieso. Hat der Aufbau und/oder das Deck noch eine Leinenbespannung muß die auch runter.
Das Epoxi muß überall hundertprozentig mit dem Holz verbinden können.
Man macht also eine richtig große Baustelle auf mit einer Epoxibeschichtung und einem ansonsten intakten Boot.
Eine Beschichtung ohne Ausleisten verbietet sich übrigens, weil die Planken auch mit Epoxi+Glas immer noch die Last tragen.
Die Planken müssen daher einen festen Verbund bilden und dürfen keine offenen Fugen haben.
Wenn das alles gegeben ist, kann mit einem 2-Komponentenlack lackiert werden, der Anstrichintervalle von 8 Jahren und mehr erlaubt.
Ob das Epoxi die Intervalle wegen der UV-Strahlung mitmacht, ist eine andere Geschichte.
Wichtig ist hier eine Ganzpersenning, die auch den Rumpf komplett und rumdum vor Sonne schützt.
Und das Winterzelt, dass das Boot auch im Winter entsprechend schützt. Steht es in einer Halle mit Tageslicht, muß hier auch entsprechend vorgesorgt werden.
Eine Kunststoffplane mit direktem Kontakt zum Boot verbietet sich bei Holzbooten ohnehin.
Die Belüftung ist nicht gegeben und Schwitzwasser sammelt sich unter der Plane.
Bei einem intakten Boot ist eine Epoxibeschichtung eine große Investition, bei einem sowieso rundum reparaturbedürftigen eine lohnende Sache.
Davon hängt dann ab, ob einseitig oder zweiseitig verleimt wird und mit welchem Lack lackiert wird.
Grüße,
André
Gruß,
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
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