Motorjolle 1934

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Hobbywerker
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Motorjolle 1934

Beitrag von Hobbywerker » Di 18. Feb 2014, 10:06

Hallo zusammen,
da ich neu in diesem Forum bin, hoffe dass mir evtl. Fehler verziehen werden. Über dem Bootsmarkt fky. habe ich unter der Bezeichnung Offiziers-Pinasse (ist noch zu sehen) eine Boot erworben. Ausschlaggebend war für mich der Riss des Bootes mein Hang zum Werken und meine Zukünftige nähe zum Wasser. Nach meinen Recherchen handelt es sich eher um eine Motorjolle der RM Klasse 0 mit Aufbauten. Dies schließt ja nicht aus, das es für Offiziere verwendet wurde. Auch das es bei der Hatecke Werftgebaut wurde ist möglich aber nicht nachgewiesen. Über Infos zum Boot würde ich mich freuen. Ich habe das Boot(sagt man Boot?) mittlerweile entkernt und mit einem Raumentfeuchter versehen im Garten stehen. Die genaue Durchsicht hat ergeben, das der Bootsrumpf in einem Topzustand ist, keine Fäule oder Weichteile am Holz. Dies bestätigt auch die Angaben einer der Vorbesitzer, der jahrzehntelang, jedes Jahr das Boot mit einem Tischlermeister zusammen von Innen Konserviert hat. Auch die offenen Seitenverkleidungen sind zu 80% Original. Zuerst dachte ich an kleine Verbesserungsmaßnahmen nun bin ich soweit, dass ich den Steuerstand wieder am Original Riss entlang wieder öffnen möchte. Da das Boot schon vor Urzeiten mit GFK verkleidet wurde, macht es mir ein wenig Sorge das GFK im Kajüten Bereich zu entfernen. Würde aber gerne für die Aufbauten wieder eine äußerlich eine klassische Holzansicht bevorzugen. Ist meine Gedanke falsch, dass ich die Kajüte von Außen mit Bootsbausperrholz verkleiden könnte(evtl. kleben) und diese dann behandle. Tipps und Ratschläge sind herzlichst willkommen und im voraus schon vielen Dank.
Gruss
Rainer
André bauer
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Re: Motorjolle 1934

Beitrag von André bauer » Di 18. Feb 2014, 10:48

Hallo Rainer,
der Raumluftentfeuchter sollte da aus dem Boot raus.
Das Boot steht am besten unter einem Zelt, das gut belüftet ist und genügend Raum um das Boot läßt.
Der Winter ist immer trockener als der Sommer, kalte Luft bindet viel weniger Feuchtigkeit.

Zu trocken darf das Boot nicht stehen, da öffnen sich schnell die Fugen.
Passiert das jedes Jahr wieder, arbeitet das Holz zu viel, es schrumpft dauerhaft ein und das Boot muß ausgeleistet werden.

Der Aufbau ist sicher undicht gewesen und hat ein paar faule Stellen (schwarzes Holz), darum ist er beschichtet worden.
Natürlich wäre es Aufwand, das GFK zu entfernen und den Aufbau wieder zu dichten, faule Stellen zu entfernen.
Aber zusätzlich Sperrholz oben drauf pappen ist auch wirklich nicht wenig Arbeit, fast gleich zu setzen.

Außerdem kommt mehr Gewicht an Bord, was die Seetüchtigkeit beeinflußt, die Freibordhöhe schrumpft schließlich und der Gewichtsschwerpunkt wandert nach oben.
Schwerpunkt höher bedeutet weniger Stabilität, das bewegt sich mehr in den Wellen.
GFK runter bedeutet damit besseres Verhalten bzw. näher an dem was der Bootsbauer sich gedacht hat.

Und ein Aufbau aus Sperrholz wird optisch nie mit einem aus Vollholz in Rahmenbauweise konkurieren können.

Also runter mit dem Plastikschrott. Meine Meinung...
Das GFK muß dann so entfernt werden, das kein Wasser zwischen Holz und Kunststoff kann.
Dafür ist auch die Stelle des Schnittes wichtig und die Art der Abdichtung.
Geometrisch wie chemisch, konstruktiver Bautenschutz...

Gruß,
André
Gruß,
André

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Hobbywerker
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Re: Motorjolle 1934

Beitrag von Hobbywerker » Di 18. Feb 2014, 11:12

Hallo Andre,
zuerst einmal vielen Dank für die wirklich schnelle Antwort.Meine schnelle Reaktion :) der entfeuchter kommt raus das Boot steht ab trocken.(Zeltdach). So nun zu den Hinweisen. Ja ich habe schon vermutet das deshalb Gfk aufgezogen wurde. Der Rumpf ist von Innen nirgendwo verbaut und alle Verkleidungen waren (da ich sie abgeaut habe)offen gehalten. Zumindest ist so kein faules Holz festzustellen. Ja ich habe schon daran geadcht den GfK zu entfernen, habe aber bisher damit keine erfahrung. Ich würde den Aufbau gerne auch wieder in Vollholz erstellen, dafür fehlen mir aber die Pläne oder ähnliches. Ein komplettabriss des Aufbaus würde aber, den Charm der Original Innenwände und Decken beseitigen. Das mit dem Gewicht des Aufbaus ist natürlch zu beachten, dies ist ein sehr guter Hinweis. Da ich den Steuerstand auf jeden Fall wieder öffnen möchte, werde ich damit anfangen um die Arbeitsweise des GFK Künstler zu sehen. Wenn noch Tipps zur Rahmenbauweise vorliegen, immer gerne. Vielen Dank im voraus-
Gruss
Rainer der auch kein GFK mag zumindest im/am Oberwasserbereich
André bauer
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Re: Motorjolle 1934

Beitrag von André bauer » Di 18. Feb 2014, 13:47

Hallo Rainer,
war einfach Zufall, das ich gerade reingeschaut habe. :-)

Das Zelt sollte nicht am Boot anliegen, sondern auf eigenen Beinen stehen.
Wenn ein halber Meter Luft zur Seite ist hat das den Vorteil, das man auch früher anfangen kann zu arbeiten.
Eine dunkle übergeworfene Plane macht das Arbeiten zur Qual. (reinkrabbeln, Licht...)
Am Rumpf kann so auch gearbeitet werden.

Der Holzaufbau soll beim Entfernen des GFK ja erhalten bleiben.
Wenn Teile ersetzt werden müssen, ist das Original immer besser als jede Zeichnung.
Originalteile schonend demontieren und man hat die beste Vorlage für das neue Teil.
Das gilt auch für die Verbindungstechniken der Rahmenbauweise, natürlich kann man heute Leim nehmen, wo früher nur geschraubt oder genietet wurde.
Aber Schrauben und Nieten sind immer noch sehr hilfreich und auch optisch sehr wichtig für ein originalgetreues Boot.

Um das GFK für das Holz schonend runter zu bekommen gibts mehrere Werkzeuge.
- die Flex mit Lamellenschleifscheibe, verlangt Erfahrung bzw. Vorsicht, man ist damit sehr schnell und haut auch sehr schnell Macken ins Holz, staubt extrem rum...
- Stemmeisen, ist anstrengend und teilweise ziemlich rabiat, das GFK wird abgehebelt, die Holzverbindungen eines eh geschwächten Bauteils werden beansprucht, geht aber auch schnell
- Bandschleifer, ist langsamer als eine Flex, schafft eine bessere Oberfläche und Staub läßt sich absaugen, Schleifbänder kosten mehr Geld als Fächerschleifscheiben.

Ich würde das Stemmeisen empfehlen, als Versuch, wenn das GFK zu fest sitzt, den Bandschleifer.
Stemmeisen immer mit der Schneide nach oben unter das GFK schlagen, andersherum scheidet man schnell ins Holz.
Oder wenn man zu zweit arbeiten kann, führt einer den Absaugschlauch zur Flex.
Ein guter Industriesauger ist Pflicht, Staubmasken auch...

Sobald das GFK transparent wird, sprich man sich ans Holz soweit herangearbeitet hat, haben alle diese Werkzeuge ihren Platz in der Kiste zurück.
Dann kommen feine Schleifmaschinen zum Einsatz, z.B Rotex von Festool, Fein Multimaster oder gute schwere Schwingschleifer.
Papier mit 60er oder 80er Körnung verwenden, wenn das Holz frei ist, wird mit 120er oder 150er feingeschliffen.
Zwischendurch kann man das Holz mit einem Lappen befeuchten, dann wird sichtbar, wo noch Lack oder Harz im Holz sitzt.
Helle Stellen haben noch Harz und nehmen weniger Wasser auf.
Vorsichtig und mit Gefühl schleifen, Unebenheiten und Kratzer sind kaum wieder raus zu bekommen.

Gruß,
André
Gruß,
André

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