Plankenschrauben ersetzen

Rainer Hinrichsen

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Rainer Hinrichsen » Mi 9. Feb 2005, 10:21

Hallo 7 KR Freund!
Ich habe einen etwas jüngeren M u.P Bau.
Es wurden Messingschrauben verwendet. So wie Enno schreibt, würde ich es auch meinen,daß es sich eher um Messingschrauben handelt als um Bronze.
Ich würde aber erstmal die gesamte Farbe von den betroffenen Planken runterkratzen und schleifen, um zu beurteilen, ob das Problem nicht auch an rotten Plankenteilen liegen kann.
Ich habe mir vor ein paar Jahren ein paar neue Planken unter Wasser leisten müssen, weil auch gerade an den verschraubten Partien Holz wie Torf aussah.
Auch von der Innenseite sollte die Planken
genauer überprüft werden.
Rainer Hinrichsen
ulli

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von ulli » Do 10. Feb 2005, 14:22

Hallo !

An unserem 30er SFK (A&R 1935) wurden die Planken immer abwechselnd mit einer Messingschraube und einer Kupferniete befestigt (steht auch so im Bauplan). Im Bereich der tiefen Bilge sind die Planken komplett geschraubt, da dort kein Platz zum Nieten gewesen wäre. Wir haben das Phänomen, daß sich an vielen Stellen, sowohl über- als auch unterwasser, im Rumpf und im Aufbau und natürlich vorzugsweise in dauerfeuchten Bereichen, komische weiße Stellen um die Schrauben herum gebildet haben. Nach intensivem Herumfragen und Nachlesen stellte sich heraus, daß die Schrauben durch Galvanik entzinkt sind (bin kein Chemiker .... ;-). Nimmt man die Pfropfen heraus, findet sich darunter feiner weißer Brösel, der z.T. ins umliegende Holz einzieht und einen hellen Hof bildet. Stellenweise werden sogar die Pfropfen hochgedrückt. Die Messingschraube selbst ist nicht mehr "golden" sondern nur noch kupferfarben und bricht, sobald man sie scharf ansieht. An Rausdrehen ist nicht zu denken. Auch habe ich den Eindruck, daß das Holz durch das Zink geschädigt wird, da es um die Schrauben herum faserig wird. Um diese Stellen herum ist das Holz tadellos, auch an den Spanten ist kein Gammel zu sehen. Uns stellt sich nun auch das Problem, wie wir die Schraubenreste herausbekommen sollen. Die einzelnen Planken sind nicht so breit, als das wir sie durch neue Löcher noch weiter perforieren wollen. Außerdem sollten die alten Schrauben unbedingt heraus, da sie sich immer weiter ausflösen und Schaden anrichten.
Speziell unter der Maschine (noch mehr Galvanik ???) ist bereits ein leichtes Verwerfen der Planken festzustellen, es wird also dringend Zeit, die Verbände zu erneuern. Einen Teil der Schrauben im UW-Schiff haben wir bereits ausgegraben und durch V4A ersetzt. Im OW-Schiff wäre eine feinfühligere Methode angebracht, der Rumpf ist noch natur ....


Gruß
ulli

Birger

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Birger » Do 10. Feb 2005, 16:00

Hallo Ulli,

Wie Du siehst haben Messingschrauben nichts in einem Boot zu suchen welches In salzwasser segelt. Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink wobei im Seewasser durch galvanische Porzesse das Zink ausgelöst wird. Kupferschwamm bleibt übrig. Völlig richtig beobachtet. Dabei kann das Holz beschädigt werden, auch richtig beobachtet.
Wie schon weiter oben berichtet kenne ich spezielle Holzschrauben-Ausdreher (das sind keine Kernlochbohrer!)welche mit Glück den Schraubenschaft umfassen und dann die Schraube herausdrehen.
Bezugsquelle und Photo siehe hier:
http://www.jamestowndistributors.com/es ... 9048176288
(UnScrem-Ums heißen die Dinger).

Viel Glück - Handbreit - Birger

Birger

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Birger » Do 10. Feb 2005, 16:03

Ulli,

Noch 'was: Nicht V4A sondern Bronze (Silikon-Mangan-Bronze) benutzen. Sonst bekommst Du weitere Probleme mit Galvanik (Kupfer und Bronze sind ok).

Birger
Joachim Kosinski

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Joachim Kosinski » Do 10. Feb 2005, 16:34

Hallo Ulli,

schön, daß nicht nur wir dieses Problem haben. Deine Beschreibung trifft den Sachverhalt ziemlich genau auf den Kopf. Das erklärt auch, warum die Messing-Schrauben heute wie Kupfer aussehen. Die weissen Verfärbungen kann ich übrigens auch feststellen. Mich wundert nur, daß A&R Messing-Schrauben benutzt hat; in einer so rennomierten Werft häte man es doch eigentlich besser wissen müssen?!?
Weiß jemand zufällig, welcher galavnische Prozess genau gegen die Verwendung von V4A-Schrauben spricht?

Joachim
Birger

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Birger » Do 10. Feb 2005, 17:00

Hallo Jochaim,

kurzgefaßt:
Tabelle der galvanischen Elemente:

Quecksilber
Monel
Nickel
Silikon-Bronze
Kupfer
Rot-Guss
Phosphor-Bronze
Zinn
Blei
Stahl (rostfrei)
Eisen
Stahl (unlegiert)
Aluminium
Cadmiun
Stahl, verzinkt
Zink
Magnesium

Aufeinander folgende Elemente in der Tabelle können gemeinsam verbaut werden. Je größer der Abstand desto größer das Spannungspotential zwischen den galvanischen Elementen. Diese Ströme lösen nicht nur das Metall auf welches in der Tabelle weiter unten steht (Opferanode) sondern zerstören auf Dauer auch die umgebende Holzstruktur.
Diese Prozesse finden im Süsswasser erheblich abgeschwächt statt, deshalb macht Messing in Süsswasser kaum Ärger.
Also: Kupfer und Silikon-Bronze sind optimal, Kupfer und V4A gibt schon Ärger, Kupfer und verzinkter Stahl eine Super-Baustelle.

Handbreit - Birger

ulli

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von ulli » Mo 14. Feb 2005, 15:02

Hallo !

@Birger: vielen Dank für die Infos. Wir werden für die weitere Restaurierung die Verwendung von Bronzeschrauben in Betracht ziehen (Kostenfrage, seufz .... an V4A kommen wir rel. günstig heran). Zum Glück haben wir noch nicht allzu viel Niro verbaut.
Das man Mssingschrauben nur zum Befestigen von Barometern und Handtuchhaken verwenden sollte sieht man schon, wenn man sich solche Schrauben nach 1-2 Saisons auf der Ostsee ansieht. Trotzdem gibt es Leute, die schrauben ganze Folkeboote mit dem Zeug .... ;-)
Diesen Holzschrauben-Ausdreher schauen wir uns mal näher an.

@Joachim: Weiß der Teufel, warum A&R so einen Murks gemacht haben, ich vermute mal aus Kosten- oder Zeitgründen. Sehr viele SFKs sind in den 30er Jahren für Marine und Luftwaffe gebaut worden, vielleicht hatten die ein beschränktes Budget oder einen engen Terminplan. Außerdem hat wohl niemand daran gedacht, daß diese Schiffe 70 Jahre und älter werden. Nun müssen wir uns halt mit den Altlasten herumärgern ;-) Ich weiß allerdings nicht, ob man auch die größeren Seefahrtkreuzer so gebaut hat. Bei den 30ern war es leider üblich.


Gruß
ulli

günni

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von günni » Di 15. Feb 2005, 23:45

Hallo..
Messing gab's früher anders zusammengerührt als Seewasserfest, und daraus wurden wohl auch Schrauben gedreht, als hier noch Schraubenfabriken arbeiteten.
Mit altem Lack eingesetzt hatten die eine ausreichende Isolierung, mit Bronze- und Niroschrauben sollte man ebenso verfahren, falls die Engländer heutzutage noch ihre Bronzeschrauben 'rausrücken.
Die Aufzählung elektrochemischer Wertigkeiten hat keinen Sinn wenn man nicht von der ganz großen Materialanäufung am unteren Ende des Totholzes ausgeht und fragt, was dazu passt. Bei mir ist es eine Tonne Grauguß mit einer Oxydschicht, und für den zweiten Teil gibt es schon einen Lösungsansatz.

Grüß'n, günni.
günni

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von günni » Mi 16. Feb 2005, 21:52

Äh...Ulli...äh...
mir fiel gerade ein, viele ältere Yachten überstanden Luftangriffe durch auf den Grund legen. U.U. haben die Boote dort in der Tiefe im Modder ihren Knacks bekommen. Wo wurde Deiner versenkt?
grüßchen,gfs.
Harald

Re: Plankenschrauben ersetzen

Beitrag von Harald » Mo 21. Feb 2005, 09:50

Hallo Günni
Das Boot wurde glücklicherweise nicht versenkt und hat merkwürdigerweise auch keine Splitter abbekommen, obwohl es zum Kriegsende in Kiel oder Flensburg (dann klar warum keine Splitter) gelegen haben soll.
Es handelt sich sicher um "normalen Verschleiß" da das Boot im Winter auch immer an Land stand und regelmäßig gewartet wurde.
Gruß Harald
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