Renovierung Mahagoni BB 17

Nasemann
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Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von Nasemann » Mo 13. Apr 2015, 05:45

Liebe Forumsmitglieder,

ich habe vor kurzem bei meiner BB17 zwei faule Stellen der Bordwand unterhalb der Püttings in einer renommierten Werft richten lassen. Dabei wurden mehrere Planken des Mahagoni-Rumpfes ausgewechselt und anschließend vor der Lackierung das benachbarte noch originale Holz angeschliffen. Nach der Lackierung ist nur dieser ganze frisch lackierte Bereich wesentlich dunkler als vorher (siehe Photo), so dass das Boot viel schlimmer aussieht als vor der Reparatur, Das Ganze war sehr teuer und ich habe jetzt das "hässlichste Schiff im Hafen". Der Bootsbauer sagte mir, das wäre normal, weil das alte Mahagoni über die vielen Jahre heller geworden sei. Die reparierte Stelle würde sich mit der Zeit aufhellen. Ich bin aber nicht sicher, ob das wirklich stimmt oder ob da nicht etwas beim Lackieren falsch gemacht wurde. Für eine Hilfe/Beratung wäre ich Euch sehr dankbar!

Vielen Dank im Voraus

Nasemann
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potemkin

Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von potemkin » Mo 13. Apr 2015, 07:13

wenn du das schönste boot im hafen haben möchtest, solltest du überlegen, das gesamte überwasserschiff abzuschleifen und neu zu lackieren. sonst wird das nix.
André bauer
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von André bauer » Mo 13. Apr 2015, 10:52

Moin,

der Bootsbauer hat recht. Ob das schön ist, ist ne andere Frage.
Die oberste Holzschicht bei Mahagoni bleicht durch UV-Strahlung aus, helle Hölzer werden dunkler.
Also komplett abschleifen/abziehen bis auf das rohe Holz, wenn gewünscht.

Gruß,
André
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André

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Allegretto, ma non troppo
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Mo 13. Apr 2015, 12:27

hallo Nasemann,

ich kann deine Enttäuschung sehr gut verstehen, denn Boote in Mahagonie-Natur gehören zu den edelsten, ganz unabhängig von der Größe.

Auch ich bin mir sicher, dass potemkin und André völlig Recht haben, aber:
hat dich der Bootsbauer bei der Beratung im Vorfeld nicht auf die farbliche Änderung aufmerksam gemacht? ich denke, das wäre laut Handwerksrecht seine Pflicht gewesen.
Oder war es dir einfach zu teuer, den ganzen Rumpf abziehen zu lassen?

Was mir zusätzlich auffällt: hier sind mehrere Plankenstücke übereinander eingesetzt worden. Es sieht auf dem Bild so aus, als wäre der achtere Plankenstoß der obersten Planke und der von der nächsten Planke genau übereinander gelegen. Wenn das wirklich so ist, ist es nicht richtig, denn Plankenstösse sollten wegen der besseren Krafteinleitung immer versetzt angebracht sein. Das gilt ebenso für Decksplanken.

Leider ist keiner von uns davor gefeit, immer wieder mal Lehrgeld zu zahlen.

Ich würde mal Uwe Baykowsky fragen, was er meint. Von ihm stammt auch der Tipp, nach Abziehen des Rumpfes alles mit einem Gemisch aus Cetol-Mahagonie-Lasur und Bootslack einzustreichen, dann abzuwischen und erst dann mit dem Lackaufbau zu beginnen. Ich mache das immer so und der schöne warme Mahagoniefarbton bleicht nicht so schnell aus. Zudem ist die Lasur sehr farbecht und nicht so dunkel wie die üblichen Mahagoniebeizen.
Seit kurzer Zeit gibt es auch von Epifanes eine Mahagonie-Beize, die sehr farbecht ist und nicht zu dunkel.

Viel Freude trotzdem mit deinem schönen kleinen Schmuckstück.

Herzliche Grüße
Reinhard



potemkin

Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von potemkin » Mo 13. Apr 2015, 13:08

Allegretto, ma non troppo schrieb:
-------------------------------------------------------
.....aber:
> hat dich der Bootsbauer bei der Beratung im
> Vorfeld nicht auf die farbliche Änderung
> aufmerksam gemacht? ich denke, das wäre laut
> Handwerksrecht seine Pflicht gewesen.


wenn ich dir widersprechen darf: der bootsbauer hat ja wohl einen reparaturauftrag erhalten, keinen verschönerungsauftrag. und den restrumpf bei nichtgefallen nachzuarbeiten bedeutet auch keinen mehraufwand gegenüber einer sofortigen general-oberflächensanierung.
mit besten handwerkergrüßen


André bauer
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von André bauer » Mo 13. Apr 2015, 16:05

Hallo,
das stimmt ja so auch nicht ganz: Es bedeutet einen Mehraufwand, den frisch lackierten Rumpf wieder komplett abzuziehen und die Reparatturstelle gleich nochmal zu lackieren.
Außerdem schleift man wieder 1/10 von der Außenhaut ab, was zum zweiten Mal einfach auch unnötig gewesen wäre.
Nur den Restrumpf zu schleifen funktioniert ja auch nicht, den Übergang wird man auch wieder sehen.

Ein wirtschaftlicher Schaden ist also durchaus entstanden.
Und dumm war der Bootsbauer obendrauf auch, er hätte ja gleich einen nicht unerheblich größeren Auftrag haben können.
Jetzt kriegt er ihn nicht mehr und hat noch einen Imageschaden, denn Herr Nasemann wird sicher davon berichten im Bekanntenkreis.

Wenn Die Planken alle verleimt sind, ist es festigkeitstechnisch kein problem, die Stöße so nah bei einander zu haben.
Schön und nach Regeln der Bootsbaukunst ist es aber auch nicht.
Und es müssen auch die alten Planken zumindest in der Höhe verleimt sein.

Gruß,
André
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Allegretto, ma non troppo
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Mo 13. Apr 2015, 18:41

hallo potemkin,

natürlich darfst du mir widersprechen, dafür ist ja ein Meinungsforum da. Aber aus eigener rechtlicher Erfahrung möchte ich anmerken, dass ein Reparaturauftrag nicht zwingend einen technischen Hintergrund haben muß, sondern ebenso oder sogar ausschließlich einen kosmetischen Hintergrund haben kann. Trotzdem heißt er Reparaturauftrag und nicht Verschönerungauftrag. Denke z.B. an eine kleine Delle an einem fast neuen Luxusauto.
Alles andere wurde sehr treffend bereits von André beschrieben.
Gern würde ich erfahren, welche Werft die Reparatur ausgeführt hat. Dann könnte ich mir ganz wertfrei selbst überlegen, ob ich da auch mal hingehen sollte.

Ich denke, dass ein Handwerksmeister immer dann, wenn der Auftraggeber ein Endverbraucher, also ein Laie ist, verpflichtet ist, auf signifikante optische Änderungen des vorhergehenden Zustandes durch die Reparatur vor Annahme des Auftrags aufmerksam zu machen. Von einem Laien kann man nicht annehmen, dass er mit solchen Farbabweichungen rechnet, wie auf dem Bild dargestellt. Anders ist es, wenn ein Handwerksmeister einen Auftrag für ein Architekturbüro oder einen Schiffskonstrukteur ausführt, also für einen nach seiner Ausbildung höher gebildeten. Dann muß er nicht auf alle Probleme hinweisen, die sich aus der Reparatur ergeben könnten, denn von einem Ingenieur im gleichen Fach darf man annehmen, dass er eben kein Laie ist.

hallo André,

danke für deine Meinung hier. Ganz ohne Kritik, sondern nur, um mich weiterzubilden: ich verstehe nicht ganz, warum die alten Planken verleimt sein müssen. Bei keinem meiner bisherigen Boote waren die Planken untereinander verleimt. Oder sind BB17 generell verleimt? Das weiß ich eben nicht, lass mich aber gern aufklären.

Herzliche Grüße
Reinhard


André bauer
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von André bauer » Mo 13. Apr 2015, 22:41

Hallo Reinhard,

ich habe mich auf die vermutlich verleimten neuen Planken an dem Boot bezogen.
Wenn die eingesetzten Planken verleimt sind, müssen die alten Planken in gleicher Höhe auch verleimt sein.
Sonst handelt man sich über kurz oder lang undichte Schäden am Übergang zu den unverleimten Teilen ein.
Denn die unverleimten Fugen werden arbeiten, wird das durch Leim an einer Stelle gestoppt, kommt da sicher nichts gutes bei raus.
Also auf ganzer Länge verleimt oder gar nicht.

Gruß,
André
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von Nasemann » Di 14. Apr 2015, 06:22

Liebe Forumsmitglieder,

ganz herzlichen Dank für die sofortigen, vielen und hilfreichen Antworten! Bin echt begeistert!!!

Bin froh, dass wenigstens mit Ausnahme der zwei nicht ganz ideal eingesetzten Planken alles seine Richtigkeit hat. Der Hinweis, dass der Bootsbauer (übrigens in Haunshofen beheimatet) mich hätte darauf hinweisen müssen, ist auf jeden Fall richtig und dies will ich auch noch zur Sprache bringen, glaube aber nicht, dass ich daraus einen Schadenersatz ableiten kann, weil es eben nur ein kosmetischer Schaden ist und das Ziel, das Auswechseln des maroden Holzes, ja erreicht wurde.

Außerdem habe ich nichts Schriftliches und die Bootswerft Glas in Possenhofen, wo das Boot auch im Hafen liegt, die ursprünglich den mündlichen Auftrag für die Reparatur von mir hatte, hat den Auftrag dann in irgenwie gearteter Kooperation mit den Bootsbauern in Haunshofen erledigen lassen. Alles etwas undurchsichtig und daher vielleicht auch so teuer.

Wie Allegretto schon festgestellt hat...Lehrgeld eben...oder um es positiver zu sehen "Liebeslohn an eine alte Dame"...

Vielen Dank nochmal und eine schöne Woche

Nasemann (praktisch wenn man einen Nachnamen hat, der ein bisschen nach Tarnnamen aussieht)
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Re: Renovierung Mahagoni BB 17

Beitrag von Nasemann » Di 14. Apr 2015, 06:24

P.S.: Verleimt können die Planken meines Erachtens nicht sein, weil sich nach dem Winterlager tagelang Wasser "in rauen Mengen" ins Boot ergießt. Werde aber noch nachfragen...
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