Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

R-167_SEELÖWE
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Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von R-167_SEELÖWE » Sa 23. Mai 2015, 14:22

Hallo,

ich habe einen 20er Jollenkreuzer aus Stralsund (Dinse-Werft, heute Thomzik) aus Eiche. Das Boot war bis 2013 im Salzwassereinsatz und stand mal neben einem kohlenden, brennenden Boot, daher die weiße Farbe. Diese haben wir inzwischen runter (unter Verlust eines halben Fingergliedes) und die Fugen sind über Wasser mit Expoxy und unter Wasser mit Sabatack ausgefüllt.
Jetzt stellt sich die Frage nach der Versiegelung. Hier sind ja mehr Meinungen als Leute, daher frage ich ganz gezielt nach denjenigen, die bereits mit Eichenholz Erfahrungen haben. Meine Alternativen sind:

1. 3-5 Lagen West-Epoxy und darauf 2k Versiegelungslack farblos

oder

2. Owatrol D1 in vielen Schichten bis das Holz imprägniert ist und D2 darüber (oder was?)

3. Erst ins Wasser ungeschützt quellen lassen, dann Owatrol drauf. Da hätte ich jetzt aber Angst, dass mir alle Nähte wieder reißen. Ein paar sind schon gerissen, als Tropfwasser von einer undichten Hallendecke kam und das Boot danach wieder trocknete.

Über begründete Ratschläge warum ich was machen sollte würde ich mich sehr freuen.

Uli
R-167 SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer, Baujahr 1943 Dinse-Werft Stralsund
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von R-167_SEELÖWE » Sa 23. Mai 2015, 14:22

Hier noch ein paar Fotos.
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Uli
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von R-167_SEELÖWE » Sa 23. Mai 2015, 14:23

und noch ein paar

Uli
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von R-167_SEELÖWE » So 24. Mai 2015, 17:51

Es gäbe noch eine Alternative:

Owatrol auf das Holz innen und außen und von außen als Zwischenbeschichtung West-Epoxy und dann Klarlack. Geht das überhaupt? Also haftet Epoxy auf Owatrol?

Uli
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André bauer
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von André bauer » Mo 25. Mai 2015, 01:15

Hallo,
nein, Epoxy auf Owatrol funktioniert nicht. Zum einen geht Epoxy nicht auf öligen Farben und zum anderen geht 2K auf 1K nicht.
Öl und Epoxy ist auch doppelt gemoppelt, beide sind in der Lage Holz abhängig von einigen Parametern zu tränken.
Epoxy und ein guter Lack mit hohem UV-Schutz geht.

Generell ist es ziemlich egal, welches Holz unter einem Farbsystem steckt.
Es kommt drauf an, was man vom Boot erwartet, wieviel Arbeit man vorher rein stecken will und in welchem Zustand das Boot jetzt ist.
Man sollte kein Epoxy auf einem Boot verarbeiten, das in sich keine Festigkeit hat.
Zudem habe ich schlechte Erfahrungen gemacht mit West-Epoxy unter Klarlack.
Zum einen vergilbt Epoxy, wenn es nicht ausreichend UV-Schutz durch den Klarlack bekommt.
Und West-Epoxy neigt sehr zu Armin-Röte, die wenn sie nicht wirklich gut entfernt wird zu Haftungsproblemen mit dem Klarlack führt.

Also mit den PU-Fugen unter Wasser würde ich definitiv mit Öl arbeiten.
Oder das PU auskratzen, ausfräsen und mit Epoxy ausleisten.
Dann kann mit Epoxy beschichtet werden.
Wobei Epoxy immer noch sehr gut mit Lack geschützt werden muss und von innen keinesfalls länger Wasser im stehen darf.
Natürlich kann man auch von innen mit Epoxy beschichten, aber dafür muss das Holz wirklich roh sein, keine Ölreste dürfen im Holz sein.
Das bedeutet wochenlanges Farbkratzen und Schleifen.

Das Boot rund rum in Epoxy einzupacken hat den Vorteil das es dann komplett von der Feuchtigkeit isoliert ist.
Epoxy lässt so gut wie keine Feuchtigkeit durch.
Bedeutet aber auch, das keine rauskommt, wenn Wasser drin steht oder ein Leck in der Beschichtung ist.
Holz saugt Wasser durch mikroskopisch kleine Lecks im Epoxy auf, kann aber mangels offener Oberfläche kein Wasser abgeben.
Epoxy ist super, wenn es dicht und gut geschützt ist, ein Freund hat eine 5mR Yacht, die er vor 15 Jahren restauriert hat, seit 5 Jahren ohne Lackierung auskommt .

Variante 3 ist keine in meinen Augen, Owatrol lässt locker genug Feuchtigkeit durch, um das Boot quellen zu lassen.
Aber keine Farbe haftet auf nassem Holz.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Andre R363

Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von Andre R363 » Di 26. Mai 2015, 09:59

Hallo Uli,
ich habe auch einen Jollenkreuzer aus Eiche.
Ich habe ihn ausgeleistet, mit Epoxy und Glasfaser beschichtet und innen mit verdünntem Epoxy satt eingestrichen.
Das Ergebnis ist super. Vor allem innen. Ich war skeptisch es so zu machen, bin jetzt aber happy es so gemacht zu haben.
Das dünne Epoxy ist in alle Ritzen gelaufen. Die Plankenfugen haben sich bis zu den neu eingeklebten Leisten komplett mit Epoxy gefüllt.
Das gibt auch nochmal extra Stabilität in den Rumpf und die Dreckecken sind verschwunden.
Ich habe das Boot zwar immer nch nicht im Wasser (bin am Innenausbau) aber das Boot steht
unter einem Zelt und ich trage ständig Dreck mit ins Boot. Mit dem Epoxy in der Bilge ist das saubermachen eine schnelle Sache.

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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von R-167_SEELÖWE » Di 26. Mai 2015, 11:08

Vielen Dank für den Rat. Ich werde wohl innen und außen mit Owatrol imprägnieren und dann klar lackieren. Das läßt genug Spielraum für Quellen und das Boot ist in sich fest.

Uli
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André bauer
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von André bauer » Di 26. Mai 2015, 12:28

Hallo,

gerade Eiche sollte aber so wenig wie möglich arbeiten, denn was quellen kann kann auch schwinden.
Dann ist das Boot wieder undicht und hat keine Festigkeit mehr.
Auch die Lagerung des Bootes im Sommer und Winter ist dabei wichtig, liegt das Boot im Sommer an Land, ist eine Ölbeschichtung sicher die falsche Wahl.
An Land trocknet das Boot zu sehr aus, Epoxy würde das verhindern.
Genauso im Winter, zugige, trockene Scheune oder feuchte Halle mit Naturboden?
Epoxy nimmt maximal 3% Wasser auf, die es ans Holz abgeben kann.
Öl oder andere Farben weit mehr.
Nachteil bei Epoxy ist eben, das das System nicht unterbrochen oder beschädigt werden darf, zumindest unter Wasser.

Ein Freund hat eine 5mR, die er vor 15 Jahren restauriert hat, seitdem ohne Probleme und seit 5 Jahren ohne Nachlackierung.
In Mahagoni klarlackiert wohlgemerkt und auch das Mahagoni ist kaum ausgeblichen,
im Gegensatz zu sehr vielen anderen Booten nach teilw. deutlich weniger als 15 Jahren.

Aber wenn der Jolli jetzt keine ausreichende Festigkeit hat, könnte das Epoxy wieder reißen und die Arbeit wäre umsonst gewesen.
Ich würde den aufwendigen Weg gehen und unter Wasser ebenfalls ausleisten, um dann mit Epoxy zu beschichten.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Fischoer
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von Fischoer » Mi 27. Mai 2015, 12:10

Hallo Uli,

Hallo Uli,

ich habe einen Eiche-Jollenkreuzer von 1938, dessen Nähte vor 15 Jahren auf Rat eines Bootsbauers unter Wasser ausgefräst und mit Sika ausgespritzt wurden. Über Wasser wurden Leisten mit Epoxi eingeleimt. Eine Beschichtung mit Gewebe und / oder Epoxi wurde nicht vorgenommen. Das Freibord wurde außen mit Ölfarbe weiß lackiert. Innen wurde nur geölt, auch im Bilgebereich.

Unter Wasser hat das Sika nicht mal den ersten Winter überstanden: die Planken sind beim Trocknen des Bootes trotz Lagerung im Zelt über feuchtem Erdboden so stark geschwunden, dass alle Sikanähte gerissen sind. Ich bin seither dazu übergegangen, die aufgetrockneten Nähte mit Bitumenspachtelmasse zu dichten (mit Leinöl schlank machen, in Gefrierbeutel füllen und mit einer Beutelpistole in die Nähte spritzen, anschließend verspachteln). Das dichtet und konserviert die Planken, und da die Masse über die Saison pastös bleibt, wird Überschuss beim Quellen einfach herausgedrückt. Ist zwar eine eher lästige Arbeit, die zudem jedes Frühjahr wiederholt werden muss, aber das Boot quillt nach dem Wassern in ca. fünf Tagen 100% dicht. Ich habe mir sagen lassen, dass man das früher ähnlich gemacht hat (mit Rindertalg).

Über Wasser haben sich über die Jahre bis heute ca. ein Viertel der eingeleimten Leisten jeweils einseitig wieder gelöst. Da die Spalte klein sind, lasse ich das so und lebe damit, dass das Boot in trockenen Frühjahren bei Lage etwas Wasser zieht. Was mich ärgert ist, dass die Spalte an manchen Stellen von oberhalb der Leiste auf unterhalb der Leiste wechseln. Da sieht man die schlecht gemachte Reparatur, wenn auch nur aus der Nähe.

Ich glaube nicht, dass man ein leicht gebautes Eicheboot mit verklebten Nähten dauerhaft dicht bekommt. Dafür arbeitet auch 75 Jahre alte Eiche noch zu stark. Ob es funktioniert, wenn man zusätzlich mit Glasgewebe und Epoxi (auch von innen) arbeitet, kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber Zweifel, ob sich positive Erfahrungen mit Mahagoni-Booten auf Eiche übertragen lassen. Hier wäre interessant, was Andre R363 10 Jahre nach dem Wassern berichtet. Da die Maßnahme nicht reversibel ist, würde ich das nur bei einem Boot machen, das sonst nicht mehr zu retten ist.

Grüße, Björn
Fischoer
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Re: Jollenkreuzer Eiche, Bj 1943 restaurieren

Beitrag von Fischoer » Mi 27. Mai 2015, 12:10

Hallo Uli,

ich habe einen Eiche-Jollenkreuzer von 1938, dessen Nähte vor 15 Jahren auf Rat eines Bootsbauers unter Wasser ausgefräst und mit Sika ausgespritzt wurden. Über Wasser wurden Leisten mit Epoxi eingeleimt. Eine Beschichtung mit Gewebe und / oder Epoxi wurde nicht vorgenommen. Das Freibord wurde außen mit Ölfarbe weiß lackiert. Innen wurde nur geölt, auch im Bilgebereich.

Unter Wasser hat das Sika nicht mal den ersten Winter überstanden: die Planken sind beim Trocknen des Bootes trotz Lagerung im Zelt über feuchtem Erdboden so stark geschwunden, dass alle Sikanähte gerissen sind. Ich bin seither dazu übergegangen, die aufgetrockneten Nähte mit Bitumenspachtelmasse zu dichten (mit Leinöl schlank machen, in Gefrierbeutel füllen und mit einer Beutelpistole in die Nähte spritzen, anschließend verspachteln). Das dichtet und konserviert die Planken, und da die Masse über die Saison pastös bleibt, wird Überschuss beim Quellen einfach herausgedrückt. Ist zwar eine eher lästige Arbeit, die zudem jedes Frühjahr wiederholt werden muss, aber das Boot quillt nach dem Wassern in ca. fünf Tagen 100% dicht. Ich habe mir sagen lassen, dass man das früher ähnlich gemacht hat (mit Rindertalg).

Über Wasser haben sich über die Jahre bis heute ca. ein Viertel der eingeleimten Leisten jeweils einseitig wieder gelöst. Da die Spalte klein sind, lasse ich das so und lebe damit, dass das Boot in trockenen Frühjahren bei Lage etwas Wasser zieht. Was mich ärgert ist, dass die Spalte an manchen Stellen von oberhalb der Leiste auf unterhalb der Leiste wechseln. Da sieht man die schlecht gemachte Reparatur, wenn auch nur aus der Nähe.

Ich glaube nicht, dass man ein leicht gebautes Eicheboot mit verklebten Nähten dauerhaft dicht bekommt. Dafür arbeitet auch 75 Jahre alte Eiche noch zu stark. Ob es funktioniert, wenn man zusätzlich mit Glasgewebe und Epoxi (auch von innen) arbeitet, kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber Zweifel, ob sich positive Erfahrungen mit Mahagoni-Booten auf Eiche übertragen lassen. Hier wäre interessant, was Andre R363 10 Jahre nach dem Wassern berichtet. Da die Maßnahme nicht reversibel ist, würde ich das nur bei einem Boot machen, das sonst nicht mehr zu retten ist.

Grüße, Björn
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