epoxidbeschichtung

André bauer
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von André bauer » Fr 21. Jul 2017, 16:38

Was ich vergessen hab: Da die Kielsohle struktureller Teil des Bootes ist und auch als Massivholz über das Hirnholz und die Bolzenlöcher ordentlich Wasser saugt, MUSS sie unbedingt mit beschichtet werden.
Ansonsten kannst Du es auch besser lassen.

Bei meiner Seebrise war der Achtersteven zum Teil mit Glas beschichtet, der Bereich ist der rotteste am ganzen Unterwasserschiff gewesen.
Eine Epoxibeschichtung muss zwingend ganzheitlich gemacht werden und komplett geschlossen sein.
Halbe Sachen machen geht da ziemlich schnell nach hinten los.
Das gilt auch für die Bolzenlöcher des Kiels, eventuell sind diese auszubohren und mit Epoxi auszugießen.
Je nach Zustand reicht eine saubere Beschichtung in den Löchern oder es muss eine Bücher um den Bolzen gegossen werden.
Voll vergießen und neu bohren geht natürlich auch.
Gruß,
André

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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von potemkin » So 23. Jul 2017, 10:49

hallöle,
du machst mich grübeln. ich werde nochmals in klausur gehen. was meinst du damit:

"oder es muss eine Bücher um den Bolzen gegossen werden"

in anbetracht dessen, daß das boot kein dauerwasserlieger sein soll, sondern nach dem segeln in der regel wieder auf den trailer verladen wird, überlege ich nun, auf das glas auf dem rumpf zu verzichten. lediglich den plankenstoß auf dem kiel würde ich gerne verstärken, da hier durch eingedrungenes wasser der meiste rott war.
zur epoxibeschichtung: empfehlen sich nach der grundierung zuschlagstoffe zum harz oder ist es sinnvoll, mit reinem harz weiter zu streichen? und wenn füllstoffe: welche?

lg vom panzerkreuzer
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von lahme Ente » So 23. Jul 2017, 20:53

Moin,
hab auch ein w725 und letzten Winter auch mit einer Epoxy Beschichtung geliebäugelt. Ist am Ende dann doch underwaterprimer (1k) geworden. Lag daran, dass ich auf unglaublich hartes und gut intaktes teerepoxid gestoßen bin, was einfach nicht runter wollte. Also hab ich es gelassen. Hatte aber nie über Glas nachgedacht. Warum willst du das tun? Fest und steif sind die Dinger doch.Wird Epoxy mit Glas wirklich dichter?

Fragt sich
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von André bauer » Mo 24. Jul 2017, 01:38

Moin,

es war eine Buchse gemeint, nicht Bücher.... Dämliche Autokorrektur.

Aber nochmal: eine teilweise Beschichtung mit Epoxi solltest Du unbedingt lassen.
Auch den Plankenstoß mit Epoxi zu beschichten erzeugt nur Rott, weil das Holz in der Gegend Wasser seitlich aufsaugen kann, es aber über die Oberfläche nicht wieder los wird.
Entweder ganz oder gar nicht!!
Mit oder ohne Glas, das dünne Glas erzeugt nur eine Schlagfestigkeit.
Die Dichtigkeit wird über Schichtstärke und saubere luftfreie Verarbeitung des Epoxi erzeugt.
Und eine Verstärkung des Bereichs bekommt man auch mit 160 g nicht hin.
Grundsätzlich gilt: Für die Beschichtung muss das Holz gesund und der Rumpf in sich steif sein.
Ein weicher Untergrund lässt das Epoxi nur reißen. Ergebnis: Wassereinbruch im Holz mit Performancegammel. Gerade Sperrholz gammelt extrem schnell, wenn es Feuchtigkeit nicht los wird.

Die andere Möglichkeit ist die Beschichtung mit viel Glas, so dass das Holz wirklich von außen eine zweite feste Schale bekommt.
Auch das funktioniert nur mit komplett beschichtetem Rumpf.
Das Boot muss möglichst komplett vor eindringendem Wasser geschützt werden wenn beschichtet wird.
Das gilt auch für die Rumpf-Deck Verbindung.
Füllstoff wird verwendet um 2 Teile miteinander zu verkleben, nachdem das rohe Holz mit unverdünntem Epoxi gestrichen wurde. Im gleichen Arbeitsgang.
Epoxi muss wie jede Farbe ins Holz einziehen, wie soll angedicktes Harz das gut können?

Gruß
André
Gruß,
André

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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von potemkin » Mo 24. Jul 2017, 08:13

danke fürs mitdenken.
zur klarstellung: es geht nicht um teilweise beschichtung. ich habe schon vor, den gesamten rumpf mit epoxid zu versiegeln. viel glas kommt für mich nicht infrage, ich bin nach dem hier bislang gesagten vom glas weg, nicht vom epoxid.
zum thema zuschlagstoffe: der rumpf soll bis zur sättigung mit reinem epoxid grundiert werden, es geht bei zuschlagstoffen um die schichtbildenden folgeanstriche. das angedickte harz muß also nicht in das holz eindringen können, das hat vorher die grundierung erledigt. hier sollen füllstoffe einerseits die dichte des harzes erhöhen (waarschip-experte spricht von "sperrschichtfüller", irgendwo meine ich von alupulver gelesen zu haben), andererseits sollen sie thixotropieren und ein ablaufen der beschichtung verhindern und somit größere auftragmengen ermöglichen.
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von lahme Ente » Mo 24. Jul 2017, 09:34

Danke für die Aufklärung!
Ente
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von André bauer » Mo 24. Jul 2017, 20:44

Moin,

dicke Schichten streichen funktioniert bei Farbe nicht gut, also bei Epoxi auch nich.
Die Hälfte schleift man für eine vernünftige Oberfläche wieder runter, was bei Epoxi ein echt harter Job wird.
Normaler Schichtaufbau macht deutlich mehr Sinn, allein weil die Füllstoffe auch der Wasserdichtigkeit nicht zuträglich sind.
Eine homogene Fläche ohne Poren und Fremdkörper ist die Beste.
Technisch wie optisch.

Gruß
Gruß,
André

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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von eule » Mi 26. Jul 2017, 15:33

Hallo potemkin,
mein Kommentar als langjähriger W725-Eigner:
1) Gut dass du von der Idee mit dem Glas weg bist. Das ist keine sinnvolle Lösung für einen Waarschip-Rumpf mit seinen Klinkerkanten, für Deck und Dach aber durchaus praktikabel. (Ich hoffe, jetzt holt niemand das abgekaute Thema "Polyester-Leichenhemd" aus dem Keller!)
2) Zuschlagstoffe brauchst Du für eine Beschichtung nicht.
3) meine Empfehlung ist schnelles West oder SP320
4) Suuuuper-wichtig ist, dass Du das -egal welches- Harz nur bei den vom Hersteller empfohlenen klimatischen Bedingungen verarbeitest.
Für die Rumpfbeschichtung ist es nicht verkehrt, die Arbeit nach Wetterbericht und Tagestemperaturverlauf zu planen. So oft macht man das nicht. Morgens um 7h bei kaltem Wetter ist genauso falsch wie bei 30° im Schatten. Insbesondere die Gefahr von Kondensation durch hohe Luftfeuchte und niedrige Bauteiltemperatur muss absolut vermieden werden.
Ich kenne Leute, die beschichten im Januar mit günstigem Harz, heizen die Halle dabei mit Gasgebläse und wundern sich, dass der Lack da drauf nicht hält...
5) Auf Rott kommt kein Harz!!! Gerade beim Sperrholzboot muss der Rott vollständig entfernt werden. Erst recht, wenn er in kritischen Bereichen wie Kiel oder -typisch- um den Ruderkoker herum ist.
6) Wenn man die jeweils nächste Schicht Epoxy auf "tacky" streicht, kriegt man sehr schnell ordentliche Schichtdicken hin, die dann die Basis für das von André erwähnte Schleifen sind. Auf der noch klebrigen Schicht (nach ca. 1-2h, nicht verwechseln mit Aminröte!) hält eine merklich dickere neue Lage ohne ablaufen, als auf einer angeschliffenen.
7) Denk an den Arbeitsschutz!
8) billiges Zeuch (egal ob Material oder Werkzeug) ist am Ende meistens teurer.
9) Zum Lackieren außen nehme ich nur noch 2K, egal ob klar oder deckend. Innen reicht 1K.
10) Die Klinkerkanten sind ein wichtiges Stilelement des Waarschips. Gib Dir Mühe!
11) Ich glaube, Du bist auf dem richtigen Weg! Du schaffst das!
Gruß
Uwe
potemkin

Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von potemkin » Mi 26. Jul 2017, 19:46

vielen dank ersteinmal an alle beteiligten, ich werde irgendwann von der sanierung berichten so das wetter mitspielt. im moment sieht's da ja eher mau aus.

lg vom pk
André bauer
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Re: epoxidbeschichtung

Beitrag von André bauer » Mi 26. Jul 2017, 21:30

Moin,

1) Gut dass du von der Idee mit dem Glas weg bist. Das ist keine sinnvolle Lösung für ein Waarschip.

Warum soll das für ein Sperrholzboot oder noch differenzierter ein Waarship nicht gut sein?
Der einzige ist die "geklinkerte" Beplankung, wo sich Glas sehr schlecht verarbeiten lässt.
Es gibt keinen technischen Unterschied zwischen einer Beschichtung mit Glas und ohne!
Der einzige ist, das es mit Glas schlagfester wird und bei mehr Glas die Beplankung ein Stück weit ersetzt bzw. mitträgt.

Es spuken immer noch so viele Halbwahrheiten über Glasfaser und Epoxi in den Köpfen rum, das es einem ganz übel werden kann.
Das verrufene "Leichentuch" hat sein Image teils zu recht, wenn folgende Faktoren zusammen kamen:
1) Verarbeitung von Polyesterharz statt Epoxidharz, komplett andere Eigenschaften
Weniger Klebkraft auf Holz
Feuchtigkeitsaufnahme im Vergleich zu Epoxi um ein mehrfaches höher
Schlechtere Adhäsionseigenschaften auch im Laminat
Qualität des Polyesterharzes: ungesättigt UP, Vinylester, Diallylphthalatharze, Dicyclopentadienharze, usw.
und noch weitere Faktoren...
2) Restfeuchte im Holz zu hoch
3) Rumpf vor der Beschichtung nicht ausgeleistet, ohne Festigkeit im Rumpf hilft das beste Glas nicht
(Ausleisten trifft beim Waarship natürlich nicht zu, hier müssten Sperrholz und strukturelle Verbände getauscht werden)

Je nach Kombi der genannten und weiteren Faktoren hat das einige Zeit lang funktioniert oder nicht.

Zu Punkt 6 von Uwe muss noch erwähnt werden das Epoxidharze beim Aushärten mehr oder weniger viel Aminröte produzieren.
Diese müssen VOR der weiteren Bearbeitung mit Spülwasser abgewaschen werden. Schleifen reibt das Wachs nur in die Schleifriefen. Das kann mit Abreißgewebe verhindert werden, das Wachs bleibt auf dem Gewebe.
Nur verhindert das auch die weitere Beschichtung vor dem Aushärten.
Es ist also drauf zu achten, Epoxi zu verwenden das nicht zur Bildung von Aminröte neigt.
Die richtige Temperatur und Feuchtigkeit sowie das korrekte Mischungsverhältnis helfen auch Aminröte zu reduzieren.

Und zu 9: Wenn das Boot ausreichend Festigkeit hat (Sperrholzbauten können auch weich gesegelt werden bzw. faulen) ist 2K ok, wenn nicht muss 1K verwendet werden.
Bei Beschichtung mit EP muss das Boot eh fest genug sein.

Grüße,
André
Gruß,
André

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