Sperrholzsegler

Antworten
pietro
Beiträge: 8
Registriert: So 8. Okt 2006, 20:00

Sperrholzsegler

Beitrag von pietro » So 8. Okt 2006, 23:07

Bei mir ist ein alter Kahn gestrandet der dringend Hilfe benötigt: Von den Löchern im Sperrholzrumpf abgesehen - es fehlen entscheidende Dinge im Inneren (Bodenwrangen, Spanten...)! Wer kennt Typ, Klasse, Werft des Schifferls und hat Ahnung von den Innereien??
Dateianhänge
bild2_185.jpg
bild2_185.jpg (31.14 KiB) 2167 mal betrachtet
bild1_184.jpg
bild1_184.jpg (40.23 KiB) 2167 mal betrachtet
ulli
Beiträge: 28
Registriert: Do 20. Apr 2006, 18:03

Re: Sperrholzsegler

Beitrag von ulli » Mi 11. Okt 2006, 10:52

Hallo !

Das könnte eine Sommerfeldschale sein, also ein formverleimter Rumpf aus Mahagonifurnieren. Die Werft Sommerfeld hatte ihren Standort in Wedel bei Hamburg, ist aber schon längere Zeit geschlossen. Es würde sich auf jeden Fall lohnen, das Schiffchen wieder auf Vordermann zu bringen, den Sommerfeld-Rümpfe bzw. formverleimte Rümpfe an sich sind leicht, langlebig und meistens ziemlich fix - wenn sie ordentlich behandelt werden (das gilt auch für ein Fast-Holzboot ;-).
Welche Maße hat das gute Stück denn ? Dann kann ich evtl. auch etwas zum Typ sagen. Wo steht das Boot denn ? Hast Du Fotos vom "Innenleben" ?
Spanten braucht ein formverleimter Rumpf wie dieser im klassichen Sinne übrigens nicht, die Steifigkeit wird durch die Rumpfschale selbst, das Deck sowie fest eingebaute Schotte bzw. Teile des Innenausbaus gewährleistet. Die Teile sind bei dieser Bauweise fest miteinander verklebt, bei älteren Booten überwiegend mit schwarzem Resorcin-Leim. Bodenwrangen werden in der Regel nur im Bereich der Kielbolzen und zur Befestigung der Schotten benötigt. Sie müssen bei Deinem also nicht mal fehlen.
Löcher kann man mit Epoxi, Furnier oder gutem Marine-Sperrholz ausschäften.

Gruß
ulli
pietro
Beiträge: 8
Registriert: So 8. Okt 2006, 20:00

Re: Sperrholzsegler

Beitrag von pietro » Mi 11. Okt 2006, 21:12

Hallo Ulli,
danke für die prompte Rückmeldung!
Also zu den Maßen: L ca 6500mm, B ca 2000mm, H kann ich nicht genau sagen: Kielhöhe ca 700mm, Innen ca 1400mm
Liegeplatz ist derzeit ein Bauernhof im Salzkammergut (Oberösterreich) mitten in den Bergen!!
Fotos vom Innenleben hab ich noch nicht; wobei auch nicht viel zu sehen ist, zumal der Vorbesitzer alles entfernt hat!
Man sieht an der Rumpfinnenseite 2-3 Abdrücke von ca 30mm breiten Querhölzern darum meine Frage nach Spanten, aber vielleicht waren daran wirklich Innenausbauteile befestigt?
Ebenso sieht man am Boden im Bereich der Kielbolzen (welche momentan ca 50mm herausstehen) Abdrücke von ehemaligen Bodenwrangen.
Mit dem Leim liegst du sicher richtig, auch bei der Verleimung der einzelnen Sperrholzschichten!

Schönen Abend noch
pietro
ulli
Beiträge: 28
Registriert: Do 20. Apr 2006, 18:03

Re: Sperrholzsegler

Beitrag von ulli » Do 12. Okt 2006, 10:38

Hallo, Pietro

Den Maßen und auch der Form nach würde ich das Boot für einen 15 qm-Jollenkreuzer halten, den jemand auf Kielboot umbauen wollte. Evtl. ist er auch ab Werft so gebaut worden, solche Schalen gibt es mit mehreren Kielformen. Wir haben eine Orion 25 von Sommerfeld, die gibt es in den ulkigsten Formen ;-)
Buddel mal im Netz nach 15er Jollis.
Per "Ferndiagnose" würde ich empfehlen, im Bereich der Kielbolzen anständige Bodenwrangen aus z.B. Mahagoni oder Eiche (kein Sperrholz wg. Druckfestigkeit !) einzubauen. Die Wrangen müssen breit genug sein, so daß neben den Kielbolzenlöchern noch genügend Holz übrig bleibt (ca. 20 mm auf jeder Seite). Die Höhe ist von der Höhe des künftigen Fußbodens abhängig, notfalls muß man die Muttern der Bolzen etwas versenken. Die Breite ergibt sich dann von selbst, die Bodenwrangen müssen bis auf die Bordwand durchgezogen und mit Epoxi verklebt werden. Das gilt auch für die Wrangen an den Schotten.
Als nächstes würde ich die Befestigung der Schotten am Rumpf überprüfen. Sollte sie sich gelöst haben, kannst Du mit Epoxi eine neue Hohlkehle ziehen. An diesen Stellen vorher den Lack entfernen. Schotten oder ähnliche Verstärkungen braucht Du mindestens zwischen Cockpit und Aufbau, unter dem Mast (ganz wichtig !) und ggf. zur Vorpiek, um das Deck und die "Nase" zu verstärken. Nachträglich einbauen ist zwar mühsam, aber zu machen, notfalls in mehreren Teilen.
Bei Löchern im Rumpf schrägt man deren Seiten an und setzt ein passendes Stück Sperrholz mit Epoxi ein. Kompliziert wird es natürlich im Bereich von Rundungen, da muß man das Loch Schicht für Schicht mit Furnierlagen ausfüllen. Am besten baut man sich dazu von der Rumpfinnenseite her eine Form, die das Loch ausfüllt, damit man die Rundung hinbekommt.
Fotos vom Innenleben wären schon interessant um zu sehen, wo etwas fehlt bzw. sinnvollerweise ergänzt werden müßte. Schick mir doch mal welche, dann kann ich dazu mehr sagen. Das Boot lohnt die Arbeit auf jeden Fall.


Gruß
ulli
Antworten