Abdichten altes Holzboot

Dirk Barthel

Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von Dirk Barthel » Do 30. Nov 2006, 12:34

Na Prima!
Da hatte ich mich nun fast entschieden meinen 55 Jahre alten Kielschwertkreuzer, zumindest im Unterwasserbereich zu beschichten um ihn dicht zu bekommen und dann lese ich hier, dass es doch eine Leichtuch sein könnte.
Was ist zu machen?
55 Jahre alte Eiche ist nicht mehr so quellfreudig wie früher. Darunter leiden zuerst die Kanten der Beplankung (Kawel).
Überwasser ausleisten scheint mir der beste Weg und Unterwasser das Epoxidkleid.
So gedichtet, müßte es doch auch dem Innenleben gut tun, da das ständige Bilgewasser doch auch nicht grade gut ist, oder?
Hinzukommt noch, dass der Kielschwertschacht nun absolut fällig ist. D,h, die Aufnahmen im Kielschwein sind völlig vergammelt und die Eisenschale des Betonkiels hat an vielen Stellen Löcher. Auch dafür halte ich bisher am Richtigsten, ersteinmal mit Blechen zu schweissen und dann das Ganze in Epoxid und Gewebe einzukleiden.

Ich bin Dankbar für alle Ideen Erfahrungen und Tips, denn das Schiff ist ein Traum und muss gereten werden.

Grüße
Dirk


janosch
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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von janosch » Sa 2. Dez 2006, 14:00

Hallo,
das für und wieder einer Glas-Epoxyd Beschichtung wird in vielen Foren gern und ausgiebig diskutiert.
Man wird immer wieder Befürworter und auch Gegner dieser Art der Rumpf Aufarbeitung finden.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen das sich das Beschichten lohnt.

Natürlich nur unter der Voraussetzung das es kein Leichentuch wird.

Soll heißen:
Alle Vorarbeiten müssen sehr sorgfältig durchgeführt werden. Sämtliche maroden Holzteile ausgetauscht oder Instand gesetzt werden und das Holz muss vor dem Beschichten trocken sein.
Auch würde ich das Holz nicht von Innen und außen beschichten.
Es wird sehr schwer sein alle Teile im Inneren des Bootes komplett abzudichten und vor Feuchtigkeit zu schützen. Kommt irgendwo doch ein bisschen Wasser, durch einen winzigen Riss, unter die Beschichtung dann wird man den gleichen Effekt wie bei Dickschicht lackierten Holzfenstern haben, der Dampfdruck des eingeschlossenen Wassers hebt die Beschichtung ab, es Ensteht eine Art Kettenreaktion und die Zerstörung schreitet immer schneller voran.
Bei Beschichtung nur der Rumpfaußenseite kann das Holz immer noch atmen und Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Stockflecken und Schimmel werden es in so einem Boot schwer haben weil das Holz nach wie vor positiven Einfluss auf das Klima im Bootsinneren hat.

Allerdings sollte man bei einer einseitigen Beschichtung darauf achten das wenig bis kein Wasser in den Rumpf gelangt um ein übermäßiges Arbeiten der Planken und das damit verbundene reißen der Beschichtung zu verhindern.
Entweder man löst das Problem konstruktiv oder vermeidet Fahrten im strömenden Regen.
Während der Zeit am Steg sollte es sowieso selbstverständlich sein, dass man ein Holzboot mit einer guten Persenning vor Regen und auch Sonnenstrahlung schützt!

Ich habe gute Erfahrungen mit der Beschichtung nur auf der Außenseite gemacht, der gravierende Nachteil ist allerdings, dass man regelmäßig in der Bilge Staub wischen muss!

Meine Meinung ist, dass eine Fachgerechte Lackierung des Rumpfs auch nichts anderes als eine dichte Beschichtung ist. Das Beschichten mit Glas und Epoxyd hat allerdings den Vorteil, dass Plankennähte und andere Schwachstellen dauerhaft überbrückt und abgedichtet werden.

Ich glaube auch nicht mehr an das Märchen von irgendwelchen Diffussionsoffenen Farben. Das einzige Oberflächenmaterial was das aufnehmen und abgeben von Feuchtigkeit ermöglicht ist, meiner Meinung nach, Leinölfirnis.
Der eignet sich deshalb auch sehr gut zum streichen der Rumpfinnenseite. Hinzu kommt noch, dass die Molekülketten, und die damit verbundenen positiven Eigenschaften, von getrockneten Leinöl um ein vielfaches länger sind als die aller bis jetzt hergestellten Synthetischen Lacke!


Gruß
Janosch

der jetzt schon 4 Jahre beschichtet unterwegs ist!

www.jollenkreuzer-r127.de
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Passera
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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von Passera » Mo 4. Dez 2006, 10:52

... staubwischen ...
??


warum m u s s man regelmässig in der Bilge staubwischen????


p.s. ich hab mein Boot (Mahagonie auf Eiche geplankt) auch nur aussen mit Epoxy beschichtet.
stehe jetzt vor der "Innenfrage"...

LG Passera
André bauer
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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von André bauer » Mo 4. Dez 2006, 20:39

Moin,
weil Staub Feuchtigkeit bindet und das zu Gammel führt.
Was die Frage der Innenbeschichtung angeht, steh ich aber genauso auf dem Schlauch.
Epoxy macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn jede Planke und jedes andere Teil ausgebaut, mit Epoxy gestrichen und dann wieder eingebaut wird. Allein durch die Bewegung, die beim Segeln in Schiff kommt, öffnen sich die Fugen. Damit kommt Wasser zwischen die Planken und kann bei einer Epoxy beschichteten Außenhaut im Ruhezustand nicht wieder entweichen. Und schon haste den Salat. Was ich beschrieben habe, ist aber ja ein kompletter Neuaufbau des Schiffes. Damit wird es indiskutabel.
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Ivan Balushev
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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 4. Dez 2006, 23:11

Moin,

Bei Booten mit gesunden, restaurierten Verbänden wie dem oben beschriebenen Jollenkreuzer hält sich die Bewegung in Grenzen und die Beschichtung macht das ohne Probleme mit. Es ist ja nicht so, dass sich die Planken megamässig gegeneinander verschieben, wenn nicht erhebliche Schäden an Spanten etc. zu beklagen sind. Auch bei grossen Schiffen nicht. Z.B. wurde die Beplankung der Lulworth (www.lulworth.nl, sehr empfehlenswert) nicht verleimt sondern traditionell an den Spanten festgeschraubt. Danach wurde der Rumpf mit Epoxy ohne Glas! versiegelt und mit DD-Lack hochglanz lackiert. Es geht wirklich, das Epoxy macht das mit. Falls sich die Fugen beim Segeln öffnen sollten, spricht das eher für Schäden. Normal ist es nicht. Zugegeben besteht ein Restrisiko, dass die Beschichtung Risse bekommt, ist aber- besonders wenn Glas verwendet wird- ziemlich gering.

Am besten geeignet ist ohne zweifel eine verleimte, karweele Aussenhaut, da kommt es sicher zu keinen Verschiebungen.

Bei Klinkerbooten sieht es etwas anders aus. Die sind entweder beim Neubau wasserdicht einzupacken oder wie André auch schon gesagt hat, man muss jede Planke einzeln ausbauen und wieder einabauen, was ja einem Neubau mehr als gleich kommt. Eine transparente Beschichtung bei einem Klinkerboot habe ich während meiner Berufstätigkeit und auch davor noch nicht gesehen, wer das mal entdeckt, bitte melden. Eine Andere Sache ist die undurchsichtige Beschichtung. Vor allem in unserem nördlichen Nachbarland gibt es so einige Klinkerboote, die unter einer GfK-Hülle weitersegeln. Allerdings muss man einiges an Materialstärke aufbringen, denn sonst, krach, knack und vorbei. Und auf die Schleiferei hätte ich auch keine Lust.

Innen, was tue ich da?

Die Lehrmeinung aus der Berufsschule für Bootsbauer in Travemünde ist die: Man soll im System Denken: Das heisst, wenn aussen dicht, dann innen bitteschön auch. Ja, es gibt Ausnahmen und es geht auch nur einseitig, das stimmt, wie man ja sieht. Aber der Gedanke ist doch der, das Risiko einer Beschädigung so klein wie möglich zu halten. Somit ist man auf der sicheren Seite, wenn auf dem Törn Blitz und Hagelschlag über einen kommt und es innen eben doch so richtig feucht wird. Das Boot muss dafür aber sauber repariert sein, das steht fest. Was auf den ersten Blick nicht so dramatisch aussieht, aber nicht vergessen werden sollte ist folgendes: Die Feuchtigkeit, die von innen ins Holz eindringt will auf allen Seiten wieder raus. Auch da, wo sie nicht rauskann. Wenn das Boot schön trocken ist, passiert wie gesagt nichts. Wird es richtig feucht, dann kommt es zum Feuchtestau und es gammelt direkt unter der Beschichtung. Daher ja auch der Name der ganzen Sache: Leichentuch = totes Schiff unter dem Tuch, weil es da vergammelt, wenn es einfach so ohne austrocknen überzogen wurde.Das passiert bei entsprechender Feuchtigkeit auch bei einer einseitigen Beschichtung, halt nur langsamer und zuerst an durchführungen wie z.B. Nietenlochrändern. Das macht sich dann als schwarze Punkte um das Niet bemerkbar, sieht man recht oft.


Ob alles klappt oder nicht ist viel mehr eine Frage der Vorbereitung und der weiteren Pflege denn des Prinzips. Wenn ein Boot beschichtet ist, muss penibel darauf geachtet werden, dass die Beschichtung einwandfrei bleibt. Und Staub wischen in der Bilge würde ich jedem Eigner eines Holzbootes generell empfehlen. Das ist kein gravierender Nachteil, sondern werterhaltende Kontrolle:-)

viele Grüsse und frohes Winterschaffen,

Ivan Balushev


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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von Passera » Di 5. Dez 2006, 10:10

Wir sollten uns einmal über etwas anderes Gedanken machen:

1. auch ein mit Epoxy "überzogenes" Schiff hält nicht ewig!!! und wenn rotte Stellen im Laufe der Zeit auftreten, so ist das auch normal. Wir verarbeiten ja kein Material, das 0 % Feuchtigkeit aufweist, sondern ein Naturprodukt. und selbst bei völliger Umschliessung des Holzes mit Epoxy kommt es zum Durchwandern des Epoxy durch den Wasserdampf.

2. d.h. n i c h t glauben, dass Epoxy 100% wassderdicht ist!!!! Es hemmt nur.

3. wenn wirklich etwas rott geworden ist, dann ist das ja auch kein so grosses Unglück. Man tauscht halt aus. Deshalb ist es meiner Meinung nach notwendig, dass zwischen den Planken unbedingt ausgeleistet wird und die Leisten eingeklebt werden und nicht die Planken miteinander verklebt werden. Sollte eine Planke aus irgendeinem Grund rott sein, na dann schneide ich halt entlang und i n der eingeklebten Leiste. Planke raus - neue Planke rein - neu einleisten und neues Gewebe darüber. Holzboote brauchen nun einmal mehr Pflege, als alle anderen Boote.

Aber ich bin der Meinung, dass es wesentlich bequemer ist, wenn mein Boot dicht ist und ich nicht mit nassen Decken oder wochenlangen Quellversuchen mein Boot dichtbekommen muss. Oder, wenn im Sommer eine Hitzewelle kommt, ich Angst haben muss mit dem Boot rauszufahren, da bei Lage zwischen den oberen Planken das Wasser hereinschiesst...

Ich habe mich übrigens entschieden die Innenseite zu ölen und, sollte wirklich Wasser eintreten, dieses sofort zu entfernen und zu trocken.

Holzboote bleiben halt, trotz aller modernen technischen Hilfsmittel, eine ewige Baustelle

LG Passera
acksel
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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von acksel » Di 5. Dez 2006, 11:43

vielleicht sollte man beachten, dass nichts 100% wasserunlösslich bzw. -dicht ist. fast jedes material nimmt mehr oder weniger feuchtigkeit auf....
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Abdichten altes Holzboot

Beitrag von Falk R110 » Do 11. Jan 2007, 00:09

Hallo zusammen!

Ich will mich mal der Diskussion anschließen, da das Thema auch für mich interessant und aktuell ist.

Habe vor kurzem in einem anderen Forum gelesen, dass man das Ausleisten des Rumpfes auch ohne anschließender "Versiegelung" mit Epoxy machen kann?

Bin bisher davon ausgegangen, dass man durch das Ausleisten dem Holz die Dehnungsmöglichkeiten beim Quellen nimmt was schnell größere Schäden verursachen kann.

Hat da jemand Erfahrungen?

Schöne Grüße
Falk
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