Folkeboot Orient-Express

danebrog

Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von danebrog » Sa 24. Jan 2015, 22:54

Hallo, Richard!

Ich bin examinierte Technikhistorikerin und damit amtlich Papiertiger(in). Im letzten Jahr habe ich mich, da ich bislang wg. Nicht-Können Bootsbauer brauchte, an ein Kleinprojekt, nämlich den Schotwagen, hergemacht. Dazu gehören auch zwei Blöcke, die ich wegen der verschiedenen Materialen (Holz, Messing) und der Oberflächenstruktur der Einfachheit halber mit ordinärem Abbeizer aus dem Baumarkt entlackt habe. Wäre das nicht auch die smartere Methode für Deine Bodenbretter samt Rillen, die man dann mit einem halb-stumpfen Stift auskratzen könnte?

Dann habe ich alles mit 6 Schichten Schooner Gold in der Verdünnung nach Datenblatt versehen und für den Zwischenschliff nach 2 Schichten 180er Papier genommen. 240er dürfte vielleicht etwas zu fein sein. Deine Bodenbretter werden aber wegen der Beanspruchung natürlich eine andere Oberflächenbehandlung benötigen.
Schooner Gold ist aber auch in die Kritik geraten, weil wohl vor einigen Jahren die Zusammensetzung geändert wurde. Ich habe es trotzdem gekauft, weil viele Teile an meinem Boot damit gestrichen wurden und ich es sowieso zum Ausbessern im Haus hatte.

Im PALSTEK-Verlag gibt es ein sehr dickes Buch von Gunther Kretschmann, Farbenbuch für Bootseigner, in dem A L L E S steht, was man zu diesem Thema (theoretisch) wissen sollte.

Und die Berichte über die Praxis und die Erfahrungen daraus gibt es dann hier im Forum. :) Und bevor hier gezielte Antworten eingehen, kannst Du ja schon mal mit der Suche-Funktion oben in der Kopfleiste und einem passenden Stichwort in den bisher verfassten Beiträgen stöbern gehen. ;)

Bei der Pinne würde ich neigungsmäßig sagen: Alles runter und neu aufgebaut, bevor man herumrätselt, was denn drauf sein könnte. Und man kennt dann auch den Zustand und wann wieder was nötig wird.

Viele Grüße
Dagmar
Orient-Express
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Orient-Express » So 25. Jan 2015, 00:09

Hallo Dagmar,


danke für die Tipps, mit Abbeizer habe ich noch nicht gearbeitet, bei den Bodenbrettern kann ich nicht viel falsch machen und werde das mal probieren.
Mein Bootsbauer hat mir einige Basics beigebracht, hatte aber von seinem Cheffe strickte Order mir nicht zuviel zu verraten. Jedes Mal wenn ich was am Boot machen wollte fiel ihm sein Werkzeug aus der Hand und er hatte plötzlich dringend was an einem anderen Boot zu tun.

Bei meiner Mastreparatur hat er mich unterstützt, das Holz mit einer Abziehklinge bis auf das blanke Material abziehen, dann schleifen bis 240er Körnung, danach 2 Durchgänge Öl und dann Ölbasierter 1-K Lack da der Mast arbeitet und einen flexiblen Lack erfordert.

Denke mal, das gilt auch für Bodenbretter.

Das Farbenbuch für Bootseigner wird meine Bücher zum Thema Bootsbau ergänzen, die, die ich schon habe setzten alle zu hoch an. Ich benötige mehr Basiswissen.

Die Suche-Funktion habe ich mal so eben benutzt um den Namen der Person zu erfahren, die sich mir nicht namentlich vorgestellt hatte aber meinen Bootsnamen monierte. :-)

Für die Pinne könnte ich mir einen 2-K Lack vorstellen.

Dazu muss ich aber noch viel über das Lackieren von Mahagoni lernen, wann und wie färbt man den Lack ein zB.

Also, vielen Dank für deine Tipps Dagmar, es können gern noch viele folgen.


Gruß,

Richard
günni
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von günni » So 25. Jan 2015, 00:36

Mach Dir keine Gedanken über das Einfärben von Lack, Richard, das erledigt die Sonne für Dich. Letzte Woche in der Canalstreet bemerkte ein Profi zu 1k & 2k Systemen, 2k hat die Anfangshaerte und bleibt so, 1k ist Anfangs weich und härtet immer weiter durch, von Jahr zu Jahr. Dieser Ansatz hat etwas!
Gruß, guenni.
Dedel
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Dedel » So 25. Jan 2015, 00:57

Hallo Richard,
Erst einmal Glückwunsch zum außergewöhnlichen Folke. Ich bin 1993 mit dem Folkeboot Arbujad um die Ostsee gesegelt. Dieses Boot haben wir seinerzeit mit einem verlängerten Aufbau versehen. Der Orient Express hat mich sofort daran erinnert. Die Arbujat wurde nach Berlin verkauft und hat eine eigene Website welche bis 2012 gepflegt wurde.
Ich empfehle dir das Buch von Thomas Larsson zu kaufen und jede Nacht nach dem lesen unter das Kopfkissen zu legen. Wenn du dich an die im Buch beschriebenen Anleitungen hälst kannst du schon mal nicht so viel falsch machen. Dort wird z.B. Mit dem Umgang von Öl gesprochen wie es Dein Bootsbauer richtiger Weise mit dem Mast gemacht hat.
Wir überholen gerade die Nr. 28 von 1947 aus Dänemark. Ist im Forum und unter den Restaurationsberichten zu erlesen. Der Larsson liegt im Wohnzimmer immer bereit um noch einmal nachzuschlagen.
Wir haben uns im letzten Winter bezüglich der Plankenabdichtung für die von Uwe Baykowsky und Thomas L. Beschriebene Abdichtung mit MS-Polymer entschieden. Es kommt kein Tropfen mehr durch die Landungen. Das UW Schiff haben wir mit Vicote 18 von Sigma geprimert. Sieht nach einer Saison noch gut aus. Achtung beim entkalfatern der Landungen auf gutes Licht von unten achten, behutsam mit dem umgebogenen Schraubendreher umgehen wg. Der Nietverbindungen. Ich habe mir eine kräftige Sehnenscheidenentzündung zugezogen mit der ich den ganzen Sommer noch zu tun hatte.
Bis dahin erst einmal viel Spaß und gutes Gelingen.
Gruß Detlef
Bries

Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Bries » So 25. Jan 2015, 12:14


Hallo Richard ,
Zurück kommend auf deine schiffsname ``Oriënt Express ``.
Ist eine geheimnisvolle sage, von geheimnisse umwittert .
Schöne frauen und konkurrierende geheimdienste

Das bedeutet das sämtliche mitstreiter ( sollte jemand dir den 1 sten platz streitig machen zu wagen ) schon wegen die schiffsname ``ORIENT EXPRESS `` und sein aura es vergessen können dir den 1 sten platz streitig zu machen.

m fr gr Georg Fongers sb `` Bries `` ( bei flaute geht nichts ).
Orient-Express
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Orient-Express » So 25. Jan 2015, 13:12

Moin,


das sind ja schon mal jede Menge Tipps.
Das sind die Bücher, die ich schon besitze, was nicht heisst, dass ich sie bis zur letzten Seite gelesen und verstanden habe :

Curt W. Eichler; Holzbootsbau
A. Brix; Bootsbau
Thomas Larsson; Holzboote renovieren und instandhalten
Michael Naujok, Refit von Yachten

Das Buch von Larsson ist für mich am ehesten verständlich und die Hinweise in der Praxis umsetzbar.

Das Entfernen von altem Lack habe ich bisher mit Abziehklingen bewerkstelligt.
Am besten gefällt mir da dieses gelbe Kunstoffwerkzeug mit Klinge vorn und einer Absaugvorrichtung am Handgriff.
Ansonsten, für plane Oberflächen, habe ich noch die Metabo Lackfräse LF 724 S, die nimmt einstellbar zwischen 0,0 und 0,3 mm Lack ab.

Bei den Bodenbrettern gilt es, das Problem mit den Rillen zu lösen.
In dem Zusammenhang die Frage an Dagmar, was ist ein halb stumpfer Stift?

Mit der Rumpfdichtigkeit hatte ich tatsächlich arge Probleme, die auch in Barth auf der Bootswerft nicht richtig gelöst wurde.
Dort haben sie die Plankengänge meterlang, wo sie offen waren, mit Werg versehen.
In die Lecks haben sie ordentlich Weg gestopft anstelle sie zu reparieren.
Ich brauchte dann den Restsommer 2013 immer eine große 240V Pumpe an Bord.
Für die doch grösseren Distanzen auf der Überführung hatte ich dafür einen Stromgenerator im Kockpit stehen.

So wie ich es verstanden habe, benötigt eine Klinkerbeplankung kein Werg, oder, noch schlimmer, Holzleisten zum Abdichten. Diese Materialien quellen zusammen mit den Planken auf und drücken diese auseinander was die Nietenköpfe in die Planken zieht.
Im Winterlager 2013/14 stand das Boot in einer geheitzten Halle bei ca. 14°C.
Meine Befürchtungen, das Boot würde zu sehr austrocknen und es könnten sich Risse im Holz bilden waren unbegründet.
Die Bilge und die Planken wurden richtig trocken und der Bootsbauer hat dann den Rumpf von innen 2 Mal komplett mit Le Tonkinois Huiles Bio Impression eingepinselt.

Wenn ich von Polymeren zur Abdichtung geredet habe ist der Werftchef sauer geworden.
Die Lecks wurden fachmännisch abgedichtet, dh. frei gearbeitet und ein Stück Holz eingeklebt.
Dann zum Frühjahr hin wurden die Plankengänge von innen komplett mit Rindertalg versehen.
Nach dem Kranen hat ein Schwamm gereicht, um das Boot trocken zu halten.
Für die Saison 2014 hat dann eine kleine 12V Bilgenpumpe, nicht grösser als ein Edding, gereicht um das Boot trocken zu halten.

In diesem Jahr steht das Boot im Aussenlager und die Arbeiten am Rumpf werde ich im Frühjahr erledigen müssen. Im nächsten Winterlager werde ich mir eine Halle suchen und die Planken bis aufs Holz freilegen um mir die Wahrheit anzuschauen.

@ Georg Fongers, ich versuche mal einen Link hier 'rein zu setzen. Orient-Express läuft wie auf Schienen.

https://vimeo.com/111357765


Gruß, Richard
günni
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von günni » So 25. Jan 2015, 15:53

Richard, Frage sagen:
Wo wurde Werg reingestopft?
Grüsse,guenni.
Orient-Express
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Orient-Express » So 25. Jan 2015, 16:08

@ guenni, hab' mal deine Zeichnung verwendet.
Wie kann man hier Bilder posten die dann sofort sichtbar sind?
Der Ausdruck Werg war wohl falsch, eher ein Baumwollfaden.

Dateianhänge
Image10001klein_4134.jpg
Image10001klein_4134.jpg (250.88 KiB) 4169 mal betrachtet
Dedel
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Dedel » So 25. Jan 2015, 19:32

Moin,
Genau da ist es überholt und es ist vielfach beschrieben worden was mit der Verbindung passiert. Von innen etwas in die Landungen zu schmieren ist absolut kontraproduktiv. 1. weil der Wasserdruck von außen kommt. 2. da man durch z. B. den Spanten nicht überall hinkommt.
Statt Rindertalg finde ich Ettan das Material der Wahl. Es richt auch so gut😋. Ich verwende das Ettan für Risse in Planken und Steven oder Heckspiegel welche nicht durchgehen. Es ist mit Sigma Vicote 18 überstreichbar. Man kann durch das herausgedrückte Wachs wunderbar sehen wie das Holz arbeitet. Bedenken von Forumsnutzern in der Vegangenheit es könne herausgewaschen werden kann ich nicht bestätigen.
Gruß
Detlef
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Re: Folkeboot Orient-Express

Beitrag von Orient-Express » So 25. Jan 2015, 19:55

Moin Dedel,

der Wasserdruck war auch meine Argumentation das Rindertalg von aussen zu verwenden.
Ettan wollten sie nicht verwenden, wahrscheinlich aus Kostengründen, so'n magarinegrosser Klumpen Rindertalg kostet 'nen Euro.

Meine Einwände haben dem Bootsbauer aber nicht gefallen, er ist zum Bootsbaumeister gelaufen, der zum Werftchef und dieser wurde sauer. Wenn der sauer wurde konnte es passieren, dass ich nicht mehr an mein Boot herankonnte. Gut, das ich aus der Nummer raus bin.
Aber das nur am Rande.

Ettan gefällt mir auch gut, vor allem im Unterwasserbereich, man muss es warm verarbeiten und bei unseren Wassertemperaturen wird es recht zäh.
Der Überwasserbereich ist nicht unproblematisch, im Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung kann das Ettan weich werden und rauslaufen, auf weissen Planken sieht das nicht schön aus.
Segelt man dann und das Boot schiebt Laage läuft dann überall das Wasser rein.
Dieses Problem hatte ich 2013, im letzten Jahr aber überhaupt nicht.
Rindertalk von innen scheint also zu wirken, Logik hin oder her.

Gruß, Richard
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