Steilgaffel???

Sharpiesegler
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Re: Steilgaffel???

Beitrag von Sharpiesegler » Do 20. Aug 2009, 16:07

moin,
nach einigen Tagen mitlesen mische ich mich jetzt auch mal ein bei den Fallen:

Also ich würde sagen, man braucht das zweite Fall, weil man normalerweise mit dem Klau-Fall das Segel in der Vorlieklänge am Mast fixiert, das wird meistens deswegen auch auf einer Hakenleiste gefahren.

Über das Piekfall stellt man die Neigung der Gaffel ein, das ist so etwas wie das Gaspedal.
Heutzutage wird das normalerweise über die Mastbiegung gemacht, aber das ging in den dreissiger Jahren wohl noch nicht.

Das Sharpie hat halt ein Steilgaffelrigg oder Gunter-Rig (engl.) aus Vollholz. Bezeichnend für diese Takelungsart ist der relativ kurze Mast mit einer Länge von 4,85m und die demgegenüber lange, gerade Gaffel von 3,38m Länge. Das Großsegel ist sehr gut trimmbar und das Boot noch relativ leistungsfähig. In Frank Bethwaites "High Performance Sailing" wird der Rigg-Art auch eine gute Performance bescheinigt und in Windkanalversuchen Besonderheiten in der Umströmung festgestellt.

Ansonsten gibt es bei den gaffelgetakelten Elb-H-Jollen noch ein vielleicht interessantes Detail, die fahren sogar noch ein drittes Fall - ein Gaffel-Kiep-Fall, was es ermöglicht das durchgelattete Segel runterzulassen während die Gaffel noch oben bleibt. Das ist sehr praktisch, weil man das Segel sofort wegstauen kann.


Gruss und noch viel Spass beim fachsimpeln!
Steffen
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Re: Steilgaffel???

Beitrag von Ivan Balushev » Do 20. Aug 2009, 16:19

Hallo,

bei einer ausschliesslich an der Mastschiene befestigten Gaffel wird immer das Problem der Krafteinleitung in den Mast bestehen, auch wenn sie diesen nur um 1-2m überragt. Schönwettersegeln hin oder her, der Wind macht nicht immer das, was man will und Bruch im Rigg ist nichts was man sich wünscht. Deshalb sollte jedes Teil an jedem Boot auch bei jedem Wetter einwandfrei funktionieren. In diesem Fall hiesse das einen Rutscher für die Klau und jeweils ein konventionelles Piek und Klaufall. Etwas anderes würde ich nicht empfehlen.
Bei der Frage, ob es zum Boot passt teile ich Waldow´s Ansicht.

viele Grüsse, Ivan




acksel
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Re: Steilgaffel???

Beitrag von acksel » Do 20. Aug 2009, 16:58

Ich denke auch, dass Dieses wunderschöne´Gross nicht wirklich zu meinem Boot passt.
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von waldow » Fr 21. Aug 2009, 13:45

Moin Moin,

"Und ausserdem macht das "spinnen" auch ein wenig Spass!"

hab mal kurz digital rumgesponnen...

mit freundlichen Grüßen

Bernhard v. Waldow

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von acksel » Fr 21. Aug 2009, 21:07

;=))
Da bist du mir einen schritt voraus, ich hatte keine Zeit.....
Die Genua finde ich nicht schön, wenn du Zeit hast könntest Du vielleicht die Genua zur Fock machen?
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von acksel » Fr 21. Aug 2009, 21:48

[img]http://img22.imageshack.us/img22/3897/naja4.jpg[/img] [img]http://img522.imageshack.us/img522/9356/naja5.jpg[/img]





So auf die Schnelle..... Genua weg, Selbstwende wieder dran. Das wäre gefühlt genau das an Fläche, was mein Boot (zumindest für meine begriffe auch optisch) vertragen könnte.
Ich weiss nun nicht, ob man das Top soweit ausstellen könnte, das man einen ähnlichen Effekt bekommt. Das Segel soll auf jeden Fall durchgelattet sein.
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von acksel » Sa 22. Aug 2009, 08:33

Sharpiesegler schrieb:
-------------------------------------------------------
> moin,
> nach einigen Tagen mitlesen mische ich mich jetzt
> auch mal ein bei den Fallen:
>
>>
> Das Sharpie hat halt ein Steilgaffelrigg oder
> Gunter-Rig (engl.) aus Vollholz.

Bezeichnend für
> diese Takelungsart ist der relativ kurze Mast mit
> einer Länge von 4,85m und die demgegenüber lange,
> gerade Gaffel von 3,38m Länge. Das Großsegel ist
> sehr gut trimmbar und das Boot noch relativ
> leistungsfähig. In Frank Bethwaites "High
> Performance Sailing" wird der Rigg-Art auch eine
> gute Performance bescheinigt und in
> Windkanalversuchen Besonderheiten in der
> Umströmung festgestellt.
>
>
>
> Gruss und noch viel Spass beim fachsimpeln!
> Steffen
>


Moin, nun bin ich mal auf die suche nach dem "Gunter Rig" gegangen, und bin auf einige wenige Quellen gestossen. Unter anderem auf diese Zeichnung:

[img]http://img502.imageshack.us/img502/9487/gunterrig.gif[/img]
Es ist die auf der Schiene laufende Gaffel (Spiere) vorhanden, ein einziges Fall, und der y-förmige Beschlag, der hier als Clip bezeichnet ist, und die Gaffel am seitlichen auswandern hindert.

Und siehe da: meine Idee hatten schon andere, die Zeichnung entspricht exakt dem, was ich mir für mein Projekt ausgedacht habe.
Weitere Quellen bestätigen die gute performance, die dem Bermudarig in nichts nachsteht, und, falls man die Ellipse anstrebt, mehr Raum deutlich im Vorteil ist.

Ganzer Text: http://www.duckworksmagazine.com/05/vin ... /index.cfm

[img]http://img29.imageshack.us/img29/8784/2902z.jpg[/img]

http://www.nissenyacht.de/ => Retro- Klassiker Steilgaffelketsch

Georg Nissen hat dieses Prinzip bei einer 13m Yacht realisiert. Deutlich erkennbar ein kurzer Mast, daran die Steilgaffel, die für meine Begriffe wirklich sehr steil steht und so quasi eine Mastverlängerung darstellt.
Technisch funktionieren kann das wohl schon.

Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von Ivan Balushev » So 23. Aug 2009, 20:36

Hallöchen,

nun gut, ich lerne immer gern dazu. Die 13m Ketsch hat aber Alumasten, die Kraftübertragung findet über mehrere Punkte auf gut dimensionierten Rutschern statt. Das Ganze lässt sich gut setzen und bergen.
Der Text über das Gunter Rig bezieht sich auf "small craft". Die dort beschriebene Technik würde ich nicht 1 zu 1 übernehmen. Wenn die Gaffel nicht an mindestens 2 Punkten an der Schiene fest ist, dann schlackert das Teil bei etwas Seegang 10m über Wasser rum wie sonst was. Da kannst Du beim Segelsetzen immer einen Mann mit aufentern lassen der dafür sorgt, dass die Gaffel auch in den Clip rutscht. Das ist eher für Dinghies gedacht, wo der Mast nicht länger ist als der Kapitän.

Also gilt es, die Schiene bombenfest an den Mast zu schrauben und gut dimensionierte Beschläge zu ersinnen, an denen die Spiere hoch und runter läuft. Dann musst Du nur noch das Achterstag durch Backstagen ersetzen.

Andere Idee: Mast etwas verlängern?

Gruss, Ivan




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Re: Steilgaffel???

Beitrag von acksel » Di 25. Aug 2009, 07:33

na gut, lass ich gelten....

Nun habe ich gestern einen wunderbaren Segeltag auf der Elbmündung verbracht, und mal bei Bft 5-6 darauf geachtet, wie sich das Boot verhält, unter dem Gesichtspunkt, das Gross aufzustocken.

Stabiltät wäre nicht das Problem, aber es fängt dann doch deutlich an, unkomfortabel zu werden, in Böen waren es schon satte 6 ohne Reff..... Diese Unbequemlichkeit würde ich mir dann schon bei geringeren Windstärken antun müssen.
Legen wir das mal Beiseite.

Nachtrag: @Ivan

Auch nach längerem überlegen Deiner Argumemte dagegen, würde ich persönlich vom Prinzip her keine Probleme sehen.

Natürlich müsste man eine kräftigere Schiene montieren, als sie bei mir jetzt vorhanden ist, Das ist Bedingung. Genau das wird G. Nissen auch getan haben bei seiner Ketsch, sonst würde das ja nicht funktionieren.

Bei den Clips bin ich aber nicht deiner Meinung, das zusätzlich ein mann nach oben müsste, um die Spiere einzufädeln. Den Beschlag würde jeder Dorfschmied machen können, dort habe ich meine Beschläge immer hergeholt, wenn Sonderanfertigungen erforderlich waren.

Wenn du davon ausgehst, dass die Spiere unten fest ist, und dann im Gegensatz zu einer normalen gaffel, die ja horizontal gesetzt wird, senkrecht nach oben wandert, hat sie kaum Möglichkeiten zum seitlichen ausbrechen oder schlagen. Ich hatte ja einen Y-oder V-förmigen Topbeschlag als Clips angedacht. dieser könnte die Backstagen aufnehmen, somit wäre die Spiere zusätzlich seitlich geführt und fädelt sich sozusagen zwangsläufig ein. Als ich noch mit meinem Kutter gesegelt bin, hatte ich mit der Gaffel jedenfalls nie Probleme.
Auch bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass dieses Gunter Rig nicht ausschliesslich für kleine Boote gedacht sein muss, denk mal daran, wieviel geraffel es ist, einen konventionell langen Mast vor einer Brücke zu legen. So wäre es doch wesentlich bequemer. Reffen ginge auch deutlich einfacher, zumindest wäre ein besseres Profil als bei einem Dreieckstuch vorhanden, wenn man ein ausgestelltes Segel nimmt.
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Steilgaffel???

Beitrag von Ivan Balushev » Di 25. Aug 2009, 18:00

Hallo acksel,

wenn die Spiere nur an einem Beschlag fest ist und an einem Fall gehisst wird, das in ihrer unteren Hälfte angeschlagen ist (wie auf der Zeichnung), dann muss dieser eine Beschlag die ganzen Torsionskräfte aufnehmen, die zwangsläufig entstehen (Krängung, Wind). An diesem System kann man keine schweren Spieren setzten, da sind eindeutig Grenzen gesetzt. Dass die Spiere von selber in den Beschlag rutscht, das glaube ich dann doch auch, da hab ich etwas übertrieben.
Besser ist es, wenn das Fall relativ hoch oben angeschlagen ist, dann verkürzt sich aber die wirksame Länge über dem Topp.
Die Sache funktioniert sicher einwandfrei, wenn die Spiere an 2 Beschlägen sitzt und dadurch wirklich sicher hoch und runter rutscht. Ich denke, es wird schon seinen Grund haben, dass man dieses Rigg nur so selten auf grösseren Booten antrifft. Ansonsten gebe ich dir aber recht, den Mast zu legen ist ein Geraffel und so könnte es sehr vereinfacht werden.
Vielleicht bin ich ja zu kritisch, es ist aber auch ein interessantes Thema.

Grüsse Ivan
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