Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Rauschi
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » Mi 2. Jun 2010, 22:41

Hallo Garrett,

klar, letztendlich ist es egal. Nur wenn es eine Klassenzugehörigkeit hat, möchten wir es auch nach deren Bestimmung wieder aufbauen.
Die Maße müssen wir vor Ort einfach mal überprüfen. Ich weiß gar nicht ob die Maße in den Papieren überhaupt stimmen.
Die insgesamt hohe Bauform und der nach oben geneigte Steven kommen mir auch komisch vor.
Grüße
Carsten
Carsten, 017621517038
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » Fr 18. Jun 2010, 22:51

Moin Alle zusammen,

morgen holen wir das Boot aus Hamburg ab. Wir haben einen Hallenplatz am Tegeler See und einen Trailer gekauft. Ich hoffe wir schaffen es diese Wochenede noch, ordentliches Arbeitslicht in der Halle zu installieren und das Boot auf Böcke zu legen. Wenn einer von Euch aus Berlin/ Brandenburg auf nen Schnack/ Kaffee und eine Meinung vorbeikommen möchte: Ihr seid herzlich willkommen. Ick freu mir!
Grüße,
Carsten
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » So 20. Jun 2010, 23:33

Moin,

wir haben die Jolle problemlos aus Hamburg nach Berlin geholt. Beim groben kontrollieren der Maße hat sich eine neue Erkenntnis ergeben. Die Angaben im Standerschein sind falsch. Das dort als "Ostseejolle" bezeichnete Boot ist mit den Maßen 5,80m x 1,80m x 0,80m angegeben. Wir haben eine Länge von 5,23m vom Spiegel bis zum Bug gemessen und eine Breite von 1,83m.
Damit ist es also weder ein Pirat noch ein Zugvogel.
Befreit nach 20 Jahren im Hamburger Garten zeigt es sich auch bei näherer Betrachtung anscheinend in gutem Zustand. Der Fuß des Schwertkastens wirkt unter dem Anstrich noch sehr solide. Allerdings hat das Unterwasserschiff schon öfter mal etwas abbekommen. Da gibt es einige Stellen die eingedellt oder repariert aussehen.
Ich hoffe der Eindruck trügt nicht.
Ich habe in den Restaurierungsberichten auf der fky Seite davon gelesen, das alte Antifouling Anstriche und Lack auf der Rumpfaussenseite auch mit einem guten Elektrohobel entfernt werden. Kann das jemand empfehlen oder davon abraten. Natürlich wollen wir nicht viel Holz entfernen. Mir graust allerdings auch vor verklebtem Schleifpapier.
Danke Euch und grüße aus der Hauptstadt,
Carsten
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von fg-1064 » Mo 21. Jun 2010, 00:13

moin carsten!

wenn die anstriche älter sind, du eine gut belüftete arbeitsumgebung hast und außerdem noch eine atemmaske, ist die einfachste und schonendste behandlung die mit einem schaber und einem industriefön - so haben wir unser folke auch erst von vielen schichten farbe befreit, ohne dass an der substanz gekratzt wurde...

einen vernünftigen industriefön bekommst du in jedem baumarkt ab 50-60 eur. die billigeren modelle entwickeln meist nicht genügend hitze oder lassen sich nicht regulieren...

wenn du es so machen willst, probiere am besten aus, wie nah du an die farbe herangehen kannst, ohne dass diese verbrennt: kurz vor dem starken blasen-werfen ist es meist am effektivsten und die arbeit geht schnell von der hand.

viel spaß dabei und lass dich nicht entmutigen!

grüße!
jan
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » Mo 21. Jun 2010, 19:16

Vielen Dank für die aufmunternden Worte Jan! Ganz so viel wie bei einem Folke haben wir auch nicht zu tun. Zumal das Deck und das Überwasserschiff schon vom Lack befreit sind!
Ich freu mich drauf und poste Bilder sobald es los geht!
Viele Grüße
Carsten
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » Mo 5. Jul 2010, 23:48

moin moin,

ich habe mir auf Empfehlung vieler Forenmitglieder "Holzboote - Renovieren und Instandhalten" von Thomas Larsson gekauft und es gehört seither zu meiner täglichen Lektüre :-)
Im Kapitel über die Aussenbehandlung schreibt er, dass er empfiehlt, ein neues altes Boot erst mal zu segeln und kennen zu lernen, um es dann geziehlt nach Schwachpunkten sortiert zu restaurieren. Aber würdet ihr ein Boot, dass so lange kein Wasser gesehen hat direkt einsetzen, in der Hoffnung, dass es irgendwie einigermassen dicht ist? Wenn sich dann herausstellt, dass es nicht mal annähernd dicht wird, dann müssen wir es herausholen und trotzdem sofort anfangen abzuziehen.
Essteht allerdings auch bei Larsson, dass es bei Booten, die lange nicht im Wasser waren, besser sein kann, wenn man sie erst mal auf Grund legt und dichtquellen lässt, bevor man sich an irgendeine Art der Restauration macht.
Bei uns ist die Situation ja folgende:
Das Boot stand 20 JAHRE (!) an Land unter einer großen Eiche und geschützt von einer guten Persenning. Es riecht nicht modrig im Boot und es sind auch keine fühlbar feuchten Stellen zu finden. Die Fugen zwischen den Planken im Unterwasserschiff sind zu einem uns unbekannten Zeitpunkt mit etwas wie Sikaflex verfugt worden und dann mit der lachsgrauen Beschichtung gestrichen worden, die auf den Bildern zu sehen ist. Das Holz ist also so trocken, das furztrocken ein Feuchtbiotop dagegen ist. Spalten, durch die man durchschauen kann, gibt es aber nicht.
Unsere Überlegungen sind jetzt:
Wir gehen davon aus, dass wir das Boot hauptsächlich in Süßwasser bewegen, es das ganze Jahr über mit einer guten Persenning und Belüftung mit einer elektrischen Lenzpumpe im Wasser liegt und zu den geeigneten Zeitpunkten im Jahr ins Wasser gebracht bzw. herausgeholt wird.

1.
Ziehen wir erst innen und aussen alles sauber ab, entfernen die alten sikafugen und verfugen sie wieder mit sika, versenken das Boot dann, lassen es auf eine "normale Feuchte" trocknen und machen dann einen aufbau mit epoxi und Gewebe aussen und Leinöl innen?

2.
Oder ziehen wir alles innen wie aussen sauber ab, entfernen die alten sikafugen und leisten sie sauber aus, streichen dann aussen alles mit dünnem epoxi und ölen innen alles mit leinöl bevor wir einen endgültigen belag mit gewebe und epoxi aussen machen?

3. Empfiehlt jemand eine offenere Behandlung aussen?

4. Vielleicht nur Leinöl?

Ihr seht, wir versuchen die Sache ordentlich und organisiert an zu gehen und sind für Tips sehr dankbar. Ich kann auch nur immer wieder sagen, wer Lust und drang verspürt, seine Meinung bei nem Kaffee oder Bier vor Ort zu besprechen ist herzlich willkommen am Tegeler See!
Danke Euch und viele Grüße,
Carsten
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von acksel » Di 6. Jul 2010, 10:04

Wenn Larsson empfielt, erstmal zu segeln, hat er seine Gründe, nämlich man vermeidet so erstmal eine Grossbaustelle, in die Du gerade laufen willst, indem Du offenbar dichte Fugen rausschneiden und neumachen samt Ausleisten usw. willst. Lackier das Boot und geh erstmal segeln, alles andere wäre zu früh, dann siehst du schon, was zu machen ist.
Ich selbst hatte mal eine selbstgewählte Großbaustelle, hinterher war alles und jedes angefangen und hat eine Menge Zeit gekostet, alles wieder fertig zu stellen.
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von André bauer » Di 6. Jul 2010, 11:31

Moin Carsten,
eine Beschichtung aussen mit Epoxi kann man gut machen, eine Beschichtung mit Gewebe ist
nicht unbedingt notwendig, wenn das Boot steif genug ist.
Soll es klar lackiert werden, kann das Gewebe nur sehr sehr dünn sein und steift das Boot nich aus.
Ich halte eine Beschichtung mit Gewebe daher nur für sinnvoll, wenn das Boot nicht klarlackiert und nicht ausgeleistet werden soll.
Ausleisten und mit G4 beschichten wäre meine Wahl für eine Klarlackierung
G4 ist ein 1 Komponenten PU Harz, das nicht so hart wird, wie Epoxi. Außerdem gibt Epoxi vor allem über dunklen Hölzern eine ganz leicht weißliche Schicht, während klassische Lacke und auch G4 mehr oder weniger honiggelb sind und dem Holz eine ganz schöne Tiefenwirkung geben.
G4 ist allerdings, genau wie Epoxi, nicht UV-Beständig und muß mit einem Lack beschichtet werden.
Zweikomponentige Lacke gehen auf g4 nicht, weil auf ein 1-K System generell kein 2K drauf kann.
Ob klassisch oder Pu-Lack ist dann Deine Wahl...

Gruß,
André
Gruß,
André

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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » Di 6. Jul 2010, 21:57

Danke André und Axel,

also das alte Zeug im Unterwasserberich abziehen, die Fugen so lassen wi sie sind, dann mit G4 beschichten und klar lackieren un den Rest der Saison segeln?! Klingt super, diesen Samstag fangen wir an mit abziehen. Vielen Dank Euch. Bis bald auf dem Wasser!
Grüße, Carsten
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Re: Sollte "Ostseejolle" ein Holzpirat sein?

Beitrag von Rauschi » So 11. Jul 2010, 23:50

Ahoi von den tropischen Gestaden Berlins,

da es zwar heiß aber windstill war, fiel es uns nicht ganz so schwer mit den Arbeiten am Boot anzufangen. Wir haben die "Werft" einigermaßen eingerichtet, das Boot vom Trailer aufgebockt, alles ausgeräumt und es zum bearbeiten des Unterwasserschiffes und der Bordwände gedreht.
Mit dem guten Hartmetall Schaber von Bahko und einer Heißluftpistole, bei der ein Adapter von US Norm auf Schukostecker durchgeschmolzen ist haben wir begonnen das UWS abzuziehen. Viele Bilder mit Erläuterungen von den ersten Schritten unter:

http://www.flickr.com/photos/pamcarsten ... 243542984/

Es tun sich weiterhin für uns viele Fragen auf und wir freuen uns über jeden Tip! Vielen dank an dieser Stelle auch noch mal an die bisherige Unterstützung.

André hat oben vorgeschlagen, das Boot nach dem Abziehen mit Epoxi oder G4 zu versiegeln. Da innen im Boot auch alles mit Antifouling oder Lack versiegelt ist, würde ggf. eindringende Feuchtigkeit eingeschlossen. Sollten wir schon für die erste Saison innen auch alles abziehen und es dann mit Leinöl einlassen?

Carsten, 017621517038
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