Restaurierung Waarschip 725

grunewald
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von grunewald » Mo 12. Dez 2011, 12:03

Hallo, bin gebürtiger Dortmunder, jetzt mit W725 (Bj 1971) in Berlin. Habe auch so einige Stellen am Unterwasserschiff, die sich - sichtbar von innen- dunkel verfärbt haben. Überlege nun, das Unterwasserschiff im Frühjahr mit Epoxy zu behandeln. Bekomme ich den alten Farbanstrich unterhalb der Antifoulings überhaupt ab? Und: Aufs Kiel abbauen würde ich gerne ersteinmal verzichten.
Für Epoxy ist ein gänzlich abgeschliffener Rumpf wohl notwendig.
Freue mich über Rückmeldungen und Erfahrungsaustausch. Bilder mach ich demnächst einmal.

Grüße,

Christian
André bauer
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von André bauer » Mo 12. Dez 2011, 12:19

Moin,
für eine Epoxybeschichtung ist es unbedingt notwendig, das diese wasserseitig komplett geschlossen ist, also muß der Kiel auch runter.
Vorher muß sicher sein, dass das Sperrholz komplett trocken ist und die Farbe muß richtig sauber runter sein.
Farbreste, z.B. Primer sieht ja ganz gut, weil farbig.
Ansonsten mit feuchten Lappen testen,, wo das Holz heller bleibt als drumherum, ist noch Lack/Farbe drin.

Gruß,
André

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eule
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Di 13. Dez 2011, 09:16

André bauer schrieb:
-------------------------------------------------------
> für eine Epoxybeschichtung ist es unbedingt
> notwendig, das diese wasserseitig komplett
> geschlossen ist, also muß der Kiel auch runter.

Hallo André,

als ich meinen Rumpf (besser: den meines Waarschips) mit Epoxy beschichtet habe, hatte ich sogar eine Halle mit 2to-Kran. Da aber Kielbalken und Kielfuge nach dem vollständigen Abziehen außer Zweifel standen, habe ich den Kiel nicht abgenommen sondern die Kielfuge nur besonders sorgfältig gereinigt, Rumpf und Gusskiel mit Epoxy beschichtet und die Fuge mit SMP Masse ausgefugt. Das war 2005. Alle zwei Winter kontrolliere ich die Kielmuttern auf festen Sitz. Bis jetzt hat sich da kein Problem ergeben.
Ich sehe, wenn man sorgfältig arbeitet und keine Vorschäden erkennbar sind, kein Problem darin, den Rumpf zu beschichten, ohne den Kiel abzunehmen.

Evtl. ist das anders, bei Vollholzschiffen, die in den Verbänden stärker arbeiten, meinst Du das?
Beim Waarschip sind aber z.B. die Landungen der Planken verleimt. Würde da viel Arbeiten, würden diese Nähte reißen. Da sie das in der Regel nicht tun, gehe ich davon aus, dass auch die Kielfuge nicht nennenswert arbeitet und problemlos von außen mit guter Dichtmasse ( ich stehe da auf SMP mit Primer) abgedichtet werden kann. Voraussetzung ist dafür natürlich ein steifes trockenes Schiff und ein gut montierter Kiel.

Gruß
Uwe
André bauer
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von André bauer » Di 13. Dez 2011, 11:02

Moin Uwe,
Epoxy ist eine dampfdichte Beschichtung. Heißt Wasser kann durch kleinste Löcher eintreten, aber nicht ausdiffundieren. Wer glaubt, eine optisch einwandfreie Fläche aus mehreren verschiedenen Materialien in Nähe des Ballastes könnte dicht sein, irrt gewaltig.
Gerade bei Sperrholz kann eingedrungenes Wasser nicht nennenswert nach innen verdunsten, weil die Leimschichten des Holzes den Weg dicht machen.
Nur weil die Fugen nicht reißen, heißt das nicht, das da nichts oder nur ganz wenig arbeitet.
Auch Sperrholzschiffe und die Farben/Epoxy sind elastisch genug, um zu arbeiten ohne Farbrisse zu zeigen.

Sicher hast Du recht, anzunehmen, das mit normaler Dichtmasse der Kiel gut abgedichtet ist.
Der Fehler liegt darin, zu glauben, Epoxy könnte mit einer normalen Farbe gleichgesetzt werden.
Epoxybeschichtungen sind gnadenlos dicht und ganz oder gar nicht auszuführen.
Gerade Sperrholz ist so empfindlich gegen Feuchtigkeit, da kann man sich keine Fehlerquellen leisten.
Zudem kann man nie davon ausgehen, das etwas wirklich dicht ist. Wasser kommt überall durch, nur schlecht wieder raus.

Noch ein Beispiel aus dem Megayachtbau: Klüsen und sonstige Öffnungen des Rumpfes werden in Edelstahl gebaut.
Um die Schweißnähte zum Normalstahl vor Rost zu schützen, werden diese von Versiegelungskanten mindestens 100mm weg gelegt. Später wird alles mit Epoxyspachtel geglättet und mit vielen Schichten 2K-Lack lackiert und versiegelt.
Trotzdem sind dort nach 3 Jahren beim Refit Roststellen festgestellt worden.
Und Stahl arbeitet nun wirklich noch weniger, vor allem am Hauptdeck achtern...

Gruß,
André
Gruß,
André

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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Di 13. Dez 2011, 11:56

Hallo André,

die Problematik ist nicht so scharf, wie von Dir beschrieben, denn der Balast ist ja nicht mit Sperrholz verschraubt (in diesem Fall hätte ich den Kiel wohl auch abgenommen), sondern dem massiven und damit "diffusionsfreundlichen" Kielbalken (na gut: auch der ist verleimt).
Aber wenn dieser bei Schiffen ohne Epoxy-Beschichtung am Kielflansch nicht vergammelt, wüsste ich nicht, warum er das mit solcher tun sollte, zumal der Kiel ja bei der Montage sicher nicht einfach aufs rohe Holz gesetzt wurde. Beim Beschichten habe ich außerdem auch die Kielnaht gründlich mit Epoxy getränkt und mit Wärme für eine gute Kapillarwirkung gesorgt.
Darüber kommt dann noch eine saubere Dichtraupe mit je ~12mm Fußbreite und darüber VC-Tar2, alles sehr gewissenhaft ausgeführt. Wenn da mehr Wassermoleküle reinkommen, als von oben als Dampf durch die Kielbolzen, fresse ich einen Besan!

Ich würde ohne Bedenken "10Jahre Garantie" auf meine Kielnaht und gegen Rott am Kielbalken geben (regelmäßige Kontrolle im Winterlager vorausgesetzt, die bei einem Sperrholzschiff eh Lebensnotwendig ist). Das Böötchen ist jetzt gut 36 Jahre alt und ich bin sicher, dass da noch viele Jahre mehr raus werden.

Ich gebe Dir Recht, in der Hinsicht, dass es unter gegebenen Umständen besser wäre, den Kiel abzunehmen und dort auch zu beschichten, aber das heißt nicht, dass ein Schiff, bei dem das nicht geschieht, zwangsläufig dort langfristig Schaden nimmt, insbes. nicht, wenn das Schiff erstklassig gebaut wurde.

Gruß
Uwe
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von André bauer » Di 13. Dez 2011, 12:38

Moin,
er verrottet, weil durch Epoxy das Wasser nicht raus kann.
Zwangsläufig wird es dort nicht Schaden nehmen, man weiß nie, welche Stellen später Probleme machen und welche nicht.
Dennoch muß man Problemstellen vermeiden, weil absehbar ist, dass dort Probleme entstehen.
Möglich, dass das gut geht, die Erfahrung sagt was anderes.

Ich schlage vor Du besorgst Dir schon mal einen Besanmast, ein Besen hätte aber auch gereicht... :-)

Gruß,
André
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Di 13. Dez 2011, 15:28

André bauer schrieb:
-------------------------------------------------------

> Ich schlage vor Du besorgst Dir schon mal einen
> Besanmast, ein Besen hätte aber auch gereicht...

Nee nee, wir wollen da schon stilecht beim Besan bleiben.
Wenn wir Problemstellen konsequent vermeiden wollten, hätten wir uns keine Holzboote gekauft, oder?
Und wenn man diese dann auch noch segeln will, muss man ab und zu Kompromisse eingehen. Aber ich kann Dir versichern, dass die Werterhaltung meines Böötchens von denen, die es kennen, nicht unbedingt als Kompromiss eingestuft würde.

Uwe
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von S413 » Do 15. Dez 2011, 15:24

Eine Epoxidbeschichtung muss unbedingt vollflächig geschlossen erfolgen;
d. h. auch Kiel ab. Wer sich die Zeichnung des Aufbaus der Kielsohle auf
Seite 1 anschaut, sieht, dass dort viele Nähte sowie Sperrholz und
gewachsenes Holz aufeinandertreffen.
Wer glaubt, das da gar nichts arbeitet, liegt falsch. Zudem weiß niemand
bei diesen Booten, wie diese Teile zusammengefügt wurden (z. T. ja Selbstbau).
In Bereichen, wo es arbeiten könnte, muss bei Epoxi mit Matte gearbeitet werden,
um ein reißen der Beschichtung bei Belastung (Kiel!!!) zu verhindern. Dabei jede
Hohlstelle vermeiden. Vorher Restfeuchte messen! Wer das "vor" dem sanieren tut,
weiss meistens auch, wie "trefflich" hier früher gearbeitet wurde.
Und, ach ja; immer "sklavisch" an die Verarbeitungshinweise des Herstellers halten
(Stichwort "aminröte"), falls nicht "klebrig" nass in nass beschichtet wird, sowie
Markenware (will keine Werbung machen) verwenden.
Schließlich ist sowas ja immer (nicht nur finanziell) ein größeres Projekt.
Wat nix kost´(auch Arbeit) is´ nix wert.
eule
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von eule » Do 15. Dez 2011, 15:54

> Zudem weiß niemand
> bei diesen Booten, wie diese Teile zusammengefügt
> wurden (z. T. ja Selbstbau).

Die Rümpfe/Rumpfschalen der Waarschips sind IMMER Werft-gebaut!
Lediglich Auf- und Ausbau konnten in Eigenarbeit erledigt werden.
(Ich kenne zwar nicht die Bau-Geschichte jedes einzelnen Waarschips, aber das ist zumindest das, was ich in Erfahrung bringen konnte. Gegenteilige Fälle sind mir nicht bekannt und es ist auch durchaus plausibel und aus Sicht der Werft verständlich)

Uwe
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Re: Restaurierung Waarschip 725

Beitrag von S413 » Do 15. Dez 2011, 19:53

Hallo Eule,

ich bedaure, aber es gibt tatsächlich etliche "Selbstbauten";
ganz abgesehen von der Tatsache, dass im Lauf der Zeit etliche
verschiedene Werften die Rümpfe zum selber ausbauen hergestellt
haben. Wie die gearbeitet haben, weiss ich nicht.

Gerade in einem "Sperrholzschiff" zum selbst ausbauen ist
die Aufnahme der Riggspannung und die Ableitung in den Rumpf bzw.
auf das Kielschwein "Glückssache".

Epoxidharz kannten die vorderen vor 40 Jahren noch nicht.
Alles Resorcinleim. Das löst sich einfach nach 30-40 Jahren auf.
Länger musste das damals aber auch gar nicht halten.
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