Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

garfilius
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » Mi 3. Jan 2007, 14:01

@ingopingo
Epoxi war der Tip meines Bootsbauers (siehe Anfang des Threads), hat auch 15 Jahre Erfahrung im Bootsbau.
Kother z.B. liefert seine neuen Jollenkreuzer (allerdings formverleimt) epoxibeschichtet aus. Auf Sperrholz scheint es zu funktionieren.

Alkydklarlack im Außenbereich funktioniert nur sehr kurz - das sagt Dir jeder, der sein Holzgaragentor oder seine Fenster mal so lackiert hatte. Die großen Farbhersteller (Brillux, Sikkens) bieten ihre Alkydharzklarlacke nur für innen an und raten von einer Außenanwendung ab.
Ich arbeite im Baubereich. Da kannst Du niemandem eine Beschichtung empfehlen, die nicht wenigstens zwei Jahre funktioniert. Weil: wenn sie kürzer hält, repariert es der Maler kostenlos im Rahmen seiner Gewährleistung.

Wenn ich bei der jährlichen Überholung die letzte Lackschicht nur anschleife und dann zwei neue draufstreiche, komme ich bei geschätzen 0,3mm Schichtdicke in drei Jahren auf eine Grundlackdicke von 7*0,3=2,1 + 6*0,3=1,8 in Summe 3,9 mm Lackdicke. Das muss reißen! Also müßte man wenigstens eine Schicht wieder abschleifen.

@Swani
erst mal Danke für die wohl komplette Aufstellung.
Wenn ich (der Temperaturen wegen) Ende April mit insgesamt acht Lackschichten anfange,die ich nur am Wochenende aufbringen kann, bin ich Ende Juli auf dem Wasser.
Zu Epoxi siehe den Tipp meines Bootsbauers. Es soll mittlerweile UVstabiles Epoxi geben.

Zwei-Komponenten-Alkydharzlacke gibt es nicht! Eine Komponente ist das Alkydharz, das mit Luftsauerstoff verestert. Dann müßte die Luft als Härter extra mitgeliefert werden - bißchen albern. Daß, was Du meinst, sind wahrscheinlich PU-Lacke.

Mit Coelan hab ich mentale Probleme. Ein tolles Material für Küchenarbeitsplatten und Waschtische - aber auf Vollholz im Außenbereich...?

Scheint wie so oft zu sein: drei Experten-vier Meinungen

Gruß
Gero
Swani
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von Swani » Mi 3. Jan 2007, 17:20

garfilius schrieb:
-------------------------------------------------------
> @ingopingo
> Epoxi war der Tip meines Bootsbauers (siehe Anfang
> des Threads), hat auch 15 Jahre Erfahrung im
> Bootsbau.
> Kother z.B. liefert seine neuen Jollenkreuzer
> (allerdings formverleimt) epoxibeschichtet aus.
> Auf Sperrholz scheint es zu funktionieren.

Hat nichts mit dem Sperrholz zutun
Es ist ein unterschied ob nur lackiert oder mit Gewebe beschichtet

> Alkydklarlack im Außenbereich funktioniert nur
> sehr kurz - das sagt Dir jeder, der sein
> Holzgaragentor oder seine Fenster mal so lackiert
> hatte. Die großen Farbhersteller (Brillux,
> Sikkens) bieten ihre Alkydharzklarlacke nur für
> innen an und raten von einer Außenanwendung ab.

Da stimmt doch einfach nicht
Fast die ganze RUBBOL und Cetrol Serie von Sikkens für Fensterlackieung
und Holzfasaden sind Alkydharz


...
> @Swani
> erst mal Danke für die wohl komplette
> Aufstellung.
> Wenn ich (der Temperaturen wegen) Ende April mit
> insgesamt acht Lackschichten anfange,die ich nur
> am Wochenende aufbringen kann, bin ich Ende Juli
> auf dem Wasser.

Dann steich schneller :)

> Zu Epoxi siehe den Tipp meines Bootsbauers. Es
> soll mittlerweile UVstabiles Epoxi geben.

Die 100% UV Stabil gibt es nicht und die annähernd 100% UV stabilen sind zu hart

>
> Zwei-Komponenten-Alkydharzlacke gibt es nicht!
> Eine Komponente ist das Alkydharz, das mit
> Luftsauerstoff verestert. Dann müßte die Luft als
> Härter extra mitgeliefert werden - bißchen albern.
> Daß, was Du meinst, sind wahrscheinlich PU-Lacke.

Unsinn!
Epifanes PP Extra ist ein 2K Alkydharz/Isoyyanat Lack
Alles nachzulesen auf epifanes.com

>
> Mit Coelan hab ich mentale Probleme. Ein tolles
> Material für Küchenarbeitsplatten und Waschtische
> - aber auf Vollholz im Außenbereich...?

Und wieder nicht richtig gelesen und/oder verstanden ! :)

Du meinst wohl Corian !? :)

Das ist aber kein Lack sondern ein Kunststoffplattenmaterial
aus Mineralstoffen und Polyester

Coelan ist ein 1K-PU-Lack und weder für Küchenarbeitsplatten noch Waschtische
geeignet

Wär ein leichtes gewesen sich beim Hersteller www.coelan.de
zu informieren oder hier im Forum nachzulesen :)

Warum fragst du eigentlich noch ?

Du und dein Bootsbauer ihr wisst doch eh alles :)

Da es kein Sinn macht dir irgendwelche gute Ratschläge zu geben hat sich der Thread
für mich auch erledigt

Gruß

Swani



garfilius
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » Mi 3. Jan 2007, 18:10

Mal zur Einleitung: Bekommst Du eigentlich selber mit, daß Du hier Deinen Standpunkt als den allein gültigen vertrittst und alle anderen nicht recht haben und schon abweichende Meinungen nicht zugelassen werden?
Wie ich sagte: drei Experten-vier Meinungen - und alle haben recht! Da schließe ich meinen Bootsbauer mit ein.

Swani schrieb:

> Da stimmt doch einfach nicht
> Fast die ganze RUBBOL und Cetrol Serie von Sikkens
> für Fensterlackieung
> und Holzfasaden sind Alkydharz

richtig lesen: ich sprach von KLAR-lack, nicht von Buntlacken
>
>

> Unsinn!
> Epifanes PP Extra ist ein 2K Alkydharz/Isoyyanat
> Lack
> Alles nachzulesen auf epifanes.com

Reines Isocyanat kannst Du nicht als Anstrich verarbeiten. Das Zeug wird über Additionsreaktionen z.B. zu Polyurethanen verarbeitet. Eie Mischung aus PU-Lack und Alkydharzlack ist dann natürlich für den PU-Anteil zweikomponentig. Wer alles glaubt, was die Hersteller auf die Dosen schreiben, kann auch "hochwertige" Produkte im Baumarkt finden. Selberdenken nimmt dir der Hersteller nicht ab.
>
>
> Du meinst wohl Corian !?
>
stimmt, freudsche Fehlleistung ;-)

>
> Coelan ist ein 1K-PU-Lack und weder für
> Küchenarbeitsplatten noch Waschtische
> geeignet
>
Falsch: Coelan ist eine Kunststoffdickbeschichtung.

> Wär ein leichtes gewesen sich beim Hersteller
> www.coelan.de
> zu informieren

habe ich. Im Gegnsatz zu Dir habe ich mir den technischen Kundendienst herangeholt und ein paar Jahre mehr Erfahrungen im Bereich Flachdächer. Der Grundstoff auf Dach und Boot ist der gleiche. Im Flachdachbereich werden diese Beschichtungen nur eingesetzt, weil sie auf großen Flächen billiger sind als ordentliche Abdichtungen und nicht weil sie besser sind. Man kann damit gut provisorisch reparieren.

Schon auf dafür optimierten Untergründen funktioniert Coelan gerade mal so. Bloß weil es auch auf Holz klebt, muß ich es ja nicht draufpappen.
Da wären die bitumösen Spachtelmassen zum Kellerabdichten ja auch eine Überlegung fürs UW-Schiff - kleben bestimmt auch auf Holz ;-)

> Du und dein Bootsbauer ihr wisst doch eh alles

kann ich uneingeschränkt zurückgeben!

Nochmal, weil Du das anscheinend immer überliest: In meiner Branche muß ich Lösungen empfehlen und ausschreiben, die wenigstens zwei, wenn nicht fünf Jahre funktionieren. Ich kann keinem Bauherrn einen fensterlack empfehlen, bei dem er die Fenster im herbst inkl. Rahmen ausbauen soll, komplett anschleifen und überlackieren, den Winter über trocken lagern und im Frühjahr dann wieder einbauen soll.

Es gibt Holzbeschichtungen, die das leisten.
Um mal einen Vergleich zu bringen, der sich mir langsam aufdrängt: wenn ich meine Gartenmöbel vermittels 14 Schichten Schellackpolitur in einen optisch fantastischen Zustand versetze, die dann im Garten stehen lasse und mich drüber wundere, warum sie im Herbst schäbig aussehen, kurz die Schulter zucke und den halben Schellackaufbau noch mal mache un das jedes Jahr.....

Gruß
Gero
Ivan Balushev
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von Ivan Balushev » Mi 3. Jan 2007, 20:38

Moin, moin,

Das ist ja recht dynamisch geworden hier.

vielleicht kann ich noch etwas zu dem Thema beitragen:

Auch Alkydharzlacke halten länger als 1 Jahr. Ein gut lackierter Aufbau oder Rumpf wird nicht innerhalb von einer Saison total unansehnlich und muss unbedingt überholt werden. Unsere Aufbauten werden 6mal Lackiert und sehen nach 4 Jahren immer noch einigermassen aus, ohne Ueberarbeitung! Und 2 Jahre sind allemal drin, auch unter sengender Mittelmeersonne.
Allerdings geht etwa 1 Schicht mitsamt dem UV-Stabilisator pro Jahr flöten, da kann sich jeder ausrechnen, wann er sein Kunstwerk spätestens Ueberlackieren sollte, bevor der Lack vergilbt und am Ende ist.

Eine normale Trockenschichtdicke pro Anstrich ist ca. 70 mikrometer, d.h. 6 Schichten ergeben nicht 1,8mm sondern etwa 0,4mm. Und von diesen geht wie gesagt etwa 1 Schicht pro Saison flöten. Auch das Finish ist hin. Wer also auf ein makelloses Finish besteht, muss bei Alkydharzlacken jedes Jahr ran.

UV-Stabiles Epoxy gibt es, das heisst aber nur: Das Epoxy selbst vergilbt nicht wie normales, bietet aber dem Holz trotzdem keinen UV-Schutz und muss gleichermassen lackiert werden. Epoxylack ist definitiv noch nicht erfunden worden, sonst wäre das schon in aller Munde. Bei korrekter Verarbeitung und entsprechenden Schichtzahlen hält aber auch dieses System sicher mehr als 2 Jahre ohne Auffrischung

Ich verstehe nicht ganz, was hier alle gegen Epoxy und 2-K Lacke haben. Wenn das wirklich alles so schlecht wäre, dann würde kein Mensch hunderte von Euro und Stunden in eine Beschichtung mit diesen Materialien stecken! Zu hart, wird rissig usw. Ja hallo erstmal. Das hängt doch von so vielen Faktoren ab.
Mein Boot z.B. war mit einem DD-Lack gestrichen der immerhin 40! Jahre überlebt hat ohne rissig zu werden oder abzuplatzen, lediglich vergilbt war er, das gebe ich zu. Aber gestrichen wurde vom Voreigner nur alle Jubeljahre einmal.
Ausserdem werden so viele Restaurationen mit Epoxy und DD-Lack gemacht, auf Sperrholzbooten aber auch auf Vollholzbooten, so verkehrt kann das doch gar nicht sein! Oder sind das alles Idioten, die so verfahren?

Damit jetzt nicht alle denken, ich wäre der Epoxy-Papst, ich habe mein Boot nach dem Kauf komplett abgezogen und neu lackiert, und zwar mit Alkydharzlack. Warum? Es schien mir einfach nicht notwendig, den Aufwand mit Epoxy zu machen. Alkydharze sind einfacher in der Verarbeitung und preiswert.
Deswegen, Gero, empfehle ich auch dir, Aufbauteile oder das Cockpit mit Epifanes zu streichen, der sich bei mir in der Praxis am besten bewährt hat. Epoxy ist da schlicht und einfach nicht nötig.

Beim Rumpf sieht es aber ganz anders aus. Mein Boot ist ein Sperrholzzugvogel, da passiert nichts und er ist 100% dicht. Ob Alkydharz oder DD-Lack, da funktioniert beides. Bei einem Vollholzrumpf nicht unbedingt. Einen Jollenkreuzer kann man sehr wohl mit Epoxy/Glas überziehen und mit DD-Lack lackieren, zu bestaunen gibt es das in etlichen Häfen an Deich und Wiese. Nur mit DD-Lack streichen geht, ist aber riskant, das würde ich auch keinem unserer Kunden empfehlen. Sind die Planken verleimt oder ausgeleistet, geht aber auch das ohne Probleme. Und ein dichtes Boot, finde ich, ist eine feine Sache. Wichtig ist viel mehr, dass ordentlich gearbeitet wird und dass das Beschichtungssystem zur Struktur des Bootes passt, nicht, welches man grundsätzlich anwendet.

Womit ich beim nächsten Punkt angelangt wäre, den Gero angesprochen hat. Kannst du nur am Wochenende streichen, bist du mit Epoxy genauso schlecht bedient wie mit Alkydharzlack. Es sei denn, du kannst eine Spritzlackierung machen, dann bekommst du den Anstrich in 2-3 Wochenenden rauf. Falls du streichen musst, hast du mit Epoxy/DD-Lack nichts gewonnen, das dauert auch annähernd gleich lang, denn der Ueberarbeitungsintervall muss eingehalten werden. Und unter 7 Schichten kommst du da auch nicht weg.

Es gibt in dieser Frage kein richtig oder falsch, nur persönliche Vorlieben und technische Indikatoren für oder gegen ein System. Die ersten Jahre sind ohne Ueberarbeitung bei beiden Systemen garantiert machbar. Ich selbst streiche mein Boot trotzdem jedes Jahr 1mal neu, denn ich habe so viele Stunden investiert, da möchte ich auf der sicheren Seite sein. Schliesslich ist das doch eine sache des gesunden Menschenverstandes. Und mehr als ein Wochenende brauche ich auch nicht dafür.

Handbreit, Ivan Balushev










garfilius
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » Di 9. Jan 2007, 00:40

Ivan Balushev schrieb:
-------------------------------------------------------
> Das ist ja recht dynamisch geworden hier.
eigentlich eine recht nette Bezeichnung für den Ton hier ;-)

> Auch Alkydharzlacke halten länger als 1 Jahr. Ein
ich habe am WE meinen Lärche-(?)Baum abgezogen und geschliffen. Es war ein Hauch Farbe drauf, die sich mit Heißluft abziehen ließ. Epoxy wars also nicht, wahrscheinlich Alkyd und ewig nicht nachlackiert. Die grauen Stellen unter den Lackschäden kommen wohl eher vom fehlenden Bläueschutz und der in den letzten Jahren völlig fehlenden Pflege. Aber im großen und ganzen war der Baum noch OK. Wenn also ein Hauch Anstrich und dann jahrelang nix machen zumindest keine gravierenden Schäden nach sich ziehen - warum dann dieser Aufwand mit der Überholung?

> noch einigermassen aus, ohne Ueberarbeitung! Und 2
> Jahre sind allemal drin, auch unter sengender
> Mittelmeersonne.

Ich bin auf einem Binnenrevier unterwegs...

> Eine normale Trockenschichtdicke pro Anstrich ist
> ca. 70 mikrometer, d.h. 6 Schichten ergeben nicht
> 1,8mm sondern etwa 0,4mm.

ich hatte das nach zwei Schichten Le Tonk geschätzt, der ist wohl recht dickflüssig.

> Ich verstehe nicht ganz, was hier alle gegen Epoxy
> und 2-K Lacke haben. Wenn das wirklich alles so

ich auch nicht. Wie schon gesagt, werden die neuen JKs alle mit Epoxy lackiert ausgeliefert. Allerdings wird das in der Werft professionell und überall und auf Sperrholz aufgebracht.

> Deswegen, Gero, empfehle ich auch dir, Aufbauteile
> oder das Cockpit mit Epifanes zu streichen, der
> sich bei mir in der Praxis am besten bewährt hat.
> Epoxy ist da schlicht und einfach nicht nötig.

Wie gesagt, es war die Empfehlung meines Bootsbauers, der sich auch 15 Jahre Erfahrung an die Brust heftet ;-)

>
> Beim Rumpf sieht es aber ganz anders aus.

bei mir geht es nur um die Aufbauten. Der Rumpf ist GFK.

> Mein Boot ist ein Sperrholzzugvogel, da passiert nichts...
> garantiert machbar. Ich selbst streiche mein Boot
> trotzdem jedes Jahr 1mal neu, denn ich habe so
> viele Stunden investiert, da möchte ich auf der
> sicheren Seite sein. Schliesslich ist das doch
> eine sache des gesunden Menschenverstandes. Und
> mehr als ein Wochenende brauche ich auch nicht
> dafür.

Ich hab da so Holz-Gitterroste als Bank in der Plicht- da schätze ich nur fürs ordentliche Anschleifen rundherum pro Stück eine Stunde - und es sind vier Stück. Dazu noch Backskistendeckel und anderes Zeug...
Beim Schwertzugvogel gehe ich mit Deinem einen WE mit, bei mir wird das nix :-(

Klar spielen auch persönliche Vorlieben eine Rolle. Bei mir kommt noch ein klein bißchen Meinungsbildung aus dem Beruf dazu (der mit Booten nichts, aber sehr wohl auch mit Beschichtungen im Außenbereich zu tun hat [Coelan ist eine gute Dichtung unter Bodenfliesen, aber kein Holzanstrich]). Le Tonk hatte meine Sympatien, weil er für mich einen relativ diffusionsoffenen Eindruck machte und nicht ganz so dicht wie z.B. Epoxy ist. Aber wenn er nun gar nicht funktionieren soll...oder doch...oder nur wenn...

Ich weiß nicht, ich bin noch am Nachdenken.

Aber solche Gurus, die einen wilden Mix an Anstrichsystemen (zwei Lagen Grundierung mit Epoxy [das eigentlich gar nicht funktioniert], überdeckt von einigen Lagen eines Innenlackes und darauf zwischen 10 und 20 Schichten eines ominösen noch zu erfindenden 2-K-Alkydlackes), eingerieben mit von Jungfrauen bei Vollmond gewebten Leinentüchern und jede Lage mit 700er Schleifpapier bis zum Lotoseffekt poliert als den allein selig machenden Anstrich anbieten bringen mich nicht wirklich weiter. Wenn ich Bootsrestaurierungen anbieten oder Farbe verkaufen wollte würde ich genau das empfehlen ;-).

wie gesagt, ich denke noch nach. Danke erst einmal für Deine Relativierung

Grüße
Gero
Krischan R421
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von Krischan R421 » Mi 10. Jan 2007, 11:08

Moin, Moin!

Garfilius, es wäre ja mal interessant zu wissen, aus welchem Holz deine Grätinge und Backskistendeckel bestehen. Eine Lack- oder Epoxibeschichtung auf Teak (welches ja in der Regel für diese Elemente verwendet wird) ist ein ganz klares NO-GO !!! Hier funktioniert nur regelmäßiges Ölen um die Farbe annähernd zu erhalten.

Gruß,
Krischan
R421 - Kleiner Bär
garfilius
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Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » Mi 10. Jan 2007, 23:34

Krischan R421 schrieb:
-------------------------------------------------------
> es wäre ja mal interessant zu wissen,
> aus welchem Holz deine Grätinge und
> Backskistendeckel bestehen. Eine Lack- oder

Das möchte ich auch gern wissen. Die meisten Massivholzteile könnten Mahagoni (welches auch immer sein), der Baum besteht aus einem hellen Holz (Lärche?) und war farblich an die anderen Bauteile nur durch den nachgedunkelten Lack angepaßt.
einige "Plattenbauteile" sind aus Sperrholz. Soweit ich weiß, wurde aus Mahagoni oder Teak zu DDR-Zeiten kein Sperrholz hergestellt- da kann ich mich aber auch irren.Öl ist definitiv nirgendwo drauf. Ich denke, daß das noch die dreißig Jahre alte Originalbeschichtung ist (und damals gab´s im Osten kein brauchbares Leinöl sondern nur Bootslack), die maximal nachgestrichen wurde.
Das Boot wurde wohl penibel jedesmal bei Nichtgebrauch mit einer Persenning bis zum Wasserspiegel abgedeckt, das könnte den Lack gerettet haben.

Eh wieder jemand schimpft: braun-gelb wie Teak sieht das Holz nicht aus, eher rötlichbraun wie eine Mahagoniart. Ich kenne den Unterschied zwischen Teak und Mahagoni und weiß, daß Mahagoni eine Sammelbezeichnung ist

> Epoxibeschichtung auf Teak (welches ja in der
> Regel für diese Elemente verwendet wird) ist ein
> ganz klares NO-GO !!!
Wahrscheinlich ist es Lack. Nachölen konnte der Besitzer in der DDR nicht und es hat relativ gut funktioniert. Einige Teile haben eine Renovation nötig, diese Deckel und Grätinge (?) kann man so lassen, wie sie sind. Wahrscheinlich hat Lack also doch funktioniert. Frag mich aber bitte nicht, was für ein Lack DDR-Bootslack war.

Gruß
Gero
Rainer Enßlin
Beiträge: 61
Registriert: Mo 26. Jun 2006, 12:06

Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von Rainer Enßlin » Fr 12. Jan 2007, 16:48

Hallo Gero,
ein bischen zum Abkühlen: wir alle geben hier gut gemeinte Tipps und keine professionellen Anleitungen. Alles basiert auf eigenen Erfahrungen und denen von anderen. In der Tat haben die ersten Beiträge alle den gleichen Tenor gehabt, nämlich vorölen oder nicht und dann 1K-Alkydharzlack drauf und den gut umsorgen. Das bedeutet, die aufgebrachte Schicht muss eine geschlossene sein, was mindestens 4-5 Anstriche bedeutet bzw. bei klavierlackoberflächenqualität etwa 7-8 Schichten. Wenn du sauber arbeitest und keine Pinselstriche übrig bleiben ist das jähliche Anschleifen eine minimale Arbeit, da du mit einem Schliff bereits die gesamte Oberfläche angerauht hast. Und tatsächlich - glaube enfach unseren Erfahrungen - wirst Du auch nach 30 jahren Schichtstärken unter 1mm haben. Das hält prima und nix fällt ab.
Und: man darf den Spaß an der jährlichen Überholung nicht vernachlässigen. Es geht einem zwar nicht gerade einer ab, aber nach einem gelungenen Anstrich wird Dich deine Liebste kaum wiedererkennen vor Glückseligkeit und Stolz. Und das Boot wird Dir erst so richtig ans Herz wachsen.
Wenn Du aber eher zu langlebigen Autolacken tendierst, so musst Du das selbst ausprobieren. Aber vorsicht: das, was nicht durch die Holzspannungen von selbst abgeht, geht dann auch fast gar nicht mehr ab. Und so ein Boot will dann niemand mehr haben.
Den Alkydharzlack kannst Du auch alle 2 jahre einmal anschleifen und dann 2 mal überstreichen. Oder in wenig beanspruchten Stellen alle 5 jahre.
Allerdings: wenn Du Dein Holzboot unter rein praktischen Gesichtspunkten betrachtest - und dieses Forum auch - dann wirst Du nichts als Ärger über den Pott verspüren und nach wenigen Jahren entnervt aufgeben.
Das soll ja nicht sein.
Sprich mal mit deinem Boot,
Rainer
Rainer
garfilius
Beiträge: 120
Registriert: Di 19. Dez 2006, 00:36

Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » Sa 13. Jan 2007, 23:26

> Das möchte ich auch gern wissen. Die meisten
> Massivholzteile könnten Mahagoni (welches auch
> immer sein), der Baum besteht aus einem hellen
> Holz (Lärche?) und war farblich an die anderen
> Bauteile nur durch den nachgedunkelten Lack
> angepaßt.

Update: Der Mast und der Mastfuß sind aus Eiche. Ich bin erstaunt, daß man zu DDR-Zeiten so spezielle Hölzer bekommen konnte
garfilius
Beiträge: 120
Registriert: Di 19. Dez 2006, 00:36

Re: Dauerbeständigkeit von Leinölfarben

Beitrag von garfilius » So 14. Jan 2007, 00:19

Rainer Enßlin schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Gero,
> ein bischen zum Abkühlen: wir alle geben hier gut
> gemeinte Tipps und keine professionellen
> Anleitungen.

Das ist mir schon klar. Wenn aber die Tips meiner in mehreren Jahren Berufserfahrung aufgebauten Erfahrung zu Beschichtungen von Holzbauteilen im Außenbereich diametral entgegenstehen, komme ich schon ins Grübeln. Und Entschuldigung: dann fange ich auch an, zu hinterfragen.
Der Überwasserteil von Holzbooten ist auf einem Binnenrevier kein Sonderfall, sondern vergleichbar mit Fenstern, Türen, Gartenmöbeln, Holzverkleidungen..

Alles basiert auf eigenen Erfahrungen
> und denen von anderen. In der Tat haben die ersten
> Beiträge alle den gleichen Tenor gehabt, nämlich
> vorölen oder nicht und dann 1K-Alkydharzlack drauf
> und den gut umsorgen. Das bedeutet, die
> aufgebrachte Schicht muss eine geschlossene sein,
> was mindestens 4-5 Anstriche bedeutet bzw. bei
Eine geschlossene Farbschicht heißt aber auch, daß Feuchte nie wieder aus dem Holz raus kann. Das scheinen Kother und Fricke werksmäßig mit Epoxy ringsrum auf Sperrholz hinzubekommen. Bei Massivholz habe ich da meine Bedenken, weil beim ersten Schaden an der Beschichtung doch Feuchte ans Holz kommt. Alkyd ist da nicht besser...

> klavierlackoberflächenqualität etwa 7-8 Schichten.

Klaviere stellt man aber nicht ins Freie! Oder aber man überarbeitet es nach einem halben Jahr komplett..;-)

> tatsächlich - glaube enfach unseren Erfahrungen -
> wirst Du auch nach 30 jahren Schichtstärken unter
> 1mm haben.
Ich habe heute den Mastfuß ausgebaut und entlackt. Unter Deck war der 30 Jahre alte Hauch des Originalalkydlacks drauf, sonst nix. Über Deck schätze ich vier bis sechs Jahre ohne jeden Überholungsanstrich - entsprechend schwarz war die Eiche. Das liegt aber hauptsächlich am fehlenden Bläueschutz und nicht am fehlenden Lack. Da hat keiner jedes Jahr nachgepinselt und es funktioniert auch - zumindest prinzipiell.

>Wenn Du aber eher zu langlebigen Autolacken
> tendierst, so musst Du das selbst ausprobieren.

Ich tendiere nicht dazu, wie kommst Du darauf? Ich habe nur gefragt, warum niemand akzeptiert, sein Auto aller halbe Jahre anzuschleifen und neu zu lackieren das aber im Holzbootbereich als normal hingenommen wird. Ich würde nie auf die Idee kommen, ein Holzbauteil mit Autolack zu beschichten.

> Und: man darf den Spaß an der jährlichen
> Überholung nicht vernachlässigen.
Das dürfte der springende Punkt sein. Es gibt ja auch Leute, die ihr Auto aller Vierteljahre von Hand mit der Poliermaschine und Wachs "so richtig schön" machen. Mir reicht es, wenn mein Auto ordentlich aussieht. Ich habe mir das Boot nicht zugelegt, um Wiederaufarbeitung eines anscheinend nicht funktionierenden Anstrichsystems zu feiern und eine Beschäftigung für die kalten Wochenenden zu haben. Das ein Teil-Holzboot einen gewissen Pflegeaufwand hat, war mir klar. Aber ich sehe das so wie bei Holzfenstern: klar machen die ETWAS mehr Pflegeaufwand als Alufenster, dafür ist das Material sympathischer. Sie erfordern aber nicht alle sechs Monate eine komplette Überarbeitung.


Es geht einem
> zwar nicht gerade einer ab, aber nach einem
> gelungenen Anstrich wird Dich deine Liebste kaum
> wiedererkennen vor Glückseligkeit und Stolz.
kein Kommentar

Und
> das Boot wird Dir erst so richtig ans Herz
> wachsen.
Keine Sorge, das macht es auch, ohne dass ich aller zwei Jahre den Mastfuß ausbaue ;-)

> und nach wenigen Jahren
> entnervt aufgeben.
Glaube ich nicht

> Sprich mal mit deinem Boot
Ich denke, das Boot und ich sind uns da einig und wir finden eine Lösung


Gruß
Gero


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