Hallo,
zur diesjährigen Winterarbeit gehört bei uns die komplette Überholung des Leinendecks unseres MÄLAR 25, da die alten Farbschichten stark rissig wurden.
Nach dem Entfernen der teilweise bis zu 3 mm dicken und sehr unterschiedlichen Farbschichten liegt nun das blanke Leinendeck vor uns. Leider ist es an manchen Stellen doch schon löchrig und nicht mehr zu retten( zwei Stellen ca. 30 x 20 cm). Außerdem wurden drei Stellen durch unsere Vorbesitzer halbprofessionell mit einem undefinierbaren Stoff ausgebessert. (ca. 10x15 cm). Da wir auf jeden Fall das Leinendeck erhalten wollen stellen sich für die weitere Überholung folgende Fragen:
- Wo bekommt man noch geeigneten Leinenstoff/ Segeltuch her? (Google Suche bisher erfolglos!)
- Mit welchem Klebstoff kann man das neue Leinen an die defekten Stellen kleben ( Defekte Stelle sauber ausschneiden, neuer Stoffteil 100% passend schneiden, weiterer Stoffstreifen ca. 5 cm nach beiden Seiten der "Nahtstelle" überlappend unten drunter kleben um Stabilität in die Nahtstelle zu bekommen). Epoxi scheint uns dafür nicht elastisch genug.
Der Beitrag, "So machten sie es in den 50 ern" ist schon gut, beantwortet aber nicht oben gestellten Fragen.
Im Voraus schon vielen Dank und viel Spaß noch bei der Winterarbeit,
Felicitas, Christoph und "Teiju"
Restaurierung Leinendeck
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Re: Restaurierung Leinendeck
Ahoi Namensvetter,
Mit Leinentuch ist seit ca. 1920 oft auch Baumwolle mittlerer Stärke (trotzdem als Canvas bezeichnet) gemeint. Wegen der Leinenbindung ist der Unterschied unter der Farbe nicht zusehen. Echtes Leinen ist gröber und härter aber auch haltbarer als Baumwolle.
- Leinen gibt es zum Beispiel im Künstlerbedarf bei BOESNER (www.boesner.de). Es kommt aus Belgien und ist von bester Qualität, nicht billig, aber 30 Jahre kann es schon halten.
- Früher hat der Bootsmann oder der Eigner die defekten Stellen einfach mit Nadel und Faden und einem passenden Flicken repariert. Ein Ankleben des "Leinen"-Bezugs war nicht vorgesehen. Unter dem bezug konnte leichtes und billiges Fichtenholz verwendet werden dass jedoch stark arbeitet. Die Haut wurde zugeschnitten, gewässert, espannt, mit Spikern oder durch eine Deckleiste befestigt, dann geölt und mit Farbe gestrichen. Die durchsickernde Farbe sorgte für das Dichten und die Haftung auf dem Holz. Ein Voranstrich des Decks mit angedickter (abgestandener) Ölfarbe wurde der Verwendung von Klebern vorgezogen. Bei zu viel Spannung konnte sich der Bezug notfalls lösen und wieder ankleben. Außerdem nimmt jede Öl/Harzfarbe Wasser auf und quillt dadurch in begrenztem Maße. Die alten Ölfaben waren aber länger elastisch als die Industriefarben von heute. Rezepturen und Zutaten bekommt man mit etwas Glück auch heute im Künstebedarf. Bei Eichler, Holzbootsbau, sind die Varianten gut beschrieben (ab S. 260).
Vor zwei Jahen habe ich in Finnland einen Kleinen Kreuzer gesehen dessen Leinendeck aus den dreißigern zwar etwas schmuddelich aber erstaunlicherweise noch völlig intakt war.
Mit Leinentuch ist seit ca. 1920 oft auch Baumwolle mittlerer Stärke (trotzdem als Canvas bezeichnet) gemeint. Wegen der Leinenbindung ist der Unterschied unter der Farbe nicht zusehen. Echtes Leinen ist gröber und härter aber auch haltbarer als Baumwolle.
- Leinen gibt es zum Beispiel im Künstlerbedarf bei BOESNER (www.boesner.de). Es kommt aus Belgien und ist von bester Qualität, nicht billig, aber 30 Jahre kann es schon halten.
- Früher hat der Bootsmann oder der Eigner die defekten Stellen einfach mit Nadel und Faden und einem passenden Flicken repariert. Ein Ankleben des "Leinen"-Bezugs war nicht vorgesehen. Unter dem bezug konnte leichtes und billiges Fichtenholz verwendet werden dass jedoch stark arbeitet. Die Haut wurde zugeschnitten, gewässert, espannt, mit Spikern oder durch eine Deckleiste befestigt, dann geölt und mit Farbe gestrichen. Die durchsickernde Farbe sorgte für das Dichten und die Haftung auf dem Holz. Ein Voranstrich des Decks mit angedickter (abgestandener) Ölfarbe wurde der Verwendung von Klebern vorgezogen. Bei zu viel Spannung konnte sich der Bezug notfalls lösen und wieder ankleben. Außerdem nimmt jede Öl/Harzfarbe Wasser auf und quillt dadurch in begrenztem Maße. Die alten Ölfaben waren aber länger elastisch als die Industriefarben von heute. Rezepturen und Zutaten bekommt man mit etwas Glück auch heute im Künstebedarf. Bei Eichler, Holzbootsbau, sind die Varianten gut beschrieben (ab S. 260).
Vor zwei Jahen habe ich in Finnland einen Kleinen Kreuzer gesehen dessen Leinendeck aus den dreißigern zwar etwas schmuddelich aber erstaunlicherweise noch völlig intakt war.
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Re: Restaurierung Leinendeck
Moin, Moin nach Berlin,
danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Der Tipp mit der Fa. BOESNER ist ja Gold wert. Die haben ja alles was man so für ein Leinendeck braucht.
Mit dem Festkleben meinte ich aber nicht das ich den Flicken auf das Deck klebe. Das original, wie Du richtig schreibst, Fichtenholzdeck wurde von der Werft aus mit orangefarbiger Bleimennige gestrichen und hat KEINE Verbindung mit dem Leinen. Nur die Ränder des Leinens sind mit mindesten 1 Mio. kleiner Stifte vernagelt.
Ich hatte eigentlich vor den Leinenflicken von unten an das vorhandene Leinendeck zu kleben. Das erscheint mir haltbarer als es mit der Hand zu nähen. In dem Artikel " So machten sie es in den 50 ern" ist das Klebeverfahren mit Marineglue beschrieben.
Ist das immer noch Stand der Technik oder gibt es da etwas besseres?
Viel Spaß noch mit Deiner (wunderschönen) 15 er Schäre und bleib der Leinenfraktion treu,
Christoph
danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Der Tipp mit der Fa. BOESNER ist ja Gold wert. Die haben ja alles was man so für ein Leinendeck braucht.
Mit dem Festkleben meinte ich aber nicht das ich den Flicken auf das Deck klebe. Das original, wie Du richtig schreibst, Fichtenholzdeck wurde von der Werft aus mit orangefarbiger Bleimennige gestrichen und hat KEINE Verbindung mit dem Leinen. Nur die Ränder des Leinens sind mit mindesten 1 Mio. kleiner Stifte vernagelt.
Ich hatte eigentlich vor den Leinenflicken von unten an das vorhandene Leinendeck zu kleben. Das erscheint mir haltbarer als es mit der Hand zu nähen. In dem Artikel " So machten sie es in den 50 ern" ist das Klebeverfahren mit Marineglue beschrieben.
Ist das immer noch Stand der Technik oder gibt es da etwas besseres?
Viel Spaß noch mit Deiner (wunderschönen) 15 er Schäre und bleib der Leinenfraktion treu,
Christoph