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Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 00:22
von schnappschäkel
Hallo Experten,
wir beabsichtigen unseren Vereinsbooten (BM aus Mahagoni auf Eiche) eine massive Scheuerleiste aus Teak zu verpassen.
Die Leiste soll etwa 3X4 cm stark sein.
Nun haben wir festgestellt, dass sich die Leisten nur sehr mühsam in Form bringen lassen. Daher wollen wir versuchen, die Leisten mit Wasserdampf weicher zu bekommen. Wir haben ein beheiztes Winterlager.
Um die Leisten zu dämpfen habe ich heute einfach mal eine primitive Versuchsanordnung im Keller aufgebaut (bitte nicht lachen): Alte Fallrohre von Dachrinnen (etwa 3,5 m) ineinander gesteckt, einen Rohrwinkel an einem Ende, darunter einen alten Schnellkochtopf auf einer Kochplatte. Die Stellen, an denen die Rohre ineinander gesteckt sind, habe ich mit alten Handtüchern umwickelt. Beide Enden waren offen. Am Ende, an dem nicht der Topf stand, kam auch Dampf raus
Im Versuch habe ich einfach mal ein Stück Dachlatte eine Stunde im Rohr gelassen. Der Dampf hat die Latte wenig beeindruckt.
Kann mir jemand Tips geben, wie man die Leisten vernünftig dämpft? Hat jemand Erfahrung damit?
- Muss der Dampf einen gewissen Druck haben? (d.h. alles abdichten)
- Wie lange muss Teak im Dampf bleiben?
- Kann es auch zu lange im Dampf bleiben?
- Wie schnell muss das warme Holz verabeitet werden?
- Wie kann man sowas besser machen?
- Was sonst müssen wir beachten?
Ich freue mich über jeden Tip!
Danke und Gruß
Ralf
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 08:32
von Pier
Moin,
die Versuchsanordnung hört sich doch schon einmal gut an und wer da lacht solls erst mal besser machen.
Druck muss nicht unbedingt vorhanden sein - wichtig ist das der Wasserdampf richtig nass und heiß ist.
ja hört sich blöd an wasserdampf und nicht nass geht wohl schlecht. Musste mich bei meinen
Tests auch eines besseren belehren lassen. Das Beste wäre wohl das Holz vorher nass zu machen ( praktisch einweichen ) und dann mit Dampf nur noch zu erhitzen oder wie ichs praktiziert habe die Leisten direkt gekocht so um 1 Stunde pro 1" Stärke ( zumindest bei Buche hat die Zeit so gereicht - Teak dauert da wohl noch etwas länger glaube ich ) Die Zeit zum verarbeiten ist recht kurz - so um die 5 min. aber vorsicht vor lauter eile nicht zu schnell und zu stark biegen - schön geschmeidig und gleichmäßig. wenn alles vorher zurecht gelegt ist also wwerkzeug und so weiter dann gehts auch recht zügig.
Vieleicht solltest du das ausgangsrohrende soweit verschließen - so das nur noch ein kleiner Bereich zum abzug bleibt damit sich der dampf nicht sofort verflüchtigt vorausgesetzt das eingangsloch ist so dicht das dort nicht mehr dampf raus kommt als hinten.
Den wassertopf nicht zu klein wählen damit er auch genug dampf erzeugen kann oder du musst ständig und mit kleinen mengen wasser nachschieben - ohne das es aufhört zu kochen.
Gutes gelingen, das klappt schon
Ahoi
Pier
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 18:19
von Torsten
Hallo Ralf,
Dein Versuchsaufbau ist ok, ich empfehle Dir das andere Ende des Rohres zu verschließen, damit dort nicht zu viel Wärme und Dampf entweicht. Auch kann ich Dir empfehlen das Holz vorher einen oder 2 Tage in Wasser zu legen. Ich habe dieses Jahr auch 30x40x700mm Mahagoni-Spanten gebogen, habe 4 Stunden gedämpft (2 Stunden hätten wohl auch gereicht). Ansonsten kann ich zu Pier's Ratschlägen nichts hinzufügen und dies bestätigen!
Kaufe Dir mal das Buch "Holzbootsbau" von Eichler, da steht alles genau beschrieben drin.
Ach so, bei der Länge welche Du biegen möchtest vermute ich einmal keine allzu große Biegung, ansonsten ist gerade gewachsenes Holz ohne jegliche Ästchen und am besten luftgetrocknet ein Muss.
Wenig Bruch wünscht
Torsten
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 18:42
von Michael Grothe
Hey,
was soll der Unsinn mit Dampf eine normale Teakscheuerleiste zu biegen.
Bei einer BM Jolle kannst du die Teakleiste in einem Stück anschrauben. Vorher zusammenleimen mit Schäftung. fertig das Profil aushobeln, Innenseite leicht hohl hobeln oder fräsen und dann Löcher bohren für die Propfen und Schrauben.
Nur langes und sauberes Holz (Astfrei) läßt sich ohne weiteres am Rumpf anschrauben.
Unter Dampf wird Holz gekocht, um kurzes Holz wie Eichenrippen im Jollenkreuzer einzubiegen. Langes Holz kriegt man immer ran.
Hey då Michael
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 19:18
von Pier
Moin Michael,
unsinn hin oder her. Ralsf hats ja so versucht und wies scheint ist die spannung beim kalt biegen zu hoch. Kommt ja darauf an was für radien er biegen möchte. Beim dämpfen o. kochen weicht er das Lignin auf welches die zellen aneinander hält - und nach dem biegen ist auf der Leiste dann nicht so viel spannung wie beim kalt biegen. lässt sich so auch besser anschrauben bzw. nageln und hält länger da sich die leiste dann nicht so stark ( spannung spannung spannung ) vom rumpf drückt.
Ausserdem ists ne gute übung für spanten und plankenbiegen ( falls mal nötig )
Bei dünnen, sehr langen Leisten und großen Radien gehts wohl ohne Weichmachen da hast du schon recht ( selbst schon gemacht ).
Ahoi und bestes Gelingen
Pier
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 20:39
von pwarborg
Ich auch noch:
Deine Dampfanlage ist voll okay! Habe selber PVC-Rohre und einen Tapetenabdampfer in Gebrauch. Hauptsache (einigermassen) dicht und heiß und das lange genug.
Teak lässt sich nicht besonders gut dämpfen. Eiche und Buche dagegen gehen super. Kann man echt nicht vergleichen. Pro 2.5 cm Dicke 'ne gute Stunde ist gut (aber erst von dem Moment an, wo auch echt Dampf am langen Ende raus kommt!). Und 5 Minuten Zeit zum Biegen scheint mir VIEEEEL zu lang. Wenn ich meine (Eichen-) Spanten nicht innerhalb einer Minute drinnen habe, geht garnichts mehr. Kann natürlich sein, daß das Holz länger heiß bleibt, wenn's dicker ist... Überbiegen scheint mir bei Dir nicht gerade ein grosses Problem. Wenn Du den Rand von aussen direkt ans Boot klemmst, sowieso nicht. Ich würde in dem Fall eher sogar eventuell ein paar Klötze (2 - 5 cm) an der stärksten Biegung unterlegen, um etwas Überbiegung zu erzeugen, weil das Holz immer ein klein wenig 'zurückfedert'.
Viel Erfolg!
Pat
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 20:45
von pwarborg
Sorry, hatte ich völlig übersehen! Wenn Du Deinen Versuch mit einer Dachlatte gemachst hast, war das mit ziemlicher Sicherheit Nadelholz. Das ist bekannt dafür, daß es sich praktisch nicht dämpfen lässt! Wenn's allerdings Eiche war - und die nicht weich geworden ist, weiss ich's auch nicht mehr... Auf jeden Fall SCHNELL arbeiten! Dann muss das gehen.
Tschö, Pat
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 21:43
von Martin Kröger
Moin, Moin,
der Dampfkasten ist schon in ordnung, richtig ist auch, das der Dampf richtig nass sein muss. In Bremerhaven, ich glaube es war bei der MWB habe die Burschen ein altes Torpedorohr der Marine benutzt. Es geht auch, wenn die Eiche in kochendes Wasser gesteckt wird. Geht recht einfach: Ein stabiles Zweibein gebaut, ein Rohr (bitte NICHT verzinkt, sonst verfärbt sich die Eiche!!!) unten verschliessen und mit ordentlich Schräge legen, Feuer drunter und die ober Öffnung mit einem dicken Lppen verschliessen, fertig! Als Richtwert gilt: ca. 1 Stunde pro Zoll Holzstärke.
mfg
Martin
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 23:01
von schnappschäkel
Hallo alle zusammen,
Vielen Dank für die wertvollen Tipps. Ich werde es dann nochmal mit einem anderen Holz probieren und auch mit einem Stück Teak .... und ggf. die Rohre noch etwas dichter machen.
@Michael: Wir haben versucht die Scheuerleisten trocken anzubringen. Allerdings ist bei den Dicken Leisten die Spannung ziemlich groß ... da hab' ich Angst, dass die Schrauben ausreißen.
Die Leisten sind auch etwas dicker als normal eine Scheuerleiste für eine BM wäre ... sind ja auch Vereinsboote ...
Gruß
Ralf
Re: Holzleisten unter Dampf biegen
Verfasst: Di 20. Mär 2007, 14:22
von Niki
Hallo,
ich habe grade an meinen p-boot 60 Spanten neu gemacht.
Meine Methode war einfach und sehr erfolgreich.
Ich habe mir ein Rohr ca. 20 cm länger als die benötigten Spanten. Das Rohr hat einen Durchmesser von ca. 120 mm und ist am unteren Ende verschlosssen. Das eingefüllte Wasser habe ich mit einen Dachdeckerbrenner auf langsam auf Temperatur gebracht.
Wenn das Wasser kocht kann man ein bis zwei leisten kochen. Die Leisten sind fertig zum biegen wenndiese komplett im Wsser untergetaucht sind.
Beachtet bitte das Du nach den herausnehmen der Leiste ca 2 min Zeit hast die Spanten zu Biegen.
Ich habe festgestellt ds es am besten mit Escheleisten geht (Astfrei)
Gruss
Niki