Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Tobias Bressler

Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Tobias Bressler » Mo 23. Apr 2007, 14:25

Kleine blöde Frage: beim gestrigen Maststellen fiel uns auf, dass der Mast unseres 35ersnicht mehr so ganz taufrisch aussieht und ich befürchte sein baldiges Ableben. Das ängstigt mich natürlich...So ein neuer Holzmast ist ja vermutlich nicht ganz billig. Und wer kann das überhaupt noch hier in Berlin. Alu geht aber nicht, weil häßlich und nicht passend. Nun hätte ich die Möglichkeit, von einem abgewrackten 35er einen 10m langen, ganz gut erhaltenen Mast zu erwerben. Problem dabei: Er ist gute anderthalb Meter zu kurz, denn unser Mast ist ca. 11,60 m lang. Könnte man diesen alten Mast theoretisch durch Schäftung auf die erforderliche Länge bringen? Und wer macht so etwas in Berlin, ich selbst bin da ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende. Ist das kostenmäßig überhaupt darstellbar? Ich könnte mir nur vorstellen, dass es wesentlich preiswerter ist, den gebrachten Mast zu verlängern als einen neuen herstellen lassen zu müssen. Wie seht Ihr das, hat jemand Erfahrungswerte?!

Viele Grüße
Tobias Bressler
Ivan Balushev
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Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 23. Apr 2007, 18:29

moin Tobias,

ich würde zuallererst versuchen, den original Mast so lange am leben zu halten, wie möglich. Ich weiss ja nun nicht, wie der aussieht, aber man kann doch einiges retten. Ich bin selbst gerade dabei, mir einen neuen Holzmast zu bauen, mein alter Alumast hat den Geist völllig aufgegeben.

Ein neuer Mast in dieser Grösse verschlingt so über den Daumen gepeilt zwischen 35 und 60 Arbeitsstunden, je nach Aufwand ( Keep oder Schiene, hohl oder voll, alle Beschläge vorhanden oder nicht, etc.) Für das Material kommen dann noch ca. 300 bis 500 Euro dazu, je nach Holzart. (Kiefer ab ca. 500 Euro/m3, Hemlock ca. 1100 - 1400 Euro/m3 und Spruce ab ca. 2500 Euro/m3 )

Theoretisch kann ein kurzer Mast auf eine grössere Länge gebracht werden, aber nur in bestimmten Grenzen, weil der Durchmesser irgendwann nicht mehr stimmt. Kommt auf den alten Mast an, ob der schon an der Untergrenze gebaut worden ist oder ob er noch Reserven zu bieten hat. Der Durchmesser eines Mastes sollte ca. 1-1,3% der Länge betragen. Wenn er ein rechteckiges Profil hat, kann man den Mitteldurchmesser ausrechnen. Anschäften geht ebenfalls, vorausgesetzt, das Holz ist grundsätzlich in Ordnung. Ich denke, von 10 auf 11,6m dürfte gehen. Voraussetzung wäre aber auch, dass die Beschläge einigermassen passen und die Keep das Segel auch aufnimmt, sonst gibts damit nur Ärger. Für die Verlängerung würde ich ungefähr ein Drittel bis die Hälfte des Neupreises veranschlagen.
Zu den Werften in Berlin kann ich nichts sagen, ich weiss nur in Schleswig Holstein bescheid.


Viele Grüsse,

Ivan Balushev
Ivan Balushev
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Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 23. Apr 2007, 18:47

ich hab noch was vergessen,

bei Suche/Biete waren zwei Holzmasten in deiner Grösse drin, ist allerdings schon eine Weile her. Aber man weiss ja nie, vielleicht sind die ja noch zu haben?

Grüsse, Ivan
Michael Grothe
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Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Michael Grothe » Mo 23. Apr 2007, 18:56

Hey Tobias,

in Berlin kannst du die Bootswerft Schwarz in Köpenick anrufen. In Spandau macht bestimmt die Bootswerft Krüger oder Bootsbau Welkisch auch Masten aus Holz.
Ansonsten sind im Umland z.B. in Werder/Havel die Bootswerft Rietz oder auch meine Wenigkeit.
Es ist dann auch eine Frage der Transportmöglichkeit. !2 Meter sind auch nicht so ohne weiteres zu transportieren.

Hey då Michael
Tobias Bressler

Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Tobias Bressler » Di 24. Apr 2007, 11:29

Hallo Ivan,

habe ich es mir doch gedacht, dass das Schäften Grenzen hat. Der Besitzer des 10 m-Mastes will dafür nämlich 500 Euro haben und die geben wir natürlich im zweifelsfall nur dann aus, wenn eine Schäftung grundsätzlich möglich wäre. Natürlich haben wir zunächst vor, den Mast möglichst zu erhalten. Deswegen werden wir ihn im nächsten Jahr abziehen, auch damit man besser sieht, was wirklich Sache ist. Momentan versteckt er sich nämlich unter mind. 10 Schichten Alt-Benar und ist dementsprechend einfach nur noch dunkelbraun. Am meisten Sorge bereitet uns die hölzerne Kiep, die bei unserem Mast aufgesetzt ist. Sie ist stellenweise rott, besonders dort, wo das Segel in Baumhöhe eingefädelt wird. Haben jetzt erstmal beim Tischler unseres Vertrauens für den bereits ausgerissenen Bereich neue Profilleisten bestellt. Vielleicht bewähren sich diese, dann könnte man irgendwann einfach die gesamte Kiep auswechseln.

Viele Grüße
Tobias
Tobias Bressler

Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Tobias Bressler » Di 24. Apr 2007, 11:34

Hallo Ivan,

habe ich es mir doch gedacht, dass das Schäften Grenzen hat. Der Besitzer des 10 m-Mastes will dafür nämlich 500 Euro haben und die geben wir natürlich im zweifelsfall nur dann aus, wenn eine Schäftung grundsätzlich möglich wäre. Natürlich haben wir zunächst vor, den Mast möglichst zu erhalten. Deswegen werden wir ihn im nächsten Jahr abziehen, auch damit man besser sieht, was wirklich Sache ist. Momentan versteckt er sich nämlich unter mind. 10 Schichten Alt-Benar und ist dementsprechend einfach nur noch dunkelbraun. Am meisten Sorge bereitet uns die hölzerne Kiep, die bei unserem Mast aufgesetzt ist. Sie ist stellenweise rott, besonders dort, wo das Segel in Baumhöhe eingefädelt wird, siehe Fotos. Die weisslichen Bereiche sind nicht etwa verschimmelt, sondern wurden mit Epoxi behandelt, dessen weissliche Füllstoffe so nette Spuren hinterlassen haben. Haben jetzt erstmal beim Tischler unseres Vertrauens für den bereits ausgerissenen Bereich neue Profilleisten bestellt. Vielleicht bewähren sich diese, dann könnte man irgendwann einfach die gesamte Kiep auswechseln.

Viele Grüße
Tobias
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Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von André bauer » Di 24. Apr 2007, 12:36

Moin Tobias,
für Epoxy gibts auch farbige Füllstoffe. Ich hab (in nicht belasteten Bereichen) einfach Holzstaub genommen.
Geht super, aber vielleicht weiß einer der Profis, ob das schlechter is, als normaler Füllstoff?

Bei Deinem Mast sieht es so aus, als wenn unter den einfach aufgenagelten Leisten der Rott entstand.
Ist das Liektau denn so dünn, das die Leisten notwendig sind?
Sonst einfach weglassen. Bei meinem Mast müssen große Bereiche (ca. 1m) ausgeschäftet werden,
wegen Fäulniß und es müssen einige Leisten eingeleimt werden, wegen Rissen.
Soll aber alles nicht so schlimm sein, das der Mast nicht zu retten wäre.
Wenn das auf den Fotos die großen Schadstellen sind, würd ich sagen, es is noch nich zu spät.

Grüße,
André
Gruß,
André

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Tobias Bressler

Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Tobias Bressler » Fr 27. Apr 2007, 11:42

Hallo André,

also Rott in Form von schwarzen Verfärbungen gibt´s nur am Masttop ganz oben. Da ist wohl immer mal wieder Wasser unter den Beschlag geraten. Holz ist aber fest. Die Kiep ist leider notwendig, weil das Liektau in der Tat sehr dünn ist. Ich denke, über kuurz oder lang wird es am sinnvollsten sein, die alte Kiep abzunehmen und durch eine Schiene mit Mastrutschern zu ersetzen.

Gruss, Tobias
Tobias Bressler

Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von Tobias Bressler » Di 3. Jul 2007, 12:10

Update: Nun ist es passiert. Während der Havel Klassik ist uns das Großsegel aus der Kiep gerissen. Da wird wohl auch nichts mehr besser werden, angesichts der weichen Konsistenz der aufgesetzten Leisten. Werden das jetzt erst mal notdürftig reparieren, allerdings ist klar, dass diese Art Kiep keine Zukunft mehr hat. Deswegen planen wir nun, eine Mastschiene anzubringen und das Segel mit Rutschern versehen zu lassen.

Hier stellen sich zwei Fragen:
A: Es gibt ja zwei Systeme, einmal läuft der Rutscher innerhalb der Mastschiene (fast geschlossenes u-förmiges Profil), bei der anderen Variante sitzt der Rutscher auf der Schiene. Was habt ihr für Erfahrungswerte, welches System ist besser?

B: Hierzu bitte nochmal auf die Fotos witer oben im Thread linsen. Wie dort ersichtlich, ergibt sich nach dem Abnehmen der alten Kiep eine u-förmige Vertiefung im Mast, in der das Vorliek sitzt. Plan ist nun, in diese Vertiefung ein passendes Rundholz einzuleimen, zu hobeln und dann als Abschluss eine Rechteckleiste aufzuleimen/aufzuschrauben, auf der dann die Mastschiene sitzen soll. Ein guter Plan oder ist das Unsinn?

Wie stets für jeden Hinweis dankbar ist
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Re: Mast zu kurz: Kann man das zurechtschäften?

Beitrag von André bauer » Di 3. Jul 2007, 12:28

Hallo Tobias,
Ist das Segel denn noch ganz? Ansonsten würde ich überlegen, ein anderes dickeres Liektau anzunähen, auch mit Rutschern, meine ich.
Vielleicht ist das auch generell eine Alternative, wenn die Kiep ohne aufgesetzte Leisten noch Halt für das Liek bietet.
Du sparst Dir die ganze Arbeit mit dem Einleimen der Leisten und die Kosten für das Rutschermaterial.

Grüße,
André
Gruß,
André

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