Trocknungsrisse im Holzkiel

Michael Düppers

Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Michael Düppers » Sa 15. Jun 2002, 13:17

Halle Freunde,

ich restauriere seit geraumer Zeit einen nationalen 35er, dessen Holzkiel stark angegriffen ist. Diesen möchte ich durch einen neuen ersetzen.

In der mir zur Verfügung stehenden Eichenbohle (100mm) haben sich zwischenzeitlich drei ca 25cm lange und etwa 5cm hohe Trocknungsrisse gebildet, die sich mittschiffs an der Stelle befinden, wo später das Totholz untergebolzt wird.

Ich bin mir nicht schlüssig,ob ich diese

- einfach so belassen
- mit EPOXY auffüllen oder
- ein anderes Holzstück ggf.mit EPOXY einschäften soll,

da ich befürchte, daß das Holz durch die sich bildenden Feuchtigkeitsunterschiede an anderer Stelle reißt.

Hat jemand vielleicht eine Idee oder Erfahrungen mit Trocknungsrissen unterhalb der Wasserlinie?

Vielen Dank im Voraus
Michael Friedrich

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Michael Friedrich » Di 18. Jun 2002, 19:54

Guten Tag.

Ich habe diese Risse auch im Totholz meines Gaffelkutters, welcher aus Liegeplatzmangel seit über fünf Jahren in der Halle steht. Die Spalten
sind z.T. noch länger, aber mittig "nur" 25 bis 30 mm hoch. Zwei Boots-
bauer (mit Holzschifferfahrung) haben mir unabhängig voneinander geraten, die Spalten nicht zu schließen, weil das Holz (Eiche) nach einer
Wasserung wieder stark quellen würde. Der Schwund würde sich so stark regenerieren, daß eine Füllung nicht sinnvoll sei.

Falls Sie diesen Bereich nicht mit Epoxy komplett versiegeln, scheint man da
also eher abzuraten. Ich werde das jetzt testen, wenn das Schiff Ende Juni ins Wasser kommt.

Beste Grüße
M.Friedrich
Michael Friedrich

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Michael Friedrich » Di 18. Jun 2002, 19:58

PS. Können Sie Ihre Eichenbohlen nicht einige Tage wässern und dann nach der Quellphase und einer kurzen Trocknungszeit die Spalten verschließen?
Thomas Sauerwald

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Thomas Sauerwald » Fr 26. Jul 2002, 14:00

Guten Tag,

auch ich schliesse mich der Meinung der beiden Bootsbauer an, und würde das Holz so belassen.

Dennoch, mein (sehr arbeitsintensiver) alternativer Vorschlag wäre, die Eichenbohlen entlang der Risse aufzutrennen und mit Epoxy wieder zu verleimen. Man erhält hierdurch eine "Schichtholzbohle", die sich beim Quellen und Schwinden weniger werfen (verziehen) würde.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Stellen an denen das Totholz untergebolzt
werden muss, stabil sind und die entstehenden Kräfte aufnehmen können.

Dieses Vorgehen setzt aber voraus, dass man die Möglichkeit hat, in einer Tischlerei oder Zimmerei eine so lange Bohle zu bearbeiten d.h. die Kanten der aufgetrennten Bohlen müssen gehobelt werden, damit die Klebefugen dicht zusammengefügt werden können.
Der Verschnitt, der durch Sägen und Hobeln entsteht, muss ebenfalls berücksichtigt werden: lassen die Abmessungen der Bohle dies überhaupt zu?

Viele Grüsse und Gutes Gelingen

Thomas Sauerwald
Peter Meusel

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Peter Meusel » Mi 21. Aug 2002, 23:43

Hallo Restaurierer,

wir haben den Kiel unserer H-Jolle durch ein "Schichtholzbohle" ersetzt. Das scheint mir eine Alternative zur Beseitigung der Trocknungsrisse zu sein.
Wesentlicher Grund war aber auch, die Biegung des Kiel zu realisieren. Das hätten wir anders nicht hinbekommen. Eine 3,7m lange, 180mm breite und 45mm dicke Eichenbohle wurde mit der Tischkreissäge von 2 Seiten in 5 Schichten zersägt.
Anschließend, ohne zu Hobeln, mit Epoxy zusammengeklebt ergab sich eine Dicke von 36mm. Vorne und hinten auf 30cm geschäftet und eingeklebt.

Das war's... naja 2 Wochenende Arbeit.


Viel Erfolg

Peter Meusel
Günther Meyer

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Günther Meyer » Sa 7. Sep 2002, 08:47

Bitte einmal anrufen unter:

05746 / 940159 tagsüber
besser
05746 / 6489 nach 20:00 h

Die Antworten sind z.T. haarsträubend.
Ich glaube, ich kann ihnen Tipps geben.

Günther Meyer
Michael Friedrich

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Michael Friedrich » Mo 9. Sep 2002, 18:33

Lieber Günter Meyer,

es würde wahrscheinlich auch einen größeren Kreis im Forum interessieren, warum Sie einige dieser Ratschläge und Tipps für "haarsträubend" halten. Die Auskünfte, das Totholz - soweit möglich - erst mal wieder im Wasser quellen zu lassen, habe ich von zwei erfahrenden Holzboots-Bauern. Wenn Sie da ganze andere Erkenntnisse haben, auch bezüglich der anderen hier vorgetragenen Ideen, dann wäre das für viele Restaurierer sicher relevant.

Neugierige Grüße
M.Friedrich
Enno Thyen

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Enno Thyen » Di 10. Sep 2002, 10:06

Ich denke, dass ein Großteil der hier beschriebenen Probleme schon in der Materialauswahl begründet ist: 1) zur Holzart: Eiche ist meiner persönlichen Meinung nach keinesfalls das beste Holz für Kiele, aber durchaus brauchbar, 2) zur Holzqualität: (auch) Eiche variiert stark in der Qualität. Neben Herkunft, Wuchs, Bodenverhältnissen usw. spielt die Trocknung eine wesentliche Rolle. Was aber häufig überhaupt nicht beachtet wird, ist der Bohlenzuschnitt. Die Jahresringe müssen eigentlich weitgehend stehen, d.h. man sollte eine Mittelbohle nehmen. Die Markstrahlen (bei Eiche als "Spiegel" sehr auffällig) sollten mehr oder weniger horizontal liegen - sie geben viel mehr Querzugfestigkeit und lassen senkrechte Risse kaum zu. Auch das Schwindmaß ist in radialer Richtung deutlich kleiner. Für mich wäre der richtige Weg, die geeignete Bohle zu finden, anstatt mit Unmengen von Epoxi zu restaurieren. Im Übrigen glaube ich auch, dass die Risse wieder zuquellen werden und sich das Problem auf diese Weise erledigen wird.

Gruß, Enno
Michael Friedrich

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Michael Friedrich » Mi 11. Sep 2002, 21:20

Ahoi, Enno Thyen.

Die Vermutung hat sich bei mir bestätigt, die Risse im Totholz (Eiche) sind
weitgehend wieder zugequollen, soweit ich das unter Wasser "erfummeln" konnte. In ca. sechs Wochen kommt das Schiff raus, dann kann ich dann genaueres posten.

Trotzdem frage ich mich, welche Tipps in diesem Thread denn nun so haarsträbend waren (Frage an @Günther Meyer). Da bin nicht nur ich noch neugierig.

Beste Grüße
Michael Friedrich
Jan op de Hipt

Re: Trocknungsrisse im Holzkiel

Beitrag von Jan op de Hipt » Fr 13. Sep 2002, 07:47

Liebe Holzbootfreunde,

ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass diese Risse wieder zuquellen und sich im nächsten Winter in der Halle wieder öffnen. Diesen Winter habe ich als sich die Spalten anfingen zu öffnen mittels einer Spritze reichlich Owatrol injiziert (Owatrol verdrängt das Wasser aus dem Fasern und setzt sich an dessen Stelle dort an). Das hat recht gut geholfen, erfordert aber auch etwas Geduld. Die Risse, die sich dann bis zum Frühjahr doch noch öffneten, habe ich vor dem Einkranen mit Leinölkitt geschlossen. Der Kitt ist weich und flexibel und wird, wenn das Holz unter Wasser quillt, einfach herausgedrückt. Im Winter trocknet er aus und fällt wieder heraus, wenn das Holz ebenso trocknet. Das ging ganz prima.

Ich würde ungerne mit Epoxi dort arbeiten, weil das Zeug, so toll es in anderen Bereichen ist, nicht elastisch ist. Ich hätte Angst das Holz durch einen mit Epoxi eingesetzten Spund noch weiter aufzusprengen. Der Riss, so denke ich, würde sich an einer anderen Stelle auftun und die ganze Prozedur ginge wieder los.

Das ist meine Ansicht. Bin gespannt, was Ihr dazu sagt.

Beste Grüsse Jan
Antworten