Farbe entfernen im Innenrumpf?

Andreas Schipper

Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Andreas Schipper » Mo 30. Sep 2002, 13:19

Moin....
Wie in früheren Beiträgen erwähnt, restauriere ich gerade ein Folkeboot.
Aussen habe ich jetzt alles "nackt".
Die Lackfräse hat mir wirklich hervorragende Dienste geleistet.
Im Innenraum gehts damit natürlich nicht weiter.
Folgendes Problem taucht auf:
Zwischen den eng gesetzten Spanten speziell beim Klinkerrumpf, sind die Flächen so klein, und verwinkelt, dass ein Maschineller Lackabtrag (ausser vielleicht mit dem Zahnartztbohrer) nicht möglich ist. Die Nietköpfe muss ich ja so lassen wie sie sind und würde zusätzlich drumherum arbeiten müssen.
Wer jetzt denkt, "hey... nimm Föhn und Schaber" den muss ich enttäuschen!
Der Lack wird sofort sehr weich, verklebt die Klinge und ich habe den Eindruck, dass er teilweise noch tiefer ins Holz einzieht.
Da ich nicht weiss, was hier verwendet wurde, will ich gern den Lack ganz weg bekommen und einen komplett neuen Aufbau machen, damit ich hinsichtlich Verträglichkeit keine Überraschungen bekomme.
Die Frage lautet also:
Wie bekomme ich diesen Lack halbwegs rationell weg, ohne das Holz zu sehr zu beschädigen?
Ich will optimal in allen winkelt den Lack entfernen und nicht "halbseiden" nur an den sichtbaren und glatten Flächen.
Hilfe!!!
Andreas
Joachim Lackmann

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Joachim Lackmann » Mo 30. Sep 2002, 17:05

Exakt die gleichen Erfahrungen habe ich mit meinem Karweelrumpf auch gemacht (siehe auch "Zaubermaschine"). Ich hatte weißen Lack im Vorschiff, vermutlich Öl (kaum bearbeitbar) im Salon und Bilgenfarbe auf Mennige im unteren Rumpfbereich (alles in mehrern Schichten und 50 Jahre alt). Nach positiver Erstellung einer Materialprobe habe ich den gesamten Rumpf von innen sandstrahlen lassen - mit einem ausgezeichneten Ergebnis: Das Holz ist etwas rauh geworden (ähnlich 40er Sandpapier, die Farbe aber nahezu restlos entfernt.
Allerdings muss man einen "sensiblen" Sandstrahler finden, der mit Druckminderern und einem Gefühl für Holz ausgestattet ist und sich mit verschiedenem Strahlgut auskennt. Mein Rumpf besteht aus Mahagoni auf Eichenspanten, ob das Ergebnis bei Weichholz auch erzielt werden kann, muss mann an Hand von Probestücken austesten, auch die übliche Dichtschnur bei Klinkerplanken darf natürlich nicht herausgeblasen werden. Bei mir war zudem von Vorteil, das der gesamte Innenraum leergeräumt war (bis auf Motorraum, der wurde nicht gestrahlt), jede Ecke war zugänglich. Aufwand bei einem 9m Schiff: 2 Leute 4 Stunden bei eigener Vor- und Nacharbeit.
Stehe für Rückfragen gern zur Verfügung.
02502 9510
01701806239
Andreas Schipper

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Andreas Schipper » Di 1. Okt 2002, 10:04

Moin Joachim....
deine Antwort bei "Zaubermaschine" habe ich gelesen, das Thema ist ja seinerzeit von mir gewesen. Damit gings aussen wie gesagt optimal.
Was meinst du denn für eine Dichtschnur???
ÜBLICH bei Klinkerrümpfen??
Nach meinen Info`s wird ein Klinkerrumpf immer ohne Dichtung genietet.
Auch bei meinem Folke ist das so.
Meine Boot ist übrigens auch komplett leergeräumt. Machinenraum entfällt, auch die ein und Ausbauten im Cockpit sind raus.
Von daher wäre das kein Problem.
Was allerdings die Eignung von Lärchenholz für eine Behandlung mit Sandstrahlung angeht, bin ich skeptisch!
Aber ich werde mal nachfragen. Hast Du eine Ahnung, wie hoch der Materialabtrag bei Dir war?
Und... was kostete Der "Spass"?

Gruß
Andreas
Joachim Lackmann

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Joachim Lackmann » Di 1. Okt 2002, 12:09

Ich hatte mir mal ein geklinkertes Schiff , ähnlich Folke angesehen, dort hingen einige Dichtschnüre lose zwischen den überlappenden Planken heraus. Deshalb habe ich angenommen, die sei eine gängige Praxis bei geklinkerten Planken, da sich im Gegensatz zu Karweelrümpfen die Planken beim Aufquellen nicht gegeneinanderdrücken können. Aber zurück zum Thema, der Materialabtrag ist nicht feststellbar, die Nietenköpfe sitzen genauso tief im Holz wie vorher. Wenn überhaupt, schätze ich den Abtrag auf 0,5 mm - ich sprech eher von Aufrauhen der Oberfläche, die ich aber noch glattschleifen muss - ein Materialabtrag ist also auf jeden Fall gegeben, ebenso bei intensivem Schleifen oder auch Abkratzen. Dieser Effekt spielt also bei mir keine Rolle. Wichtiger ist mir, dass alle Ecken und Winkel, auch solche, in die kein Werkzeug, ob elektrich oder mechanisch hineinkommt, absolut sauber und farbfrei sind. Auch vorher nicht sichtbare - weil zugekleisterte - feine Risse in Spanten, die offensichtlich beim Einbiegen schon entstanden sind, sind nun sichtbar und können - auch wenn nicht unbedingt erforderlich - behandelt werden.
Gekostet hat der "Spass" 400 €. Damit nicht die gesamte Umgebung im Staub erstickt ist eine Abdichtung z. B. mit einer kräftigen Folie erforderlich.
Grundsätzlich ist aber die Eignung dieser Methode bei Lärchenholz durch eine Probe mit verschiedenem Strahlgut zu überprüfen. Ich bin auch skeptisch, aber einen Versuch ist es vielleicht wert.
Ich bewerte meine Erfahrung beim Hartholzrumpf als ausgesprochen positiv, viele viele Stunden Handarbeit und Ärger und Frust sind mir erspart worden - mal abgesehen davon, dass es mir ebenfalls unmöglich erschien die klare Beschichtung restlos zu entfernen. Bei Bedarf könnte ich einige Fotos schicken.
Oliver

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Oliver » Mi 2. Okt 2002, 13:07

Hallo Andreas,

ich habe ein ähnliches Problem bei meinem Rumpf. Ich vermute (bin mir fast schon sicher), dass mein Rumpf innen mit Benar-Öl (also einem Lacköl) behandelt wurde.

Beim Warmmachen mit dem Plasmafön wird die "Farb"-Schicht weich und läßt sich abkratzen/abziehen. Wenn ich mit dem Fön die gerade abgezogenen Bereiche wieder anblase, erscheint wieder ein dünner Lacköl-Film, den ich wieder abschaben kann. Dieses Spiel kann ich so oft wiederholen, wie ich will, es tritt immer wieder etwas von dem Lacköl an die Oberfläche.

Nun habe ich mir dazu folgendes gedacht und möchte es hier zur Diskussion stellen:
Lacköl ist im Prinzip ein Öl, das nicht sehr tief ins Holz eindringt und an der Oberfläche einen Film bildet (ähnlich wie 1-K-Lack, nur nicht so fest).

Ich möchte das Holz gerne gegen das Eindringen von Wasser (Rott) schützen und sehe dafür das Tränken mit Öl vor (z.B. Leinöl). Das Öl verhindert, dass Wasser ins Holz einziehen kann (wo Öl ist, hat Wasser keinen Platz mehr).

Was mich im Moment am Tränken des Rumpfes mit Öl behindert, ist die Oberflächenschicht des Lacköls, nicht aber die Bestandteile, die ins Holz eingedrungen sind.

Ziehe ich aber die Oberfläche ab und lege das rohe, aber teilweise mit Lacköl getränke Holz frei, kann ich problemlos ölen. Der Teil des Lacköls, der noch im Holz ist, stört mich dabei nicht.

Soll heißen: Ich denke mir, dass es nicht notwendig ist, den Rumpf von innen so lange mit Heißluft und Schaber zu traktieren, bis kein (Lack-)öl mehr rauskommt, sondern dass es ausreicht, nur den Lack-Öl-Film an der Oberfläche zu entfernen. Ich muss allerdings gestehen, dass das Holz etwas gescheckt aussieht, ein Schönheitsfehler, der aber verzeihlich ist.

Mit Sandstrahlen oder mechanischem Abtragen schaffe ich es ja auch nicht, allen Lack / alles Öl aus dem Holz zu entfernen, sondern ich entferne nur den alten Lack-Öl-was-auch-immer-Film auf der Holzoberfläche.

Ich werde weiter mit Heißluft und Schaber arbeiten, mit ein bisschen Übung verklebt man sich auch nicht den Schaber (etwas geringere Temperatur, bei mir ca. 400 - 500 °C) und man kommt man auch an schlecht zugängliche Flächen (hin und wieder muss halt mal ein Schrabenzieher oder eine Drahtbürste her ;-)).

Außerdem: was heißt hier eng gesteckte Spanten: schon mal einen Jollenkreuzer von innen gesehen? Ich habe teilweise nur 5 cm Abstand zwischen meinen Spanten!

Viele Grüße, Oliver
Mache ich dieses Lacköl warm, wird es dünnflüssiger und zieht teilweise tiefer in
Andreas Schipper

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Andreas Schipper » Do 3. Okt 2002, 14:35

Moin....
Danke für deine Gedanken, Oliver.
Was ich nur zu bedenken gebe ist folgendes:
Erstens weiss ich nicht, mit welchem Lack oder öl der "Dampfer" gestrichen ist.
Verträgt sich das nicht mit meinem neuen Lack, wird es unweigerlich Blasen geben, wenn der verbleibende Rst Öl oder Lack ausdampft und der neue, von mir aufgetragene Lack nur ein bisschen härter in der Oberfläche ist.
Ich habe das schonmal gesehen, und es ist wirklich hässlich, Du hast im nächsten Winter wieder die selbe arbeit!!
Und Ehrlich gesagt, eine Totalrestaurierung mit Demontage aller Einrichtungsteile wolltei ch nur einmal machen.
Ich habe da kein gutes Gefühl, will lieber den alten "Rotz" komplett weg haben.
Ausserdem sind einige Spunde und Holzteile mit Epoxy neu einzubauen, da Brauche ich eh, eine saubere Oberfläche.

Grüße
Andreas
Oliver

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Oliver » Di 8. Okt 2002, 12:45

Hi Andreas,

ist richtig, es kommt drauf an, wie man den Rumpf innen behandeln möchte. Da ich auf jeden Fall ölen werde, entweder mit IMP oder mit einem auf Leinöl basierenden Produkt, denke ich nicht, dass ich Probleme bekommen werde. Außerdem ist mein Jolli von außen mit Benar UVR (=Lacköl) gestrichen.

Wenn Du, wie Du geschrieben hast, allerdings einen Lack oder ein lackähnliches Produkt auftragen willst, musst Du alles entfernen. Ohne Dich beunruhigen zu wollen, gebe ich dennoch folgendes zu bedenken: Wenn das Zeugs, was auf deinem Rumpf ist, stark ölhaltig ist, kann es sehr weit ins Holz eindiffundiert sein. Das bekommst Du mit keiner Methode mehr raus.

Viele Grüße und viel Spaß beim werkeln,

Oliver
manfred jacob

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von manfred jacob » Fr 8. Nov 2002, 21:11

Moin,
also bei Karweelbooten ist das keine Problem.
Im großen Baumarkt oder beim KFZ-Zubehörhandel gibt es 'Schleifmittel' für die Bohrmaschine , mit denen man bei einer H-Jolle in 1 Tag die Farbe zwischen den Spannten weg bekommt.
Leider weiß ich nicht den Namen der Schleifmittel (wird zum Rostentfernen von KFZ genutzt), somit hier eine Bescheibung:
Die Dinger sind Scheibenförmig, etwa 15 mm dick mit verschiedenen Durchmessern von 10 bis 20 cm. Material: Hartgummi mit Löchern drin.
Farbe: grau
Die Dinger werden wie Schleifscheiben zum Messerschleifen auf eine Bohrmaschine aufgesetzt. Für eine H-Jolle braucht man etwa 10 große Scheiben. Kosten je Scheibe etwa 20 DM.
Ahoi
Manfred
Andreas Schipper

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Andreas Schipper » Sa 9. Nov 2002, 08:56

Moin Manfred und alle anderen....

danke für den Tipp, allerdings habe ich da Problem bereits gelöst (siehe Bericht "Sandstrahlen selbst gemacht").
Jetzt beschäftigt mich die Glaubensfrage, wie ich den neuen Lackaufbau ausführe.... Öl oder Lack, welche Produkte, welches Beschichtungssystem....
Aber auch da komme ich ein ganzes Stück weiter.
Werde berichten, wie ich weitermache.

Andreas
Christoph

Re: Farbe entfernen im Innenrumpf?

Beitrag von Christoph » Mo 11. Nov 2002, 09:53

Ahoi Andreas,
Ich sach das noch öfter. Innen gründlich säubern, und zwei- bis fünf mal Owatrol D1 dünn, gleichmäßig und naß in Zeiabständen von 15 bis 30 Minuten (je nach Holzart) auftragen. Nach 28 Stunden ist alles schön trocken - auch bei kaltem Wetter. Die Holzporen bleiben offen und das Holz ist trotzdem richtig wasserabweisend. Alte Lackreste werden unterwandert und nach 2 Jahre reichen 1-2 Erhaltungsanstriche. Ruhe!
Gruß Christoph
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