Sandstrahlen selbst gemacht... Bericht

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Andreas Schipper

Sandstrahlen selbst gemacht... Bericht

Beitrag von Andreas Schipper » Mo 21. Okt 2002, 08:44

Moin aus Wiefelstede....

Am Wochenende habe ich, nachdem alle anderen erdenklichen Möglichkeiten gescheitert sind, mein Folkeboot komplett von innen gesandstrahlt, um sämtliche Lacke und Farben zu entfernen.
Beim regionalen Maschinenverleih in der Nähe von Bad Zwischenahn habe ich mir das ganze Zubehör geliehen, incl. Strahlgut(Hochofenschlacke).
In meiner Blauäugigkeit bin ich mit dem Kombi hingefahren, um alles abzuholen.....
Ich musste dann doch einen unserer Transporter bemühen, denn nicht nur das Schläuchen Strahlgutbehälter, Strahlgut selbst, Druckmunderer, Atemluftzufuhr, etc ihren Platz brauchen. Der Kompressor wiegt eine gute Tonne und wird zum Transport als Anhänger hinter ein Auto gehängt.
Es gibt allerdings die komplette Schutzausrüstung dazu.
Nachdem alles aufgebaut war, habe ich mir eine nixht so gut sichtbare Ecke ausgesucht, um eine Probe anzulegen.
Recht schnell waren Luftdruck und Strahlgutmenge eingestellt um ein gutes Ergebnis mit minimalem Materialabtrag der Holzplanken zu erreichen.
Schutzausrüstung angelegt.... sieht eher aus wie zum Tiefseetauchen.... und losgelegt.
Bilgefarbe und Lacke der letzten 40 Jahre (mit kann keiner erzählen, dass schonmal einer so eine Arbeit an dem Boot gemacht hat) flogen weg, das es nur so eine Freude war.
Aber Freunde des Segelsports.... ich will nicht verheimlichen, das es eine ziemliche Sauerei gibt...gelinde gesagt. Der Feine Staub fliegt ja echt überall hin... mannomann!
Zwischendurch habe ich das gebrauchte Strahlgut gesiebt und wiederverwendet.
In der Kajüte geing es ebenso flott voran, allerdings muss man, je weiter man in den Bug vordringt, Schlangenmenschartige verrenkungen machen, um überall hinzukommen. Aufgrund der Staubentwicklung strahlt man hier auch eher auf verdacht, als das man wirklich sehen könnte, was man da tut.
Es hat sich als sinnvoll erwiesen, immer von der Bilge aus nach oben zu arbeiten. Wenn am von oben runter arbeitet, liegt die Bilge so voller Strahlgut, das es einem schweren Wüstensturm gleicht, wenn man die Pistole hierhin führt um die Bilge zu strahlen, da ja schon alles voller Strahgut liegt, das unter dem Luftdruck fröhlich aufwirbelt um sich in ruhigeren Regionen wieder niederzulassen.
Um mein Folkeboot (7,64 Meter länge) komplett zu strahlen habe ich einen Tag gebraucht. Einen weiteren Tag brauchte ich um feinheiten nachzuarbeiten und alles zu reinigen.
Strahlgut so gut es geht rausschippen, mit einem vernünftigen Staubsauger nachsaugen, Kontrolle und nacharbeiten von übersehenen Stellen und Farbresten, wieder aussaugen und schlussendlich mit Druckluft vernünftig und gründlich ausblasen.
Das ist wichtig, denn in den kleinen Ritzen belibt doch Strahlgut hängen, das sich nicht ohne weiteres aussaugen lässt.
Das Holz ist jetzt ungefähr so rauh, als hätte ich es mit 40er oder 60er Schleifpapier behandelt. Erste Proben habeb ergeben, das es mit etwas Nachwischen mit 100er Papier für die ersten Anstriche gut vorbereitet ist.
Es sei der guten Ordnung halber erwähnt, dass mein Rumpf Lärche auf Eiche gebaut ist.
Bei härterer Beplankung, Mahagoni o.ä., ist die Holzbearbeitung hinterher wahrscheinlich einfacher.
Als Strahlgut habe ich feine Hochofenchlacke verwendet. Saukram, weil Schwarzer Staub, aber gesundheitlich unbedenklich und gute Ergebnisse bei meinem Weichen Holz.
Was kostet der Spass?? : Gerätemiete incl. Kompressor und Schutzausrüstung €95,- incl. MWST pro Tag. Strahlgut etwa 70kg € 40,-,
Arbeitszeit, (die wir als Eigenleister lieber nicht wirklich rechnen) Ein Tag Strahlen mit 2 Mann, ein Tag Feinarbeiten und reinigen , ein Mann.
Dem gegenüber stehen Angebote von professionellen Firmen von € 450,- bis €800,- von denen die meisten wollen, das man das Boot zu ihnen bringt.
Das Arbeitsergebnis ist so überzeugend, ich würde es beim nächsten Mal wieder genauso tun, denn mit Heisluftföhn und Schaber hätte ich den Dampfer auf der halben Strecke (schätzungweise mitte nächsten Jahres) wahrscheinlich wieder verscherbelt und wäre zum Scheidungsrichter gegangen, wei meine Frau die Geduld mit mir verloren hätte.
Ich würde nachahmern empfehlen, das ihr Boot irgendwo alleine steht um diese Arbeiten durchzuführen. Bei der Staubentwicklung zünden einem die Eigner anderer Boote, die mit in der Halle liegen, möglicherweise das Boot an um ihrem Ärger Luft zu machen.
Ein gut gebautes Folienzelt und eine Absaugvorrichtung (ebenfalls mobil zu mieten) sorgen da allerdings mit Sicherheit für Nachbarschaftlichen Frieden.
Sollte an dieser Stelle noch Fragen offen sein, beantworte ich sie gern.

Andreas
der sich mit Schwung an die nächsten Arbeiten macht.......
Peter kollecker

Re: Sandstrahlen selbst gemacht... Bericht

Beitrag von Peter kollecker » Di 22. Okt 2002, 15:00

Moin Andreas,

Glückwunsch, scheint ja ganz passabel gelaufen zu sein. Ich habe mich auch schon nach einem Gerät erkundigt und bin dort auf eines der Firma CEGE gestossen, welches eine automatische Absaugung hat. Dann las ich aber in Deinem ersten Bericht, das auch Dein Gerät so eine Absaugung besitzt und trotzdem Sandsturm Marke Kalahari über Dich hereingebrochen ist. War die nicht in Ordnung, oder bringt die ungefähr soviel wie der berühmte Sack Reis in China ?

Gruß

Peter
Andreas Schipper

Re: Sandstrahlen selbst gemacht... Bericht

Beitrag von Andreas Schipper » Fr 25. Okt 2002, 20:57

Hallo Peter und der Rest der Selbstbauergemeinde.....

ich habe mich einfach schlichtweg geirrt!!!!
Das Gerät hatte eine solche Absaugung NICHT!!!
Ich bin im Glasbau selbstständig und kenne für die künstlerische gestaltung von Glas Sandstrahlgeräte mit Strahlgutabsaugung. (Für mattierungen un Ornamentierungen von Glasscheiben). Hier entfällt die Sonst übliche Strahlkabine und der Raumanzug.
Diese Geräte sind dann auch nur so gross wie leistungsfähige Industriestaubsauger.
Was ich mir auf die telefonische Anfrage "habt ihr auch Sandstrahlgeräte" dann allerdings an den Hals geholt habe, war eher die klassische Version.
Riesen Kompressor mit Dieselantrieb (Dreizylinder Deutz), Druckluftschläuche wo jeder Gartenschlauch blass wird und eine Schtzausstattung mit Helm und Atemluftzufuhr sowie ellenbogenlangen Lederhandschuhen als wenn ich zur Schatzsuche in die Tiefsee zur Titanic tauchen wollte.
Die örtlichen Gegebenheiten... eigene Werkstatt, nur das eine Boot darin, Grosses Tor zum Belüften..... waren eben so, das ich das Gerät halt einsetzen konnte. Und auch wenn der Erste Blick auf die Maschinerie den an zart-vorsichtige Holzbearbeitung gewohnten Holzbootsegler die blanke Panik in form eines Schlohweissen Teints ins Gesicht steigen lässt, muss ich doch sagen, das alle Einstellungsmöglichkeiten absolut ausreichend sind, um Luftdruck und Strahlgutmenge so einzustellen, das Beschädigungen und Materialabtrag auch bei weichem Holz verschwindend gering sind.
Und meine Herren, seine wir ehrlich, was dann doch noch wegfliegt, hat mit einer Kraftschlüssigen Verbindung oder gesundem Holz eh nix mehr zu tun und sollte sich eh lieber einen Platz im heimischen Kamin suchen um zur letzten Ruhe geleitet zu werden. Wir wollen zwar mit alten Booten segeln, aber sie sollen trotz allem Leistungsfähig sein und auch eine frische Brise abreiten können ohne das man gleich die hand am Kanal 16 Taster haben muss.
Wenn verfügbar, sollte man sich um eine Strahlgerät mit inegrierter Absaugung bemühen!!!
Grundsätzlich gilt, nach MEINER Meinung, Sandstrahlen lohnt sich auf jeden Fall wenn man gründlich Sanieren will und ein halbwegs handwerklich geschickter Mann 8oder auch Frau) bringt es mit der gebotenen Geduld sicher zu einem passablen Ergebnis.
Aber unbedingt Proben anlegen!!!!
Demontierte Gegenstände der Inneneinrichtung eignen sich hierfür klasse.
Eine doch mal verhunzte Abdeckung lässt sich sicher vor dem Wiedereinbau der Kajüteinrichtung leichter erneuern, als eine Planke im Rumpf....
Gutes Gelingen weiterhin!!!

Andreas Schipper

p.s.: sollte jemand aus irgendeinem Grund Einwände oder Bedenken haben, unbedingt schreiben!!!! Für die, die nach uns kommen sollten beide "Seiten der Medaillie" geschildert sein, damit sich jeder für die ihm am besten geieignetste Methode entscheiden kann.
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