Hallo Florian,
nachfolgend ein kleiner Auszug aus der Problematik Holz und Kunststoff. Kurz gesagt, hast Du, wenn Du es perfekt machst und Dein Boot immer schön abdeckst, nie mehr irgendwelchen Huddel ausser Kratzer beseitigen und Aufpolieren der Lackschicht. Also wie beim Auto auch. Allerdings rächt sich auf dem Weg dahin jeder Fehler. Und nun sag nicht: Holzboot macht Schwierigkeiten. Die Wirkung von Oberflächenfehlern, die Feuchtigkeit eindiffundieren lassen, ist auch beim Kunstoffboot gravierend. Nur ist Holz das einzige Material mit Heileffekt.
Wenn Du also Dein Boot langfristig bewahren willst, mach ordentliche Arbeit, ansonsten der Material-und Arbeitseinsatz für die Katz ist.
Ich gebe Dir gerne für die jeweiligen Arbeitsschritte die passenden Anweisungen.
1. Mach Dein Boot innen und aussen komplett lackfrei und stell es über den Sommer in eine gut bewärmte Unterkunft, damit es wirklich vollkommen austrocknet. Damit hast Du erstmal alle Hände voll zu tun.
Gruß Joachim
maass_marine@yahoo.de
Re: Lack auf Epoxy
geschrieben von: seebaer150 (IP bekannt)
Datum: 20.03.08 18:33
Hallo Dirk, hallo Andre´,
wir haben für unseren Ocean Roadster, das ist ein Superyachttendermahagoniboot und wirklich unerschwinglich teuer und gar nicht frei käuflich, in vierjähriger Dauer die Beschichtungstechnik Top Tec Coating entwickelt. Wenn ich so die Probleme erlese, mit denen Ihr zu kämpfen habt, muß ich schmunzeln. Alles schon gehabt und mit Von der Linden stundenlang beratschlagt und erörtert und Ursachenforschung betrieben.
Nachträglich entstehende Flecken beruhen tatsächlich auf Delaminierungserscheinungen zwischen den einzelnen Epoxidharzschichten. Winzige Reste von der sogenannten Aminröte verhindern einen dauerhaften Verbund zwischen den Schichten. Und wer glaubt, er könne schleifen und DANN wischen und reinigen, der irrt. Denn mit dem Schleifen arbeitet Ihr die Aminröte herrlich tief in jeden Schleifkratzer hinein. Ein feinerer Schliff bringt da auch keine Linderung, denn nach Datenblatt ist zur besten Verbindung zwischen den Schichten ein Schliff mit Körnung 80 erforderlich.
Das zum West System gehörende Reinigungsmittel ist perfekt geeignet, um die Aminröte VOR dem Schliff zu entfernen.
Und achtet auch auf absolute Sauberkeit vor dem Neuauftrag. Epoxidharz neigt bei Verunreinigungen dazu, wegzulaufen. Ihr habt dann Löcher in der Beschichtung. Diese manifestieren sich durch Stellen, die wie kleine Krater aussehen. Also sind Oberflächen vor dem Auftrag nochmal richtig mit mechaníscher Kraft zu reinigen und nicht mit Wischiwaschi - Papiertuch. Fingertapsen auch mit scheinbar sauberen Fingern haben bei uns schon Endbeschichtungen ruiniert.
Bei uns bestand das Problem darin, reproduzierbar immer die gleiche Qualität zu erzielen. Und dabei stellte es sich heraus, daß sogar eine Zeitspanne NACH der letzten Reinigung einzuhalten war, um immer beste Ergebnisse zu erzielen. Also abends pingelichst reinigen und am nächsten Morgen beschichten, KANN schon zum Misserfolg führen. Falls die letzte Reinigung mit Verdünnung bevorzugt wird, ( sehr wirksam und effektiv und mit minimalem Anlöseeffekt, der einer Klebschicht gleichkommt, was beim Senkrechtbeschichten wichtig ist ), MÜSSEN alle flüchtigen Bestandteile der Verdünnung verflogen sein, ansonsten Euch eine Kraterlandschaft beehren wird.
Einmal zuviel glattgezogen beim Beschichten, kann die Oberflächenspannung vernichten und ebenfalls zu Wegläufen führen. Und, und, und, .... Vier Jahre und einige Tausend Bauteile später waren wir schlauer.
Kennt Ihr die Probleme bei der Erstbeschichtung schon? Blasen? Und ist euch aufgefallen, daß bei den weiteren Beschichtungen die Blasen immer wieder an den gleichen Stellen auftreten?
In Abhängigkeit der Masse der Werkstücke und der damit verbundenen absoluten Wärmespeicherkapazität, sind die Teile so stark zu erhitzen, daß sie eine gewisse bauteiltypische und empirisch zu ermittelnde Abkühlungszeit aufweisen müssen. Während der Aufheizung emittiert das Bauteil die Luft, die normalerweise zu Bläschen führt und im Werkstück die Krater hinterläßt, aus denen dann bei der nächsten Beschichtung wieder Luft entweicht. Dünnaufträge mit Verdünnungsbeimischung waren unter dem Mikroskop erfolglos. Ist das Bauteil heiß und " luftleer" und wird dann beschichtet, saugt es beim Abkühlen das Harz in die Struktur. Beim ordentlichen Schliff danach darf ruhig wieder rohes Holz hervorkommen. Es ist nämlich mikroskopisch abgedichtet. Dennoch sollte vor der Beschichtung die Oberfläche möglichst plan sein und der Schleifer des Planschliffs sollte der Schleifer des Erstschliffs sein, weil dann beide male in etwa das gleiche Schliffbild auftritt, was einem Durchschleifen entgegenwirkt. Danach bitte nochmal erhitzen und beim Abkühlen beschichten. Ihr werdet verrückt, wenn Ihr seht, wie toll das wird.
Und: Verzweifelt nicht: Gelingt Euch eine Epoxidharzbeschichttung so gleichmäßig, homogen, glatt und gut, daß Ihr sie fehlerfrei seidenmatt aufpolieren könntet, wie bei uns zu besichtigen, seid Ihr entweder von Gottes Gnaden oder unglaublich erfahren und gut.
Geheimtip: Wie verwenden den 209 Tropic Hardener zur Oberflächenbeschichtung auch in unseren Breiten. Da entfällt das Problem mit der Aminröte fast ganz.
Falls Ihr noch Fragen habt? 0177 21 77 379 oder 06871 9098712
Und werft mal einen Blick auf unsere Website. Da seht Ihr hübsches aus Holz.
www.oceanroadster.eu
Joachim