Erneuern des Kiels

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Oliver Röth

Erneuern des Kiels

Beitrag von Oliver Röth » Mi 11. Dez 2002, 12:52

Hallo zusammen,

ich nenne, wie einige bereits wissen, einen 20 m² Jollenkreuzer mein eigen. Leider ist der Kiel in weiten Bereichen rott, so dass ich ihn wohl austauschen muss. Da es sich fast um den gesamten Kiel handelt, überlege ich mir, wie ich das anstellen soll.

Dazu folgende Überlegungen:
1. Das Boot muss waagerecht zur Querachse stehen, entweder Mit dem Kiel nach unten oder mit dem Kiel nach oben.
2. Das Boot muss, falls der Kiel unten ist, auf Böcken stehen, sonst komme ich nicht an den Kiel ran.
3. Egal ob richtigherum oder auf dem Kopf, wenn ich den Kiel entferne, entferne ich sozusagen den Schlußstein eines Kuppelgewölbes und mein "restlicher) Rumpf verliert seine Form.

Was also tun? Meine bisher einige Lösung ist das segmentweise Austauschen des Kiels, sagen wir, immer etwas einen Meter. Heißt: Angefangen vorne oder hinten am noch intakten Holz, wird ein Meter Kiel ausgesägt. Diesen als Schblone verwendend, wird ein neues Stück angepasst und eingesetzt. Dann folgt das nächste Stück und so fort.

Nur: wie stütze ich während dieser Maßnahmen das Boot richtig ab? Immerhin muss ich von außen und innen an den Kiel herankommen. Und gibt es nicht vielleicht eine andere - bessere - Methode, einen Kiel zu erneuern?

Hat einer der hier Anwesenden oder temporär vorbeischauenden so etwas bei einem Schwertboot schon mal gemacht?

Ich bin über jede Info dankbar!

Viele Grüße,

Oliver (...einen habe ich noch: Scheint die Sonne auf den Kiel, halt' die Luft an, bete viel...)
Ina

Re: Erneuern des Kiels

Beitrag von Ina » Mi 11. Dez 2002, 19:39

Hallo Oliver,
nochmal ich. Also ich würde das Boot auf Böcke stellen. Dann kommt der alte Wasserwaagentrick. Einen durchsichtigen Schlauch mit Wasser füllen, auf einer Seite an der Wasserlinie fixieren und an der anderen Bordwand ausnivellieren, so bekommst Du es grade. Vor und hinter dem rotten Kielstück Pallhölzer, oder zwei Streben mit einem waagerechten Balken. Und wenn Du immer noch Angst hast, an beiden Rumpfseiten, Stempelhözer samt Keile unter den Rumpf. Und dann kannst Du noch Diagonal an beide Bockseiten, oder einfach Stempel, Schwertlatten nageln, seitlich und von vorne, dann hast Du ein sicheres Gerüst. Das ist die normale Unterstützung für schwere Yachten in der Winterlagerhalle, vielleicht hast Du ja eine um die Ecke, es funktioniert nach dem immer gleichen Prinzip. Dann den ganzen Kiel in einem raus. Willst Du das Boot nicht betreten, bau Dir ein Gerüst aus Böcken und zwei Bolen drauf und anzwingen nicht vergessen, sodaß Du von der Seite arbeiten kannst.
Vielleicht ist das aber auch nichts neues, sag einfach was Du davon hälst. Grüße von Ina
Oliver Röth

Re: Erneuern des Kiels

Beitrag von Oliver Röth » Do 12. Dez 2002, 10:47

Hallo Ina,

bei mir in der Halle stehen zwar alle Boote auf Trailern, aber ich weiß, was Du meinst.

Das mit dem Gerüst mit zwei Böcken und einer Bohle habe ich allerdings nicht ganz verstanden: Ich habe bei meinem Jolli eher das Problem, dass das Boot zu niedrig liegt als zu hoch. Da es ein Schwertboot ist, ist der Tiefgang doch recht gering. Wenn ich es "auf den Boden lege" liegt es auf dem Kiel auf und ich komme nicht dran.

Ich muss es also auf Böcke stellen, damit es hoch genug steht, dass ich von unten am Kiel arbeiten kann (bei www.moina.de ist unter "Restauration" ein Bild, wie ich es meine). Dann muss der Schwertkasten raus. Da die Bodenwrangen in diesem Bereich mit dem Schwertkasten verbunden sind, wird der Bereich instabil. Vor und hinter dem Schwertkasten sind die Wrangen durchgängig, hier ist also eine gewissen Reststeifigkeit gegeben.

Allerdings: ich habe das Boot (imaginär!) erst einmal vorne und hinten auf Böcken stehen. Das Boot hat also die Tendenz, sich in der Mitte durchzubiegen. Dieses wird (noch) durch den Kiel verhindert, der aber auf Zug belastet ist. Baue ich diesen jetzt aus (es reicht sogar aus, ihn an irgendeiner Stelle einfach nur durchzusägen, fehlt die "haltende" Wirkung des Kiels, das Boot macht "die Banane". Da ist es ziemlich egal, wieviel Bodenwrangen noch eingebaut sind, weil die ja nur für die Quer-, nicht aber für die Längsfestigkeit verantwortlich sind.

Für ein Kielboot ist Deine Methode sicherlich machbar, weil Du mehr von der Seite als von unten arbeitest. Bei einem Schwertboot wird es, wie oben gesagt, schwierig. Ich habe in meinem Segelverein einige "Holzwürmer", die bei ihren alten Schwertbooten auch den Kiel oder Teile davon erneuert haben. Nur sind das offene Jollen (Pirat, M-Jolle, Zugvogel), die sich mit ein paar Leuten auf den Kopf drehen lassen. In dieser Lage ist der Austausch recht gut durchzuführen. Bei den ca. 900 kg, die mein Boot wiegt, ist das nicht mehr möglich, ich muss also den Kiel im aufrechten Zustand tauschen.

Das bedeutet: ich brauche 4 Böcke, auf die ich das Boot lege (wie weiter oben beschrieben) und muss den Kiel Stück für Stück tauschen. Den Kiel als ganzes tauschen geht mit dieser Mehtode allerdings nicht. Schöner wäre es, weil ich mir das Schäften und Anpassen erleichtern kann, da ich den Kiel beim kompletten Austausch außerhalb des Bootes vorbereiten kann.

Für mich wäre es an dieser Stelle interessant, wie es die Profis machen. Ich bin erst seit ca. 1/2 Jahr Besitzer eines Bootes und mir fehlen noch einige Grundlagen (z.B. eben, wie man einen Kiel austauscht und das Boot dabei richtig "hinstellt").

Vielleicht noch ein Wort zur Erklärung: wenn ich hier von Kiel rede, meine ich nicht das Dings aus Stahl oder Beton, das unter einem Boot hängt, sondern die Eichenbohle, die mittig an der tiefsten Stelle des Rumpfes eingebaut ist. Einen Kiel im Sinne eines schweren Gewichtes hat mein Boot nicht (reines Schwertboot!).

Anregungen?

Viele Grüße, Oliver
Peter Meusel

Re: Erneuern des Kiels

Beitrag von Peter Meusel » Fr 10. Jan 2003, 16:09

Hallo Oliver,

wir haben den Kiel unserer H-Jolle auf ca. 3m durch eine Eichebohle (5 Schichten) ersetzt. Die Jolle (Länge 6,2m Gewicht 350kg) lag dabei auf dem Kopf.
Zum Arbeiten hat man einfach mehr Platz. Allerdings haben wir auch die Planken neben Kiel ersetz; So daß wir das Kielstück dort von Außen einsetzen konnten.

Ich denke die Vorbereitung ist am Wichtigsten:
- Eine wirklich gute Schablone vom Kiel anfertigen um den neuen darauf aufzubauen.
- Fotos mit Maßband auf dem Bild machen. (Dann hätte ich eher gewußt wo der Schwertschlitz wieder hinmuß)

Stück für Stück einbauen ist meiner Ansicht nach sehr viel mehr arbeit, als alles auf einmal rauszurupfen, auch wenn's schwer fällt.

Zum rumdrehen (Wenden geht ja nur auf dem Wasser) habe ich eine Wendevorrichtung aufgebaut. Damit konnten wir die Jolle mit 2 Personen innerhalb 30 Sekunden rumdrehen. (Die Wendevorichtung könnte ich verleihen)

Ein Bild gibt's unter www.h741.de.


Viele Grüße

Peter Meusel
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