Isolierung eines Stahljollis

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bjoern

Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von bjoern » Fr 20. Dez 2002, 12:03

Hallihallo,
bin seit Anfang dieses Jahres dabei meinen Stahljolli zu restaurieren, momentan bin ich am Holz bestellen für den Innenausbau und denke auch daran innen die Wände mit Mahagonileisten auszukleiden, nun taucht die Frage auf, wie soll ich dazwischen isolieren ?
Gibt es dort bestimmte Werkstoffe für (nicht styropor!) ???
Wenn ich die Leisten ganz dicht aneinander anbringe kommt wieder keine Luft heran und mit Abstand (Atmungsaktiv) zu bauen habe ich auch wieder keine Lust, da fällt ja alles hinter.
Außerdem bin ich nicht der Fan davon der Nachts irgendwelche Spinnen zwischen den Leisten hallo sagt ;-)
Also wißt Ihr was zum zwischen Stahl und Holzverkleidung zu packen ???
Ca. 3-5 cm Platz.
bin momentan zumindestens soweit, das ich bei HR etwas von Divinyce gelesen hab (http://www.spsystems.de/divinyce.htm), Styropor, deswegen nicht wegen sehr schlecht verformbar und soviel ich weis nicht "geschlossene Pohren".

Gr Bjoern

P.S. Bleibt die Frage : Welches Material muß es sein, und muß es wirklich vollflächig verklebt werden ?
Oliver Röth

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Oliver Röth » Fr 20. Dez 2002, 12:21

Es scheint ja langsam die Runde zu machen, bei jollenkreuzer.de UND bei fky.org zu posten :-)

Zu Deiner Frage: Was wäre denn, wenn Du Deinen Rumpf innen entsprechend konservierst (Lack, Öl etc.) um das Rosten zu verhindern und ansonsten wirklich die Luft als Isolator wirken lässt. Du musst dann natürlich bei Deinem Ausbau oben und unten einen kleinen Spalt lassen, damit die Luft zirkulieren kann. Den Rest des Ausbaus kannst Du dann dicht an dicht anbringen.

Dahinterfallen kann nichts, weil die Spalte eben nur oben und unten sind und nicht "dazwischen" (und wenn was oben rein fällt, kommt es unten wieder raus). Und vor Spinnen sollte man auf Booten keine Angst haben, denke ich. Außerdem könntest Du die Spalte oben und unten mit Gaze verschließen. Dann kann die Luft weiter dahinter, Krabbeltieren ist der Zugang aber verwehrt.

Da ich selber einen Holzjolli habe, kann ich Dir allerdings zur Beschichtung keine Infos geben :-(

Viele Grüße, Oliver
Andreas Schipper

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Andreas Schipper » Fr 20. Dez 2002, 13:40

Hallo zusammen....

also Herr Ingenieur (Oliver)!!!!????!?!
Der Björn sagte doch, er habe 3-5 cm Luft zwischen inneneinrichtung und Bordwand.
Jetzt kommt mal was, da kenn ich mich berufsbedingt wirklich aus.... Bauphysik:
Luft ist in der Tat ein guter Isolator, wenn nicht der Beste...
Aber... sie darf nicht zirkulieren!!!!!
Ein Luftpolster grösser als etwa 25 bis 30 mm beginnt zu zirkulieren. Sie trägt somit Wärme von innen an die kalten Aussenwände.
Unweigerlich kommt es an der Stahlwand zu Kondensatbildung. auch wenn er gut Konserwiert, bekommt Björn ein Tropenklima in seinem Jolli und die Inneneinrichtung gammelt von hinten weg.
Wenn Du ihm Empfiehlst, noch Luftspalte zu lassen, verbesserst du die Abdampfung des Kondensates aber du reduzierst die Isolierung noch mehr, denn von unten nachströmende Luft kann wärme an die Aussenhaut abgeben und es wird nicht warm, bzw kommt nach wie vor zu kondensat.
Deswegen wäre die Verwendung eines Füllstoffes sicher anzuraten!!!
Stüropor eignet sich sehrwohl hierfür.
Wenn du kleinere Poren willst, erkundige Dich im Baumarkt nach Styrodor.
Diesen Werkstoff benutzen wir als Plattenware für die Herstellung von Füllpaneelen im Fassadenbau.
Es gibt das in verschiedenen Stärken und auch mit einer Klebeschicht versehen.
Würde mehrere Dünne (10mm) Lagen übereinander kleben. Leicht formbar ohne zu brechen und du verschliesst Stösse durch Versatz in den Schichten.
Bezugsquelle und preise kann ich auf Anfrage nachreichen.
Das Material ist mit einem Klingenmesser oder einer Handkreissäge superleicht auf Maß zu schneiden.

Andreas
Oliver Röth

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Oliver Röth » Di 24. Dez 2002, 12:02

Jooo, iss ja gut, ich bin Kunststofftechniker, kein Isolator!

Außerdem habe ich wohl zu schnell gedacht, daher nochmal der Reihe nach:

Der beste Isolator ist "nichts". Nur ist ein Vakuum in einem Jolli schlecht zu erzeugen.

Ein anderer, billiger und guter Isolator ist Luft. Vorausetzung: sie bewegt sich nicht UND sie ist trocken! Das ist auf einem Boot aber auch schlecht zu erreichen, die Luft hinter der Holzverkleidung wird immer mehr oder weniger feucht sein. Hast Du jetzt ein Temperaturgefälle von innen nach außen, wird irgendwo der Kondensationspunkt erreicht und es fällt Feuchtigkeit in Form von Tröpfen aus. Nun gibt es drei Möglichkeiten: Der Punkt liegt innerhalb des Bootes, aber außerhalb der Isolierschicht. Unwahrscheinlich, aber nicht schlimm. Der Punkt liegt außerhalb des Bootes und außerhalb der Isolierschicht: Auch unwahrscheinlich, auch nicht schlimm, außen ist das Boot eh feucht. Liegt dieser Punkt innerhalb der Isolierschicht, und das wird er in den meisten Fällen tun, wird es hier feucht. Daran ist leider nichts zu ändern (es sei denn, wie oben erwähnt, die Luft ist trocken).

Daher kam meine Anregung mit den Spalten oben und unten. Sicherlich ist der Isolationseffekt wesentlich schlechter (aber sie ist in Teilen noch da) als bei stehender Luft, dafür fängt es aber nicht an zu modern.

Ich habe nochmal in meinen alten Palstekausgaben geblättert: In Palstek Nr. 6/00 ist eine langer Artikel genau über dieses Thema: "Feuchte Schiffe: Kondensationsfeuchtigkeit kann Schimmel und Rott verursachen. Michael Herrmann weist Wege zum trockenen Schiff." Palstek 6/00, Seite 68 ff.

Björn: bevor ich hier noch eins auf den Deckel bekomme :-( frag doch mal bei Palstek (www.palstek.de) nach, ob sie Dir diesen Artikel zuschicken. Wenn nicht, sag mir Bescheid, ich kann ihn Dir kopieren und schicke ihn Dir dann per Post zu!

Viele Grüße, viele Geschenke und guten Rutsch,

Oliver (...ein Inschenör ist nie zu schwör...)
Andreas Schipper

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Andreas Schipper » Di 24. Dez 2002, 13:16

Oliver.....

damit es zum Niederschlag von Feuchtigkeit und damit verbundene Kondensation auf einer Oberfläche kommt, muss sie eine geringere Temperatur haben, als die sie umgebende Luft.
Den Temperaturunterschied, bei dem dieses geschieht, nennt man Taupunkt. und der ist Abhängig von Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und Oberflächentemperatur.
Dieser Taupunkt liegt, wie du richtig bemerkst, innerhalb der Isolationschicht.... wenn die Isolierung GUT ausgeführt ist!!!! Denn:
Die Lufträume innerhalb einer Isolierschicht sind gros genug, um trockene Luft als Isolator einzuschliessen und klein genug, dass sich keine Feuchtigkeit darin sammelt.
Da diese Luftporen dicht abgeschlossen sind, innerhalb einer Styroporschicht, o.ä. kann die Luft auch nicht zirkulieren und Feuchtigkeit eindringen lassen.
Da Die Wände dieser Luftpolster auch nicht geringer Temperiert sind, als die eingeschlossene Luft, kann hier ebenfalls nix kondensieren.

Es erfreut mich, dass ich als Handwerksmeister hier mal eine ausgiebige Diskussion mit dem Herrn Inscheniör führen kann.

Happy Weihnachten!!!
Muss mich jetzt beschenken lassen und heute abend in der Werkstatt mit meinem Schifflein einen kleinen Sherry nehmen.
Horridoo

Andreas
Jörn Feikert

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Jörn Feikert » Sa 28. Dez 2002, 19:49

Habe mit regem Interesse diesen Meinungsaustausch beobachtet.
Da ich zur Zeit meine Stahlsegelyacht selber dämmen will, ist das Thema sehr brisant, vielleicht kann mir einer einen Tipp geben?

Es handelt sich um eine Stahlsegelyacht mit Aludeck, das Vorschiff soll gedämmt werden. als Platz hierfür kämen 4 cm in Betracht.

Mir wurde empfohlen, die Yacht mit Mineralwolle zu dämmen und das ganze luftdicht durch Baufolie zu verschließen und darüber dann die Verkleidung(hier Buchenleisten) anzubringen.

Ist dies empfehlenswert?
Für einen Tipp wäre ich dankbar
Gruß Jörn
Andreas Schipper

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Andreas Schipper » So 29. Dez 2002, 21:09

Moin....

Mineralwolle, zumindest die Handelsübliche, die man ebenfalls von Hausbau kennt, zerfällt unter Feuchtigkeitseinfluss!
Würde Dir deswegen zu einem Plattenmaterial wie Styrodor o.ä. raten.
Auch ist die Verarbeitung angenehmer. Der Zuschnitt kann viel genauer erfolgen und es juckt nicht so sehr. Ausserdem ersparst Du dir die Absperrung gegen Feuchtigkeit mit Baufolie.

Andreas
Jan

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Jan » Mo 30. Dez 2002, 11:55

Ich hatte früher auch mal einen Stahljollenkreuzer, der war mit ganz normalem Styropor isoliert. Es gab weder Feuchtigkeit noch Muff oder Gammel. Das Vorschiff wurde erst später ausgebaut und auch die nackte Stahl Aussenhaut war nie feucht. Ich habe das Vorschiff beim ausbau dann ebenfals mit Styropor isoliert und nie Probleme gehabt.
So ist das hier auch bei zig anderen Stahlbooten gemacht worden.

Jan
Jörn Feikert

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Jörn Feikert » Sa 4. Jan 2003, 13:47

Danke für die guten Tipps.
Werde ich beherzigen

Gruß Jörn
Bjoern

Re: Isolierung eines Stahljollis

Beitrag von Bjoern » Di 7. Jan 2003, 07:31

Hallo ersteinmal und ein frohes neues,

erstmal vielen Dank für die vielen Antworten, muß gestehen, dass ich vor verzweiflung auch noch bei Jollenkreuzer.de dies diskutiere und verweises hiermit erstmal auf folgende Seite (http://www.cpq.de/jolli/discus/index.html , unter Restaurierung: Konstruktion ).
Ich bin jetzt soweit, dass ich mich gerade erkundige nach einer FCWK frei geschäumten PUR/PIR Platte wie unter (www.armaflex.com) zu sehen ist.
Vorteil ist wohl unter anderen die gute Verformbarkeit, leider kostet das Zeug so um die 30 Eur / m2.
Gut, Mineralwolle mit Alufolie als Dampfsperre ist da wesentlich billiger, man könnte sie dan auf so aufgeklebte Nadeln stecken mit einen kleinen Teller als gegenkonter und könnte Sie dann bei Schweißarbeiten wieder vorübergehen abnehmen, was bei dem Schaumzeug doch arg schwer fällt.
Aber wenn diese Dampfsperre mal irgendwie kaputt geht, hätte man auch ein problem (obwohl sies wahrlich unwahrscheinlich ist, da dies ja verkleidet wird).
Oliver, auch Dir dank für die Palstek suche, aber wahrscheinlich wird da nicht mehr drin stehen, leider beziehe ich die Zeitung erst seit 2001 *grrrr* ;-), für den fall das doch, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du sie mir zuschicken könntest.
Weiter habe ich noch ein "Bude" gefunden, die sich wohl damit ganz gut auskennt (http://195.90.14.140/ , unter synthetischen Kautschuk etc.), werde da mal vorbeifahren und mich beraten lassen :-)))

Soweit von mir
netten gruß an alle
Bjoern
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