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Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Sa 4. Okt 2008, 18:57
von otto f.
Für meine schöne Niedersachsenjolle möchte ich einen Satz neuer Segel machen lassen. Ich finde aber Dacron oder anderes Laminat nicht wirklich passend. Hat jemand eine Idee. eigentlich möchte ich wieder so ein schönes altes (weiches) Tuch wie meine alten original A&R Segel. wird heute irgendwo noch so etwas gewebt ?? bei Beilken und Hood hat man mir immer nur das neue Material angeboten.

wenn ich schon alles neu mache, denke ich auch über eine Rollfockanlage von Bartels nach. wer hat damit Erfahrung ? und reicht dann ein Vorsegel von Sturmfock bis Genua, da ja gerollt ??

wer kann helfen ?? danke

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Sa 4. Okt 2008, 19:30
von rw
Schönes Boot..., war auch mal mein Traum... - Dacron gab es schon zu den Zeiten, als die Niedersachsenjollen gebaut wurden und Dacron ist kein Laminat. Immerhin haben Beilken und Hood sog. Classic-Serien und gerade auch Hinsch / Ruhland spielen in der Liga. Traditionelle Baumwolle würde ich - unabhängig von der Schwierigkeit, es zu bekommen - nicht nehmen.

Rollfock geht gar nicht, wenn du auf Originalität Wert legst. Ein Vorsegel von der Sturmfock bis zur Genua ist ohnehin Quatsch.

Wenn du keine Sturmfock brauchst und ohne größere Genua auskommst, kannst du dir überlgen, einen Fockroller, nur zum Wegnehmen, nicht zum Verkleinern des Vorsegels (dann also der Kreuzfock), zu besorgen.

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: So 5. Okt 2008, 18:40
von otto f.
rw

vielen Dank für die Info. das Probematerial, was ich bekommen habe (Dacron) macht einen anderen Eindruck als das Originalsegel. dachte es wäre ähnlich dem Laminat, da ziemlich hart und wie plastik. beide segelmacher bieten mir den klassischen Schnitt auch an.

was unterscheidet einen Fockroller von einer Fockrollanlage ?

danke

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Mi 8. Okt 2008, 00:27
von rw
Es gibt Fockroller, gerade auf Jollen, JKreuzern, Drachen etc., die sind nur dafür da, das Vorsegel schnell komplett (!) aufzurollen - nur um das Fall nicht fieren zu müssen. Bspw. um die Genua auf einem Spigang schnell wegzunehmen. Sie dienen NICHT dazu, mit einem teilweise eingerollten Vorsegel (im Sinn von "gerefft") zu segeln, wie es auf den meisten handelsüblichen Yachten üblich ist. Ggf. muss bei einer anderen Windstärke ein anderes Segel angeschlagen werden. Dafür müssen die Anlagen keine so großen Lasten aushalten.

Bei den "reffbaren" Rollvorsegeln sind Schnitt und Tuch immer stärker kompromissbehaftet. Die Anlagen sind massiver und für eine Niedersachsenjolle sicherlich eher überdimensioniert.

Natürlich ist Dacron auch "Plastik" (na, sagen wir mal "Kunststoff"), Härte und Griff des Materials hängen ab von verschiedenen Faktoren. Dacronsegel werden im Gebrauch auch weicher. Normales Dacron-Segeltuch ist aber vollständig gewebt, keine Folie, nichts darauflaminiert.

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Sa 11. Okt 2008, 18:18
von otto f.
rw

danke für die ausführliche Info. können bei Fockrollern die normalen Stagreiter verwendet werden oder muss das Vorliek wie bei einer Rollanlage umgerüstet werden ? welches Fabrikat würdest Du empfehlen ? otto f.

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Sa 11. Okt 2008, 21:39
von rw
Moin Otto,

es gibt auf jeden Fall Fockroller, die mit Stagreitern verwendet werden können. Fabrikate kann ich nicht empfehlen, ich hab' mich gleichermaßen den Rollern als auch den richtigen Rollfockanlagen "verweigert". Von Bartels (da komme ich nur drauf, weil du den Hersteller ewähntest) gibt es auch einfache Roller, aber mehr als diese Tatsache kann ich nicht sagen.

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: So 12. Okt 2008, 11:17
von otto f.
rw

gut. ich schaue auch mal bei Toplicht rein. im Katalog haben die einen schönen klassischen Roller. auch wenn Roller nicht so klasse sind, halte ich sie für Einhand segeln für richtig.
otto f.

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Sa 30. Jul 2016, 11:15
von danebrog
Hallo

Der thread kommt wie gerufen. Und weil er bereits ein paar Jahre alt ist, liegt darin meine ganze Hoffnung in puncto zwischenzeitlichem Erkenntnisgewinn:

Mein jetziger Fockroller mit Topwirbel (Reff 2000 von"Top Reff") ärgert mich schon länger und muss zusammen mit dem Vorstag im Winter neu gemacht werden.

Meine Situation ist die gleiche: Niedersachsenjolle mit 4 Vorsegeln (die brav gewechselt werden) an Stagreitern (die ich wegen der Optik behalten möchte). Auch ich bin viel Einhand unterwegs und es geht nur ums komplette Einholen des Vorsegels.
Eine Unterdeck"anlage" scheidet definitiv aus, die Variante mit dem Endlos-Roller könnte sicher auch funktionieren.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Vorab vielen Dank und Grüße
Danebrog

Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: So 31. Jul 2016, 22:29
von Lothar
Hallo Dagmar,

ich tendiere ja bei so schönen Booten wie der Juno oder Solgun zu Unter-Deck-Anlagen. Die Durchführung verschandelt das Vordeck nicht so, wie es eine Rolle und die dazugehörigen Strippen an Deck täten. Die Anlage auf meinem Boot ist aus einigen gelaserten Blechen, einigen Schauben, vier Gewindeterminals und 2 Axialkugellagern selbst gebaut. Ausschließlich der Fallwirbel ist von Bartels. Da war dann auch der erste Rostfleck dran, weil eine Schweißnat nicht anständig gebeizt war....

Dennoch würde ich die kleinste Anlage von Bartels für den "Nichtselbstbauer" empfehlen, da wohl am solidesten gebaut. Aber wenn möglich, mach sie unter Deck.... Wenn nicht, nimm eine "Endlosanlage". Das Röllchen vorne stört am wenigsten den Blick des Betrachters. Funktioniert an der Hansa-Jolle bei mir im Verein tadellos.

Grüße aus Bremen

Lothar


Re: Klassisches Segeltuch + Rollfock

Verfasst: Mo 1. Aug 2016, 14:20
von danebrog
Hallo Lothar,

besten Dank für die Info. Im Prinzip bin ich ja ganz bei Dir, was die Optik an Deck angeht, aber unter Deck geht leider wirklich nicht.
Zum Einen, weil das Vorstag konstrutionsbedingt an die Nasenspitze, sprich den Bugbeschlag muß. Außerdem brauche ich jeden qmm an Tuch für dieses irdische mare tranquillitatis ...

Zum Anderen habe ich unter dem Vorschiff keinen Platz, weil ich 2 feste Schotten habe: Zuerst für einen "Wie-auch-immer"-Auftriebskörper, Prinzip Luftkasten, dann das Habitat für die Ankerkette samt Einlass und im Anschluß auch noch der Batteriekasten. Dazu kommt noch die Festmacherklampe an Deck mittschiffs ... Mehr geht nicht!
Und Leinen unter Deck wären bestimmt unpraktischer als die momentan an klitzekleinen Blöcken entlang der Fußleiste geführte.

Die verschiedenen Ausführungen von Bartels habe ich mir auch schon angesehen; es gibt sogar eine fertig konfektionierte für Hansajollen.
Ich würde nur gerne wissen, ob in diesem Falle teuer auch gut ist. Denn wenn der See mal in Aufruhr kommt, wie letzten Oktober, wo der Roller bei Starkwind zickte und ich die schlagende Fock einfangen mußte, möchte ich mich auf so ein Teil künftig verlassen können.

Beste Grüße
Dagmar