Schwertkastenbau

Christoph Laska

Schwertkastenbau

Beitrag von Christoph Laska » Mi 29. Jan 2003, 10:53

Hallo,

nach 39 Jahren hat es meinen Schwertkasten ereilt, die Jollenkrankheit schlägt zu. Der Schwertkasten hat in halber Höhe eine kleine faulige Stelle, für die kommende Segelsaison kann ich es sicherlich noch ausbessern, für den nächsten Winter steht dann wohl der Neubau an.
Hat hier schon jemand Erfahrungen damit gesammelt? Welche Fehler habt Ihr gemacht, die ich dann vermeiden kann? Literaturhinweise oder Bauanleitungen im Netz?

Vorab schon Danke:
Christoph
ANdreas Schipper

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von ANdreas Schipper » Fr 31. Jan 2003, 12:43

Moin Christoph,

auf die einfachsten Dinge kommt man manchmal nicht so schnell.....
aber:
Wenn der erste Schwertkasten fast 40 Jahre gehalten hat, was spricht dagegen, ihn genauso wiederzubauen, wie es der Erbauer getan hat???
Du kennst Holzart und bauweise deines Schiffes und der jetzige Schwertkasten bietet dir alle Schablonen´, die du benötigst, du kannst Dir im eingebauten und dann im demontierten Zustand alle erdenklichen und wichtigen Maße nehmen, die Du brauchst.
Du willst ja nicht das Rad neu erfinden, sondern lediglich deinen Schwertkasten wieder neubauen.
Beim Zusammenbauen und Dauerhaften Konservieren der Innenflächen, an die Du nie wieder herankommst, KANN dir Epoxy sicher gute Dienste leisten.
VIELLEICHT wäre die innenseitige Beschichtung der vorgefertigten Teile mit ein oder Zwei Lagen Matte und Epoxydharz sinnvoll, da du so das Holz gegen Wasserschlag dauerhaft schützen kannst.
ODER du fügst die einzelteile so zusammen, dass du zumindest eine Schwertkastenwannd leicht demontieren kannst, um innenseitig hin und wieder mit Lack zu konservieren.

Gutes Gelingen
Andreas
Gernot Kretschmar

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Gernot Kretschmar » So 2. Feb 2003, 19:23

Hallo Christoph,

solltest du dich für das Beschichten mit Epoxy und Matte entscheiden, dann auf jeden Fall Innen- und Außenseite aller Teile gleich beschichten, also auch die Matte innen und außen weil sich die Bretter sonst verziehen könnten und du im oberen Bereich keine Möglichkeit hast die Spannung aufzunehmen. Wahrscheinlich wird an den Innenflächen des alten Schwertkastens durch Verschleiß und Moder ein Teil der Materialstärke fehlen, dies betrifft dann auch den entsprechenden Kielbereich. Mann sollte überlegen den Kielausschnitt bis auf das gesunde Materil zu erweitern und den Schwertkasten, evtl. in verminderter Materialstärke durch den Kiel hindurch zu führen. Verminderte Materialstärke jedoch nur bei Matte innen oder Sperrholz. Du hättest dann den Vorteil den Innenraum des Kastens fugenfrei zu haben und die Matte würde bis zur stark belasteten Kielunterkante reichen. Die Fuge wäre leicht zu kontrollieren. Die Matte könntest du bei richtiger Vorgehensweise in einem Stück über die Fuge schlagen und damit eine stabile und sichere Verbindung erreichen. Bei Verwendung von Sperrholz, das ich an dieser Stelle nicht verwenden würde, solltest du auf jeden Fall die Kanten im Unterwasserbereich sehr sorfälltig versiegeln. Die demontage des alten Kastens wird warscheinlich auch nicht so einfach sein wie es sich in manchen sonst sehr guten Büchern liest. Ich mußte meinen Schwertkasten in Stücke sägen und aufspalten um an die festgerosteten Bolzen zu kommen. Die habe ich dann mit dem Fäuster durch den Kiel zurück geschlagen. Dabei ist natürlich auch die eine oder andere Ecke Kiel mit gekommen. Also erst alle ereichbaren Maße sichern und dann demontieren.

Viel Spaß dabei

Gernot
Oliver Röth

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Oliver Röth » Mo 3. Feb 2003, 13:02

@ Christoph: Glückwunsch, die Frage nach dem "Wie baue ich das Ding raus" stelle ich mir auch, aber aus einem anderen Grund: ich will meinen 20er außen mit Epoxi beschichten und muss den Schwertkasten innen dann auch irgendwie beschichten.

@ Andreas: Cool, einen Schwertkasten mit "quick-out-system". Zwei Klammern lösen und schon kannst Du eine Seite wegnehmen. Ähnlich, wie bei einer Motorabdeckung. Wäre da nicht die eine oder andere Querkraft, die auch das Schwert wirkt...;-)))))
Ernsthaft: die Idee ist nicht schlecht, da werde ich mir mal Gedanken drüber machen. Ich befürchte aber, dass der blöde Kasten "massiv" gebaut werden muss, weil er sonst nicht steif genug ist und sich durch die Schwertbewegungen losrappelt.

@Christoph und Andreas: Ansonsten ist die Beschichtung des Kastens innen mit Epoxi und Glas sicherlich nicht schlecht, eventuell tut es auch nur Epoxi. Man muss aber bedenken, dass das Schwert beim rauf- und runterlassen am Schwertkasten reibt und dabei das Epoxi und eventuell das Glas abrubbelt. Auf der Boot wurde mir von v.d.Linden geraten, den Kasten innen mit Epoxi zu behandeln (die ersten Lagen verdünnt, damit es tiefer ins Holz dringt) und, wenn ich drankomme, eine Lage 163 gr/cm³ Glasmatte drüberzulegen.

Auch wurde mir gesagt, dass man mit einem Heizungspinsel oder einer sehr kleinen Rolle später (bzw. wenn der Kasten zusammengebaut ist) recht gut innen streichen kann.

(Christoph) Falls Du das nicht möchtest, kannst Du immer noch ölen. Das schützt auch vor Rott innen und Du hast nicht das Problem, dass das Epoxi irgendwann nicht mehr da ist. Gut, ja, dafür wird eben das Holz dünner.

@Gernot: Das mit dem Beschichten innen und außen gilt aber doch nur dann, wenn ich den Rumpf natur lasse und somit im Frühjahr Wasser ins Boot läuft, bis die Planken aufgequollen sind?! Ansonsten hast Du Recht, der Kielausschnitt muss in der Regel mit "ausgebessert" werden.

Viele Grüße,
Oliver
Andreas Schipper

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Andreas Schipper » Mo 3. Feb 2003, 21:27

Moin zusammen...

@ Oliver: Du beschichtest auch mit Epoxy??? An mein Herz, Bruder!!!!!
*schmatz
Wennze aber NUR Epoxy ohne Glas nimmst, läufst Du gefahr, das die Beschichtung eher bricht.
Das iss wie bei Stahlbeton (nicht lachen, iss wirklich so) die Armierung mit dem Gewebe macht das Zeug biegezugfester und weniger spröde.
Evtl. auftretende Bewegungen wegen besser ausgeglichen und kompensiert.
Ein Träger nur aus Beton, ohne Stahlarmierung zerbröselt bei viel geringerer Belastung als der bewehrte Träger.
Nicht, das sich die Werkstoffe ähneln, aber physikalisch wirkt sich das gleich aus.
Deswegen werde ich den Klinkerrumpf mit Glasgewebe im UW-Schiff überziehen.
Muss nur noch Vater und Mutter erschlagen, damit ich für diese Arbeit auch geschaffen bin.....

Andreas
Peter Meusel

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Peter Meusel » Mo 3. Feb 2003, 21:30

Hallo Schwertkastenbauer,

der Schwertkasten unserer 15er H-Jolle ist fertig:
- Innen mit Epoxy und Grafit (das schmiert, wenn das Schwert vorbeirutscht) gestrichen.

- Die zweite Hälfte des Schwertkasten ist nur mit Sikaflex/Primer eingeklebt und mit Messingschrauben gesichert. Vor dem Kleben habe ich noch einen 1mm starken Edelstahldraht eingelegt. Mit dem kann man die Sikaklebestelle wieder aufschneiden, wenn man den Draht heraus zieht.

- Den Schwertkasten werden wir wahrscheinlich in 5 Jahren wieder öffnen.

www.h741.de

Viele Grüße

Peter
Peter Meusel

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Peter Meusel » Mo 3. Feb 2003, 21:35

Hallo Schwertkastenbauer,

eins noch:

Richtig wichtig ist das aufnehmen der Maße vorher. (Hätte ich besser auch gemacht, so mußte ich ziemlich lange suchen, wo der Schertschlitz beim ausgetauschten Kiel hinkommt).
Am besten mit der Kamera und einem Zollstock auf dem Bild.

Gruß

Peter
Oliver Röth

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Oliver Röth » Di 4. Feb 2003, 12:31

@ Andreas: Ja nu, nachdem ich mein Böötchen richtig aufgepallt habe und es jetzt auf dem Kiel steht und Auflagen des Anhängers nicht mehr in die Bordwand drücken (ein Hoch auf diese dämliche Konstruktion) kann ich nicht mehr im Boot rumkrabbeln, ohne das der Rumpf komische Geräusche macht und sich im Bereich der Kielplanken bedenklich bewegt. Und da dachte ich mir, vielleicht tut da doch ein bisschen Stefigkeit mehr ganz gut, und da Wolfgang und Du mir doch dazu geraten habt und doch einige Leute recht gute Erfahrungen mit EP gesammelt haben dachte ich mir: Wenn es denn sein soll dann wird das auch so gemacht.

Aber - Liebhaber der schweren Kiele - hast Du auch einen Tipp, wie ich den Stahlbeton (Verzeihung: die Glasmatte mit dem Epoxi) in den Schwertkasten rein bekomme, OHNE den Kasten zu zerlegen?

By the way: Wolfgang: sorry, dass ich noch nicht geantwortet habe, ich habe Deine mail erst gestern abend gelesen.

@ Peter: Kannst Du das mit dem zweiteiligen Schwertkasten mal genauer erklären? Vielleicht ist das ja eine gute Lösung, den Kasten auch hin und wieder von innen zu überholen, ohne sich mit irgendwelchen langen Pinseln zu verrenken.

Grüße, Oliver
Jan

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Jan » Di 4. Feb 2003, 18:30

Wenn der Kasten von innen gut konserviert ist ( ölen oder Lacken ) braucht man sich die nächsten 30 - 40 Jahre keine Gedanken mehr um Ihn machen. Und dann kann man ja auch malwieder einen neuen Schwertkasten bauen.
Meiner ist aus Sperrholz von innen mit Epoxi eingesetzt. Ist seit Jahren Bombenfest und ohne Rott.
Andreas Schipper

Re: Schwertkastenbau

Beitrag von Andreas Schipper » Di 4. Feb 2003, 21:52

....
sieh mal einer an, wie sie alle mit Epoxy bauen......*smile
Wie "unartig!!!"
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