Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Pirat82
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Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Pirat82 » Sa 23. Jan 2010, 08:23

Servus,
seit 2 Jahren bin ich stolzer Eigentümer eines wunderschönen Holzpiraten (Massivholz, kein Sperrholz). Ob es ein Werft oder Eigenbau ist, habe ich leider genausowenig herausfinden können, ob eine Segelnummer nebst Messbrief existiert :-(.

Dieses Schiff liegt bei mir in der Nähe von Karlsruhe an eine sehr sauberen klaren Baggersee -als Landlieger. Ich möchte das Schiff dieses oder nächstes Jahr allerdings auch zum Jollenwandern auf der Mecklenburger Seenplatte/ Ostsee nutzen.

Zu meinem Problem(en):
Das Unterwasserschiff ist derzeit mit Antifouling "beschmiert", das langsam beginnt abzublättern (für Landlieger ja nicht optimal). Das Unterwasserschiff ist allgemein in einem schlechteren Zustand als der Rest vom Boot. Stellenweise ist unter der Antifoulingschicht eine Glasfaserspachtel (?) zu sehen, im Bereich des Schwertkastens auch großflächiger (so 10*10cm). Das Boot ist im allgemeinen recht Dicht, ein "Leichentuch" aus GFK kommt daher für mich nicht in Frage.

Folgende Arbeitsschritte habe ich angedacht:
1. Altes Antifouling mit Bandschleifer entfernen, bis aufs Holz abschleifen.

2. Je nach Zustand (und Großflächigkeit der Spachtelstellen):
a) Lackierung mit Klarlack.
- Welcher könnte sich dafür eignen (bisher hab ich mit Epifanes im ÜW Bereich gute Erfahrungen gemacht)? Ist es ein Problem, wenn sich einige Millimeter Regenwasser im Boot sammeln, könnte das Wasser durchsickern und das mit Klarlack versehene Holz unschön unterlaufen/ das Holz schädigen?
- Hält der Klarlack auf den Epoxistellen (wenn es Epoxi ist) oder Glasfaser (falls es Glasfaser ist)?
- Welcher Lack (ich würde gerne 1K nehmen)?

b) Lackierung mit farbigem Lack
- Ist es ein Problem, wenn sich einige Millimeter Regenwasser im Boot sammeln, könnte das Wasser durchsickern und das mit Lack versehene Holz unschön unterlaufen/ das Holz schädigen (was ich ja nichtmal sehen würde)?
- Wie sieht es mit der Haltbarkeit/ Kratzfestigkeit aus? Kann man damit theoretisch auch mal "auf den Strand fahren" ohne Beschädigung?
- Wie soll ich den Lackaufbau gestalten? In jedem Falle mit Klarlack lackieren, bevor der Lack draufkommt?
- Welcher Lack (ich würde gerne 1K nehmen, sinnvoll?)?

Weiterer Frage-Punkt:
- Einbau eines Selbstlenzers. Macht das Sinn (z.B. neben/hinter dem Schwertkasten) damit das Regenwasser abläuft? Oder versinke ich dann bei Flaute (Elvström Lenzer)?

Für zahlreiche Meinungen und Beiträge wäre ich euch sehr dankbar. Wie würdet Ihr es an meiner Stelle machen?

Gruß
Philipp
j.sch.
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von j.sch. » Sa 23. Jan 2010, 10:54

Hallo Philipp,
wegen dem Farbaufbau kann ich dir nicht wirklich helfen, da gibt es andere hier die genau wissen was zu tun ist. Schau mal in den alten Beiträgen, zum Thema Unterwasserschiff gibt es schon jede Menge Beiträge. Da dein Boot nicht "dichtquellen" muss würde ich auch G4 in Betracht ziehen.
Wegen dem Regenwasserablauf würd ich dir abraten. Es wird dann zwar kein Wasser im Boot sich sammeln können aber nass wird es auf jeden Fall. Also eine Persenning oder Plane drüber, dann bleibt es trocken und du hast du kein Wasser im Boot. Und außerdem kein Loch im Unterwasserschiff.
Viele Grüße, Jens.
Viele Grüße aus Leipzig, Jens.
Pirat82
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Pirat82 » Sa 23. Jan 2010, 11:03

Hallo Jens,
vielen Dank für Deine Antwort. Bezgl dem Dichtquellen mache ich mir nicht so viel sorgen, dass hat 2 Jahre lang gut funktioniert (also es ist -obwohl Landlieger- wenig Wasser eingedrungen). Es geht mir wirklich in erster Linie um den Farbe/ Lack. Zum Thema Klarlack am Unterwasserschiff habe ich leider nur einen Beitrag gefunden, der mir aber nicht weiterhilft.

Gruß
Philipp
Helge
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Helge » Mo 25. Jan 2010, 20:10

Hallo Philipp,
ich gehöre in diesem Forum eigentlich nur zu den Ratsuchenden und nicht den Ratgebern.
Ich habe im letzten Jahr selbst einen Vollholzpiraten restauriert bzw. renoviert.

1. Ich würde dringend davon abraten, das Antifouling abzuschleifen. Das Zeug ist immer stinkegiftig und sollte nicht eingeatmet werden. Antifouling soll, wenn schon, nass geschliffen werden, mindestens aber mit einer effektiven Staubabsaugung. Nach meiner Erfahrung lässt sich das Meiste mit Ablauger bzw. Abbeizer entfernen. Es gibt von International einen speziellen Antifouling Abbeizer namens Interstrip, von dem ich nicht weiß, ob er was taugt. Ich habe die Reste bei meinem Piraten weitgehend mit einer (regulierbaren) Heißluftpistole entfernt. Was gar nicht runterwill, bleibt eben drauf.

2. Den Gedanken, an den dünnen Holzboden Deines Piraten mit einem Bandschleifer zu gehen, würde ich schnell verwerfen. Massivholz-Piraten sind aus Gabun-Holz (Okumé) gebaut. Das Holz wird zwar immer als (afrikanisches) Mahagoni bezeichnet, ist aber viel leichter und weicher als richtiges Mahagoni und entsprechend empfindlich gegenüber grobem Werkzeug, wie spitzen Ziehklingen, Spachteln oder gar Bandschleifern. Wenn schleifen, dann mit einem guten Excenter - (Festool) oder Schwingschleifer.

3. Mein Vorgänger hat die Plankenstöße im Unterwasserbereich auffräsen und ausleisten lassen (s. Foto 1). Das ist m.E. gerade bei einem Piraten wegen der wenigen Stöße eine sehr effektive Behandlung, um das Unterwasserschiff glatt und dicht zu bekommen. Klarlack eignet sich für die Abdichtung überhaupt nicht. Epifanes 1- K Lack ist nur über der Wasserlinie verwendbar. Ich glaube, das gilt für alle 1-K Lacke und alle 2-K Lacke sind für Massivholz - Schiffe ohnehin viel zu spröde.

4. Das Unterwasserschiff kann man mit einem dafür vorgesehenen Primer behandeln. Handelsüblich sind wohl jetzt vorwiegend Epoxy-Primer. Mir hat man als besonders flexibel einen Chlorkautschuk Primer empfohlen. Den gibt es von van Hoeveling (Universalgrund 6055) und auch von anderen Herstellern, zB. Sikkens. 5 Anstriche und das Schiff sollte im wesentlichen dicht sein. Den grauen Primer brauch man nicht zu überstreichen. Ich habe ein dünnschichtiges Teflon- Hartantifouling aufgetragen (v. Hoeveling Y 88). Der Kupferton passt prima zum lackierten Holz (Foto 3).

Viel Spaß

Gruß

Helge K.
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Pirat82
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Pirat82 » Mo 25. Jan 2010, 21:13

Hallo Helge,
vielen Dank für Deine Antwort und Deinen Tip. Für mich geht es in erster Linie darum, dass mein Anstrich der "Belastung" standhält, nicht im Wasser zu liegen.
Hartantifouling wird ja -ohne dass das Boot im Wasser- liegt irgendwann spröde und platzt dann ab. Ich dachte daher, dass Klarlack (Epifanes 1K) auch funktionieren würde (Boot wird alle 3 Wochen mal für 1-3 Stunden gesegelt). Dicht ist der Pirat eigtl, da brauche ich keine weitere Abdichtung.
Kann denn dieser Chlorkautschukprimer ohne weiteres auch "an der Luft bleiben" ohne weitere Versiegelung bzw. überstreichen mit Antifouling/Farbe bleiben (im Datenblatt der Farbe habe ich dazu nichts gefunden, woher weißt Du das, dass man es nicht überstreichen muss)? Es handelt sich hierbei ja um keine Epoxyfarbe.

Gruß
Philipp
André bauer
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von André bauer » Di 26. Jan 2010, 16:51

Hallo Phillip,
Antifouling und die dazu gehörenden Primerfarbben lassen sich mit nem Bandschleifer
auch nur ganz schlecht schleifen. Mit anderen Geräten auch, davon ab.
Am besten taugt für solche Farben immer noch die Heißluftpistole und Ziehklinge.
Den Abbeizer von International kenn ich nicht, von SP gibts was ähnliches, was dabei hilft,
ist eine Folie über den Abbeizer zu legen, damit er während der Einwirkzeit nicht zu sehr austrocknet.
Die Zeiten immer einhalten, auch wenns dauert.
Was Helge über 1K und 2K Lacke schrieb ist nicht richtig, die haben weder ein Problem damit alle paar Wochen mal für ein paar Stunden unter Wasser zu sein,
noch sind 2K grunsätzlich zu spröde für Massivholz.
Was ich an 2K Lacken nicht mag, ist das schon mal was abplatzen kann, das liegt aber nicht am Holz.
(Ich hatte mein Boot vorher mit 2K Awlgrip Awlbrite lackiert und die Scheuerleiste über der CWL hat schon mal was abbekommen)
Die Reparatur ist dann aufwendiger, wie mit 1K, das ist alles.
Je nachdem, wieviel das Holz arbeitet bzw. wieviel Chance man ihm zum Arbeiten läßt,
ist 2K für das Boot geeignet. Verwendet man 2K, sollte das Boot innen wie außen komplett versiegelt werden.
Es gibt einige, die das Boot innen offenporig halten würden, meiner Meinung nach mit 2K außen die falsche Variante.
Was Helge zum Bandschleifer sagt, ist korrekt, das ist ein Werkzeug, mit dem man um können muß.
Da ist schnell ne Delle ins Holz geschliffen.
Wie sich der Chlorkautschukprimer ohne Antfouling verhält weiß ich nicht, wär aber vorsichtig.
Mein Opti und meine Koralle waren beide auch nur mit Lackfarbe unter Wasser gestrichen,
der einzige Unterschied zu Klarlack sind die Pigmente, die dem Klarlack fehlen.

Aber warum Klarlack unter Wasser?

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Bries

Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Bries » Di 26. Jan 2010, 22:52



Hallo Fillip ,
Hallo André,

Chlor kautschukfarbe , Ist gedacht für u.a protection im freien.
über diese farbe kannst du nicht mehr jede andere farbe sorte überstreichen.
Sie ist empfindlich für lösungs mittel zb benzin die drauf tropft oder komt.
Das allles is an sich kein problem .

Nur wieso meinst du, für die paar stunden im wasser jede paar wochen , ein antifouling an zu bringen.
Ich denke das das für deinen gebrauchsfall weniger notwendig ist , Dan reicht die Chlorkautschuck eigentlich .

Nur so ein gedanke.

m fr gr Georg Fongers.
niclassen
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von niclassen » Di 26. Jan 2010, 23:14

"Aber warum Klarlack unter Wasser?"

Weil es schön ist!

Der Rumpf wurde mit PP Lack grundiert 8mal mit 2 Zwischenschliffen.
Der Endlack auf dem gesamten Boot ist von DuPont Marine Finishes sowohl farbig als auch klar einschließlich der passenden Grundierung. Er wurde in 2 Schichten nass in nass im Spritzverfahren aufgetragen.
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Pirat82
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Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von Pirat82 » Mi 27. Jan 2010, 08:25

Hallo,
vielen Dank für die vielen Antworten.

@niclassen: Tolles Starboot. Genau so eine Ansicht hab ich in meiner Wunschvorstellung, für meinen Piraten - die Optik der Rennjollen aus den 20ern. Die waren auch nur lackiert. Ist die Lackierung denn "dicht" bzw. bilden sich dunkle Stellen unter dem Lack (speziell unter der Wasseroberfläche?)? Das Boot nimmt trotzdem etwas Wasser, oder?

Für mich sieht es derzeit nach den Möglichkeiten aus (Antifouling schließe ich aus):

1. -Klarlack: Wenn ich das Antifouling abgekratzt habe und das U-Schiff gut aussieht (wenig Glasfaserspachtel, Maserung schön).

2. Lack oder Chlorkautschuk: Das was ich über Chlorkautschuk gelesen habe, klingt für mich sehr interessant. Es scheint ein widerstandsfähiges Material zu sein, mit dem man auch mal "auf den Strand" fahren kann. Lack scheint dafür mehr zu "atmen". Hat Jemand mit "Chlorkautschuk direkt auf Holz" Erfahrungen?

PS: Bezgl. Einbau eines Selbstlenzers. Macht das Sinn (z.B. neben/hinter dem Schwertkasten) damit das Regenwasser abläuft? Oder versinke ich dann bei Flaute (Elvström Lenzer)?

Gruß
Philipp
nvonholdt

Re: Holzpirat als Landlieger - wie Unterwasserschiff lackieren?

Beitrag von nvonholdt » Mi 27. Jan 2010, 10:01

Moin Philipp,
falls in deinem Piraten ein dichter Doppelboden eingebaut ist, wird es funktionieren, denn der Doppelboden liegt über der Wasserlinie und die Lenzer in einem "Brunnen".
Meines Wissens werden die Elvströmlenzer bei den heutigen Piraten nur bei dichtem Doppelboden im Brunnen an den Seiten eingebaut. Es reicht außerdem nicht immer die Bootsgeschwindigkeit aus, damit die Lenzer einwandfrei arbeiten. Im Brunnen sammelt sich Wasser, welches "auf der hohen Kante" ablaufen kann.
Falls der Cockpitboden nicht dicht ist,d.h. das über die Lenzer eintretende Wasser sich im ganzen Boot unter dem Cockpitboden verteilen kann, geht es unweigerlich mit Mann und Maus in den nassen Keller.

Gruß
Niels
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