Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Holzpirat-2363
Beiträge: 11
Registriert: So 28. Feb 2010, 21:21

Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von Holzpirat-2363 » So 28. Feb 2010, 22:01

Hallo zusammen,

Ende des letzten Jahres habe ich mir einen langen Traum erfüllt - einen Holzpiraten der nun wiederbelebt werden möchte :)

Die Daten habe ich an hand der Segelnummer in Eurem Archiv gefunden - der Pirat ist von 1960 und wurde damals auf den Namen Seeadler getauft, die Werft ist mir leider nicht bekannt.


Leider haben der Zahn der Zeit und die unkundige Hand der Vorbesitzer dem Piraten sehr zugesetzt, so dass hinter der angeschraubten Scheuerleisten leider die oberen 5cm der Planken und 5-7 cm der Ränder des Decks verrotten sind, sowie großflächig die Bugspitze dank fehlender Propfen.
Dazu kam dann wohl noch eine 8 jährige Standzeit zum Teil auch im Freien... Nunja, ein befreundeter Segler meinte aber, dass bis auf das Deck und die ober Planken der Rest ganz gut in Schuss sei und das zu machen wäre.

Das Deck ist demontiert, aber zum Glück noch vorhanden, so dass ich für mein Skelett die passenden Schablonen hätte. Ansonsten ist der Pirat noch vollständig und die Beschläge zum Teil sogar noch original.


Meine Ziel ist den Piraten wieder zum Segeln zu bringen und von der Optik auch schön zu machen - Hochglanz muss nicht, wäre aber nett.
Basteln macht mir Spaß und liegt mir auch ein wenig (deswegen auch keinen segelfertigen Priraten) Hilfe bekomme ich bei Bedarf von einem Tischler - Material zu beschaffen ist leider hier in Herford schwierig, aber passendes und ordentliches Werkzeug habe ich zur Verfügung.


Da der Pirat wohl aus Mahagoniholz ist würde ich gern auch die Planke aus Mahagoniholz machen, dafür habe ich bereits einen Versender gefunden der 8mm Vierkantholz hat.

Das Deck wieder aus Mahagoniholz herzustellen ist glaube ich unbezahlbar, ich würde versuchen die alten Mittelteile wieder einzusetzten, aber dann fehlt immer noch der Rest.

Wie würdest ihr dieses Problem lösen? kompelett 10mm Sperrholz drauf? anderes Vollholz dazu? Rott wegschneiden und alte Planke mit Mahagoniholzstreifen ergänzen?

Zur Variante komplett Sperrholz habe ich die Frage, ob ich das mit dem Rumpf mit Epoxi oder Sika verkleben kann, um keine Schraublöcher zu haben die Wasser ziehn könnten? Oder arbeitet der Rest so stark, dass das Sperrholz nicht halten würde?

Bevor das Ganze aber beginnt, denke ich dass es am besten ist den Piraten von den zich Schichten Klarlack zu befreien - ich tendiere zur Zeit noch zum Abbeizer oder Ameisensäure, da ich den Staub der mir unbekannten Anstriche fürchte und auch mit der Ziehklinge wohl eher Landschafen bauen würde ;) Was spricht für und gegen den Abbeizeier oder die Ameisensäure?


Ich hoffe das waren nicht zu viele Fragen und freue mich auf Eure Erfahrungen!!


Viele Grüße,
Malte
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von André bauer » Mo 1. Mär 2010, 13:58

Moin Malte,
Mahagoni ist nicht so schwer zu beschaffen, kommt allerdings auf die genaue Art an.
Bei Jollen wurde oft Gabun des Gewichts wegen benutzt, ob auch bei Piraten weiß ich nicht.
Ansonsten sind Kayamahagoni oder Sipomahagoni am häufigsten zu bekommen.
Dein Tischler wird Dir event. sagen können, welche Sorte das ist, muß aber nicht, wenn man die Hölzer nie verarbeitet hat.
Ansonsten hilft es ein Foto hier einzustellen, von sauber geschliffenem Holz,
klar lackiert ohne Beize bzw. mit Wasser befeuchtet ist auch hilfreich.
Ist auch nicht unbezahlbar, als Quelle würde ich Georgus in Bremen oder für Massivholz vielleicht eher Sommerfeld&Thiele in Hamburg emppfehlen.
Vielleicht hat hier im Forum jemand auch Mahagoni über.
Sperrholz ist Ok, natürlich nicht original und von daher weniger schön.
Funktioniert aber und gibt ein steifes Boot.
Sperrholz muß aber unbedingt den Vorschriften des Germanischen Lloyd entsprechen,
AW100 verleimt sein und für den Außenbereich ausgewiesen sein, nicht für den Innenausbau,
sonst ist es nicht tauglich für den Bootsbau.
Außerdem müssen bei Sperrholz die Kanten mit einer Abdeckleiste oder Epoxi verschlossen werden.
Die Innenlagen sind von schlechterer Qualität und faulen bei Feuchtigkeitskontakt ziemlich schnell.

Fortsetzung folgt...

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Holzpirat-2363
Beiträge: 11
Registriert: So 28. Feb 2010, 21:21

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von Holzpirat-2363 » Di 2. Mär 2010, 00:51

Moin André,

danke für Deine ersten Informationen - bin schon auf weitere gespannt.

Was das Holz angeht, meinte Mein Tischler, dass es Mahagoni sein wird, da halt so rötlich ist.

Massives Gabunholz hat hier der örtlichen Holzhändler leider nicht im Angebot.

Von Georgius und Sommerfeld habe ich mir bereits Kataloge bestellt, bin gespannt :)

Je nach Preis für die Planken könnte ich mir vorstellen, die rotten Stellen gleichmäßig rauszuschneiden und damit dann zu erstetzten - zwar würde sich die Optik verändern, aber der Pirat wäre noch zum größten Teil original und aus Vollholz.

Wenn ich Dich richtig verstehe würde Sperrholz gehen - leider zwar zum Nachteil der Optik und dem Originalzustand würde aber das Boot steifer machen.
Würde es denn reichen, wenn ich das Sperrholz mit der Unterkonstruktion per Epoxi verkleben und entsprechend versiegeln würde? Wie Du selbst sagst, ist es gegen Wasser empfindlich und die Schaubenlöcher wäre da ja eher kontraproduktiv.


Viele Grüße,
Malte
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von André bauer » Di 2. Mär 2010, 11:58

Moin Malte,
ein Sperrholzdeck mit den Balken zu verkleben sollte bei einem Piraten kein Problem sein,
das Deck hat ja relativ wenig Bucht, allerdings wirds mit 10mm nicht gehen, das ist zu steif.
Ich habe bei meinem Motoboot damals 6mm genommen, 8mm mag noch gehen,
alles andere wird zu schwer und ist auch nicht nötig, ich habe auch nur verklebt, mit dutzenden Granitsteinen beschwert und von außen eine Escheleiste als Kantenschutz vorgeklebt.
Es muß aber keine Esche sein, Mahagoni, Eiche oder so gehen genauso gut.
Esche ist relativ empfindlich, wenn der Lackschutz nicht hundertprozentig ist.
Mahagoni ist nur der Oberbegriff für annähernd 600 Unterarten, dazu gehören die noch
erhältlichen und gängigen Arten Gabun, Kaya, Sipo und kaum zu beschaffende, wie Honduras, Swietenia.
Die letzten beiden fallen unter das Artenschutzgesetz und sind deshalb nur zu haben, wenn aus alten Beständen.
Gabun ist eine der leichtesten Mahagoniarten, daher gerne für Jollen genommen.
Wenn Sperrholz verwendet wird, muß der Rest des Bootes auch intakt sein, heißt der Rumpf muß so fest sein, dass er nicht zu viel arbeitet.
Ansonsten kann es tatsächlich passieren, das sich das Deck nach einiger Zeit wieder von den Decksbalken löst.
Das Deck zu schrauben hilft da aber auch nicht, das bringt tatsächlich nur unnötige Löcher, die neue Probleme aufwerfen.
Finde erstmal raus, welches Holz im Boot verbaut wurde und dann sieh mal, ob Du das irgendwie besorgen kannst.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von André bauer » Di 2. Mär 2010, 14:50

Moin Malte,
ein Sperrholzdeck mit den Balken zu verkleben sollte bei einem Piraten kein Problem sein,
das Deck hat ja relativ wenig Bucht, allerdings wirds mit 10mm nicht gehen, das ist zu steif.
Ich habe bei meinem Motoboot damals 6mm genommen, 8mm mag noch gehen,
alles andere wird zu schwer und ist auch nicht nötig, ich habe auch nur verklebt, mit dutzenden Granitsteinen beschwert und von außen eine Escheleiste als Kantenschutz vorgeklebt.
Es muß aber keine Esche sein, Mahagoni, Eiche oder so gehen genauso gut.
Esche ist relativ empfindlich, wenn der Lackschutz nicht hundertprozentig ist.
Mahagoni ist nur der Oberbegriff für annähernd 600 Unterarten, dazu gehören die noch
erhältlichen und gängigen Arten Gabun, Kaya, Sipo und kaum zu beschaffende, wie Honduras, Swietenia.
Die letzten beiden fallen unter das Artenschutzgesetz und sind deshalb nur zu haben, wenn aus alten Beständen.
Gabun ist eine der leichtesten Mahagoniarten, daher gerne für Jollen genommen.
Wenn Sperrholz verwendet wird, muß der Rest des Bootes auch intakt sein, heißt der Rumpf muß so fest sein, dass er nicht zu viel arbeitet.
Ansonsten kann es tatsächlich passieren, das sich das Deck nach einiger Zeit wieder von den Decksbalken löst.
Das Deck zu schrauben hilft da aber auch nicht, das bringt tatsächlich nur unnötige Löcher, die neue Probleme aufwerfen.
Finde erstmal raus, welches Holz im Boot verbaut wurde und dann sieh mal, ob Du das irgendwie besorgen kannst.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Holzpirat-2363
Beiträge: 11
Registriert: So 28. Feb 2010, 21:21

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von Holzpirat-2363 » Di 2. Mär 2010, 23:37

Moin Andre,

am WE werde ich zum Piraten fahren und mir ein Stück holen um dann zu einem Tischler vor Ort gehen und dort fragen was es ist und ob er davon etwas hat oder besorgen kann.

Alternativ zu Mahagoni oder Gabun könnte ich mir auch Meranti vorstellen, das dürfte sicher gut zu bekommen sein.

Mit dem Sperrholz hört sich ja schon mal nicht schlecht an, an 10mm hatte ich wegen der Begehbarkeit des Vordecks gedacht, aber wenn sogar 6mm gehen, dass reichen 8mm ja dicke und ich tret mir keine Dellen oder Löcher rein.


Wenn ich anstatt von Epoxi dann Sikafelx oder Pantera nehmen würde, würde das Ganze ja etwas flexibel bleiben und könnte möglich Bewegungen im Rumpf dann besser verkraften, oder wird das dann zu schwammig?


Grüße,
Malte
acksel
Beiträge: 577
Registriert: Do 3. Aug 2006, 11:00

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von acksel » Mi 3. Mär 2010, 07:13

Grüsse von der Elbe!
Axel

www.classic-modellyacht-design.de
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von André bauer » Mi 3. Mär 2010, 11:02

Moin Malte,
ich würde nie strukturelle Verbindungen mit Sika oder ähnlichem machen.

Nochmal zu den Holzsorten:
Gabun und Meranti sind genauso Mahagoniarten, wie Kaya und Sipo.
Die Holzart Mahagoni an sich gibt es nicht.

Bei der Begehbarkeit des Decks kommt es auf die Abstände der Decksbalken an, normalerweise reichen 6mm für 300er Abstände.
Durch die Bucht des Decks bekommt das Sperrholz auch etwas Beulsteifigkeit.
Wichtig ist für Sperrholz, das es auch von unten versiegelt wird, mit Epoxi oder G4.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
acksel
Beiträge: 577
Registriert: Do 3. Aug 2006, 11:00

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von acksel » Mi 3. Mär 2010, 11:19

http://www.jollenseite.de/

so, hier nun der richtige link......
Grüsse von der Elbe!
Axel

www.classic-modellyacht-design.de
Holzpirat-2363
Beiträge: 11
Registriert: So 28. Feb 2010, 21:21

Re: Restaurierung meines Holzpiraten Bj 1960 - Nur wie?

Beitrag von Holzpirat-2363 » Mi 3. Mär 2010, 18:48

Moin Axel,

der Link ist super, die Seite ist echt interessant - werd ich heut abend durcharbeiten.



Moin Andre,

von G4 habe ich schon gehört das, wär auch für die Oberfläche in Verbindung mit G8 interrssant so würde das dann auch wetter- und sonnenfest.
Wenn würde ich das Holz vor dem Kleben schon unten behandeln, damit es rund um dicht ist und da nichts feucht werden kann.

Was meinst Du genau mit Sika Pantera und so, was spricht dagegen? Das Zeug ist ja für solche Verbindungen gemacht, die dauerelastisch, aber stabil bleiben sollen.



@ all
habt ihr zur Lackentferung einen Rat in Bezug auf Ameisensäure und co, machbar oder zu umständlich und gefährlich?



Viele Grüße,
Malte
Antworten