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Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Mo 9. Aug 2010, 07:59
von Marinus
Hallo!

Ich habe seit 1,5 Jahren eine Akkrumer Jol, niederländische Plattbodenjolle mit festem Kiel, gebaut 1933 in Mahagonie auf Eiche. Schon bevor ich Sie gekauft habe, lag Sie einige Zeit an Land.
Nach dem Kauf habe ich angefangen den alten Lack komplett abzuschleifen, und noch div. kleinere Sachen....

Das Schiff stand zwischenzeitlich auch mal draußen und nie beheizt, aber nun ist das Holz dennoch extrem trocken und ich frage mich, ob ich es vor der neuen Beschichtung erst quellen lassen soll?

Vielen Dank schonmal...

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Mo 9. Aug 2010, 21:16
von j.sch.
mit was willst du beschichten?
vg, jens.

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Mo 9. Aug 2010, 23:35
von Marinus
Ursprünglich hatte ich 2K Lack geplant, um eine harte und tief glänzende Oberfläche zu erhalten, mittlerweile überlege ich, Öl oder einen Lack auf Ölbasis zu verwenden.
Habe das Schiff heut auf dem neuen selbstbau Bock in meine Halle verfrachtet, also ab Morgen gehts wieder richtig los und nächste Woche wird lackiert...

Ich bin für alle Tipps, die Beschichtung betreffend dankbar!


Marinus

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Di 10. Aug 2010, 11:02
von schiffmeister
Wenn Du das Schiff lackierst und die Plankengänge geöffnet sind, dann kann Farbe dazwischen kommen und die wird dann als Wulst wieder rausgedrückt - bei 2 K-Lack kann dann auch der Plankengang beschädigt werden. Wenn du von innen nasse Jütesäcke reinlegst dann quillt das Holz und du kann ohne bedenken lackieren. Aber nicht zu nass - sonst gibt es Probleme mit der Lackierung -Anweisung beachten.

Zu der Frage mit 2 K-Lacken auf solchen Booten - ich halte es nicht für gut, da der 2 K-Lack viel härter wird und nicht besonders flexibel ist - die Wahrscheinlichkeit, dass der dann aufreisst ist sehr hoch und dann kannst wieder neu anfangen. Ich empfehle Dir einen traditionellen Bootslack zu verwenden. z.B. Schooner von international die machen die Bewegungen im Holz besser mit und Du hast auch eine schönere Farbe, weil diese Lacke mit Leinöl aufgesetzt sind - das leicht honigfarbig ist.

Liebe Grüße

Frank

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Di 10. Aug 2010, 12:37
von Michael Thoon
Hallo Miteinader!
Ich wieß, dass dieses unter den "echten" Freunden klassischer Yachten nicht gerne gesehen oder gemacht wird, aber in den letzten Jahren haben wir bei Projekten, bei denen sich Kunden dazu durchringen konnten, ihren teils ziemlich "morschen Dampfer" mit Epoxidharzen wieder "fit" bzw. wasserdicht zu bekommen, sehr viel Erfolg gehabt.

Bei diesen Restaurationen wurden nicht nur die "klassischen" Laminier-/ Beschichtungs-Harze eingesetzt, sondern auch insbesondere ein lösungsmittelhaltiges Epoxyd-System.
Dieses zeichnet sich durch sein sehr gutes Imprägnier-Vermögen wie auch die mögliche Mehrfach-Beschichtbarkeit ohne Zwischenschliff, aber mit "offener Zeit" (von fühestens 3 - 4 Stunden) bis zu 6 Tagen aus.
Wegen seiner hohen Flexibilität kann es (neben dem Unterwasser-Bereich) auch sehr gut als Holzimprägnierung für Decks- und Aufbauten genommen werden, wie auch für Masten, Spieren etc..
Leider, das ist bei den EP-Systemen eben so...., ist es nicht UV-stabil und dunkelt bzw. gilbt, was formal nur eine unangenehme optische Eigenschaft ist, aber keine chemsichen oder physikalischen Nachteile mit sich bringt.
Wer aber die Klarheit und Brillianz des Materials erhalten möchte, beschichtet minimal 2 bis 6 Schichten mit einem ebenfalls hochflexiblen Klar- oder Buntlack (ebenfalls aus Luft/Raumfahrt kommend) über.
Besonders interessant auch:
die genannten Systeme sind bis zu 100°C wärmestabil!
Das ist insbesondere bei dunklen Hölzern / Untergründen ein sehr wichtiger Faktor, denn:
braune, rot-mahagonifarbene (Holz-) Oberflächen werden bis zu 90°C heiß, darum gibt so manches "Nullachtfünfzehn-Laminierharz" auf (=wird weich), was zum Abscheren / Abblättern von zu harten, darüber applizierten Lacken führt!
Es gibt zwar auch höher wärmestabile Harze, aber die lassen sich dann nicht mehr "so ohne weiteres" zwecks Beschichtung o.ä. nehmen, was es dann zu kompliziert macht...

Gruß aus dem Köln-Bonner Rheinland

Michael Thon
www.timeout.de

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Di 10. Aug 2010, 19:56
von André bauer
Moin,
was immer vergessen wird, ist die Tatsache, das ein Epoxi gerade bei Mahagoni der Tiefenwirkung eines klassischen Bootsbaulackes unterlegen ist.
Eine EP-Beschichtung ist komplett klar bis weißlich, 1K Lacke dagegen sind honigfarben,
was die rot-goldene Farbe des Mahagoni deutlich besser hervorhebt.
Zudem muß die ganze Beschichtung runter, wenn das EP doch vergilben sollte,
eine Reparatur von Schadenstellen ist auch nicht so ganz einfach, wie bei einem Aufbau mit einem 1K-System.
Das Aufbewahren von 2K-Lacken und Epoxi im Bordklima ist ebenso nicht besser, als bei 1,
weil sowohl 2K als auch Epoxi innerhalb kurzer Zeit überlagern wie ein Lebensmittel.
Ein 1K-Lack ist deutlich günstiger und hält schon mal 2 Saisons an Bord durch, wenn er richtig verschlossen ist.

Gruß,
André

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Di 10. Aug 2010, 23:01
von Marinus
Vielen Dank!

Die Plankengänge sind alle verschlossen und ich denke auch nicht, dass "Oudje" trotz der Trockenheit nicht übermäßig Wasser ziehen wird, zumindest nicht mehr, als normal....

Ich denke ich werde auch aussen mit 1K Lack auf Ölbasis arbeiten, denn das Risiko das der doch wesentlich härtere 2K Lack reißen sollte ist mir zu hoch.

Zu den Epoxy Geschichten- Pfui!
Ich arbeite zwar viel iund gerne mit dem Zeug aber auf mein Holz kommt das nicht! Auch wenn man mittlerweile welches bekommt, fast ohne jede Farbverwirrung, ist es durch die UV Unbeständigkeit meiner Meinung nach völlig ungeeignet für solche Anwendungen.
Ich habe im Frühjahr bei einer X48 das Freibord lackiert, durch Zeitdruck, mussten wir auf dauerndes anschleifen verzichten und haben statt dessen eine Schicht Klarlack verwendet, was ein super Ergebnis gebracht hat (tiefes tiefes glänzendes blau....)

Also Euch vielen Dank und ich werd morgen weiterbasteln, damit der erste Schlag noch dieses Jahr glückt...

Marinus

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Mi 11. Aug 2010, 09:39
von Michael Thoon
Hallo zusammen,
zu André:
1) was immer vergessen wird, ist die Tatsache, das ein Epoxi gerade bei Mahagoni der Tiefenwirkung eines klassischen Bootsbaulackes unterlegen ist.
2) Eine EP-Beschichtung ist komplett klar bis weißlich, 1K Lacke dagegen sind honigfarben,
3) was die rot-goldene Farbe des Mahagoni deutlich besser hervorhebt.
4) Zudem muß die ganze Beschichtung runter, wenn das EP doch vergilben sollte,
5) eine Reparatur von Schadenstellen ist auch nicht so ganz einfach, wie bei einem Aufbau mit einem 1K-System.
6) Das Aufbewahren von 2K-Lacken und Epoxi im Bordklima ist ebenso nicht besser, als bei 1, weil
7) sowohl 2K als auch Epoxi innerhalb kurzer Zeit überlagern wie ein Lebensmittel.
8) Ein 1K-Lack ist deutlich günstiger und hält schon mal 2 Saisons an Bord durch, wenn er richtig verschlossen ist.

zu 1) wieviele Systeme hast Du schon probiert? Ich kan mit einem dagegen halten!
zu 2) FALSCH, die Standard-Laminiersysteme sind oft gelblich, was allerdings als NACHTEIL empfunden wird; die Hersteller versuchen eigentlich immer hin zu klar / farblos zu produzieren, was aber oftmal wegen der zur Verfügung stehenden preiswerten Rohstoffe hinsichtlich UV- und sonstiger chemisch-physikalischer Beständigkeiten nicht möglich ist, darum dann gelblich bis braune Färbungen!
zu 3) wenn etwas gelbliches obenauf auf etwas rotbraunes gepackt wird, wird das darunter liegende farblich verändert...; Mahagoni hat im Original eher ein schmutziges bis dunkles braun, der "rote" Farbton kommt vom Beizen....
zu 4) das ist nicht richtig und Du wiedersprichst Dir selbst: einmal ist das gelblich-honigfarbene das richtige, dann muss es runter...;
die Vergilbung ist ein im gehärteten Epoxidharz auftretender Prozess, der aber bei einer intakten Beschichtung nur eine optische Wirkung hat;
Epoxidharze sollten daher in UV-belasteten Bereichen immer mittels eines UV-schützenden Lacks beschichtet werden, Vergilbung damit verringert bis ausgeschlossen - abhängig von der Güte des Lacks;
zu 5) Auch wieder nur teilweise richtig, wenn das allgemeine Gültigkeit haben sollte: auch 1-komponentige Systeme werden teilweise, so zumindest bei farbigen Systemen, mit Vorstreich-Lacken verarbeitet, da sich diese, in Vorbereitung auf das bessere Lackbild, besser schleifen lassen und sie oftmals wegen ihrer besseren Tiefenverkrallung vorab einsetzt;
für Epoxid-Beschichtungen mag das mit der Einfachheit von Reparatuiren vielleicht grundsätzlich gelten, da man wegen vorgenannter Gründe gewöhnlich mit 2 Beschichtungen arbeitet man so auch u.U. 2 Beschichtungen reparieren muss: die äußere Lackversiegelung und das darunter liegende Epoxy;
zu 6) wie lange / wieviele Systeme hast Du schon ausprobiert? Ich habe 2-k Lage im temperatur-ungeschützten Carport gelagert, die sich nach 10 Jahren immer noch verarbeiten lassen, Epoxidharzsysteme noch nach 6 Jahren...; gut, ich würde solche Materialien wegen ihre Alters nicht mehr für anspruchsvolle Beschichtungen einsetzen, aber Deine grundsätzliche Behauptung stelle ich somit in Frage und setze sogar die gegenteilige Behauptung auf: es gibt 1-komponentige Polyurethan-Systeme, die mit der Luftfeuchtigkeit reagieren, nach entnahem von Material bleibt also immer auch ein "Reaktions-Potential" in der in der Lackdose verbliebenen Luft zurück und ich bezweifle, ob ein 1-k Lakc so lange durchgehalten hätte...;
zu 7) Lacke, haben, je nach Typ und laut Hersteller, eine Lagerzeit zwischen 1 und 2 Jahren, Epoxidharze ebenso..., dagenen: welche Lebensmittel meinst Du? Äpfel, Birnen, Fleisch.... oder Konserven, da gibt es doch drastische Unterschiede!?
zu 8) siehe vor....

Nichts für ungut, André, aber ich bin für genaue Angaben und nicht für allgemeine "platte" Ansichten;
wenn "man etwas einfach nicht" oder etwas "anderes eher mag", kann ich damit gut leben und es einfach akzeptieren.

Zitat Marinus:
"Zu den Epoxy Geschichten- Pfui! Ich arbeite zwar viel iund gerne mit dem Zeug aber auf mein Holz kommt das nicht! Auch wenn man mittlerweile welches bekommt, fast ohne jede Farbverwirrung, ist es durch die UV Unbeständigkeit meiner Meinung nach völlig ungeeignet für solche Anwendungen. "
Wenn es um rein optische Anforderungen geht, benötige ich u.U. gar kein Epoxydsystem, da machen andere Beschichtungen wie Lacke NATÜRLICH mehr Sinn; bezüglich Deines Blautons für Deine X48 hätte ich Dir also auch nicht zu einem Epoxy geraten!
Aber aufpassen:
auch bei einem 1k-Lack wird von den Herstellern zu einem Anschliff der vorhergehenden Altbeschichtung geraten (insbesondere deshalb, um Schmutzpartikel zu entfernen) und insbesondere zu einem Abwaschen / Entfetten der Oberflächen!
Und, innerhalb eines bestimmten Zeitfensters kann auch ein 2k-Lack ohne vorhergehenden Anschliff auf die davorliegende Beschichtung aufgebracht werden!

Dein "Pfui" ist sehr emotional, wie ich finde..., einiges habe ich schon in meinem posting vom 10.8. zu den Beschihchtungsmöglichkeiten geschrieben, andererseits sollte man manches nicht miteinander vermischen:
Epoxidprodukte sollte dort eingesetzt werden wo sie wegen mancher ihrer Eigenschaften schlichtweg auch Sinn machen und sehr erfolgreich eingesetzt werden:
- hohe Klebekraft
- gute Verkrallung in Holz ohne Vorbehandlung (konträr zu Polyestern)
- (mit den richtigen Mitteln) verdünn- und als Lack einsetzbar
- hohe Wasserdampf-Diffusionsbeständigkeit
- bei entsprechender Schichsttärke absolut wasserdicht
- keine Reaktion mit Wasser, auch bei höheren Temperaturen
- dynamisch hoch und dauerhaft belastbar
- (je nach Auswahl) sehr flexibel bis hart erhältlich
- universell einsetzbar (als Beschichtung, Kleber und, mit Füllstoff-Zugabe, im selben System auch als Dicht-, Füll- und Fein-Spachtel einsetzbar.


Beste Grüße aus dem Köln-Bonner Rheinland

Michael

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Mi 11. Aug 2010, 21:56
von André bauer
Hallo Michael,
es geht doch um Klarlacke. Die Honigfarbe eines 1K Systems betont die Feurigkeit des Mahagoni, bei einigen schönen Arten auch ohne Beize.
Ich spreche bei 2) von ausgehärtetem Epox, ist doch klar, die Wirkung einer Beschichtung wird erst nach dem Aushärten sicnhtbar.
Ein vergilbtes Epox ist zwar auch honiggelb, aber es betont das Holz nicht mehr wirklich...
Darum muß es runter. Wer lesen kann...
Ich habe zwei Systeme selbst verarbeitet, SP 320 und West, sowie etliche grausige Beispiele gesehen.
Ich lerne gerne dazu, wenn es endlich ein EP gibt, das hält was alle versprechen.
Aber mit leeren Ankündigungen kommt man nicht weit, wenn schon Daten und Namen und sag nicht, das Du der Generalimporteur oder so bist...
Das Beispiel Lebensmittel diente nur dazu, deutlich zu machen, das EP ein Haltbarkeitsdatum hat, nachdem der Hersteller keine Garantie mehr übernimmt.
Wenn von 1K die Rede ist, ist eigentlich klassischer Bootslack auf Ölbasis gemeint.
Natürlich härten die auch aus, aber kopfüber gedreht halten die schon länger, als das MHD von Epox.
Wenn schon nicht mehr für anspruchsvolle Beschichtung, wofür dann, genau darum ging es hier?

Und wenn Du schon andere auf ihre sehr emotionale Ausdrucksweise ansprichst, halte Deine eigene Tür sauber.

André

Re: Holz vor Beschichtung quellen lassen?

Verfasst: Do 12. Aug 2010, 07:08
von Ivan Balushev
Moinsen,

bleibt mal alle locker. Es geht doch nicht darum, dass ein System besser ist als das andere. Es hängt nur von der Beschaffenheit des Bootes, der richtigen Verarbeitung und späteren Pflege ab, ob ein System funktioniert oder nicht.
Alle haben auf jeden Fall ihre Berechtigung und jeder soll das wählen, was ihm am besten passt. Generalaussagen wie zu weich, zu hart, vergilbt, zu teuer, hat bei mir noch nie geklappt etc. sind mit extremer Vorsicht zu geniessen und höchstwahrscheinlich Quatsch.

viele Grüsse, Ivan