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Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Do 29. Jan 2004, 17:03
von Tom
Moin!

Ich habe mir unlängst einen 50 Jahre alten Seefahrtkreuzer zugelegt. Der Aufbau ist in Mahagoni. In Hinblick auf die nächste Saison stellen sich zwei Probleme:

1. Das Schiff stand ca. 11 Jahre in einer trockenen Halle und hat am Aufbau zwei Trocknungsrisse. Muß ich die schließen? Oder sollte ich warten, was geschieht, wenn das Schiff im Wasser liegt? Wenn ja, wie? Mit Harz? Oder mit Leisten?

2. Der Verkäufer, ein 80-jähriger Seebär von der Küste, der weiß, was er tut, überraschte mich mit der Aussage, das Holz sei nur deshalb so gut (es ist in der Tat fehlerfrei), weil er es nicht lackiert habe, sondern immer nur Bondex aufgetragen hat - jedes Jahr einmal. Das Ganze ist jetzt ziemlich dunkel, aber keinesfalls hässlich. Natürlich mit einem guten Lackaufbau nicht zu vergleichen, aber man sieht selten derart gutes Holz. Ich bin deshalb geneigt, diese "Baumarktbehandlung" fortzusetzen. Hat jemand Erfahrung damit?

Besten Dank für die Hilfe!

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Fr 30. Jan 2004, 09:48
von Stefan
Moin,

wenn die Risse im Aufbau sind, also an einer Stelle, wo normalerweise kein Wasser dran kommt, dann werden sie auch nicht wieder zuquillen. Die eine Reparaturmöglichkeit ist, die Risse ausfräsen und eine Leiste passender Breite einleimen. Natürlich kann man einen Riss auch mit einer aufgeleimten Leist abdecken. Je nachdem, wo der Riss ist, sieht das vielleicht nicht so schön aus.

Ich nehme mal an, das Dein Vorgänger Bondex bei Deck und Aufbauten verwendet hat. Da ist das sicher mehr eine Frage der optischen Ansprüche und nicht so sehr ein Problem von Holzrott. Über die verschiedenen Konservierungsmöglichkeiten mit Lacken und Ölen finden sich weiter hinten im Forum lange Diskussionen. Einfach mal lesen.

Gruß

Stefan

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Fr 30. Jan 2004, 13:55
von Ulli
Hallo, Tom

Die Risse im Aufbau würde ich möglichst schmal ausfräsen und mit Epoxi eine Mahagonileiste einkleben. Da diese Arbeit sehr sorgfältig ausgeführt werden sollte, auch schon aus optischen Gründen, würde ich einen Bootsbauer damit beauftragen. Für einen geübten Menschen ist das eine sehr kurze Sache und sollte daher nicht allzu teuer werden (bei uns waren es für 3 kurze Risse 100 Euro).
Um die Reparaturstelle zu kaschieren würde ich den gesamten Aufbau abziehen, schleifen, mehrfach beizen (gut: Beize von International) und mit gutem Bootslack in 6-8 Schichten auflackieren. Ich nehme Sikkens Yacht-Varnish, die entsprechenden philosophischen Diskussionen um das Theman findest du wie von Stefan beschrieben weiter hinten. Bondex halte ich für Frevel, das Zeug ist für Stalltüren, aber nicht für Yachten. Es ist andererseits natürlich billig und leicht zu verarbeiten. Der von deinem Voreigner beschriebene positive Effekt auf das Holz könnte evtl. darauf zurückzuführen sein, daß Bondex sich ähnlich einem Lacköl verhält und daher nicht unterläuft (bin mir aber nicht sicher, ich male selten Stalltüren...). Bondex übermatscht im Gegensatz zu Lack die ganze Holzstruktur, das sieht immer ein bißchen so aus als hätte man etwas zu verbergen... Wichtig ist halt, beim Lackieren niemals zu schlampen und brav jeden Winter einen Erhaltungsanstrich aufzutragen, da bleibt das Holz auch sehr lange Zeit schön. Eine Bootspersenning im Sommer ist auch sehr gut. Andersrum reicht schon ein vertödelter Winter, um die Optik zu runieren.
Wenn dein Schiff so lange an Land stand, wie sieht eigentlich der Rumpf aus ? Der muß doch auch sehr ausgetrocknet sein.
Hast du mal ein Foto und ein paar Maße von Deinem Boot ? Wenn es erst 50 Jahre alt ist, handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen Seefahrtkreuzer im Sinne der Vorkriegs-Seefahrtkreuzerklassen.

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Fr 30. Jan 2004, 14:10
von Tom
Hallo,

Danke für die Tipps. Mein Boot wurde als Kreuzeryacht (nicht Seefahrtkreuzer, sorry) von Lürssen (Lehrlingswerkstatt) nach einem Riss von Miglitsch gebaut. Rumpf: verzinkter Stahl, Deck Teak massiv, Aufbauten Mahagoni. Masse: 10 x 2,85 x 1,60 m, Slup, Mast Spruce 13 m. Dass man Bondex eher für Stalltüren als für Boote nimmt, war mir schon klar, dennoch: Der Erhaltungszustand spricht für sich. Bei meinem alten Holzboot hatter ich trotz sorgfältiger Behandlung mit Lack regelmäßig schwarze Stellen unter dem Lack (ich segle viel auf der Nordsee und bin kein Hafenfeteschist, mein Boot muß in der Saison schon einiges aushalten).

Zu den Trockenrissen: Kann man die nicht auch mit Harz vergießen? Sie sind sehr klein und schmal (zwischen den Fenstern).

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Fr 30. Jan 2004, 18:45
von Tobias
a propos Risse...
wenn das holz rundherum keinerlei Feuchtigkeit bekam und bekommt, also keiner keinerlei Quell- oder sonstiger Spannbewegung unterliegt, geht das sicherlich auch mit Harzausfüllem. Ich erwähne das hier lediglich nur deshalb nochmal, weil aus eigener Erfahrung sowas bei (quell-)arbeitendem Holz nicht hinhaut - da gibts dann wieder feinste Riss, nämlich ober- oder unterhalb der zugeharzten Füllung.
To

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: So 1. Feb 2004, 14:59
von Ulli
Hallo Tom

Risse zwischen den Fenstern sind ein besonderer Fall. Die Glas- oder Kunststoffscheiben, die man in die Fensteröffnungen einpaßt, dehnen sich je nach Material und Wärme aus. Hat man hier super ordentlich gearbeitet und keinen Platz zwischen Glas und Holz gelassen, wird das Holz auseinandergedrückt. Das sieht man leider auf vielen Schiffen, es war auch die Ursache für die Risse in unserem Aufbau, obwohl unsere Makrolon-Scheibchen sehr klein sind. Also den Fensterscheiben etwas Platz zu den Seiten lassen (2 mm) und den Schlitz auch nicht mit Sika o.ä. dichtschmieren. Gleiches gilt auch für Schrauben, die evtl. noch durch die Scheiben gehen. Das Abdichten ist so zwar ziemlich schwierig, aber besser als Risse im Holz. Falls die Risse in deinem Aufbau diese Ursache haben ist es möglich, das sich die Rißbildung abstellen läßt und ein Ausfräsen nicht nötig ist. Halte ich aber für unwahrscheinlich, vor allem wenn der Riß bis nach Innen durchgeht. Hat Holz erstmal eine "Macke", arbeitet es an dieser Stelle immer wieder, verursacht durch Feuchtigkeit oder zuviel Sonne. Dichtspachteln nützt da nix, weil die Flanken des Risses nicht richtig miteinander verbunden werden, die Klebefläche ist einfach zu klein.
Haben wir alles schon ausprobiert, das Holz war stärker ;-)

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Mo 2. Feb 2004, 15:38
von Tom
Herzlichen Dank für die vielen Tipps. Ich denke, ich werde es probehalber einmal an einer wenig sichtbaren Stelle mit Harz versuchen. In dem Zusammenhang noch zwei Fragen:

1. Wo bekommt man das Harz?
2. Wie kann man es dunkel färben?

Danke und allen eine tolle Saison 2004

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Mo 2. Feb 2004, 17:22
von niki
hi tom!

1)generell überall wo auch bootslacke verkauft werden.....
2) ich habe einfach den schleifstaub des gleichen holzes genommen.
davon nicht zu wenig nehmen und erst dann (falls erforderlich) weiter mit zusatzstoff zur "verdickung" gebracht.

ich habe dazu "aerosol" genommen......wird allerdings beim schleifen "milchig"!! also sicher nicht schön am aufbau!

wer hat besseres material zum "verdicken"???


lg

niki

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Di 3. Feb 2004, 08:50
von Stefan
Moin,

auch wenn mann den Schleifstaub des gleichen Holzes als Verdickungsmittel nimmt, muß man aufpassen. Manche Epoxidharze lassen den so hergestellten Spachtel erheblich dunkler werden, als der Holzstaub ist.

Wenn Du noch nicht mit Epoxi gearbeitet hasst, hier noch ein paar Tips:

Unbedingt Handschuhe tragen, z. B. Latex ("Anti Aids Handschuhe", wie sie in KFZ Verbandskästen sind), aus Baumarkt, Farbenhandel, Sanitätshaus. Epoxi ist gesundheitsgefärdend und von der Haut praktisch nicht mehr abzukriegen, wenn es trocken ist. Solange es nicht getrocknet ist, lässt es sich mit Spiritus entfernen.
Die Ränder der Risse mit Klebeband abkleben. Epoxi lässt sich schlecht sckleifen. Durch das Abkleben hat man hinterher weniger Ärger mit dem Spachtel, der ja zwangsläufig auch neben dei Risse geschmiert wird.
Epoxi klebt nicht auf Plastikfolie, z.B. alte Einkaufstüten. Die eignen sich zum abdecken des Decks un der Umgebung der Reparaturstelle, damit man da nicht versehentlich etwas verschmiert, mit Spachtel, Werkzeug etc.
Viel Spass

Gruß

Stefan

Re: Trockenrisse/Lasur

Verfasst: Di 3. Feb 2004, 19:48
von Ulli
Zum Thema Spachtel anfärben: reiner Holzstaub der gleichen Holzsorte wird als Füller zu dunkel, halt wie nasses Holz. Wir haben den Holzstaub und etwas Colloidal Silica-Spachtelfüller (Quarzmehl von SP) oder hellen Holzstaub (Nadelholz, Teak) vermischt. Ausprobieren, bis die Farbe stimmt, sie ändert sich beim Trocknen des Epoxis nicht.