Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Rainer Enßlin
Beiträge: 61
Registriert: Mo 26. Jun 2006, 12:06

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von Rainer Enßlin » Fr 15. Okt 2010, 11:36

Hallo Jan,
aus den ersten Bildern geht für mich hervor, dass dein Bootsbauer so unrecht nicht hatte. Die verstärkungsspanten im Kielbereich bzw. Wrangen stehen zur Bootsmitte etwas hoch. Da scheint mir ein grundsätzliches Stabilitätsproblem zu existieren. Die Verbindung vom Kiel, also das Eichenholzstück in der Mitte des Bootes zu der ersten Planke, dem Kielgang, könnte hier erheblich geschwächt sein.
Wenn Du die Gfk-Haut entfernst, läufts Du Gefahr, dass das Boot nie mehr dicht zu kriegen ist und der Schwertkasten wie besoffen im Boot hin und her schwankt, am Ende gar abreißt. Das Anbringen einer zusätzlichen Ducht spricht für diese Instabilität.
Bootsbauer haben viel gesehen und daher ein schnelles und geübtes Auge.
Ich kenne das: da spricht jemand nach 10 Sekunden Hinsehen ein Todesurteil über Dein Boot, in das Du große Hoffnung gesetzt hast - unschön....
Mein Rat: Lass das GFK-Hemd da wo es ist und versuche einfach zu segeln. Wenn Du das restaurieren willst, wirst Du für Jahre in einer Halle verschwinden und - bist Du verheiratet?? - die Nerven anderer mit strapazieren.
Das Böötchen sieht übrigens vom Bug her einer BM-Jolle aus Holland sehr ähnlich (die hat allerdings nen Ballast-Kiel), innen mit dem flachen Rumpf eher einer Weserjolle.
Der Klappmast spricht ebenfalls für Holland. Es gab auch vorläufer für die BM-Jolle als Schwertjollen.
Nicht ganz unähnlich auch der Schweriner Einheitsjolle.
Das leicht plumpe Aussehen im Heckbereich spricht wirklich für die 20er Jahre, eine ausgeprägte Wanderjolle.
Ich bin mir recht sicher: machst Du das GFK ab, wird das Boot nie wieder gesegelt werden. Aber schöner lackieren kann man das und dann wird es echt schmuck.
Gruß und Mut..., Rainer
Rainer
Lord Odin
Beiträge: 39
Registriert: Mo 20. Sep 2010, 21:09

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von Lord Odin » Mo 18. Okt 2010, 10:44

Hallo Rainer,

leider habe ich nur 2 Möglichkeiten, da die aufgetragene Schicht nur hauch dünn ist bleibt nur:

1. ich lasse die alte GFK - Schicht drauf und trage nur eine neue vernünftige Schicht oben auf

2. ich entferne die alte Schicht und mache gleich auch die alte Farbe die unter der alten GFK - Schicht ist mit ab und trage dann eine vernünftige GFK Schicht auf.

Ansonten gebe ich dir Recht, ohne GFK - Mantel wird das Boot wohl nicht mehr schwimmen.

Im Moment warte ich gerade auf das Angebot eines Bootsbauers, der mir einige Bodenwrangen und Spanten ersetzen soll um die Stabilität wieder herzustellen.

Sobald ich neu Infos zur Restauration habe stelle ich die hier ein.

Gruß
Jan
acksel
Beiträge: 577
Registriert: Do 3. Aug 2006, 11:00

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von acksel » Mo 18. Okt 2010, 11:12

Mich würde einmal das Angebot interessiern.
Grüsse von der Elbe!
Axel

www.classic-modellyacht-design.de
tomy
Beiträge: 190
Registriert: Do 18. Okt 2007, 20:39

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von tomy » Mo 18. Okt 2010, 11:53

Hallo Jan,
warum gehst du nicht her - wenn du dich entschließt, den GFK Mantel zu verstärken- und klebst die neuen Spanten( neben die defekten)und Wrangen selber neu rein und verschraubst sie schlicht von aussen durch, bevor du die "neue" Zusatz-GFK Schicht aufträgst? Das Aussägen aus massiver Bohle ist doch nicht so schwer- und Epoxi andicken zum Einkleben- schaffst du auch!
Gruß von der jetzt auch ziemlich kalten Ruhr
Thomas
Lord Odin
Beiträge: 39
Registriert: Mo 20. Sep 2010, 21:09

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von Lord Odin » Mo 18. Okt 2010, 12:27

Hallo Thomas,

wenn irgendmöglich will ich versuchen das Boot in Originalbauweise zu erhalten, dazu gehören auch die eingebogen Spannten. Nartülich kommt es auch auf das Finanzielle an, aber mal sehen was mich das kosten soll. Sollte das zu teuer werden, werde ich wohl nicht anders können als es genauso zu machen wie du vorgeschlagen hast.

Gruß
Jan
Gaffelfreund
Beiträge: 1
Registriert: So 31. Okt 2010, 12:51

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von Gaffelfreund » So 31. Okt 2010, 13:01

Hallo Jan,

ich bin selbst in deiner lage. habe von meinem Vater eine 20iger Jollenkreuzer bj 1938 übernommen.
Um die Originalitär zu erhalten würde ich an deiner Stelle das GFK abreißen. Insbesondere weil die alte Farbe auch noch unter ist. Dann würde ich den kompletten Rumpf abstrahlen.
Damit entdecke ich jede faule Stelle und kann sämtliche Ecken absolut saubermachen.
Als nächstes muss dann ein Bootsbauer ran der dir die notwendigen Holzarbeiten macht.
Kann dir hier einen serh guten vermitteln der auch preiswert ist. Er restauriert auch für die schweiz Boesch Motorboote.
Wenn deine Holzarbeiten fertig sind den ganzen Rumpf mit eopxybeschichten und eingelagerter Matte(die ist dann nicht mehr zu sehen ) damit hast du einen Rumpf in tadelloser Holzoptik und kein Problem mehr mit ausgetrockneten Planken.
Bei Bedarf kann ich dir gerne Fotos des gesamten Prozedere zukommen lassen.

Gruß
Peter
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von André bauer » Mo 1. Nov 2010, 08:55

Hallo,
es geht auch ohne Epoy und Matte sowieso, Matte ist das Zeug, wo die Fasern wild durcheinander liegen, das ist zu dick, um transparent zu sein nach dem Epoxyanstrich.
Möglichst dünnes Gewebe bleibt transparent, gibt aber keine Festigkeit, daher kann man es auch weglassen und nur mit Epoxy streichen.
Bitte dazu auch die Suchfunktion des Forums nutzen, der Sinn und Nichtsinn von Epoxyanstrichen wird hier des öfteren neu diskutiert.
Habe bewußt Epoxyanstrich geschrieben und nicht Überzug, weil Epoxy auch wie eine Farbe betrachtet werden kann.

Zum Einkleben von Spanten:
Dazu müßte nicht nur die Anlagefläche epoxiert werden, sondern auch danach eine Hohlkehle vor und hinter Spant mit z.B einem Holz-Eisstiel gebildet werden.
Das geht aber aus optischen Gründen für einen Klassiker ja gar nicht.

Und wie Spanten aus massiver Bohle gesägt werden, das Verfahren möcht ich wohl auch noch mal kennenlernen...

@Jan: Hast Du eigentlich inzwischen einen Weg gefunden?

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
tomy
Beiträge: 190
Registriert: Do 18. Okt 2007, 20:39

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von tomy » Mo 1. Nov 2010, 19:48





Hallo Jan,

André bauer schrieb:
-------------------------------------------------------

> es geht auch ohne Epoy und Matte sowieso, Matte
> ist das Zeug, wo die Fasern wild durcheinander
> liegen, das ist zu dick, um transparent zu sein
> nach dem Epoxyanstrich.
> Möglichst dünnes Gewebe bleibt transparent, gibt
> aber keine Festigkeit, daher kann man es auch
> weglassen und nur mit Epoxy streichen.
> Bitte dazu auch die Suchfunktion des Forums
> nutzen, der Sinn und Nichtsinn von Epoxyanstrichen
> wird hier des öfteren neu diskutiert.
> Habe bewußt Epoxyanstrich geschrieben und nicht
> Überzug, weil Epoxy auch wie eine Farbe betrachtet
> werden kann.
>
> Zum Einkleben von Spanten:
> Dazu müßte nicht nur die Anlagefläche epoxiert
> werden, sondern auch danach eine Hohlkehle vor und
> hinter Spant mit z.B einem Holz-Eisstiel gebildet
> werden.
> Das geht aber aus optischen Gründen für einen
> Klassiker ja gar nicht.
>
> Und wie Spanten aus massiver Bohle gesägt werden,
> das Verfahren möcht ich wohl auch noch mal
> kennenlernen...
>
>sicher steht ausser Fragedass Vieles für einen Klassiker garnicht geht. Wenn es recht zu verstehen war, suchtest du Jan aber einen Weg, wie dein Boot mit einem vertretbaren Kosten- Zeit- und Einsatzrahmen schwimmfähig gehalten und gemacht werden könnte.
Sonst wären die vielen Vorschläge - eben ohne "klassische Restaurierung" dies Ziel zu erreichen , garnicht gemacht worden.
Und wenn schon "Matte" ( das muss keineswegs immer tatsächlich gehäckselt Silangebundene "Mischung" sein- viele Hobbybastler haben da auch vor langer Zeit schon Gewebe genommen), dann doch nur, weil sie schon drauf war.-

Wie hast du dich entschieden Jan?

Und :Andre Bauer: eine Jolle wie diese hat eine relativ scharfe Kimm, wie z.Bsp. Elb H Jolle,
oft wurden Reparaturen im geraden Spantbereich mit eingeschäfteten und eingeleimten und verschraubt/vernieteten Massivholzteien ausgeführt.
Man muss sich ja nicht immer ALLES perfekt machen -
So richtig es ja völlig unbestritten ist, dass das bei einer "klassischen" Restauration so sein müsste- ich behaupte aber, dass die nicht IMMER jeder machen kann und will.
Und nebenbei muss auch nicht jedes Holzboot naturlackiert sein, oder? Farbe darf doch auch, nicht?

Gruß von der Ruhr
Thomas




kaimaitai
Beiträge: 73
Registriert: Di 6. Apr 2010, 15:25

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von kaimaitai » Mo 15. Nov 2010, 16:45

Hallo Tomy!

Klasse, das ist die alte H-Jolle von Hatecke, richtig? Hatte vor Dir überlegt, das Schiff zu kaufen, aus verschiedenen Gründen hatte ich mich dagegen entschieden. Toll, das dieses Schiff schon wieder Wasser unter dem Kiel hat. By the way: Hättest Du Knief gefragt, so hätte er wahrscheinlich nicht unbedingt dazu geraten...oder?

Gruß, Kai
Tobias Bressler

Re: Hilfe Restauration gaffelgetakelte Holz Jolle

Beitrag von Tobias Bressler » Mo 15. Nov 2010, 21:00

Hallo, das Boot wurde mittlerweile via ebay verkauft...vermutlich erübrigt sich daher weiterer Ratschlag an den Lord.

Viele Grüße
Tobias Bressler
Antworten