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Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 13:33
von bob57
Moin,
wir stehen vor der Frage:
Wie bekommen wir das nach unten offene Mahagonie-Stabdeck dicht, welches wir unter der mehrere Millimeter starken GFK-Schicht unseres Jollis fanden, denn die seit Urzeiten in den Fugen befindliche Teer-Pampe ist nicht mehr zu retten.
Klar, zuerst mal sauber abziehen resp. schleifen. Aber wie bekommen wir das Deck anschließend verfugt, denn ich befürchte, wenn ich den Fugen mit Sikaflex zu Leibe rücke, läuft alles unten raus.
Meine Frau schlug vor, die Fugen mit Hanf oder Sisal (Bindegarn für Strohballen) auszulegen und das Garn anschließend mit Epoxid zu tränken. Zum Schluß verfugen.
Geht das?
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 18:07
von moturua
moin bob,
hilft dir der frühere beitrag vielleicht erstmal weiter?
http://www.fky.org/forum-neu/read.php?2,8790
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 19:37
von bob57
Moin,
danke für den link, aber das hilft mir nicht so richtig weiter, denn ich habe ja kein Sperrholz unter den Leisten, das Deck besteht ausschließlich aus den Leisten. Sprich - wenn die Fugen undicht sind, gehts gleich durch ins Boot.
(Was ja andererseits kein sooo großer Fehler ist, auf jeden Fall besser als gammeliges Sperrholz als Zwischendeck.)
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 20:13
von Garrett50
Moin Bob !
Es ist sicherlich keine Frage , daß viele Boote aus dem ehemaligen ostdeutschen Raum mit den dort verfügbaren Mitteln gebaut werden mussten , aber deshalb sollte man bei dem Aufbau eines richtig gebauten Holzdecks nicht von `gammeligen Sperrholz ´sprechen . . .
In diesem Forum gab es bereits genügend Hinweise auf geeignete Sperrholz-Qualitäten , ohne die es nun einmal nicht geht !
Bei einem Jolli , wo alle Gewichtsbelastungen besonders delikat sind , würde ich bei ausreichendem Abstand der Decksträger eine Unterlage von 2 x 3 mm Sperrholz oder 1 x 3 mm und 1 x 4 mm Sperrholz wählen , auf die dann die Decksleisten geleimt werden können .
Diese Sperrhölzer sollten unbedingt aus gleich-dicken Lagen à 1 mm bestehen , alles in Bootsbauqualität versteht sich . Ein derart verleimter Decksverband ist dann steif und absolut dicht .
Es ist m.E. nach nicht möglich , den vorhandenen Aufbau zu verleimen oder auch nur dauerhaft abzudichten - das Deck war grundsätzlich falsch aufgebaut .
Es wird immer wieder Problemstellen bekommen , die letztendlich strukturelle Schäden verursachen werden .
Vielleicht lassen sich die vorhandenen Stableisten retten und für das neue Deck weiter verwenden ?
Fasse Mut und mache einen richtigen Refitt - es regnet derzeit sowieso Bindfäden vom Himmel ...
Gruß Garrett
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 20:31
von moturua
hallo bob,
ich finde dein thema interassant, auch wenn du wahrscheinlich zu dieser jahreszeit und zu beginn der segelsaison auf so ein problem verzichten könntest.
zudem muss ich einräumen, dass ich keine vorstellung mehr habe, was man in dieser situation macht, ich spekuliere jetzt nur!
grund für die risse ist sehr wahrscheinlich, dass sich das holz durch trocknung oder einem anderen grund verzogen hat. dies würde bedeuten, dass das holz freiwillig nicht mehr in die eigentliche ausganglage, wo es noch dicht war, zurückkehren wird. um die saison zu retten würde ich mit einer dichtmasse arbeiten, die überschleifbar ist und dann mit lack drüberlackieren. wenn du jetzt verklebst, bekommst du das deck vielleicht nie mehr für einen neuaufbau gut runter.
im winter würde ich das deck abnehmen und sperrholz drunterpacken und dann das deck neu verkleben. ich denke langfristig ist das die bessere lösung.
aber wie gesagt, sind nur meine ideen. würde mich freuen, wenn sich jemand hier einbringen könnte, der wirklich davon ahnung hat!
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 22:14
von bob57
Hallo Garrett,
Dank für deinen Beitrag.
Das Boot ist Jahrgang 1957 und war bisher offensichtlich dicht. Dann hat jemand in bester Absicht GFK drüber gezogen und aus einem 1300 Kilo Jolli einen Zweitonner gemacht.
Ich baue das Ganze jetzt zurück, habe aber den Ehrgeiz, nah am Original zu bleiben.
Ausserdem, Sperrholz-Zwischendeck und Stabdeck ist m.E. die vorgeplante Katastrophe! An meinem 23-Füßer habe ich vergangenen Winter den Spiegel und die Eckspanten erneuert, weil die Nässe durchs Teakdeck ging, sich am Spiegel sammelte, das Sperrholz zersetzte und den Spiegel ruinierte. War weder von innen noch von aussen zu sehen und fiel auf, als der Spiegel beim Einhängen des Aussenborders brach, Gottlob an Land.
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 23:12
von Garrett50
@ stefan : Ich behaupte einfach einmal , vom Bau eines Decks `. . . wirklich Ahnung . . ´ zu haben . . . !
@ Bob : Ich denke , wenn das Boot mit einigen hundert Kilo GFK eingepackt war , dann nur , weil es zuvor nicht mehr dicht war . Die eingedrungene Feuchtigkeit hat über Jahre zur -> Trockenfäule geführt , mit dem von dir geschilderten Ergebnis . So etwas ist leider nicht unbekannt , deshalb wurde in verschiedenen Beiträgen wiederholt darauf hingewiesen , daß man eine GFK-Beschichtung nur dann aufbringen sollte , wenn das gesamte Holzwerk gesund und trocken ist .
Andererseits gibt es Tausende von Yachten weltweit , die ausnahmslos ein Holzdeck aus mehreren Lagen verleimtes Sperrholz in Bootsbauqualität haben , darauf zumeist ein Teakdeck , gut verklebt oder verschraubt und anschliessend vergossen .
Solange die Vergussmasse vorschriftsmässig eingebracht wurde , gibt es keine Sorgen .
Diese gibt es immer dann , wenn Feuchtigkeit eindringt ( bei einer Yacht aus Stahl gibt es dann immense Rostprobleme , bei GFK oftmals zerstörtes Laminat bis hin zum zerstörten Sandwichkern, u.a.m. ) .
Ein gut gemachtes Deck aus Sperrholz ( mit dünnen Innenlagen ) zersetzt sich so leicht nicht , auch wenn du das nicht so ganz glauben magst .
Denke bitte immer daran , welcher hohen Belastung ein Deck allein durch die Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist : Zwischen ca. - 2o ° C im Winter und bis zu ca. 8o ° oder mehr im Sommer , dazu kommen die wechselnden Nässe- und Austrocknungsphasen : Da ist es ungünstig ein Deck zu haben , das n u r aus verleimten Leisten besteht . Die Querkräfte , die an den Nahtstellen zerren , können leicht zur Beschädigung der Leimfuge führen .
Hinweis : Selbst vorgefertigte Teakdecks werden auf einer Sperrholzlage geliefert . . . sowohl für kleine Jollis , wie auch für sehr große Yachten .
Mehr möchte ich dazu nicht sagen .
LG von der Flensburger Förde
Garrett
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Mo 16. Mai 2011, 23:33
von moturua
hi garrett,
da hast du oben geantwortet, während ich noch getippt hab und ich glaub dir auch, dass du davon auf jeden fall mehr ahnung von decks hast als ich
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Di 17. Mai 2011, 10:36
von André bauer
Hallo Bob,
Garret hat, (wie immer) Recht, wenn er sagt, dass das Boot vor der Gfk-Beschichtung nicht dicht gewesen sein kann.
Gfk wurde gemacht, wenn die Leute mit der Unterhaltung des Bootes nicht mehr klar kamen
und Schäden am Holz schon da waren.
Statt Reparatur/Austausch wurde eben überlaminiert.
Entweder waren die Boote einfach undicht oder tatsächlich das Holz schon faul, das waren die Ursachen für Gfk.
Ein gut vor Feuchtigkeit geschütztes, z.B mit Epoxy RUNDUM, also auch und vor allem die Kanten versiegeltes Sperrholzdeck, dann sauber mit Dichtmasse eingesetzt hält Jahrzehnte.
Mit Holz ist es immer so, eine gut gemachte und gepflegte Arbeit hält ewig, Sperrholz ist da nicht anders.
Da Hirnholz mehr Wasser zieht, muß es besonders geschützt werden. (konstruktiver Holzschutz)
Weil Sperrholz kreuzweise verleimt ist, hat es Hirnholz rundum.
Daher müssen die Innenlagen für Verwendung an Deck und Rumpf möglichst dünn sein,
der Leim durchdringt bei der Herstellung der Sperrhölzer die Lagen und schützt damit das Holz vor Rott.
Noch wichtiger: Die Sperrhölzer für Außenverwendung sind durchgehend aus qualitiv gutem, rottbeständigem Holz während die für den Innenausbau dickere Innenlagen aus leichtem, schlechteren Holz haben.
Mit Epoxy die Kanten versiegeln und mit Sika oder ähnlichem einsetzen, damit sollte bei sorgfältiger Verarbeitung mind. 20 Jahre Ruhe sein.
Das gesamte Deck aufnehmen und neu verlegen ist natürlich eine Sauarbeit und man hat früher die Deckplanken direkt auf die Balken gelegt.
Dann hatt man aber auch die Fugen nicht bis unten durchgehen lassen und die Leisten miteinander
und in die Decksbalken vernagelt.
Gruß,
André
Re: Stabdeck sanieren
Verfasst: Di 17. Mai 2011, 13:28
von bob57
Moin,
danke für eure Beiträge.
Eurer Auffassung zu folgen, würde bedeuten, sämtliche Aufbauten zunächst mal runter nehmen, dann die Leisten entfernen, Sperrholz aufkleben, Leisten aufkleben.
Dann käme das nächste Problem: Ich bin sicher, daß die Decksbalken nicht mehr so sauber fluchten, wie es für die Verlegung von Sperrholzplatten erforderlich wäre. Also müssten die auch teilweise raus oder so weit unterfüttert werden, daß sie wieder eine Ebene bilden.
Eine Mordsarbeit, der ich eigentlich gerne aus dem Weg gegangen wäre.