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Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Sa 4. Jun 2011, 22:34
von bm16m2
Das Restaurierungsobjekt einer holländischen Jolle von 1959 soll beginnen. Die Vrijeid stand Jahrelang in einer trockenen aber kalten Halle. Der Rumpf in Leistenbauweise ist gut erhalten. Im Unterwasserbereich wurde wie üblich irgendwann Glasmatte aufgetragen. Alles soll nun runter. Im Überwasserbereich sind kleine Fugen entstanden ich schätze mal im schnitt Papierstärke. Wie gehe ich mit diesen Fugen um? Sollten sie grundsätzlich ausgefräst und ausgeleistet werden, oder soll ich den Rumpf erst mal wieder befeuchten damit sich die kleinen Fugen wieder schließen.

Die zweite Frage bezieht sich auf einen schwarzen Anstrich im Innenbereich bis Höhe Wasserlinie. Was könnte das sein? Sieht irgend wie aus wie Teerfarbe. Und wie bekommt man es am besten weg da ich später das ganze Boot mit Epoxy behandeln möchte.

Im voraus besten Dank
Rudi

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: So 5. Jun 2011, 19:52
von moturua
moin rudi,

wenn deine fugen im überwasserbereich wirklich nur papierdünn sind, würde ich auf jeden fall erstmal versuchen feuchtigkeit an das holz zu bringen, z.b. alte bettlacken im rumpf auslegen und anfeuchten. zusätzliche leisten in den fugen könnten nach meinem verständnis fast wie keile wirken, wenn das holz später im wasser wieder feuchtigkeit bekommt.

zu deiner zweiten frage hab ich nur eine weitere frage, was meinst du hier mit "epoxy"? willst du boot innen mit epoxy behandeln?

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: So 5. Jun 2011, 20:57
von bm16m2
Hallo Stefan,
vielen Dank für deinen Tipp. Ich habe vor den Rumpf außen im Unterwasserbereich mit zwei Lagen Glasmatte, über der Wasserlinie mit einer Lage zu belegen. Es soll ja das Holz noch sichtbar sein. Innen habe ich vor, es mit Epoxyharz und dann mit einem Klarlack zu behandeln. Da ich keinen Wasserliegeplatz habe dachte ich mir dass dies eine gute Lösung wäre. Hoffe ich.

Gruß Rudi

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: So 5. Jun 2011, 21:20
von tomy
N Abend Rudi,
dein Boot von innen mit Epoxi zu lackieren, wenn du es von außen mit Gewebe überziehst- davon kann ich nur ganz dringend abraten.
Bei unserer 60 Jahre alten Elb-H-Jolle hat diese Methode - vom Voreigner professionell und sehr ordentlich in Auftrag gegeben- dazu geführt, dass die Epoxidschicht im Inneren von den Planken zu großen Teilen im Laufe der Zeit undicht geworden ist, Wasser aus der Bilge daruntergelaufen ist und das alte Eichenholz zum Teil wunderbar unsichtbar verrottet ist.
Dies, obwohl die Aussenhautbeschichtung wirklich ordentlich gemacht war und ist.
Ich empfehle dir: von innen sehr ordentlich zu entlacken ( vielleicht auch strahlen?)und zu schleifen und dann mit Owatrol Öl oder einem ähnlichen , sehr dünnen Öl komplett zu sättigen. Gerade, wenn das Boot gut trocken ist, sollte das gut gelingen.
Das alles natürlich erst, wenn der Aussenüberzug fertig ist!
Dabei empfehle ich dir, die Fugen - falls offen - zwischen den Leisten von außen auszukratzen oder auszusägen (Japansäge) und dann mit angedicktem Epoxid sauber abzuspachteln. Vor dem Beschichten natürlich erst wieder ganz runterschleifen!
Viel Glück!
Thomas
P.S. Beste Erfahrung mit Behncke Epoxi

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mo 6. Jun 2011, 08:47
von André bauer
Hallo Rudi,
über Fugen in Papierstärke muß man sich NULL Sorgen machen, egal welches Holz.
Die schließen sich sofort wieder, wenn das Boot auch nur Wasser sieht.
Keine weitere Behandlung nötig, wenn Du willst kannst Du die größeren Fugen nach dem Lackieren mit Ettanwachs füllen.
Das härtet nicht aus und drückt sich raus, wenn die Fuge sich durch Feuchtigkeit schließt.
Gibts bei Toplicht zum Beispiel, ist aber bei so kleinen Fugen wirklich nicht notwendig.

Gruß,
André

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mo 6. Jun 2011, 11:38
von Garrett50
Moin Rudi ,

mir scheinen hier einige Verständnisfehler zu den Einsatzmöglichkeiten von Epoxydharz vorzuliegen , obwohl dieses wiederholt von mir und anderen Forumsteilnehmer sorgfältig beschrieben wurde .

Wie von André und Stephan bereits erläutert , sind Fugen von der Dicke eines Papierblatts in der Vollholzbauweise absolut natürlich und werden sich zuziehen , sobald das Boot ins Wasser kommt , evtl. sogar an Land , sobald das Holz durch feuchte Tücher zu quellen beginnt .

Hier darf auf keinen Fall Epoxydharz in die Fugen gegeben werden ! Wie sollen sich die Plankengänge dann jemals zuziehen ? Langzeitschäden wären vorprogrammiert .

Richtig ist auch der Hinweis , daß man nur eine Außenbeschichtung vornehmen darf und von innen das Holz tränken sollte, so , wie es Thomas bereits erklärt hat . Vollholz beidseitig zu beschichten führt immer zur Trockenfäule und damit zur Zerstörung .

Man kann auch keine Glasmatte einsetzen und glauben , daß das Holz nach Tränkung mit Epoxydharz noch sichtbar wäre .
Diese Methode geht nur mit sogen. E-Glass-Gewebe von max. 27o gr/m² und klar aushärtendem Epoxyharz . Sie ist vornehmlich für die formverleimte Holzbauweise entwickelt worden und bedarf einiger Erfahrung in der Verarbeitung , was Topfzeit , Fließfähigkeit , Tränkung , Entlüftung , usw. anbelangt . Das Aufbringen auf Massivholz sehe ich wegen der wahrscheinlich auftretenden Probleme an den Nahtbereichen während der Trockungsphasen eher problematisch und für wenig empfehlenswert !!!

Gruß Garrett


Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mo 6. Jun 2011, 12:21
von Andre R363
Hallo,

@ Garrett50: was bitte ist denn Trockenfäule? Habe diesen Begriff hier schon ein paar mal lesen dürfen.
Holz rottet doch nur ab einer bestimmten Feuchtigkeit. Wenn es trocken ist, dann hält es tausend Jahre.

@ Thomas: vll ist es gut gemacht worden, ABER wenn das Holz noch nicht trocken war oder es waren noch faule Stellen dran, dann...ja dann.......

Also ich habe meinen 20er Jollenkreuzer aussen mit Gewebe (UW drei Lagen, ÜW eine Lage) beschichtet und lackiert. Innen richtig satt zwei mal mit Epoxy getränkt.
Das Epoxy für die Innenbeschichtung habe ich zu einem Drittel mit entsprechendem Verdünner gemischt. Das wird flüssiger als Wasser und zieht schön ein.
Die zweite Schicht habe ich weniger stark verdünnt da ja nach der ersten Schicht nichts mehr einziehen kann.
Das Lackieren kann man sich danach im Innenraum sparen. Kommt ja kein UV Licht hin.

Problem bei mir war, dass die Plankenstösse mehrere mm auseinander waren. nach dem ausfräsen (10mm) und einkleben von Leisten sind innen unschöne breite Rillen geblieben.
Hätte ich jetzt mit Owatrol getränkt, hätte ich über die Jahre schöne Dreckecken bekommen.
Jetzt ist alles herrlich dicht.
Ausserdem kommt das Tränken mit Owatrol viel teurer als mit Epoxy, da das Owatrol zigfach aufgetragen werden muss.
Dadurch auch mehr Arbeitsaufwand.

Da dein Boot, Rudi, jahrelang in einer trockenen Halle stand, habe ich überhaupt keine Bedenken wegen einer Epoxybeschichtung.

Wegen der zu entfernenden Teerfarbe: sowas hatte ich auch drin. Habe Stunden damit verbracht, alles mögliche auszuprobieren. Das hat viel Zeit und Geld gekostet. Bin aber keinen Schritt vorangekommen.
Habe dann den Rumpf (Eiche) innen Sandstrahlen lassen. 2,5 Std und alles war erledigt.
Farbe, Lack, Teer, Dreck alles raus. Spanten, Wrangen, Nietköpfe alles sauber.
Das Aussaugen des Sandes hat zwar nochmal so lange gedauert aber im Vergleich.....




Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 21:02
von bm16m2
Hallo Kollegen,
vielen Dank für die vielen Ratschläge und Informationen für die Beschichtung meines Holzrumpfes. Mittlerweile habe ich schon etwas am ÜWS gearbeitet und ich bin überrascht wie gut das Mahagoniholz nach über 60 Jahren noch im Schluss ist. Ich werde nun nur im Uw-bereich mit Epoxy arbeiten und versuchen, im Üw-bereich dann nur wie früher mit Lack zu arbeiten. Welchen muss ich mir noch anlesen in den vielen Beiträgen die schon bestehen. Eine Frage noch zu Ovatrol, wird nur geölt oder nach dem ölen noch weiter veredelt. Wird das ölen quasi erst ganz zum Schluss gemacht und jährlich wiederholt?

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mi 8. Jun 2011, 21:28
von Andre R363
Hallo,

auf jeden Fall nach dem Beschichten mit Öl hantieren.
Wenn du vorher ölst und das Öl durch die Plankenstösse rinnt, könntest du probleme mit dem Epoxy bekommen.

Gruss
Andre R363

Re: Rumpfsanierung einer Kieljolle Vollhoz Leistenbauweis

Verfasst: Mo 27. Jun 2011, 19:16
von Andre R363
Garrett50 schrieb:
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>
> Richtig ist auch der Hinweis , daß man nur eine
> Außenbeschichtung vornehmen darf und von innen das
> Holz tränken sollte, so , wie es Thomas bereits
> erklärt hat . Vollholz beidseitig zu beschichten
> führt immer zur Trockenfäule und damit zur
> Zerstörung .
>
>> Gruß Garrett
>
>

Hallo,

was ist denn nun Trockenfäule?
Das Netz gibt dazu nur wenig her.
Eigentlich garnichts.
Wenn man das Wort eingibt, kommen nur Erläuterungen zum Zersetzen von nassem Holz.

Gruss
Andre R363

www.holzboottreff.de