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Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mo 11. Jul 2011, 20:08
von fjfraundorfer
Hallo Restaurierungsfreunde!

Soeben habe ich begonnen (endlich), den Rumpf meines 64 er Börrensen Drachens von der vor Jahren vom Vorbesitzer aufgebrachten viellagigen Epoxibeschichtung zu befreien. Allein, die Freude, wie schnell das mit Holzkeilen und Hammer funktioniert, währte nicht lange: Auf dem Gußeisenkiel und den Mahagoni-Planken hält das Zeug irre fest.

Ich hab's mit dem Teppichbodenmesser vom Multimaster probiert, mit der Dremel-Minikreissäge vorsichtig Streifen geschnitten und dann versucht, mit einer feinen Klinge drunter zu kommen, alles vergeblich. In meiner Verzweiflung habe ich dann die Fliesscheibe von der Flex (vulgo 'Negerkeks'), mit der ich rostige Stellen am Kiel behandelt habe, auch über dem Holz angewandt - wow! Geht toll, staubt wie Hölle, hinterläßt allerdings deutliche Riefen.

So will ich doch nicht weitermachen, weil wohl das danach erforderliche Schleifen und Spachteln vor einer Neubeschichtung oder Farbe nochmals viel nmehr Arbeit würde.

In einem neuen Beitrag habe ich gelesen, daß Epoxi bei über 40 Grad weich wird - kann man da nicht einen Heißluftföhn und eine Ziehklinge verwenden? Wie macht Ihr das?

Vielen Dank im Voraus für Eure Tips, ich werde das Projekt hier rein stellen, sobald ich einigermaßen voran gekommen bin.

Franz

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Di 12. Jul 2011, 12:52
von André bauer
Hallo Franz,
es dauert zwar ziemlich, bis man eine dicke Epoxi-Glasfaserbeschichtung erwärmt hat, aber wenn man dann systematisch weiterarbeitet, könnte das gut gehen.
Habe bisher nur sehr dicke Farbschichten bearbeitet, sollte aber ja ähnlich sein.
Würde einen Spachtel probieren statt Ziehklinge.

Mich wundert es nicht, das die Beschichtung fest drauf sitzt, Epoxi geht mit Holz eine super Verbindung ein im Gegensatz zu Polyesterharz.
Ob das Harz bei 40° oder später weich wird, muß man ausprobieren, ganz abhängig vom Harztyp.
Epoxi ist eben lange nicht gleich Epoxi.

Pass auf, das nicht zu viel Wärme ins Holz kommt, dabei geht dem Holz zuviel Fuchtigkeit verloren.
Sind denn Fugen zwischen Planken oder ist das Boot ausgeleistet und verleimt worden vor dem Beschichten?

Wenn alles nicht hilft, besorg Dir einen E-Hobel mit Absaugung und einen guten Werkstattsauger.
Der Staub ist wesentlich gröber und das Meiste landet direkt im Sauger.
Den Hobel kann man sehr fein einstellen, so das im letzten Arbeitsgang nur sehr wenig Holz verloren geht.

Gruß,
André

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Di 12. Jul 2011, 15:46
von fjfraundorfer
Andre,

besten Dank für die schnelle Antwort! Erste Versuche mit der Heat Gun heute morgen waren zwar frustrierend - die UW-Farbe warf Blasen und ging super ab, die beschichtung rührte keine Wimper - nach Deiner Mail habe ich aber mehr Geduld aufgewandt, länger erwärmt, und sehe da, wenigstens dort, wo ich mit einem Spachtel drunter kam, gings handtellergroß ab. Zar nicht komplett, die erste Glaslage blieb auf dem Holz, aber das scheint dann doch deutlich weniger Arbeit mit der Schleifmaschine zu werden.

Dort wo es nach wie vor zäh geht, nehme ich dennoch die Flex mit einer Fliesscheibe, die entstehenden kleinen Riefen kümmern mich im UW-Bereich wenig, da ich ohnedies spachteln werde müssen.

Ich habe vor, nur dort eine neue Beschichtung aufzubauen, wo die alte sich abgelöst hat, überall dort, wo die Beschichtung blasenfrei hält (und wie fest, habe ich ja bereits zur Genüge kennengelernt ;-) ), möchte ich nur die Farbe und den Primer entfernen, den Gewebe-Unterbau aber unberührt lassen. Ist das sinnvoll? Hält Epoxi neu auf Epoxi neu? Gibts das Tricks?

Fragen über Fragen....eigentlich sollte ich bei 33 Grad und leichter Brise eher segeln, als in der Werkstatt hocken!

Beste Grüße, Franz

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Di 12. Jul 2011, 16:24
von André bauer
Hallo Franz,
wenn ich richtig verstehe soll nun die unterste Lage auf dem Holz erhalten bleiben.
Beim Arbeiten mit Heißluftpistole ist die Verklebung der ersten Schicht mit dem Holz aber nicht mehr zu 100% garantiert.
Warum soll denn die Beschichtung überhaupt runter?
Stellenweise Delamination der Gewebelagen läßt sich reparieren, ist die Beschichtung undicht, muß auch alles runter.
Daß Boot muß in dem Fall richtig trocken werden über mind. 1/2 Jahr in einer Halle.
Dann müssen die Planken wieder Druck gegeneinander bekommen durch Ausleisten der offenen Fugen.
Erst dann macht es Sinn, das Boot wieder mit GFK und Epoxi zu überziehen.

Mit viel Übung läßt auch mit der Flex eine Fläche dellenfrei hinbekommen, die nicht allzuviel Nacharbeit erfordert,
gleiches gilt für den Bandschleifer.
Das erfordert aber einige Jahre Erfahrung, da die nicht gegeben sind, sollte auf mehr oder weniger lange Schleifbretter für den Schliff vor der Lackierung zurückgegriffen werden.

Besser ist immer, man fragt erst bzw. ließt sich durch Bücher und Foren, bevor das Boot verbastelt da steht.
Ich würde erstmal den Larsson lesen, Standardwerk für Holzbootbesitzer.
Empfehlung: Buch kaufen, lesen und dann eventuell weiterarbeiten.

Die Themen sind auch schon oft hier im Forum diskutiert worden.
Über die Suchfunktion im Forumskopf findet man alles wieder.

Gruß,
André

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Di 12. Jul 2011, 17:27
von fjfraundorfer
Andre,

Larsson gelesen, Forum seit geraumer Zeit verfolgt, vor Jahren einen Irzl- Piraten BJ 62renoviert.

Drachen 5 Jahre in vorne offener Halle in Nähe zum See und in einer Regengegend (Salzkammergut) gelagert, teilweise Epoxi vorher geöffnet - dort wo es leicht ging. Ich muß das UW neu machen, da ich einen schleichenden Wassereintritt hatte und Fäulnis unter der Beschichtung fürchte.

Grund ist mittlerweile offenkundig: Teilweise sind die Kielplanken 3-5 mm auseinander, wurde bei der letzten Renovierung wohl nur mit Spachtelmasse befüllt, werde ich ausleisten. Rest der Beschichtung ab der 2 Kielplanken sieht sehr gut aus, deshalb will ich nicht nicht alles weg. Sorge macht allerdings ein ca 3mm Spalt mittsvchiffs zwischen Eisenkiel und Holz, da kann ich auf die andere Seite sehen. Werde auch da wohl eine dünne Eichenleiste von beiden Seiten mit Epoxi reinkleben, der Kile soll doch bündig anliegen?

Beste Grüße, Franz

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mi 13. Jul 2011, 09:25
von André bauer
Hallo Franz,
bei einer leckenden Beschichtung muß der nasse Teil komplett freigelegt werden, wie Du es auch schon angefangen hast.
Und die Fugen müssen, wie vorgesehen ausgeleistet werden.
Die Beschichtung kann das Boot nur dichten, die Festigkeit muß aus den Holzverbänden kommen.
Daher müssen die Planken stramm aneinander anliegen.
Auch der Ballast muß mit seiner gesamten Fläche an der Kielsohle anliegen, dünne Eicheleisten werden vom Ballast bald wieder durch den Druck zerstört und die Beschichtung wird durch Bewegung des Ballasts wieder undicht.
Vor der Beschichtung muß die Holzfeuchte auf max 12% runter sein, nötigenfalls auch größere Flächen von der Beschichtung befreien.
Es ist kein Problem auf eine vorhandene Epoxi-Gfk Beschichtung neue Lagen aufzubringen.
Nur muß sicher sein, das es sich bei dem vorhandenen um Epoxi handelt und nicht um Polyester.
Epoxi haftet nicht auf Polyester, es sei denn es ist ein Vinylester verwendet worden.
Vinylester ist ein hochwertiger Polyesterharztyp.

Gruß,
André

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mi 13. Jul 2011, 11:17
von Passera
André bauer schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Es ist kein Problem auf eine vorhandene Epoxi-Gfk
> Beschichtung neue Lagen aufzubringen.
> Nur muß sicher sein, das es sich bei dem
> vorhandenen um Epoxi handelt und nicht um
> Polyester.
> Epoxi haftet nicht auf Polyester, es sei denn es
> ist ein Vinylester verwendet worden.
> Vinylester ist ein hochwertiger Polyesterharztyp.
>
> Gruß,
> André


Hallo André, wie kommst du darauf, dass Epoxi nicht auf Polyester haftet??

Es haftet sogar sehr gut!

umgekehrt, d.h. Polyester auf Epoxi ist ein no-go.

Ich würde jedoch nie und nimmer eine Polyesterbeschichtung auf einem Holzboot lassen, wenn ich schon beim Restaurieren bin.

@Franz: zum Kielspalt - jetzt bist du schon soweit, also mach es dir "einfacher"...
lass den Kiel ein paar cm runter. Einfach die Kielbolzen lösen, die Unterleghölzer unterm Kiel verkleinern und tw. durch Keile ersetzen. Dann Keile zwischen Holz- und Eisenkiel reintreiben und so Kiel vom Boot lösen. Die Bolzen vorerst drinnen lassen. ca 4 - 5 cm Abstand reichen vorerst schon 1x und das ist schon eine "Welt". Du kannst erkennen, in welchem Zustand das Totholz ist. Wenn trocken und gut, dann einfach weitermachen mit Epoxi und Dichtmasse. Du siehst dann auch den Zustand der Kielbolzen. Wenn dann alles fertig ist, das Totholz gut eingepackt ist, dann wird der Kiel mit Wagenhebern nach oben gedrückt und wieder festgeschraubt. Geht relativ einfach, da die Kielbolzen ja nicht entfernt wurden und als Führung dienen. Vorher noch gut mit "Sika/Pantera & Co" die Kielauflage einschmieren, Kielbolzen vor dem Raufdrücken damit auch einschmieren. und dicht ist der "Schmaggel"

Ich habe das bei meinem Boot selbst so gemacht. Es hat sich bewährt.

LG passera

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mi 13. Jul 2011, 11:49
von fjfraundorfer
Morgen Passera,

Danke für Deinen Rat! Da das Boot sicherheitshalber zusätzlich an einem Hallenkran hängt, während ich dran werkle (ich lieg so ungern unter 2 to), ließe sich das Senken des Kiels relativ einfach bewerkstelligen - wenn ich die Muttern aufkriege. Der Zustand der Bolzen interessiert mich nach 47 Jahren auch sehr!

Nur habe ich noch keine Lösung für das Schließen des Spalts zwischen Holz und Eisenballast gefunden; so wie ich das Ganze sehe, läuft bem Drachen ein Kielstringer vom Bug bis zum achteren Kielende in einem durch. Direkt drunter sitzt der Eisenballast (der den größten Teil des Kieles bildet). Und genau da klafft mittschiffs ein Spalt. Da ich weder den gesamter Stringer tauschen , noch die Oberfläche des Eisenkiels verändern kann, bleibt nur die Variante, dort 'unterzufüttern', oder sehe ich das falsch?

Ich will den Stringer nicht durch Fräsen etc schwächen, sondern mit gleichem Holz den Spalt füllen - geht sicher nach Absenken des Eisenteils besser. Ich hatte vor, mit einer Fühllehre den Spalt zu vermessen, beim Schreiner ein passendes Teil aus alter Eiche fräsen zu lassen (mittig geteilt und mit Loch für den dort befindlichen Bolzen, sodaß ich von links und rechts zwei Halbteile einfüge), allenfalls mit dem Dremel noch nachbessern, rankleben, und gut.

Andere Frage: Hat jemand im Forum schon mal Lack vom Holzrumpf Sand- bzw CO2- Strahlen lassen? Wie sieht das Holz hernach aus?
Was halten die Experten davon? Ich bin doch sicher nicht der erste, der dieses Problem hat (hab aber in der Suche nix gefunden).

Handbreit und Gruß,
Franz

Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mi 13. Jul 2011, 12:35
von Passera
Hallo Franz,

kannst du vom Spalt/Kiel/Holz/Eisen ein Bild machen und einstellen? dann tut man sich leichter beim Raten :-)

und ja, ich habe schon Lack bzw. Beschichtung Sandstrahlen lassen. Wenn das jemand kann, dann ist das eine Super Sache.
Ich persönlich würde nie mehr (ich werde aber auch n i e mehr ein Holzboot restaurieren!!!!) Altbeläge vom Holzschiff abschleifen, sondern nur mehr strahlen lassen. Ausgenommen davon sind intakte Aufbauten, die lediglich einen Lackabzug bzw. Lackneuaufbau benötigen.

Strahlen schaut zwar im Moment vom Preis her immer teuer aus, aber das ist wirklich relativ.
wenn ich die Kosten zusammenrechne, die mir Schleifmaschine(n), Schleifpapier, Industriestaubsauger (ich habe 3 davon zerstört), Staubmasken, Ganzkörperkondome usw. usw. gekostet haben, davon kann man strahlen lassen.
Es wird beim Schleifen, vor allem innen, nie so schön und gleichmässig, wie durch strahlen.

Strahlen muss man aber können. Das fängt mit der Wahl des richtigen Strahlgutes an, geht über ein gleichmässiges Strahlbild und hört bei der Entsorgung des gebrauchten Strahlgutes auf.

LG passera


Re: Epoxi-Beshihtung auf Teak und Eihe entfernen?

Verfasst: Mi 13. Jul 2011, 13:59
von André bauer
Hallo,
ich arbeite zurzeit für eine Rettungsbootswerft und in dem aktuellen Projekt gibt es den Fall,
dass der Rumpf wegen Solasvorschriften in Polyester/Glas gebaut werden muß.
Der Rest des Bootes aber aus Gewichtsgründen in Kohlefaser/Epoxi.
Um die Bauteile sicher zu verkleben muß die erste innerste Schicht im Rumpf Vinylester sein.

Epoxi hält nicht sicher auf Polyester oder andersrum, genausowenig wie Polyester auf Holz.

Bei Holz ist eine Haftgrundierung mit Polyuretanharz (G4) nötig.
Epoxi auf Holz geht natürlich wunderbar.

@Franz:
Bei solch großen Spalten zwischen Ballast und Kielsohle füllt man am besten mit Sikaflex oder anderen Dichtungsmassen.
Mit Holzleisten bekommt man keine druckbelastbare Verbindung hin.
Man könnte ein Starkfurnier von 2,5mm auf ganzer Breite einkleben und den Rest mit Dichtmasse füllen.
Die Idee den Ballast bei Neubeschichtung auszusparen ist gut, allerdings muß die Kielsohle unten drunter dafür auch sauber und geschliffen sein.

Mit CO2-Strahlen (Trockeneis) habe ich bisher nur gesehen, das Aluminiumaufbauten damit vor dem Grundieren/Spachteln von Rückstanden (Fette, Staub, usw.) befreit wurden.
Ob Farbe sich davon so beeindrucken läßt, das sie abfällt, möchte ich fast bezweifeln.
Sandstrahlen geht, es gibt andere Verfahren mit gemahlenen Nußschalen und anderen Materialien, einschlägige Firmen (z.B Firma Get Off) haben da gute Angebote.
Billig ist das aber nicht, hatte für mein Schiff (12,7m) angefragt, lag bei über 7000.
Es lassen sich aber einzelne Farbschichten wohl sauber ablösen, so fein kann gearbeitet werden.

Gruß,
André