Mastverstagung

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helmsman-2

Mastverstagung

Beitrag von helmsman-2 » Sa 23. Jul 2011, 16:19

Ich interessiere mich gerade für die Verstagung von Masten auf traditionellen Booten, wie z.B. Drachen, Folkeboot, Schärenkreuzer etc. Also 7/8 getakelte Boote, mit einer Saling, Unterwanten und Diamondverstagung des Masttop, sowie Vorstag (auf Höhe der Wanten und der Diamondspreizen), Achterstag und evtl. Backstagen.
Es fällt auf, dass einige Boote (wohl auch klassenabhängig) die Wanten genau seitlich des Mastes fahren, andere etwas zurückversetzt.
Nach welchen Gesichtspunkten ( und wie weit) werden Wanten hinterhalb des Mastes gefahren bzw. wann werden Wanten genau seitlich des Mastes gefahren, welche Vor- und Nachteile hat das?

Mich würde auch diesbezügliche Literatur interessieren. Obwohl ich selber einige Literatur über Bootsbau besitze, finde ich nichts entsprechendes über die Konstruktionsprinzipien von (traditionellen) Mastverstagungen. Vielleicht kann mir ja auch hierzu jemand Tipps geben.

Viele Grüße
Klaus
nils
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Re: Mastverstagung

Beitrag von nils » Sa 23. Jul 2011, 23:52

Ein Vorteil der genau seitlich angeordneten Wanten ist die Möglichkeit, den (auf Deck stehenden) Mast Vorwind nach vorn kippen lassen zu können.
nvonholdt

Re: Mastverstagung

Beitrag von nvonholdt » So 24. Jul 2011, 07:51

Guten Morgen,
Informationen zum Rigg liefert z.B.:
"Das Rigg" Verfasser: Matthew Sheahan, Delius Klasing
meine Ausgabe von 1992 hat die ISBN 3-7688-0747-9

Grundsätzlich ist zu sagen:
Der Mast sollte nach vorn durchbiegen können, um die Profiltiefe des Segels zu verringern.
Jedoch darf der Mast niemals nach hinten durchbiegen. Gemeint ist nicht die Biegerichtung des Masttops!
Die Durchbiegung nach vorn wird durch das Großsegel und Backstage begrenzt.
Entscheidend für den Zweck gepfeilter Salinge ist die Lage der Oberwantpüttinge.
Sind die Püttinge querab Mast gesetzt, dann hat die Pfeilung der Salinge nur Einfluß auf die Mastbiegung.
Sind die Püttinge achterlich von der Mastmitte angeordnet, dann versucht man den Einsatz von Backstagen zu minimieren, d.h. bei leichtem Wind und leichter Welle kann auf den Einsatz von Backstagen verzichtet werden, da die Oberwanten einen kleinen Teil der Backstagwirkung übernehmen.

Eindeutige Vor- oder Nachteile aufzulisten ist nicht möglich. So hat zum Beispiel ein Mast mit nicht gepfeilten Salinge und Püttinge querab die beste Kontrollmöglichkeit der seitlichen Mastkurve. Jedoch muß die vor- achterliche Mastkurve durch das Achterstag und evtl ein Babystag beeinflußt werden.
Ein Mast mit nach achtern versetzten Püttinge und gepfeilten Salinge reduziert den Einsatz von Backstagen, aber die Kontrollmöglichkeit der seitlichen Mastkurve wird eingeschränkt. Daher muß der Mastquerschnitt vergrößert werden, was wiederum das Topgewicht erhöht.

Ich hoffe, daß ich die Gedankenspiele etwas angeregt habe.

Gruß
N.von Holdt
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