Seite 1 von 1

Winterarbeiten Sperrholzjolle (SZV)

Verfasst: Sa 29. Okt 2011, 20:45
von tobias.e
Hallo Zusammen,

Es ist zwar keine Yacht, aber man muss ja klein anfangen. Jedenfalls bin ich seit dieser Saison Besitzer eines hölzernen Schwertzugvogels. Nachdem das Boot jetzt in der heimischen Garage steht, frag ich mich, welche Winterarbeiten jetzt so alles notwendig sind. Da ich bisher keine nennenswerte Erfahrung mit Holzbooten habe, habe ich "Holzboote: Renovieren und Instandhalten" von Thomas Larsson und Holzboote Restaurieren und Reparieren/WEST SYSTEM gelesen. Mit den jetzt noch verbliebenen Fragen wende ich mich an euch Experten:

Ich habe einige Stellen am Überwasserschiff angeschliffen (erst mit 240er, dann mit 400er Scheifpapier) z.B. um Kratzer, Grate und das alte Kennzeichen zu entfernen, und würde diese jetzt mehrfach überlackieren. Sollte ich dabei eigentlich das komplette Überwasserschiff anschleifen und lackieren? Oder nur überlackiern? Sollte man das jede Jahr machen? Der Vorbesitzer hat mir 1 1/2 Doser BLUE PETER INTERTOX mitgegeben, das wurde wohl bisher für das Boot verwendet. Der Händler um die Ecke hat mir Owatrol Deks Olje D2 empfohlen, macht das Sinn?

Am Übergang zwischen Antifouling und Überwasserschiff gibt es ein par Stellen, an denen Farbe abblättert (erstes Bild). Anschleifen und Drüberlackieren?

Im Cockpit habe ich eine Stelle, an der das Holz deutlich hell verfärbt ist (zweites Bild). Muss mir das Sorgen machen oder ist das eine rein kosmetische Geschichte? Muss man da was tun? Es fühlt sich von oben jedenfalls nicht unterschiedlich wie der Rest an.

Und schließlich das UW-Schiff: Das Antifouling, das drauf war, scheint auf jeden Fall mächtig giftig zu sein: Nicht die kleinste Spur von Bewuchs, hier auf unserem Süßwassertümpel. An einigen Stellen hat das Antifouling Blasen geworfen, darunter sieht es aber genauso aus, wie wenn ich das Antifouling an einer Stelle ohne Basen anschleife: Das sieht aus wie eine dicke Epoxy-Schicht. Die Blasen abbürsten, an den Stellen neues Antifouling drauf (der Vorbesitzer hat mir auch noch eine Dose vermacht), und fertig?

Re: Winterarbeiten Sperrholzjolle (SZV)

Verfasst: So 30. Okt 2011, 08:50
von henning.saale
Hallo und herzlich willkommen!

Das mit dm klein anfangen habe ich mir auch gedacht (und sogar noch kleiner angefangen, nämlich mit einem Piraten).

Ich bin auch nicht der Experte, aber die Hellen Stellen solltest du auf jeden Fall angehen, denn sonst werden es dunkle Stellen.

Helle Stellen = Lack abgehoben/ abgeplatzt (dann kann Wasser drunter)
dunkle Stellen = nasse Stellen, Wasser im Holz = Rott und Morsch

Die Frage ist sicherlich wie gründlich du das machen willst. Im Idealfall komplett (an-)schleifen und dann komplett lackieren.

Wie das mit dem UW-Schiff und dem Antifouling aussieht, keine Ahnung.

Aber keine Angst, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in diesem Forum gut aufgehoben ist und eigentlich immer brauchbare Hinweise bekommt.

Re: Winterarbeiten Sperrholzjolle (SZV)

Verfasst: So 30. Okt 2011, 16:59
von tobias.e
Ich habe mal "vorsichtig" an der hellen Stelle im Cockpit-Boden angefangen zu schleifen. Sobald ich an einer Stelle durch den Lack durch war, konnte ich von da aus den angenrzenden Lack direkt ablösen:
[IMG]http://img717.imageshack.us/img717/6840/p1080692v.jpg[/IMG]
Da scheint mir ja einiges an Arbeit bevorzustehen. Gibt es eigentlich einen Weg, PU- 1K, 2K, und ölbasierten Lack voneinander zu unterscheiden? Ich habe je jetzt genug Material, um einige Tests zu machen.
Das Intertox Blue Peter, dass mir der Vorbesitzer mitgegeben hat, scheint ein reines Holztschutzmittel zu sein.

Wie gehe ich denn da am rationellsten vor, um den ganzen Lack runterzubekommen? Auf Dauer wird das mit der Rasierklinge echt mühsam....

Re: Winterarbeiten Sperrholzjolle (SZV)

Verfasst: So 30. Okt 2011, 21:50
von rw
Zum Intertox: Interessanterweise ist das von International AFAIK nie für Sperrholzboote als geeignet gekennzeichnet worden, evtl. verträgt sich das Mittel nicht mit der Verleimung. Ist aber kein Wissen, nur eine Irritation.

Zur Unterscheidung der Lacke: Mir sind nur "Fehler-Tests" bekannt: 2k-Lacke auf den Untergrund streichen. Wenn sich dieser kräuselt, waren es 1k-Lacke, in der Regel ölbasiert. Einige 1k-PU-Lacke sollen auch das Überstreichen mit 2k-Lacken überstehen. Ansonsten ist die PU-Oberfläche härter; das könnte auch zum "Splittern", das Du oben gezeigt hast, geführt haben. Ich kenne das aber auch vom alten Histor-Lack. Bestimmt kennen die Kollegen im Forum noch bessere Tests.

Rasierklinge vielleicht nicht, aber (Parkett-) Abhzieheisen, Skarstenschaber oder - IMHO noch besser: die Sandvikschaber. Immer schön an den gerissenen Kanten weiter machen, dann geht es meist recht schnell.

Re: Winterarbeiten Sperrholzjolle (SZV)

Verfasst: Mo 31. Okt 2011, 08:57
von tobias.e
Als ich heute morgen an einem Baumarkt vorbei gekommen bin, habe ich noch kurz eine Heißluftpistole gekauft. Mit Spachtel und Heißluft (300C) lässt sich die Lackschicht recht leicht weiter entfernen.

Die Lachschicht wird beim erwärmen weicher, schmilzt aber nicht, sondern wird bei höheren Temperaturen dunkel. Sie ist nicht löslich in Benzin, Ethanol, Aceton und Universalverdünnung. Die Dicke der Schicht beträgt etwa 250 Mikrometer. Der Lack ist brennbar, verbrennt mit gelblicher, stark rußender Flamme und hinterlässt einen schwarzen, brüchigen Rückstand, der aber nicht von alleine zerbröselt.

An allen anderen Stellen, (Rückseite dieses Teils, Bordwände (Auch da, wo das Foto erste Foto aus meinem ersten Beitrag oben entstanden ist), andere Teile des Cockpits) schaffe ich es nicht, den Lack komplett vom Holz zu lösen. Weder mit der Rasierklinge, noch durch schleifen und abziehen oder mit Heißluft und Spachtel. Da ist es höchstens so, dass ich eine Lackschicht von einer anderen Abbekomme, aber die unterste Schicht scheint sehr innig mit dem Holz verbunden zu sein. Ich werte das mal als ein gutes Zeichen.

Daher schient es mir vernünftig, das Teil auszubauen und den Winter über komplett neu zu lackieren. Den Rest vom Boot, der irgendwann wieder aus der Garage raus und in die Halle muss, würde ich dann nur an den Stellen, wo ich schleifen musste überstreichen. Oder haltet ihr das für einen Fehler?

Und dann stellt sich noch die Frage, womit streichen? Wenn 2K-Lacke nicht auf jedem Untergrund halten, ist das natürlich ein Argument für einen 1K-Lack. Oder?