Restaurierung O-Jolle G-327 "Gamle Jenta"

boyus
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Restaurierung O-Jolle G-327 "Gamle Jenta"

Beitrag von boyus » So 18. Dez 2011, 21:57

Hallo!
Mein Name ist Arndt.Ich bin Tischlermeister, komme aus Lippstadt.
Meine beiden Jungs und ich haben uns im Herbst eine O-Jolle von 1957 (?) zugelegt.
Die Jolle war vor 20 Jahren in ein Leichenhemd gezwängt worden - nach 4 Stunden war die Beschichtung, die sich schon großflächig abgelösst hatte bis aufs blanke Holz runter.

Die Scheuerleiste war durch weisse Spachtelmasse und Klebeband ersetzt, ein kleiner Parkrempeler am Bug war großflächig mit Epoxy zugekleistert.
Beim abkratzen des blättrigen Lackes innen steigt uns ein Hauch von Kompost in die Nasen...

Am Schwertkasten müssen wir einige Wrangen ersetzten und Teile vom Kiel.

20 - 30 Spanten (Esche) müssen neu eingezogen werden - eine Dämpfkiste habe ich schon mal gebaut und heute eine schöne Eschenbohle aufgetrennt.

Bei WHG in Warendorf habe ich für die "alte Dame" eine schöne Sipo-Bohle (Mahagoni-Ersatzholz) für die Scheuerleisten und Teile vom Deck gekauft.

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boyus
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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » So 18. Dez 2011, 22:11

Auch die Ahnenforschung gestaltet sich spannend:
Der Vorbesitzer hat leider bis heute noch nicht den Messbrief gefunden - über die Segelnummer G-327 habe ich aber schon im Yachtregister herausgefunden das das Boot zuerst in Lübeck gesegelt ist und anschließend an einen Eigner in Berlin - Siemensstadt gegangen ist. 1971 endet leider das Online Yachtregister.
Wir haben die Jolle aus Spandau geholt.

Eine o-Jolle mit der Segelnummer G 326 steht im Sportmuseum in Köln - von 1936

Eine Anfrage beim O-Jollen Verband stellt den Kontakt zum Eigner der G 326(mit Unterstrich) her - der mir freundlicherweise den Messbrief seiner O zur Verfügung stellt - evtl. ein Schwesterschiff?
eine anfrage an die Fricke - Werft am Dümmersee geht kommende Woche raus......


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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Di 20. Dez 2011, 19:20

Gestern habe ich Teile vom Deck die ich austauschen möchte zugerichtet und mit Epoxydharz verklebt. Heute habe ich dann das Deck aufgeschnitten (ganz vorsichtig mit der Furniersäge) und das neue Deck eingepasst.
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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von Bruno_He » Mo 26. Dez 2011, 10:58

Hallo Arndt,
schön, daß Ihr Euch die Arbeit machst eine alte O-Jolle wieder aufzuarbeiten. Wir, mein Sohn und ich, haben das ebenfalls im letzten Winter/Frühjahr gemacht. Wir hatten allerdings den Vorteil, daß unser Schiff eine Polyesterschale hat. Mich interessiert aber trotzdem, was Ihr da macht.

Speziell interessiert mich anfangs die Suche nach der Historie. Wir haben die Segelnr. 660 und wissen, daß unser Schiff in der DDR gebaut und gesegelt worden ist. Es gibt aber keinen Messbrief mehr. Ich habe bereits das westdeutsche Schwesterschiff gefunden und auch mit seinem jetzigen Besitzer korrespondiert. Weißt Du ob es noch irgendeine Registrierung alter DDR Boote gibt? Vom O-Jollenverband habe ich keine Antwort bekommen, wer ist denn dort der richtige Ansprechpartner?

Ich freue mich immer auf Leidensgenossen zu treffen.

Also, bis bald und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Viele Grüße aus Forchheim, Bruno

boyus
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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Mo 26. Dez 2011, 20:58

Hallo Bruno! Ich schicke Dir eine PN mit den Kontaktdaten.

Ansonsten habe ich die Sipobohle aufgetrennt , die Scheuerleisten und Teile für das Deck zugeschnitten.
Die Decksteile habe ich halbiert und "gestürzt" wieder verklebt (Epoxy), dadurch hat das Holz eine schöne "Blume".

Anschließend habe ich mit einer Furniersäge das Schiff vorne aufgeschnitten und das neue Deck eingepasst - ist zwar eine mordsquälerei und würde mit dem Multimaster schneller gehen, nur wollte ich an so exponierter Stelle keine Kompromisse eingehen.

Danach habe ich den "Parkrempeler" vorne an der BB-Seite bis zum Steven aufgemacht und nach hinten angeschäftet. Den Plankenstoß habe ich übernommen. Jetzt noch den def. Spant austauschen dann kann ich erst seitlich und anschließend das Deck verkleben.


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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Mo 26. Dez 2011, 21:00

Hier meine Mannschaft bei der Arbeit und ein älteres Projekt - ein 17'' Canadier in Epoxy-Leistenbauweise

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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Di 27. Dez 2011, 17:32

Die Nase ist geschlossen und nach dem anschleifen ist die Reparatur fast nicht mehr zu sehen. Ich habe extra Holz aus dem Deck für die Flicken verwand. Das verkleben mit Epoxy erfolgt zusammen mit dem Heck
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Das Heck ist jetzt auch aufgemacht - ein Streifen dunkeles Mahagoni war dort außermittig recht lieblos eingesetzt

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Hier mal eine Ansicht von vorn - mit neuem Bugbeschlag
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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Fr 6. Jan 2012, 07:10

Und weiter geht es:
Das Vor- und Achterdeck mit West System eingeklebt, dabei erst mit Epoxy vorgeträngt, anschließend das Gemisch angedickt und eingesetzt / verschraubt.
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Nach zwei Tagen Trockenzeit habe ich die Flächen mit dem Putzhobel angepasst und anschließend mit dem Rotex und 60er Papier beigeschliffen.

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Da ich am WE noch ein paar kl. Schweißarbeiten ausführen muss habe ich mir auch mal das Material für den geplanten Sliptrailer vorgeholt:
Der Trailer soll mit Rampen mit Hilfe einer Seilwinde auf einen herkömmlichen Anhänger fahren können.

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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Do 12. Jan 2012, 22:20

Am letzten WE lag der Messbrief unserer Jolle im Briefkasten ;-) Vielen Dank an den DSV !
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Ansonsten nimmt der Sliptrailer langsam Form an....

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....und das alte Mädchen durfte mal wieder frische Luft schnappen:
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Re: Restaurierung O-Jolle G-327

Beitrag von boyus » Di 17. Jan 2012, 18:20

Da es unendlich viele Meinungen zur "Richtigen" Oberflächenbeschichtung gibt habe ich heute mal einen "Fahrplan" erstellt.

Die Spezialisten hier im Forum sollen/dürfen gern Ihren Senf dazugeben ;-)
Untergrund ist komplett roh Gabun bzw. Sipo

Deck und Freibord : Schooner von International 4-6 Schichten

Bilge: ????G4 von Yachtcare oder lieber doch etwas offenporiges wie Owatrol????
(ich habe Bedenken das ich bei weiteren Eingriffen zB. am Schwertkasten Probleme mit der Verleimung/Verklebung auf dem ölgetränkten Holz bekomme)

Wasserpass und Antifouling : Als Grundierung Primocon und anschließend Trilux 33
(wobei ich noch überlege ob ich bis zum Wasserpass mit Epoxy und Glasseidengewebe absperre......




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