Deckfirnis Mahagoniboot

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Wieland
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Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von Wieland » Mi 22. Aug 2012, 01:16

Liebe Holzboot-Freunde,

ich habe mir vor kurzem einen lang ersehnten Wunsch erfüllt mit dem Kauf einer Mahagoni-Kieljolle (BM Jolle, Bj 1932). Das Boot wurde 2005 komplett restauriert und befindet sich in einem recht schönen Zustand, nur die Deckfirnis muss ich wohl im Winter neu machen.

Ich möchte schon jetzt die Arbeit planen und würde mich über ein paar Kommentare von erfahrenen Handwerkern freuen:

Während das Seitenschiff noch in einem sehr guten Zustand ist, ist die Firnis am Deck zum Teil aufgeplatzt, an Randstellen kann man teilweise ganze Stücke Lack abheben. Zum Glück gibt es einen detailliertem Restaurierungsbericht (wer Interesse hat: http://www.holzsegelboot.de/41018.html). Damals wurde laut dem Bericht wohl Hempel Dura Gloss Varnish für das Deck verwendet.

Nun wäre mein Plan, zunächst die alte Firnis komplett abzunehmen, schleifen, dann mit einigen Schichten Leinöl kaltgepresst imprägnieren. Danach Klarlackschichten.

Würdet Ihr wieder Hempel Dura Gloss Varnish verwenden? Der Lack soll natürlich nicht zu hart sein, da das Deckholz nicht sehr dick ist und sich daher viel bewegt. Er soll möglichst lange halten und einen schönen Glanz ergeben. Die eierlegende Wollmilchsau sozusagen.. Ich tendiere irgendwie zu Le Tonkois Marine Ölfarbe. Was würdet Ihr empfehlen?

Daneben werde ich wohl nur das Antifouling leicht anschleifen und einige Male mit demselben Lack, der ursprünglich verwendet wurde, nachstreichen. Das Boot dichtet übrigens sehr gut, nach einer Woche ist nur etwa 1/2 Liter in der Bilge!

Außer etwas Literatur habe ich bishr nicht viel Erfahrungen, ich freue mich daher über alle Ratschläge.

Danke!

Wieland
S413
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von S413 » Mi 22. Aug 2012, 15:15

Guten Tag Wieland,

Du musst Dich nur entscheiden, ob Du ölen oder lackieren willst.

Bei Vollholz ist Ölen alleine auch OK, aber dann nimm ein entsprechendes
Fachprodukt für Boote und kein Leinöl, das klebt dort nur und dringt nicht
tief genug ein. Ein PU Lack auf irgend ein Öl ist völliger Unsinn, das kannst
Du dann an warmen Sommertagen mit dem Spachtel runterschieben.


Einfach irgendwas aufeinander zu Pinseln ist gewagt.

Gruss

Frank
André bauer
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von André bauer » Mo 27. Aug 2012, 12:53

Moin Wieland,
ich möchte Frank in einem Punkt widersprechen, Leinöl dringt mit am tiefsten in Holz ein.
Weil es extrem langsam trocknet, für ein Deck macht es aber vielleicht wirklich wenig Sinn, weil es bei Sommertemperaturen warm wird und anfängt zu kleben.

Mir wird von Bootsbauern immer wieder Rylard Öl empfohlen, das soll angeblich Holz nahezu durchdringen, weil es im Holz nicht aushärtet, nur an der der Oberfläche.
Das hat den Vorteil, das wenn eine Macke ins Holz kommt, das Öl an der Oberfläche wiieder nachhärtet und so die Macke erstmal schützt.
Habe es selbst noch nicht probiert.

Grundsätzlich ist bei Farben/Lacken immer auf Verträglichkeit der verschiedenen Produkte zu achten.
Öl verträgt sich nur Alkydharzlacken, also einkomponentige Lacke auf Leinölbasis.
Beispiele: Epifanes, International Schooner, Rylard.

Keinen Polyurethanlack oder 2 bzw. 3 komponentige Lacke auf Öl verwenden.
Hier kommt zwischen Öl und lack keine haltbare Verbindung zustande.

Wenn sich ein Vollholzdeck so viel bewegt, das es sichtbar ist, schätze das Deck als zu weich bzw. defekt ein.
Felder eines Sperrholzdecks können sich bei kleinen Booten und den Füßen etwas bewegen, das ist ok.

Muß jetzt Schluß machen.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Folke 22
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von Folke 22 » Mi 10. Okt 2012, 09:24

Hallo Wieland,

ich möchte die Debatte noch um die Produkte D1/D2 von Owatrol ergänzen. Aus meiner Sicht ein wunderbares Produkt, da es sehr einfach zu Verarbeiten ist und bei sehr guter Imprägnierung/Schutz auch optisch gut aussieht. Das D1 wird in mehreren Schichten nass in nass bis zur Tränkung aufgetragen und muss dann ziemlich lange trocknen. Es ersetzt dann im Holz die Feuchtigkeit. Die anschließenden Schichten D2 versiegeln die Oberfläche und haben einen schönen Glanz. Es ist recht weich und somit für ein Deck aus meiner Sicht geeignet, was nicht übermäßigen Belastungen ausgesetzt ist. Ausbesserungen gehen sehr einfach und erfordern recht wenig Aufwand. Einfach mal die Produktdatenblätter von Owatrol lesen.

Ich verwende diese Kombination auf meinem Folkeboot seit Längerem und bin sehr zufrieden.

Grüße
Steffen
Wieland
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von Wieland » Mi 10. Okt 2012, 10:20

Hallo,

danke für die Antworten!

Also, ich lese nur Gutes über Owatrol, besonders D1.

Ich glaube, ich werde es mit Owatrol probieren, nach dem Abtragen der alten Firnis einfach mit Owatrol D1 naß in naß imprägnieren und danach D2?

Ich möchte diesen Winter nur das Deck machen und das Antifouling nachstreichen, die Bordwand oberhalb der Wasserlinien ist noch recht in Ordnung.

Dazu ein paar Fragen:

- Denkt ihr, dass das eigenartig aussieht, wenn die Bordwand so bleibt wie sie ist (wurde damals mit Hempel Dura Gloss Varnish behandelt) und das Deck mit Owatrol behandelt ist?

- Hat das auch einen schönen Glanz?

- Wieviel Schichten D2 habt Ihr denn verwendet? (ich nehme an, D2 dann trocknen lassen?)

Danke!

Lg

Wieland

André bauer
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von André bauer » Mi 10. Okt 2012, 10:53

Moin Wieland,
noch ein Argument gegen Owatrol bzw andere Öle auch auf Mahagoni als Schlußbeschichtung.
Öle enthalten wenig UV-Schutz, wie das bei D2 ist weiß nicht.
Alkydharzlacke wie Epifanes oder Rylard sind da meiner Meinung nach immer noch besser.
Als Basisbeschichtung sind Öle aber super.

Warum sollte es eigenartig aussehen?
Der einzige Unterschied wird der sein, dass das Deck frisch geschliffen und schön rot ist während die Seiten etwas heller sein werden.
Lackschichten können bei der UV-Belastung kaum genug sein.
Bei Alkydharz hat man früher von 8 Schichten gesprochen, das reicht lange nicht mehr.
12 sind Minimum, dazu kommt das Öl deutlich dünner ist und tiefer eindringt, der Oberfläche also weniger Schutz bietet.
Ölen musst Du sowieso, bis das Holz nichts mehr aufnimmt, also durchaus 10 Schichten und mehr in einem Arbeitsgang an einem Tag.
D2 kann nach dem Auftragen durchhärten, zum Schichtaufbau kann man aber mehrere Schichten nacheinander ohne Zwischenschliff streichen.
Dabei ist immer die maximale Zeit zu beachten, nach der geschliffen werden muss, gleiches gilt für alle Lacke.

Gruß,
André
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André

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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von Michael Grothe » Mi 10. Okt 2012, 16:57

Hej Wieland,

Andre`hat recht. D2 hat keinen byw. schlechten UV Schutz. Deshalb wird das Deck sehr schnell ausbleichen. Da ist Epifanes die bessere Wahl.

Hejdå Michael
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von Folke 22 » Do 11. Okt 2012, 10:32

Moin,

der Sache mit dem UV-Schutz muss ich zustimmen. Allerdings finde ich, dass man individuell beurteilen muss, wie viel Schutz man braucht. Mein Folkeboot liegt, sofern es nicht benutzt wird unter einer Vollpersenning.

Die Frage ist auch, ob das Ausbleichen um jeden Preis verhindert werden soll und wie viel es in der Praxis dann auch tatsächlich, nach optischem Empfinden ausbleicht, und ob das wirklich als störend empfunden wird. Letztlich bleicht alles aus, was der Sonne ausgesetzt, je nach Schutz nur schneller oder langsamer.

Zur Verwendung: D1 wird nass in nass aufgetragen bis das Holz nichts mehr aufnimmt, das ist bei Sperrholz natürlich recht schnell erreicht. Dann muss es recht lange trocknen. Je nach Temperatur mind. 1 Woche. Dann sollten mindestens 6-8 Schichten D2 drauf kommen. Klingt aber nach mehr Arbeit als es ist, die Verarbeitung ist sehr einfach und verzeiht viel. Danach hast du einen schönen Glanz. Ausbesserungen, auch partiell sind jederzeit möglich. Zur Pflege reicht es, im Winter die Oberflächen zu mattieren mit NAss-Schleifpapier und D1 und dann 2 Schichten D2 wieder aufzutragen.
Wie gesagt, lies dir die Produktdatenblätter am besten durch, hier erfährst du alles.


Viele Grüße
Steffen
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Re: Deckfirnis Mahagoniboot

Beitrag von André bauer » Do 11. Okt 2012, 10:50

Moin Steffen,
bei einem Folke mit lackiertem Lärchedeck oder Kiefer ist das Ausbleichen natürlich auch egal.
Bei Mahagoni sieht die Sache schon ganz anders aus.
Oder hab ich jetzt was falsch interpretiert?
Auch ein Folke hat ja meist einen Aufbau aus Mahagoni...

Auch bei Vollholz dringt Öl bei Hahagoni und anderen Harthölzern kaum tiefer ein als bei Sperrholz.
Wir haben ausführliche Tests gemacht mit alter Eiche aus dem Schiff und neuer abgelagerter Eiche, altem Honduras- und neuem Switenia-Mahagoni und neuem Kambala.
Alle 5 Hölzer je mit Owatrol, Lignu Epoxi und G4 behandelt bis nichts mehr ging, trocknen lassen, aufgeschnitten und die Schnittflächen poliert bis 400er Korn.
Damit bekommt man die Eindringtiefe sichtbar gemacht.
Bei allen Proben ist eine maximale Eindringtiefe von Owatrol von ca. 0,2mm feststellbar gewesen.
Das gilt auch für Hirnholz.
Bei Nadelhölzern dringt das Öl sicher wesentlich weiter ein.
Ansonsten stimme ich Dir voll zu, was die Verabeitung von D1 und D2 angeht.

Viele Grüße,
André
Gruß,
André

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