Seite 1 von 2

Vorstagbolzen

Verfasst: Sa 29. Dez 2012, 12:00
von cschlamkow
Hallo,


ich hatte in diesem Jahr mit einer nassen Stelle im Vordersteven zu tun. Ich habe herausgefunden, dass das Problem nicht von "unten" sondern von "oben" kommt - Regenwasser läuft über das Vorstag ins das Schiff, dort sind die Vorstagbolzen nicht vernünftig eingedichtet und das Wasser läuft in den Vordersteven.... Holztechnisch ist das Problem noch nicht so schimm, ich werde etwas Holz auswechseln und den Bolzen zukünftig besser abdichten, damit sollten die Probleme beseitigt sein.

Ich habe aber die Vorstagbolzen ausgebaut und viel Rost vorgefunden (vgl. Bilder). Nun würde ich dann gern Edelstahl oder - nach Lektüre des Threads http://www.fky.org/forum-neu/read.php?5,28623 - auch gern Siliziumbronze verwenden. Frage: Woher bekommt man so etwas? Und: Man sieht, dass bei den Originalbolzen der Kopf so versetzt angeordnet ist. Warum hat man das gemacht? Kann ich da einfache Schrauben mit Kopf verwenden?

Ich wäre für alle Einschätzungen und Tipps sehr dankbar.


An Alle einen guten Rutsch ins neue Jahr!


Viele Grüße,
Christian

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: Sa 29. Dez 2012, 15:11
von Tobias Bressler
Hallo,

wir hatten dasselbe Problem, genommen haben wir Maschinenschlossschrauben in V2A Edelstahl.
Gibt´s in jedem Baumarkt. Seither ist alles bestens. Ansonsten würde ich mal bei Dauelsberg anrufen und den aktuellen Katalog bestellen, die haben sicher auch Bolzen aus Bronze: Fon 04221/41207.

Guten Rutsch,
Tobias Bressler

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: Sa 29. Dez 2012, 19:56
von potemkin
feuerverzinkte bolzen sind auch nicht verkehrt, vermutlich besser als edelstahl wg. lochfraß und leichter zu bekommen als bronze.

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 12:15
von André bauer
Moin,
nachdem ich vor kurzem diese Tabelle gefunden hab, konnte ich habe mich dazu durchringen,
meine Kielbolzen (im Gusseisenkiel) in Edelstahl 1.4401 machen zu lassen (was dem amerikanischen 316L entspricht)
Siliziumbronze ist nach unten angehängter Tabelle deutlich weiter von Gusseisen entfernt, wenn 1.4401 auch generell etwas korrosionsanfälliger ist.
Wichtig ist, das die Materialien im nassen Bereich kein Spannungspotenzial aufbauen.
Eine Alternative ist nach der (dummerweise amerikanischen) Tabelle die Naval Bronze, zu deutsch Rotguss RG5 oder RG7

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rotguss für Schiffbau CuSn7Zn4Pb7 C CC493K RG7 (Rotguss 7) oder
CuSn5Zn5Pb5 C CC491K auch als RG5(Rotguss 5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Edelstahl nach 1.4401 scrollen

Das Thema ist so umfangreich und experimentell, das auch im Großschiffbau noch experimentiert wird.
http://www.propellerpages.com/?c=articl ... ies_Bronze berichtet über Versuche mit Nickelanteilen für Alubronzen gegenüber der lange Zeit üblichen Manganbronze.

Von feuerverzinkten Bolzen würde ich abraten, diese vertragen sich bekanntlich nicht mit Eiche.
Und sie sind auch weniger dauerhaft als Edelstahl und Bronze, sogar an Deck.
An Deck ist das natürlich eine optische Frage.

Die Materialien bekommt man in jeder vernünftigen Schlosserei.
Wichtig ist auch zu beachten, dass das Material bei eventueller Wärmebehandlung (schweißen, verformen, usw...) richtig nachbehandelt wird.
Dazu gehört mindestens das Passivieren bei Edelstahl oder bei tiefer Gefügeveränderung ein entsprechendes Glüh- und Abschreckverfahren.
Ein guter Schlosser, der im Schiffbau arbeitet, weiß da sicher bescheid.
Im Baumarkt oder sogar im Schiffszubehör bekommt man maximal 1.4571.
Das ist an der Luft (auch im Wasser ohne weitere Einflüsse wie Holz, Eisen) korrosionsbeständiger gegenüber 1.4401, in der Tabelle unten aber eben weiter von Gusseisen entfernt.
Dazu ist 1.4571 weniger beständig gegen Rißkorrosion, die sich entwickelt wenn umgebende Teile Eisenanteile an der Oberfläche haben.
Damit würde man sich im Vorsteven (Eiche?) oder im Ballast Nachteile an Bord holen.
Denn auch der Vorsteven ist, gerade wenn er zweiteilig mit Lasche im Bereich der Wasserlinie (und des Vorstags) ist, als nasser Bereich zu sehen.

Der versetzte Kopf ist sicher im Schiff eingeschiedet worden, da hat sich aus Platzgründen diese Form ergeben.
Nach dem Schmieden ist er wahrscheinlich noch mal verzinkt worden.
Noch was zum Verzinken:
Galvanisch verzinkte Bauteile haben im Schiff gar nichts zu suchen.
Die Zinkschicht ist so dünn, dass das Wasser sich gar nicht drum kümmert.
Anbei auch ein Bild von galvanisch verzinkten Bauteilen an der Maschine die meinem Schiff war.
So sieht das aus, wenn galvanisch verzinktes Zeug weit weg vom nassen Holz lange genug im Schiff ist. (leider ist das Foto völlig verrissen)
Feuerverzinkte Bolzen sind wahrscheinlich genauso Sonderanfertigung wie in Edelstahl oder Bronze, es sei denn es gibt irgendwo Standardware feuerverzinkt.
Feuerverzinken selbst ist auch wahrscheinlich teurer als ein Bolzen in Edelstahl gedreht.
Nach dem Drehen ist der Bolzen sicherheitshalber auch zu passivieren.
Das verhindert Rißkorrosion:
http://www.luebbecker-metallveredlung.d ... p?idcat=15

So ein Bolzen kostet als Drehteil wirklich nicht viel, schätze kaum mehr als 20€.
Ich habe einen guten Bekannten, der eine Schlosserei hat und viel für meine ehemalige Werft gemacht hat.
Ich bekomme meine Bolzen ziemlich günstig und könnte für Dich auch mal anfragen.
Ansonsten würde ich eine Werft in Deiner Nähe nach guten Schlossern fragen.

Wünsch Euch 'nen guten Rutsch,

André

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 13:33
von Bries
Hallo Andrè

Du meldest,
Das Thema ist so umfangreich und experimentell, das auch im Großschiffbau noch experimentiert wird.
[www.propellerpages.com] berichtet über Versuche mit Nickelanteilen für Alubronzen gegenüber der lange Zeit üblichen Manganbronze.

Propeller material,
Den haupt grund vom übergang von Bronze zur N/A Bronze ist seine hohere festigkeit und flexibilität gegen beschädigungen von aussen kommend , z.b. Holz / steinen .
Das ergibt gegen bronze propeller ein geringere reperatur häufigkeit .
Die reperatur ist an sich nicht so das problehm in vergleich mit ein ander.
Der kostenpunkt ist die notwendigkeit zum propellerwechsel , den damit verbundene zeit aufwand und die kosten dafür.

Das verringerte gewicht von propeller kan von einfluss sein auf die torsions rechnung vom antriebs strang ( motor - welle - propeller kombination ) wenn gewechseld wird von Bronze zum N/A . Wechsel umgekehrt ist wohl weniger wahrscheinlich. Dies ist für die antriebs leistungen bei unsere boote kaum oder nicht von belang .

m fr gr Georg Fongers.


Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 20:34
von Balkweger
Hallo,

mal wieder zurück zur ursprünglichen Frage.
Christian hatte nach ner Lösung für seinen Vorstagsbolzen gefragt. Und nicht nach Kielbolzen in Gusseisenkielen oder Propellern.
An Deiner Stelle würde ich entweder Bolzen/ Schloßschrauben mit entsprechender Unterlegplatte aus 1.4571 nehmen, die gibt es noch standardmäßig im gut sortierten Schraubenhandel. Da Du im Eichenholz bist und nicht im Gusseisenkiel spielt hier Korrosion aufgrund verschiedener Metalle keine Rolle, es sei denn, das Vorstag ist an einem Metallbeschlag abweichender Legierung befestigt. Ein Bild würde helfen. Aber selbst dann ist das noch nicht tragisch, eine einfache elektrische Isolation der verschiedenen Metalle gegeneinander genügt, um Korrosion vorzubeugen. Phenolharzgewebe, auch Tufnol genannt wäre nicht schlecht, das ist ausreichend druckfest.
Die bessere Variante wäre ein Bronzebolzen, Bronze hat eine deutlich höhere Streckgrenze als Edelstahl. Gibt bei Topplicht, als Schrauben, Gewindestangen und blanke Stangen zur Selbstfertigung von Bolzen. Ist aber kein so günstiges Vergnügen.

Grüße

Jens

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 21:03
von Tobias Bressler
Ganz recht Jens,
ich hatte auch den Eindruck, dass nach einer pragmatischen Lösung gefragt wurde.
Vor allen Dingen wollen wir doch nicht vergessen: Es muss doch nicht aus allem eine Wissenschaft gemacht werden. Ein ordentlicher V2A Bolzen hält länger, als wir alle vermutlich noch leben werden. Und ganz nebenbei: Beobachten wir nicht alle unsere Schiffe? Wenn sich wirklich Probleme ergeben sollten, muss man halt weitersehen. Eine Lösung findet sich dann sicherlich.

Einen guten Rutsch wünscht
Tobias Bressler
www.35er-nationalkreuzer.de

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 21:59
von Balkweger

Hallo Tobias,

das stimmt wohl, daß man nicht aus allem gleich ne Wissenschaft machen muß, aber all zu unfundiert sollte man auch nicht an die Sache herangehen.
V2A ist bei Sewasser sozusagen kontraindiziert. Die Chloridionen sorgen für Interkristalline korrosion und der Bolzen bricht, ohne unter Umständen Anzeichen von Korrosion zu zeigen.
Die erschwinglichen Sorten 1.4401, 1.4404 und 1.4571 sind durch Molybdän gegen Interkristallinekorrosion geschützt, aber nur bei geringen Temperaturen( <30°C Wassertemeperatur) und normalen Salzgehalten, das sieht z.B. im Mttelmeer schon wieder ganz anders aus, vorallem, wenn das Salzwasser auf dem Teil stehen bleibt und durch Verdunstung die Sazkonzentration steigt.
Deshalb bei sicherheitsrelevanten Teilen bitte nur passende Werkstoffe verwenden. V2A kann man unter Deck durchaus einsetzen, aber nicht für Tragendes!

Ein Interessanter Artikel dazu findet sich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Rostfreier ... iMo17-12-2


Grüße und nen guten Rutsch

Jens

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: So 30. Dez 2012, 22:19
von Tobias Bressler
Hallo Jens, so denn, werde jeder nach seiner Facon glücklich!
Viele Grüsse,
Tobias Bressler

Re: Vorstagbolzen

Verfasst: Mo 31. Dez 2012, 15:43
von André bauer
Moin,
und was den Zustand der Boote nach unserer Zeit angeht: Nach uns die Sinnflut, oder wie?
Wenn etwas unwesentlich mehr kostet, man sich aber dafür mal etwas kümmern muß und
nicht im nächstbesten Baumarkt kaufen kann ist das wohl schon zu viel verlangt.

Viele Grüße,
André